Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Vergleich verschiedener Koppel-C's für Audio


von Borsty B. (mantabernd)


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Hallo zusammen,

da ich grad eine Audio Vorstufe bastle stehe ich natürlich vor der 
Entscheidung der richtigen Koppel-C's.

Die allgemeine Meinung besagt ja dass Elkos und Kerkos überhaupt niemals 
in den Signalweg dürfen, Folienkondensatoren des Typs MKT eine Notlösung 
sind und MKS Typen (polyprophylen) am geeignetsten sind (ausgenommen 
sind hier Voodo Öl Kondis).

Da ich für meinen Schaltungsentwurf mit MKS Folienkondensatoren nicht 
glücklich werde (sind ja schließlich die Kondensatoren mit RM ~30mm 
größer als alles Andere in der Schaltung) warf ich heute mal das Oszi an 
und hab diverse Typen aus der Grabbelkiste gemessen. Signal ganz stupide 
durch den jeweiligen Kondensator geschickt.

Bei Elkos heißt es immer dass sie das Signal "verformen", dass keine 
sauberen "Rundungen" mehr an der Sinuskurve zu sehen sind und allgemein 
ja alles ganz schlecht und böse ist.
Mein erster Eindruck am Oszi war... keiner... es gab keinen sichtbaren 
Unterschied. Bei den Folienkondensatoren war die Phase etwas verschoben. 
Die Elkos liefen schön sauber mit.

Also warf ich den Audiomessplatz (R&S UPL) an um weitere Tests zu 
machen.

Ich hab von verschiedenen Typen den Frequenzverlauf, einen FFT und 
Klirrfaktor gemessen.

Ganz ehrlich? Für mich schneiden die Elkos genauso ab wie die Fokos. 
Linearer Frequenzverlauf bei allen Typen (natürlich entsteht bei den 
kleineren Typen ein LowCut).

Hab ich falsch gemessen oder worin sind die Aussagen dass Elkos schlecht 
seien begründet?

Ich wollte es dann noch genau wissen und hab einen 10µF Elko gegen einen 
10µF Kerko antreten lassen. Frequenzverlauf sieht ziemlich identisch 
aus, allerdings schneidet der Elko bei der Klirrfaktormessung besser ab.

Ein "Rauschen", wie es immer von Elkos heißt konnte ich übrigens nicht 
nachvollziehen.

von MaWin (Gast)


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Du musst schon die THD zweier Signale unterschiedlicher Frequenz messen, 
um zu erfahren, ob das eine Signal durch die unterschiedliche Aufladung 
des Kondensatores vom anderen beeinflusst wird, IM

 http://waltjung.org/PDFs/Picking_Capacitors_1.pdf
 http://waltjung.org/PDFs/Picking_Capacitors_2.pdf

 http://conradhoffman.com/cap_measurements_100606.html

 http://stephan.win31.de/capdist.htm (Übersicht Kondensatoren in 
Audioanwendungen)

 'The "sound" of capacitors' finde ich nicht mehr, der hat extrem 
aufwändig hochgenaues thd equipment gebaut.

von Lothar S. (loeti)


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> Die allgemeine Meinung besagt ja dass Elkos und Kerkos überhaupt niemals
> in den Signalweg dürfen, Folienkondensatoren des Typs MKT eine Notlösung
> sind und MKS Typen (polyprophylen) am geeignetsten sind (ausgenommen
> sind hier Voodo Öl Kondis).

Das sind Legenden sogenannter "HiFi Gurus".

Nimm ganz normale Elkos < 10µF* mit 50V Spannungsfestigkeit und 3000 bis 
5000h bei 105°C und alles wird gut.**

Grüße Löti

*Bei > 4µ7 wird sonst, bei einen niederohmigen Eingang (600Ohm), die 
parasitäre Induktivität zu groß.
Bei 47k Eingängen genügt 1µF vollkommen.

**Audio-Verstärker-Bau war als Schüler mein Hobby, ich hab' die sogar 
erfolgreich verkauft und so mein Taschengeld aufgebessert.
Einige davon laufen heute noch.

von Borsty B. (mantabernd)


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@Mawin:

Ok, daran hatte ich nicht gedacht. Mal sehen ob ich das messen kann.

