Forum: HF, Funk und Felder Kein Skineffekt bei Röntgentstrahlung?


von Christian (Gast)


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Hallo,

wieso kann Röntgenstrahlung eigentlich nicht mit dünnem Kupferblech 
abgeschirmt werden? Durch den Skineffekt und die hohen Frequenten dürfte 
dort doch eigentlich nichts mehr durchkommen.

Kann mir jemand die physikalische Erklärung liefern?

von Charly (Gast)


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Weil Röntgenstrahlung nicht das gleiche ist wie Elektromagnetische 
Strahlung.

von Hodenklemme (Gast)


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Charly schrieb:
> Weil Röntgenstrahlung nicht das gleiche ist wie Elektromagnetische
> Strahlung.

Gabs bei euch auf der Sonderschule keinen Physikunterricht?

Die Antwort ist eher, elektromagnetische Strahlung im Raum und 
elektrischer Strom in einem Leiter sind zwei paar Schuhe.

von Christian (Gast)


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Charly schrieb:
> Weil Röntgenstrahlung nicht das gleiche ist wie Elektromagnetische
> Strahlung.

Äh bitte? Natürlich ist Röntgenstrahlung eine elektromagnetische Welle, 
genau wie sichtbares Licht oder Gammastrahlung.

von Charly (Gast)


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Hodenklemme schrieb:
> Gabs bei euch auf der Sonderschule keinen Physikunterricht?

Gab es, und wir wurden sogar unterrichtet was Anstand bedeutet.

von mahwe (Gast)


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da hilft blei da sind die atome dichter beieinander

von Bitflüsterer (Gast)


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@ Christian

Wenn man sich bei der Betrachtung mal kurz auf die Wellenlänge und den 
Skineffekt beschränkt, dann ist gerade die geringe Wellenlänge ein 
Faktor, welcher der Abschirmwirkung entgegensteht. Je geringer die 
Wellenlänge, desto geringer ist nämlich die Eindringtiefe und desto 
weniger entgegenwirkende Wirbelfelder enstehen.

von Walter T. (nicolas)


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Ich finde das immer wieder interessant, wie versucht wird, Wissen um 
Phänomene aus dem Mittelfrequenzbereich auf harte Strahlung auszudehnen.

Das ist wie mit einer Karte von Frankreich nach Rumänien zu fahren. Wo 
war nochmal der Louvre in Bukarest?

von kopfkratzer (Gast)


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Christian schrieb:
> Hallo,
>
> wieso kann Röntgenstrahlung eigentlich nicht mit dünnem Kupferblech
> abgeschirmt werden? Durch den Skineffekt und die hohen Frequenten dürfte
> dort doch eigentlich nichts mehr durchkommen.
>
> Kann mir jemand die physikalische Erklärung liefern?

http://de.wikipedia.org/wiki/Skin-Effekt

Wo liegt der Denkfehler ?

von Bitflüsterer (Gast)


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>Ich finde das immer wieder interessant, wie versucht wird, Wissen um
>Phänomene aus dem Mittelfrequenzbereich auf harte Strahlung auszudehnen.

Das geht schon, wenn man vorher klarstellt, welchen Aspekt, d.h. welche 
Wirkung der Strahlung man betrachet. Die Abschirmungswirkung beruht auf 
Induktion. Da verhalten sich niedrige Frequenzen qualitativ genau wie 
hohe (abgesehen davon, das die Eindringtiefe mit der Frequenz einem 
Grenzwert zustrebt).

von Walter T. (nicolas)


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Bitflüsterer schrieb:
> Die Abschirmungswirkung beruht auf
> Induktion.

Und auf Compton-Streuung.

von Bitflüsterer (Gast)


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> Und auf Compton-Streuung.

Es ist zwar richtig, das die Compton-Streuung einen abschirmenden Effekt 
bei Röntgenstrahlung hat, aber der beruht auf einer Teilchenbetrachtung, 
die bei der Fragestellung des TO nicht relevant ist.

Der Skin-Effekt ist eine elektromagnetische Wirkung bei der Betrachtung 
als Welle. Wenn ich also schrieb: "Die Abschirmungswirkung beruht 
auf..." dann meinte ich natürlich, so wie es das Thema des Threads war 
und von mir in meinem ersten Beitrag dazu auch betont wurde, "Die durch 
in leitende Materialien und dem Skin-Effekt erzeugte Abschirmwirkung 
beruht auf...".

von John D. (Gast)


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Charly schrieb:
>
> Gab es, und wir wurden sogar unterrichtet was Anstand bedeutet.

Was hat Röntgenstrahlung mit Jagd zu tun?

von Lurchi (Gast)


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Röntgenstrahlung ist so hochfrequent, das die normale Betrachtung des 
Skin Effekts nicht mehr passt. Zum einen kann man es so sehen, dass die 
Elektronen sich gar nicht schnell genug bewegen können, und auch zu 
"groß" sind um die Rönthgenstrahlung abzuschirmen.

