Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Spannungsversorgung für Stepper


von BlackJack (Gast)


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Hallo an alle, möchte folgendes Set bestellen:

http://www.cnc4all.at/unsere-produkte/set-angebote/endstufe-stepper_3stck.html
Als Spannungsversorgung hätte ich ein Sitop 24V 10A zur Verfügung, was 
wohl etwas zu schwach für die volle Stromeinstellung sein wird, oder?
Könnte ich dann ein zweites Netzteil PARALLEL dazuschalten , oder ist 
generell ein 48V Netzteil zu empfehen?

von Georg G. (df2au)


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Netzteile einfach so parallel zu schalten ist nie eine gute Idee. Eines 
der Netzteile wird eine geringfügig höhere Spannung haben und übernimmt 
dann die Last, bis es in die Knie geht. Was dann passiert, hängt von 
vielen Dingen ab. Es kann gut gehen, es kann auch magischer Rauch 
aufsteigen.

Überlege dir:
- brauchst du den vollen Strom?
- kann der Motor bei 24V den vollen Strom ziehen?
- sind alles drei Motoren gleichzeitig aktiv?

Ansonsten ist es nie verkehrt, etwas Reserve zu haben. Ein 48V/15A 
Netzteil gibt es allerdings nicht geschenkt.

von Mike (Gast)


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Georg G. schrieb:
> Überlege dir:
> - brauchst du den vollen Strom?
> - kann der Motor bei 24V den vollen Strom ziehen?
> - sind alles drei Motoren gleichzeitig aktiv?

Wenn der Motor bei 24V nicht den vollen Strom ziehen kann, ist es der 
falsche Motor. Für vernünftiges Drehmoment bei höherer Schrittfrequenz 
muss die Spannung erheblich über der Nennspannung des Motors liegen.

von m.n. (Gast)


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BlackJack schrieb:
> Als Spannungsversorgung hätte ich ein Sitop 24V 10A zur Verfügung, was
> wohl etwas zu schwach für die volle Stromeinstellung sein wird, oder?

Warum soll das nicht reichen?
Leider gibt es keine Angaben zum Wicklungswiderstand, aber in 
Ruhestellung bei 4,2A Phasenstrom liegen an der Wicklung vielleicht 
4Veff. an. Dadurch würde die 24V Versorgung abhängig vom Wirkungsgrad 
mit ca. 1A belastet.

Wie die Stromaufnahme im Betrieb aussieht, hängt von ganz vielen 
Faktoren ab. Insbesondere davon, ob Du den maximalen Phasenstrom 
überhaupt gebrauchen kannst und was Du damit überhaupt anstellen willst.
Frag doch beim Lieferanten an, was er empfiehlt.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Das Netzteil muss keinesfalls die Summe aller Motor- bzw. Phasenströme 
liefern können. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum.

http://www.schrittmotor-blog.de/betrachtungen-zur-leistung-von-schrittmotoren/

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Georg G. (df2au)


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Thorsten Ostermann schrieb:
> Das ist ein weit verbreiteter Irrtum.

Lass mich raten... du hast BWL studiert :-)

Deine Aussage ist nur begrenzt richtig. Wenn man unter allen Bedingungen 
das volle Moment aller Motoren braucht, muss das Netzteil den 
Spitzenstrom liefern können. Sonst bricht die Spannung ein - mit u.U. 
tollen Effekten. Wenn ich mit dem Spannungseinbruch leben kann, habe ich 
nicht das volle Moment und hätte die Motoren gleich eine Nummer kleiner 
auslegen können. Als Dauerlast kommt man mit weniger zurecht - was z.B. 
für die Auslegung der Kühlkörper wichtig ist.

Man kann sich helfen, wenn die Software entsprechend ausgelegt ist. 
Schliesslich weiss sie ja, welche Ströme sie angefordert hat. Man muss 
also ggfs die Motoren leicht verzögert nacheinander beschleunigen 
lassen.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Georg G.,

> Thorsten Ostermann schrieb:
>> Das ist ein weit verbreiteter Irrtum.
>
> Lass mich raten... du hast BWL studiert :-)

Sehr witzig. Schau dir meine Profilseite an, falls es dich wirklich 
interessiert.