Die PDF's die du gepostet hast sind über 30 Jahre alt... in der 
Kondensatorherstellung hat sich doch seitdem bestimmt viel getan, oder? 
Elkos wie auch Fokos sind doch bestimmt nicht mehr die Selben wie 
damals?

: Bearbeitet durch User
von Lothar S. (loeti)


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> Mal sehen ob ich das messen kann.

Klirrfaktoren < 0,01 sind uninteressant da nicht mehr hörbar*.

Grüße Löti

*Messen kann man Das dann noch aber die Ergebnisse sind akademisch.

von henning (Gast)


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Bei einem Koppel-C soll nur ein Gleichspannungsanteil eliminiert werden. 
D.h. die Spannung über dem C ist zu jedem Zeitpunkt konstant. Also ist 
seine gespeicherte Ladung konstant. Nichtlineare Effekte des 
Kondensators sind völlig irrelevant. Elko und gut ist, kostet 10 Cent 
und hat ein Raster von 3,5 mm.

von Lothar S. (loeti)


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> Also ist seine gespeicherte Ladung konstant.

Das ist nicht richtig.

> Elkos wie auch Fokos sind doch bestimmt nicht mehr die Selben wie
> damals?

Im Prinzip schon.

: Bearbeitet durch User
von henning (Gast)


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Mit Q=C*U und konstantem U sehe ich das weiterhin so.

von Lothar S. (loeti)


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> Mit Q=C*U und konstantem U sehe ich das weiterhin so.

Ohne Ladungsträgerverschiebung fließt durch den C aber kein Strom...

von henning (Gast)


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Ja, auch die Spannung ist nicht konstant, aber wir reden hier über 
mehrere 10-Potenzen.

von Lothar S. (loeti)


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> aber wir reden hier über mehrere 10-Potenzen.

Und genau deshalb:

> Klirrfaktoren < 0,01 sind uninteressant da nicht mehr hörbar.

Grüße Löti

von Kai K. (klaas)


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>'The "sound" of capacitors' finde ich nicht mehr, der hat extrem
>aufwändig hochgenaues thd equipment gebaut.

http://de.scribd.com/doc/2610442/capacitor-sound

>Die PDF's die du gepostet hast sind über 30 Jahre alt... in der
>Kondensatorherstellung hat sich doch seitdem bestimmt viel getan, oder?

Sehr wenig. Relativ neu sind die ECHUs von Panasonic. Sehr interessante 
Eigenschaften, aber schwierig zu löten. Wenn man nicht aufpaßt, 
schrumpft das Teil wie Raclette-Käse und ist nur noch halb so groß...

von fgawv34g (Gast)


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Kai Klaas schrieb:
> Relativ neu sind die ECHUs von Panasonic. Sehr interessante
> Eigenschaften, aber schwierig zu löten. Wenn man nicht aufpaßt,
> schrumpft das Teil wie Raclette-Käse und ist nur noch halb so groß...


Und feuchteanfällig sind sie auch noch.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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M.E. ist das einzige, was gegen richtig rum eingebaute Elkos spricht, 
die Tatsache, das sie nicht unbegrenzt alt werden, da sie nach Jahren 
anfangen, auszutrocknen.
Da es allerdings Millionen japanische Verstärker mit Elkos im Signalweg 
gibt, die schon ewig funktionieren, ist auch das nur relativ.
Nur Tantals sind in meinen Augen tabu. Angeblich haben sie zwar gute 
Audioeigenschaften, sind allerdings immer gut für Überraschungen.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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von VoodooPrister (Gast)


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Als ich die Überschrift las, habe ich schon das schlimmste befürchtet. 
Im HifiForum oder aud diy-audio wäre der Thread mit Sicherheit anders 
gelaufen ;-)

Borsty Bürste schrieb:
> Die allgemeine Meinung besagt ja dass Elkos und Kerkos überhaupt niemals
> in den Signalweg dürfen, Folienkondensatoren des Typs MKT eine Notlösung
> sind und MKS Typen (polyprophylen) am geeignetsten sind (ausgenommen
> sind hier Voodo Öl Kondis).