Dazu kommt noch das man die Energie bei der Rönthgenstrahlung 
quantisiert betrachten muss. Absorbiert ein Elektron ein Rönthgenquant 
reicht das bereits zur Ionisierung und das Elektron wird zum freien 
Elektron. Bei Radiowellen ist die Energie dagegen so kleine das ein 
(bzw. alle)Elektron nur minimal gestört werden. Die Elektronen reagieren 
hier auch nicht einzeln auf die elektromagnetischen Wellen, sondern als 
Kollektiv.


Der Übergang wo man noch vom Skineffekt oder ähnlichem sprechen kann 
liegt so im Bereich der optischen Wellenlängen.

von Christian (Gast)


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Lurchi schrieb:

> Absorbiert ein Elektron ein Rönthgenquant
> reicht das bereits zur Ionisierung und das Elektron wird zum freien
> Elektron.

Äh? In Metall gibt es (auch ohne Einwirkung von Röntgenstrahlen) sehr 
viele freie Elektronen und diese freien Elektronen sind es ja 
normalerweise gerade, die die Leitfähigkeit und damit auch die 
Schirmwirkung herbeiführen.

von J. A. (gajk)


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mahwe schrieb:
> da hilft blei da sind die atome dichter beieinander

aha. Ich hätte jetzt auf die größere Massenzahl getippt.

von Wolfi (Gast)


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So ganz nebenbei.. Es gibt Alkalimetalle, die koennen bei UV in duennen 
Schichten transparent sein.

von Alex W. (a20q90)


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Charly schrieb:
> Weil Röntgenstrahlung nicht das gleiche ist wie Elektromagnetische
> Strahlung.

Doch! Es ist sogar die selbe! Nur anderer Frequenzbereich!

Zum Skinneffekt:
Bei den Röntgenteleskopen werden die Strahlen gebeugt, weil Linsen in 
dem Frequenzbereich nicht funktionieren. Das ist zwar kein Skinneffekt, 
hilft aber die Materie etwas besser zu verstehen.

: Bearbeitet durch User
von U. B. (Gast)


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>> Weil Röntgenstrahlung nicht das gleiche ist wie Elektromagnetische
>> Strahlung.

> Doch! Es ist sogar die selbe! Nur anderer Frequenzbereich!

"Licht" (also auch Röntgen-, Gamma-, etc. -strahlung) IST weder Welle, 
noch Teilchen.

Wellen- und TeilchenMODELL sind vielmehr "nur" eine Beschreibung des 
Phänomens "Licht".
Manche Eigenschaften von "Licht" lassen sich nur bzw. besser mit dem 
einen, manche mit dem anderen Model beschreiben.
Beispiel: Fotoeffekt und Wellenmodell geht schlecht.

Elektronenstrahlen wiederum haben (auch) Eigenschaften, die sich 
zweckmässig mit dem Wellenmodell beschreiben lassen: Beugung, 
Interferenz ...

von :-) (Gast)


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U. B. schrieb:
>>> Weil Röntgenstrahlung nicht das gleiche ist wie Elektromagnetische
>>> Strahlung.
>
>> Doch! Es ist sogar die selbe! Nur anderer Frequenzbereich!
>
> "Licht" (also auch Röntgen-, Gamma-, etc. -strahlung) IST weder Welle,
> noch Teilchen.

Sondern Strahlung! :-)

Dazu gehört übrigends (Achtung: Elektrosensibelchen weghören) auch 
Funkwellen ;-)

von Marek N. (Gast)


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Wolfi schrieb:
> So ganz nebenbei.. Es gibt Alkalimetalle, die koennen bei UV in duennen
> Schichten transparent sein.

Beryllium ist nicht nur in dünnen Schichten Röntgen-Transparent: 
https://www.youtube.com/watch?v=qy8JyQShZRA

von U. B. (Gast)


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> Es gibt Alkalimetalle, die koennen bei UV in duennen
> Schichten transparent sein.

Sehr dünne Metallfolie lässt auch Licht ein bisschen durchscheinen.

von Harald W. (wilhelms)


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U. B. schrieb:

> Sehr dünne Metallfolie lässt auch Licht ein bisschen durchscheinen.

Dicke auch, es kommt nur entsprechend weniger Licht durch. :-)

von U. B. (Gast)


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>> Sehr dünne Metallfolie lässt auch Licht ein bisschen durchscheinen.

> Dicke auch, es kommt nur entsprechend weniger Licht durch. :-)

Dann funktioniert wieder das Teilchenmodell besser, man kann dann 
einzelne Photonen zählen ...  ;-)

von Wolfgang M. (womai)


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Also erst einmal, Röntgenstrahlen SIND elektromagentische Wellen. Bloss 
eben sehr hochfrequente.

Zweitens, die Physik ändert sich nicht, egal welche Frequenz die Wellen 
hat. Der Skineffekt beruht allerdings darauf, dass die 
Elektronenverteilung im Metall dem einfallenden elektromagentischen Feld 
praktisch verzögerungsfrei folgen kann. Nun geht das zwar schnell, aber 
nicht unendlich schnell. Bei "normalen" Radiofrequenzen ist die 
Verzögerung vernachlässigbar und der Skineffekt voll ausgeprägt. Bei 
Röntgenfrequenzen ist es umgekehrt, das kommen die Elektronen 
vereinfacht ausgedrückt einfach nicht mehr nach.

von J. A. (gajk)


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U. B. schrieb:
>> Es gibt Alkalimetalle, die koennen bei UV in duennen
>> Schichten transparent sein.
>
> Sehr dünne Metallfolie lässt auch Licht ein bisschen durchscheinen.