> Deine Aussage ist nur begrenzt richtig. Wenn man unter allen Bedingungen
> das volle Moment aller Motoren braucht, muss das Netzteil den
> Spitzenstrom liefern können. Sonst bricht die Spannung ein - mit u.U.
> tollen Effekten.

Nein, muss es nicht. Denk nochmal drüber nach. Voraussetzung ist 
natürlich, dass du moderne Endstufen (Stromchopper) einsetzt und die 
Versorgungsspannung sinnvoll gewählt ist (>>Motornennspannung).

Nehme wir mal an, du hast 3 Nema17 Motoren mit 1,5A und 3V Nennspannung 
[1]. Nach deiner Überlegung müsste ein 24V-Netzteil auf 3*2*1,5A=9A 
ausgelegt sein (Faktor 2 wegen 2 Phasen pro Motor). Das entspricht 
9A*24V=216W. Die elektrische Verlustleistung der Motoren liegt bei je 9W 
(für beide Wicklungen), die mech. abgegebene Leistung bei ca. 21W (0,3Nm 
bei 666Upm). Also 30W je Motor, macht 90W insgesamt. Dazu kommen noch 
ein paar Watt Treiberverluste, aber von den 216W sind wir dann immernoch 
um den Faktor 2 entfernt. Soviel zum Thema BWL. ;)

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

[1] http://www.mechapro.de/pdf/KH4248-B95191.pdf

: Bearbeitet durch User
von Georg G. (df2au)


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Vergiss doch mal den Begriff "Leistung". Die ergibt sich automatisch.

Nimm nur den Strom, den du durch eine entsprechende Zahl von Wicklungen 
gleichzeitig schicken möchtest. Den muss dein Netzteil abgeben können. 
Wenn du genügend Speicherkondensatoren hast, kannst du den "Nachschub" 
kleiner auslegen.

Ansonsten hast du ein Perpetuum Mobile erfunden. Auch noch so 
intelligente Controller können dir nämlich keinen Strom herbei zaubern. 
Und ohne Strom hat der Motor nur ein geringes Moment.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Ich beschäftige mich seit >10 Jahren mit Schrittmotoren und deren 
Steuerung, ich denke ich weiss worüber ich spreche.

Du hast scheinbar noch nicht verstanden, das die Chopper-Treiber wie 
Abwärts-Schaltregler arbeiten. Miss einfach mal den Strom an einem 
realen Aufbau, dann wirst du sehen, dass ich Recht habe.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von m.n. (Gast)


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Georg G. schrieb:
> Vergiss doch mal den Begriff "Leistung". Die ergibt sich automatisch.

Da ist aber nichts automatisch!

Georg G. schrieb:
> Nimm nur den Strom, den du durch eine entsprechende Zahl von Wicklungen
> gleichzeitig schicken möchtest. Den muss dein Netzteil abgeben können.

Eben nicht. Grob verglichen arbeitet die Stromregelung wie ein 
Schaltregler, der auf konstanten Ausgangsstrom ausgelegt ist.
Ein Schaltregler, der an seinem Ausgang 5V und 10A liefert, bräuchte als 
Eingangsstrom bei 24V mit 80% Wirkungsgrad rund 2,6A.
Das läßt sich schön über die Leistung rechnen: 50W/80x100 = 62,5W 
Leistungsaufnahme. 62,5W/24V = 2,6...A

Das Ganze noch einmal mit den 4,2A/Phase und vermuteten 4V und alle 
sechs Phasen gleichzeitig voll bestromt (was unsinning wäre) bei 80% 
Wirkungsgrad.
4,2A x 4V x 6 = 100,8W. 100,8W/80x100 = 126W Eingangsleistung.
126W / 24V = 5,25A Eingangsstrom.

