Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie Thermoelement identifizieren?


von Oliver P. (mace_de)


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Servus,

ich hab hier ein altes industrie Thermoelement. Als Baujahr steht 91 
drauf. Vom aussehen her würde ich auf ein Produkt aus einem ex DDR 
Betrieb tippen.
Auf dem Keramikkopf ist, in einer der seitlichen Aussparungen, ein "R" 
aufgestempelt. Nun frag ich mich, ist es ein Typ R Thermoelement? Gibt 
es eine Möglichkeit das zuverlässig rauszufinden?

Grüße Oliver

von Jetzt (Gast)


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Ja. in der Tabelle nachschauen, wieviel spannung es zb bei 100 Grad 
bringen sollte, und das dann auch nachmessen.

von Detlev S. (drahtbruecke)


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Also ein Typ R gibt es, aber daran hast du ja nicht gezweifelt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Thermoelement

Wenn du keinen gescheiten Messumformer und ein Referenzthermometer hast 
dürfte es aufwändig werden die Kenndaten eines unbekannten 
Thermoelements zu erraten. Außerdem "altern" Thermoelemente und ihre 
Kenndaten verändern sich dadurch mit der Zeit. Was du ermittelst muß 
also nicht genau zu den "Standardwerten" passen. Fertigungs- und 
Messtoleranzen erschweren auch den Durcblick. Zu beachten ist auch daß 
ein Themoelement nicht nur an seiner Spitze misst sondern das ganze Ding 
inklusive Kabel ein Temperatursensor ist.
Profigeräte messen daher die Temperaur an den Schraubklemmen der 
Elektronik und machen eine "Kaltstellenkompensation" (engl. "Cold 
Junction Compensation" oder kurz "CJC"). Hat nichts mit der Reparatur 
kalter Lötstellen zu tun ;-)

Einen Messumformer kann man zwar selber bauen, z.B. mit dem hier und 
einem Microcontroller:
http://www.avnet-memec.eu/products/maxim-integrated-max31865-monolithic-rtd-to-digital-converter.html

Aber dann fehlt immer noch ein Referenzthermometer und eine in weiten 
Grenzen regelbare stabile Heizung.

Wenn du es als sportliche Übung siehst dann kann man das machen, 
ansonsten kauf dir lieber ein geprüftes Thermoelement und nutz die 
Wochen und Monate anders.

von Oliver P. (mace_de)


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Erst mal danke für die Antworten.
Ich hätte einen Regler mit Thermoelement Eingang. Allerdings keine 
Ausgleichsleitung für Typ-R Thermoelemente.
Der Regler hat eine interne Vergleichsstelle. Wie wirkt sich da die 
verwendung von Kupferleitung aus?
Ich gehe in diesem Fall mal davon aus dass ich nur zwischen Typ R und 
dem standard Typ K unterscheiden muss. laut Tabelle ist die Spannung vom 
Typ R viel kleiner als vom Typ K. Wenn ich also den Regler auf Typ K 
einstelle, und bei Raumtemperatur eine Temperatur irgendwo im 
Minusbereich angezeigt bekomme, kann ich dann auf Typ R schließen oder 
hab ich jetzt irgendwo einen Denkfehler?

von Einhart P. (einhart)


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Detlev S. schrieb:
> Zu beachten ist auch daß
> ein Themoelement nicht nur an seiner Spitze misst sondern das ganze Ding
> inklusive Kabel ein Temperatursensor ist.

Kannst du das 'mal belegen? Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Ein 
Thermoelent misst m.W. die Differenz zwischen Spitze und Endpunkt der 
Ausgleichsleitung. Was mittendrin passiert ist nicht relevant.

: Bearbeitet durch User
von Detlev S. (drahtbruecke)


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Wird das Thermoelement über eine asymmetrische Kupferleitung z.B. ein 
Koaxkabel mit Alufolie aussen und blankem Kupfer-Innenleiter 
angeschlossen, dann ist dieses "Pärchen" aus zwei Metallen schon das 
nächste Thermoelement. Wenn die Temperatur am Kabel kaum Unterschiede 
zeigt ist das egal, aber wenn es z.B. aus einem Kühraum in die warme 
Wohnung führt, dann kommt eins zum anderen, im wahrsten Sinne des 
Wortes...

Es ist wie immer: Wer misst misst Mist.

von Oliver R. (orb)


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Detlev S. schrieb:
> Koaxkabel mit Alufolie aussen und blankem Kupfer-Innenleiter
> angeschlossen, dann ist dieses "Pärchen" aus zwei Metallen schon das
> nächste Thermoelement

Ein Thermoelement aus zwei Metallen ohne direkten Kontakt? Faszinierend. 
Darum ist die Qualität des Fernsehens wetterabhängig ;-)

von Einhart P. (einhart)


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Nocheinmal: Ein Thermoelement besteht aus genau zwei unterschiedlichen 
Metalllegierungen. Wenn man die Endpunke auf gleicher Temperatur hält 
und es in der Mitte irgendwo erhitzt erzeugt es keine Thermospannung. Es 
misst auch dann keinen Mist.

von Ulrich (Gast)


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Solange die Verbindung vom Kupferleiter auf das Thermoelement etwa die 
gleiche Temperatur hat wie der Regler, passiert nichts wesentliches. 
Allerdings misst man bei Raumtemperatur für jedes Thermoelement 
praktisch keine Spannung, einfach weil keine nennenswerte 
Temperaturdifferenz da ist. Für die Unterscheidung müsste man schon den 
Fühler deutlich erwärmen, etwa mit heißem Wasser, wo man in etwa die 
Temperatur kennt, oder mit einem anderen Thermometer misst.

Später sollte man schon eine richtige Ausgleichsleitung haben, oder das 
Thermoelement direkt bis zur Auswertschaltung führen. Dafür muss man 
aber erst einmal wissen welcher Typ das ist.

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