Das ist, wie du schon selbst festgestellt hast, absoluter Stuss.
Natürlich haben alle Kondensatortypen andere elektrische Eigenschaften, 
und natürlich kann man in einer FFT Unterschiede im Spektrum messen.
Das ist ja auch der Grund, warum es keinen Einheitskondensator gibt.
Es gibt ein paar Vorbehalte gegen Elkos im Signalweg, aber nur dann, 
wenn der Elko beim Signaldurchfluss verpolt würde. Das mögen Elkos 
nicht. Ist aber keine Besonderheit im Audiobereich, auch sonst sollte 
man Elkos nicht verpolen.

Bei Kerkos kommt die Eigenschaft der Spannungsabhängigen 
Kapazitätsänderung ins Spiel. Nur wirkt sich das bei kleinen Linepegeln 
nicht besonders aus. Bei größeren Pegeln, zB in Röhrenschaltungen oder 
in Treiberstufen für Entstufentransistoren, wäre diese Art Kondensatoren 
in der Tat fehl am Platz.
Wichtig ist wie immer, das richtig dimensionierte Bauteil am richtigen 
Platz einzusetzen.

Der Rest ist Voodoo. Vielleicht messbar, aber nicht hörbar.
Windige Geschäftemacher nutzen diese Täuschung, um Kondis für über 100€ 
zu verhökern. Der Glaube versetzt eben Berge. Berge von Geld.

von Michael_ (Gast)


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Borsty Bürste schrieb:
> Ganz ehrlich? Für mich schneiden die Elkos genauso ab wie die Fokos.
> Linearer Frequenzverlauf bei allen Typen (natürlich entsteht bei den
> kleineren Typen ein LowCut).

Die Wahl, was du nimmst, ist erst der zweite Schritt.
Du mußt erst mal festlegen, wie deine Eingangsstufe aussieht.
Und da ist der Eingangswiderstand wichtig.
Bei empfindlichen Halbleiterschaltungen oder Röhrenschaltungen kannst du 
keinen Elko nehmen. Da stört der Reststrom und verschiebt dir den 
Gleichstromarbeitspunkt.
Was für eine Quelle hast du überhaupt, das du dir solche Gedanken 
machst?
An welcher Stelle sind die C und wie groß?
Das muß jedesmal neu entschieden werden, was du nimmst.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Lothar S. schrieb:
> *Bei > 4µ7 wird sonst, bei einen niederohmigen Eingang (600Ohm), die
> parasitäre Induktivität zu groß.
> Bei 47k Eingängen genügt 1µF vollkommen.

Woher nimmst du diesen pauschalen Unsinn eigentlich immer?

von Borsty B. (mantabernd)


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Michael_ schrieb:
> Was für eine Quelle hast du überhaupt, das du dir solche Gedanken
> machst?

Es geht um ganz stink normale Line Level aus den heutzutage üblichen 
Gerätschaften. Mit Röhrenschaltungen kenne ich mich nicht aus, das ist 
eine ganz andere Welt.

Bisher hab ich immer mit Eingangswiderständen von 22k und einem 10µF 
Elko / Foko gearbeitet. 47k Eingangswiderstand hab ich noch nie 
verwendet, werde ich aber testen.

Der Eingang wird dadurch aber doch extrem empfindlich auf Störungen, 
oder nicht?

Zurück zum Elkothema: Es heißt ja immer dass Elkos ein Rauschen 
verursachen, engeblich hörbar... bei meinen FFT Messungen konnte ich 
allerdings keinerlei Rauschen feststellen, zumindest nichts was hörbar 
wäre. Ebenfalls ein Voodomythos?

von U. B. (Gast)


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> Bei Kerkos kommt die Eigenschaft der Spannungsabhängigen
> Kapazitätsänderung ins Spiel. Nur wirkt sich das bei kleinen Linepegeln
> nicht besonders aus.
> Bei größeren Pegeln, zB in Röhrenschaltungen (...)  wäre diese Art
> Kondensatoren in der Tat fehl am Platz.