Grob überschlagen ist das Netzteil mit 24V/10A aus meiner Sicht 
ausreichend dimensioniert.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo m.n.,

> Das Ganze noch einmal mit den 4,2A/Phase und vermuteten 4V und alle
> sechs Phasen gleichzeitig voll bestromt (was unsinning wäre) bei 80%
> Wirkungsgrad.
> 4,2A x 4V x 6 = 100,8W. 100,8W/80x100 = 126W Eingangsleistung.
> 126W / 24V = 5,25A Eingangsstrom.

Dabei vernachlässigst du aber die mechanisch abgegebene Leistung. Das 
ist nur die Verlustleistung im Treiber und in den Motorwicklungen.

> Grob überschlagen ist das Netzteil mit 24V/10A aus meiner Sicht
> ausreichend dimensioniert.

Stimmt, hier ist entsprechend Reserve für Pmech berücksichtigt.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Abgesehen davon, dass Thorsten Ostermann und m.n. eh schon die 
wichtigsten Berechnungen vorgestellt haben, sollte man auch erwähnen, 
dass die meisten Netzteile der Sitop-Baureihen ausgesprochen hohe 
Leistungsreserven haben, d.h. auch gelegentliche Spitzenströme locker 
wegstecken. So wenig ich sonst von Siemens halte, aber die mir bekannten 
Sitop-Netzteile funktionieren einfach völlig einwandfrei und sind nicht 
so auf Kante genäht wie irgendwelcher Chinaschrott.

von m.n. (Gast)


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Thorsten Ostermann schrieb:
> Dabei vernachlässigst du aber die mechanisch abgegebene Leistung. Das
> ist nur die Verlustleistung im Treiber und in den Motorwicklungen.

Ja natürlich, aber die Motordaten und den mechanischen Aufbau kennen wir 
ja garnicht. Ebenfalls ist es unsinnig alle sechs Wicklungen mit Imax 
anzusteueren.
Mir ging es nur darum, eine Größenordnung zu erhalten, und dem TO zu 
zeigen, das sein NT wohl ausreichend ist.

von Georg G. (df2au)


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m.n. schrieb:
> Ein Schaltregler, der an seinem Ausgang 5V und 10A liefert, bräuchte als
> Eingangsstrom bei 24V mit 80% Wirkungsgrad rund 2,6A.

Du verwechselst Spitzenstrom und Effektivwert. Der Schaltregler muss in 
der Spitze durchaus 10A nehmen, auch, wenn es effektiv nur 2.6A sind. Um 
ausreichende Stützkondensatoren kommst du nicht herum. Und genau das 
hatte ich eingangs geschrieben: Die mittlere Leistung des Netzteils kann 
durchaus kleiner sein als die Spitzenlast. Aber die Spitzenlast musst du 
bereitstellen.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Georg G. schrieb:
> Um ausreichende Stützkondensatoren kommst du nicht herum.

Die Stützkondensatoren sind mit Sicherheit in den aufgeführten 
Schrittmotorsteuerungen schon enthalten. Somit reduziert sich der extern 
zuzuführende Versorgungsstrom auf den Effektivwert. Nur beim Einschalten 
müssen natürlich auch die Pufferkondensatoren geladen werden, aber 
darauf sind die Sitop-Netzteile ausgelegt.

von m.n. (Gast)


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Georg G. schrieb:
> Um ausreichende Stützkondensatoren kommst du nicht herum.

Dass Du mir ein 'kondensatorloses Design' unterstellst, ist ja schon 
heftig :-(
Ich denke mal, das Netzteil hat Kondensatoren und die Motor-Endstufen 
hoffentlich auch.
Insgesamt sollte die Stromversorgung schon mit einigen mF/Motor 
abgeblockt sein. Insbesondere auch, um die Bremsenergie aufnehmen zu 
können und zu verhindern, dass das NT durch Rückspeisung kurzeitig seine 
Energieversorgung einstellt und seine Ausgangsspannung erst nach einer 
Totzeit wieder liefern kann.

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