Forum: Offtopic Wie verhindert ihr Flüchtigkeitsfehler?


von Mathias B. (dedi)


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Hey!

Ich habe heute eine Logik-Schaltung aufm Lochraster aufgebaut. Als ich 
fertig war und schon die Leitungen für die temporäre Stromversorgung 
über mein Labornetzteil angeschraubt habe, habe ich gemerkt, dass bei 
einem Bauteil die Leitung zur Versorgungsspannung fehlt. Okay, 
angelötet. Dann teste ich die Schaltung. Stufe 1, die ich als erstes 
aufgebaut habe, funktioniert tadellos. Stufe 2 allerdings garnicht. Ich 
schaue aufs Board und sehe eine Lötstelle, zu der keine Leitung führt. 
GND vergessen zu legen.

Okay, drangelötet. Ich teste weiter. Ein Teil der Logik funktioniert, 
ein anderer aber nicht. Ich messe die Spannung, keine Spannung, keine 
Spannung, keine Spannung, Spannung. (Schutz-)Diode falsch herum 
eingelötet. Danach ging alles. Ja, die Diode habe ich ehrlich gesagt 
nicht eingeplant, die dann bei uns im Lager gesucht und anschließend zig 
mal herumgedreht, damit sie optimal auf die Platine passt. Tja und dann 
falsch herum verlötet.


Oder ein anderes Beispiel:
Ich habe gestern einen AVR programmiert. In meinem Programm habe ich ein 
Interrupt programmiert, der eine Abbruch-Variable setzt und daraufhin 
das restliche Programm die Ausgabe beendet. Hat auf Anhieb funktioniert.

Dann habe ich eine Initialisierungsroutine geschrieben, die beim 
Einschalten eine Testausgabe erzeugt. Ich lade das Zeugs auf den 
Controller, Testausgabe funktioniert nicht. Ein Blick in den Quellcode 
und schon sehe ich das Problem. Der Pull-Up zieht den Pin nach HIGH, der 
Interrupt greift und die Testausgabe wird abgebrochen. Die Einrichtung 
des Interrupts verschoben, schon geht alles.


Okay, solche Fehler finde ich nicht wirklich sehr kritisch, nur nerven 
die trotzdem. Und mich nervt vor allem, dass ich sehe, dass etwas nicht 
geht und fast sofort kenne ich den Grund dafür.

Mich würde mal eure Meinung interessieren, ob ihr auch solche Fehler von 
euch kennt und wie ihr damit umgeht bzw, vermeidet.

von Paul B. (paul_baumann)


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Wenn ich eine Schaltung "fliegend" verdrahte oder auf Lochraster,
dann male ich im Schaltplan jede Verbindung, die ich soeben fertig-
gestellt habe mit Filzstift nach.

Dadurch kann man die Fehler komplett verhindern, vorausgesetzt, der
Schaltplan ist an sich richtig.
;-)
MfG Paul

von Thomas B. (pillager)


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Paul hat recht. Die fertigen Verbindungen markieren hilft ungemein.

Ich verlege auch zuerst die Versorgungsspannungen. Wäre zwar im Prinzip 
egal, aber für mich ist es dann ein Punkt, den ich mental (und am Papier 
;-) abhaken kann.

Und zum Schluss kontrolliere ich noch, ob alle Pins, die angeschlossen 
gehören, es auch sind. Geht schnell, spart ab und zu Nerven.

Generell gesagt, finde ein System, nach dem Du vorgehen kannst/willst, 
und arbeite es Schritt für Schritt ab. Dann reduzieren sich Fehler 
drastisch.

lg

Tom

von Michael .. (thing)


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Schaltplan mit CAD machen und anschließend das Board autorouten,
ausdrucken, ätzen, bestücken, in Betrieb nehmen. Null Fehler, wenn
der Schaltplan fehlerfrei war. Ist zwar ziemlich unorthodox,
funktioniert aber, wenn man darin Routine hat, selbst wenn es etwas
aufwändiger ist. Wenn eine Schaltung etwas komplexer ist, ist das
den Mehraufwand allemal wert. Fehlersuche kostet nämlich auch Zeit.

von Jens G. (jensig)


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@Paul Baumann (paul_baumann)

>Wenn ich eine Schaltung "fliegend" verdrahte oder auf Lochraster,
>dann male ich im Schaltplan jede Verbindung, die ich soeben fertig-
>gestellt habe mit Filzstift nach.