Solange die Spannung am Kondensator selbst praktisch konstant ist, ist 
die Grösse des Linepegels egal.
(Besonders auch) in Röhrenschaltungen mit -zig Volt DC ändert sich diese 
Spannung nicht besonders stark, solange nur die Kapazität selbst nicht 
zu klein gewählt wird.
Wird sie das, gibt es im Voodoo-Bereich zusätzlichen Ärger, weil einfach 
die unhörbaren, trotzdem existentiell notwendgen Subharmonischen 
(Frequenz knapp über DC) viel zu stark gedämpft werden ...

von ben (Gast)


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Sehr interessantes Thema.

Auch noch eine empfehlenswerte Lektüre zum Thema findet sich in Douglas 
Self - Small Signal design.

Die grundlegende Aussage wenn ich mich recht erinnere war, dass die 
Verzerrung bei Elkos proportional zur am Elko abfallenden Spannung ist. 
Hält man diese niedrig genug (z.B. nur Spannung von einigen mV), ist die 
Verzerrung deutlich unter der Wahrnehmungsgrenze.

von ben (Gast)


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>
> Bisher hab ich immer mit Eingangswiderständen von 22k und einem 10µF
> Elko / Foko gearbeitet. 47k Eingangswiderstand hab ich noch nie
> verwendet, werde ich aber testen.
>
> Der Eingang wird dadurch aber doch extrem empfindlich auf Störungen,
> oder nicht?
>
> Zurück zum Elkothema: Es heißt ja immer dass Elkos ein Rauschen
> verursachen, engeblich hörbar... bei meinen FFT Messungen konnte ich
> allerdings keinerlei Rauschen feststellen, zumindest nichts was hörbar
> wäre. Ebenfalls ein Voodomythos?


Bevor du dir über Elko Rauschen sorgen machst: Der erhöhte 
Eingangswiderstand von 22k auf 47k erhöht das Rauschen tatsächlich! 
Würde ich nicht machen, außer du willst "HiFi" bauen ;) [Hifi Home China 
Stereo Anlage]

von Ulrich (Gast)


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Elkos können ein bisschen rauschen, aber das ist so wenig, dass es beim 
Line Pegel und den relativ hohen Impedanzen unter geht. Bei 50 Ohm 
Mikrofonen oder ähnlichem könnte man sich ggf. mal damit beschäftigen 
und den dann passenden Elko suchen.

Die großen keramischen Kondensatoren haben 2 Probleme: einmal die 
Spannungsabhängige Kapazität und dann Mikrophonie - d.h die wirken als 
Mikrophon.

An sich sind Koppelkondensatoren auch relativ unkritisch, weil die 
Signalspannung daran so klein ist, das sie für den Frequenzgang 
vernachlässigt wird. Entsprechend sind auch nichtlineare Effekte klein. 
Elkos haben da sogar den Vorteil, dass man die einfach größer wählen 
kann, als es bei Folienkondensatoren praktisch wäre.

Für das Rauschen ist der "Eingangswiderstand" nicht so bedeutend. Die 
Übliche Schaltung ist Kondensator zum Eingang, dahinter ein Widerstand 
nach Masse und dann der an sich hochohmige Verstärker. Dadurch das man 
den Widerstand nach Masse kleiner macht, nimmt das Rauschen nicht ab, 
bzw. nur wenn der Eingang offen ist. Es gibt nur indirekt etwas weniger 
Rauschen bei sehr niedrigen Frequenz im Bereich der unteren 
Grenzfrequenz, wenn man gleichzeitig auch den Koppelkondensator 
vergrößert.

von ben (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Für das Rauschen ist der "Eingangswiderstand" nicht so bedeutend. Die
> Übliche Schaltung ist Kondensator zum Eingang, dahinter ein Widerstand
> nach Masse und dann der an sich hochohmige Verstärker. Dadurch das man
> den Widerstand nach Masse kleiner macht, nimmt das Rauschen nicht ab,
> bzw. nur wenn der Eingang offen ist. Es gibt nur indirekt etwas weniger
> Rauschen bei sehr niedrigen Frequenz im Bereich der unteren
> Grenzfrequenz, wenn man gleichzeitig auch den Koppelkondensator
> vergrößert.

Ja, ist aber nicht allgemein gültig. Bei einem Invertierenden Verstärker 
als Eingang z.B. liegt der Eingangswiederstand in Reihe zum Signal und 
vergrößert so das Rauschen.

Hat man einen Wiederstand nach Masse so verringert ein kleinerer 
Widerstand das Rauschen, da er paralell zum Ausgangswiderstand der 
vorherigen Stufe liegt. Ist aber natürlich nicht so signifikant wie 
obiger Fall.


Mich würde in diesem Zusammenhang etwas interessieren: Muss ich mich als 
Entwickler eigentich darum kümmern, dass mein Line Ausgang vollständig 
DC-frei ist, sprich muss ich meinen Ausgang entkoppeln? Oder sind da 
2-3mV Offset in Ordnung?

von MaWin (Gast)


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ben schrieb:
> Muss ich mich als
> Entwickler eigentich darum kümmern, dass mein Line Ausgang vollständig
> DC-frei ist, sprich muss ich meinen Ausgang entkoppeln? Oder sind da
> 2-3mV Offset in Ordnung?

Meiner Meinung nach sind die in Ordnung, ich lasse bei bipolar 
versorgten Audioschaltungen den Ausgangskondensator weg, weil er eh 
nicht zu berechnen ist, man ihn also unverhältnismässig gross auslegen 
muss.

Der nächste Eingang hat dann wieder einen Eingangskoppelkondenstaor (den 
lasse ich nie weg), und der DC Offset ist weg.

Ulrich schrieb:
> Für das Rauschen ist der "Eingangswiderstand" nicht so bedeutend. Die
> Übliche Schaltung ist Kondensator zum Eingang, dahinter ein Widerstand
> nach Masse und dann der an sich hochohmige Verstärker. Dadurch das man
> den Widerstand nach Masse kleiner macht, nimmt das Rauschen nicht ab

Das "Widerstandsrauschen" diesen Eingangs ist auch definiert durch den 
AUSGANGSwiderstand der vorausgehenden Stufe. Und der ist klein, sogar im 
3dB Punkt der Koppelkondensatoren.

U. B. schrieb:
> Solange die Spannung am Kondensator selbst praktisch konstant ist, ist
> die Grösse des Linepegels egal.

Da allerdings Koppelkondenstaoren auch immer als untere Frequenzgrenze 
benutzt werden mit einem 3dB Punkt bei 20Hz, hat man bei tiefen 
Freuqnzen durchaus erhebliche Spannungsschwankungen, und wenn di dann 
gleichzeitig über die Leitung gehenden hohen Töne dadurch eine 
veränderte Kapazität sehen (insbesondere bei Keramikkondenstaoren) 
fallen deutliche Intermodulationsverzerrungen auf.

Bei Elkos ist bekannt, daß sie "formiert" werden, beispielsweise wenn 
sie einige Zeit an Spannung gelegt werden (Koppelkondensator einer 
unipolar versorgten Stufe angeschlossen). Dieses Formieren ist das 
chemische Anlegen am Oxid, und jede chemische Reaktion ist ein kleines 
bischen Rauschen.

von Lothar S. (loeti)


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> Woher nimmst du diesen pauschalen Unsinn eigentlich immer?

Aus dem Ersatzschaltbild für ELKOs, kann man nachrechnen wenn man die 
Werte vom Hersteller hat. Und Erfahrung.

> Eingangswiderstand von 22k auf 47k erhöht das Rauschen tatsächlich!

Nur wen der Ausgang der treibenden Schaltung ein von der 
Abschlußimpedanz abhängiges Rauschen hat.

Grüße Löti

von Kai K. (klaas)


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>Die allgemeine Meinung besagt ja dass Elkos und Kerkos überhaupt niemals
>in den Signalweg dürfen, Folienkondensatoren des Typs MKT eine Notlösung
>sind und MKS Typen (polyprophylen) am geeignetsten sind (ausgenommen
>sind hier Voodo Öl Kondis).