Wer so konzentiert sein kann, alles RICHTIG abzuhaken, der kann es auch 
ohne diese Hilfe. Und wenn mal ein kleiner Fehler drin ist, dann lernt 
man eben nebenbei Prüfen und Messen (falls reine Sichtkontrolle den 
Fehler nicht findet)

von Paul B. (paul_baumann)


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@Jens

Da muß ich mal Dittsche zitieren: "Das bleibt Dir unbenommen!"

Ich arbeite seit Jahrzehnten so und es hat sich bewährt.

MfG Paul

von Eddy C. (chrisi)


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Jens G. schrieb:
> Wer so konzentiert sein kann, alles RICHTIG abzuhaken, der kann es auch
> ohne diese Hilfe.

Deine Meinung ergibt keinen Sinn. Es geht doch darum, sicherzustellen, 
dass alle Leitungen verlegt werden und nicht, ob sie korrekt verlegt 
wurden. Und das geht mit der Filzstiftmethode sehr gut. Es stellt auch 
kein Problem dar, die richte Leitung abzuhaken. Ich spreche da ebenfalls 
aus Erfahrung.

von Wilhelm F. (Gast)


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Mathias Braun schrieb:

> Mich würde mal eure Meinung interessieren, ob ihr auch solche Fehler von
> euch kennt und wie ihr damit umgeht bzw, vermeidet.

Die Krönung an Sorgfalt war mal, als ich eine Lochrasterplatte mit 
voller Bestückung für eine mir bis dahin unbekannte 8085-Schaltung 
machte. Das brauchte eine Woche. Und man möchte so eine Handarbeit nicht 
noch mal zerreißen, und erneuern. Dann noch die Software, auch einfach 
mal erstellt, wie ich meinte, das müßte so spielen. Das Ding 
funktionierte tatsächlich sofort auf Anhieb, wobei ich auch schon mit 
einer vollen Katastrophe rechnete.

Also das ging bis auf den Assembler TASM alles sogar ohne PC.

Vorher informierte ich mich allerdings eingehend über Hard- und 
Software.

Also man arbeitet mal langsamer und sorgfältiger, und ist dann immer 
noch schneller als jeder Hektiker.

von Paul B. (paul_baumann)


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Wilhelm schrub:
>Also man arbeitet mal langsamer und sorgfältiger, und ist dann immer
>noch schneller als jeder Hektiker.

Ganz grünau!

"Gehe langsam, wenn Du es eilig hast."

MfG Paul

von Wilhelm F. (Gast)


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Paul Baumann schrieb:

> "Gehe langsam, wenn Du es eilig hast."

Klingt gut.

Aber wenn man es eilig hat, hat man oft was anderes falsch organisiert.

von Harald W. (wilhelms)


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Paul Baumann schrieb:

> Wenn ich eine Schaltung "fliegend" verdrahte oder auf Lochraster,
> dann male ich im Schaltplan jede Verbindung, die ich soeben fertig-
> gestellt habe mit Filzstift nach.
>
> Dadurch kann man die Fehler komplett verhindern, vorausgesetzt, der
> Schaltplan ist an sich richtig.

Auch wenn das in diesem Thread manche anders sehen: Ich halte diese
Methode gerade für Anfänger auch für die Beste. Wenn man etwas mehr
Erfahrung hat, kann man notfalls darauf verzichten, weil man dann
vieles intuitiv macht und ausserdem weniger Probleme hat, eine
nicht funktionierende Schaltung in Ordnung zu bringen.
Gruss
Harald

von Dieter B. (debe)


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Nachzeichnen der Verbindungen ist eine altbewährte Methode. Die AEG hat 
bei der Inbetriebnahme einer großen Walzstraße alle Leitungen in den 
Schaltgerüsten durchgeklingelt und in den Stromlaufplänen mit Farbstift 
(Filzschreiber gab es noch nicht) nachgezeichnet. Jeder Inbetriebnehmer 
des gleichen Antriebes hatte eine andere Farbe. Das ist jetzt 50 Jahren 
her.

von Wolfgang B. (Firma: privat) (umsteiger)


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Viel, viel, langjährige Erfahrung
hilft einem grundsätzlich ungeduldigen
Menschen wie mir das "Fehlerproblem"
auf ein Mindestmass zu reduzieren.

Wolfgang

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