Man unterscheidet heute mehrere Auffassungen:

Da gibt es einmal die absoluten Genauigkeitsfanatiker. Die stehen auf 
dem Standpunkt: "Warum soll ich im Signalweg einen Elko verwenden, wenn 
der 100 mal mehr Klirr erzeugt als ein LME49720?? Um einen LME49720 
nicht völlig sinnlos einzusetzen, müssen natürlich alle anderen Bauteile 
wie Widerstände und Kondensatoren auch allerallerhöchste Qualität 
besitzen. Das ist es mir aber wert, schließlich will ich etwas ganz 
besonderes bauen, was es so nicht auf dem Markt gibt."

Dann git es die Leute, die sagen: "Es gibt keinen einzigen 
Schallwandler, der auch nur einen annähernd so niedrigen Klirrfaktor 
aufweist wie ein LME49720. Klirrfaktoren bis in den %-Bereich, lästige 
Partialschwingungen und Dopplerverzerrungen, die ebenfalls Störungen im 
%-Bereich erzeugen, ruinieren die Eigenschaften eines LME49720 so 
vollkommen, daß mir sein Einsatz sinnlos erscheint. Da auch das 
menschliche Trommelfell Klirr bis 1% erzeugt, warum soll ich dann nicht 
auch Elkos einsetzen, deren Klirr 100 mal kleiner ist und deren 
Klangverschlechterungen ich sowieso nicht hören kann? Außerdem stellt 
jede auf dem Markt erhältliche Klangkonserve sowieso nur Aufnahmen zur 
Verfügung, deren Signale bereits über Hunderte von Elkos gelaufen ist. 
Da kommt es auf meine zwei, drei Elkos wohl auch nicht mehr an."

Jede dieser Meinungen hat seine Berechtigung, es ist eben alles relativ.

Was ist denn nun wirklich hörbar?? In der Regel beeinflussen 
Lautsprecher und Kopfhörer das Signal um mehrere Größenordnungen stärker 
als der Verstärker. Wer wirklich ganz besonders edel hören will, sollte 
einen sehr guten Kopfhörer nehmen, auch wenn man den Bass dann leider 
nicht mehr fühlen kann. Mit einem wirklich guten Kopfhörer kann man dann 
in der Regel Abweichungen zwischen dem linken und rechten Kanal hören. 
Das können Pegelabweichungen aber auch Phasengangabweichungen sein. 
Deswegen machen sehr engtolerierte Caps und Widerstände in 
Klangregelnetzwerken durchaus Sinn. Auch die Langzeitdriften dieser 
Bauteile sollte besonders gering sein. Damit scheiden MKT und MKS in der 
Tat in solchen Schaltungen aus. Caps aus Polypropylen oder Styroflex, am 
besten mit Metallfolie statt mit metallisierter Folie sind hier 
vorzuziehen. Deren Kapazität ist auch weit wesentlich geringer von der 
Frequenz abhängig als bei MKS und MKT Caps. Auch NP0 kann für kleinere 
Kapazitätswerte verwendet werden.

Als Koppelcaps (Hochpass) nehme ich normal hochwertige bipolare Elkos, 
wobei ich möglichst große Zeitkonstanten wähle, so um 1s. Einen solchen 
Elko im Signalweg habe ich noch nie "gehört".

Natürlich gibt es auch besonders stark klirrende Caps, wie Z5U, billige 
Tantals und ähnliche. Die würde ich als Koppelcaps natürlich besser 
meiden, vor allem wenn das Signal durch viele solcher Bauteile muß, in 
einem Mischpult beispielsweise. Diese Caps können dann wirklich "hörbar" 
werden.

In besonders hochverstärkenden Stufen sollte möglichst niederohmig 
gearbeitet werden. Die dort erforderlichen sehr großen Capwerte schafft 
man dann sowieso nur mit Elkos. In dieser Situation sollte man den 
Leckstrom des Elkos im Auge behalten. Elkos können hörbar rauschen, wenn 
der Leckstrom exorbitant groß ist. Wer auf nummer sicher gehen will, 
nimmt einen Elko mit ausgesucht niedrigem Leckstrom. Dann bleibt das 
Rauschen unhörbar.

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