Drum kann man eine CD auch dazu nutzen, den Glühdraht einer Halogenlampe 
im eingeschalteten Zustand zu betrachten.

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Weil der Glühdraht erst eingeschaltet im ultravioletten Spektrum strahlt 
und die CD dann ein Hologramm der Metallfolienstruktur an eine 
Raufasertapetenwand projiziert, was die Buchstabenfolge »Marry & 
Reproduce« oder »Stay Asleep« sichtbar werden lässt? (Nur Markentapete 
und indizierte CDs) Wellensittiche können vielleicht etwas aus dem 
UV-Spektrum sehend aufschnappen, Menschen nur nach Gentherapie (was sie 
aber empfänglich für Cracker macht).

von U. B. (Gast)


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> Also erst einmal, Röntgenstrahlen SIND elektromagentische Wellen.

Soso.

Bei Wellen gilt u.a.: Das Quadrat ihrer Amplitude ist ein Mass für die 
Stärke, auf deutsch:
Je grösser die Amplitude, desto heisser (oder heller ...) wird's.

Annahme:
Man habe eine Strahlungsquelle, deren Frequenz man von rotem Licht bis 
Röntgenstrahlung einstellen kann.
Bei niedriger Frequenz erhält man überhaupt keine Ionisation in (z.B.) 
Luft, organischem Gewebe etc.
Erhöht man die Leistung, tut sich trotzdem nix.

Erhöht man statt der Leistung aber die Frequenz, setzt nun genau eine 
solche Ionisation irgendwann ein.
Genauso funktioniert auch der Fotoeffekt, das Herausschlagen von 
Elektronen aus einer Metalloberfläche mittels Licht, erst ab einer 
bestimmten Frequenz.

Nimmt man Licht als Welle an, wie erklärt man dann, dass bei immer 
kleiner werdender Lichtleistung (bzw. Amplitudenquadrat der Welle) immer 
noch weiter Ionisationen stattfinden, nur weniger, im Extremfall eben 
einzelne "abzählbar" nacheinander ?

Das Teilchenmodell geht das definitiv besser. -

Immer beachten:
Egal ob Teilchen, oder Welle:
Man hat jeweils "nur" ein MODELL des Phänomens Licht etc.

("Man kann die Speisekarte nicht essen.")

von Wolfgang M. (womai)


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U. B. schrieb:
>> Also erst einmal, Röntgenstrahlen SIND elektromagnetische Wellen.
>
> Soso.

Ja genau. Fall's du es nicht glaubst, bitte in der naechsten Bibliothek 
ein Physik-Grundlagenbuch ausborgen und mal kurz reinschauen, da, wo das 
elektromagnetische Spektrum abgebildet ist. Das geht in der Praxis von 
Radiowellen ueber Mikrowellen, Infrarot, sichtbares Licht, Ultraviolett, 
Roentgenstrahlen bis zu Gammastrahlung (im Prinzip natuerlich auch 
runter bis DC und rauf bis unendlich). Also keine Sonderlocke fuer die 
Roentgenstrahlen.

Zur Erinnerung, die Originalaussagen von Charly war "Weil 
Röntgenstrahlung nicht das gleiche ist wie Elektromagnetische 
Strahlung.".

Und das ist simpel und einfach falsch.

Dass Roentgenstrahlen (im Grundzustand befindliche) Atome ionisieren 
koennen und z.B. Radiowellen nicht, aendert auch nichts daran. Man kann 
ja uebrigens auch hochangeregte Atome erzeugen - da reicht dann schon 
ein viel energieaermeres Lichtquant (z.B. Mikrowellenstrahlung), um 
dieses dann zu ionisieren (aber auch da braucht es natuerlich eine 
gewisse Mindestenergie, unter der gar nichts passiert). Oder man regt 
Feinuebergaenge an, das geht mit Strahlung im RF-Bereich (sieh z.B. 
Atomuhr). Alles nur eine Frage der Groessenordnung, aber kein 
prinzipieller Unterschied. Umgekehrt kann man Roentgenstrahlen ja auch 
an einem Gitter beugen (verwendet man standardmaessig seit 100 Jahren in 
der Kristallspektrographie, da ist das Gitter das Kristallgitter!), da 
verhalten sich Roentgenstrahlen dann als Welle.

Was der Rest deines Betrags daran aendern soll, versteh ich nicht ganz. 
(Dualismus Teilchen / Welle ist mir uebrigens sehr gut bekannt, 
erfolgreich abgeschlossenes Physikstudium & Arbeit im Gebiet 
Quantenoptik ist da durchaus hilfreich :=)

: Bearbeitet durch User
von W.S. (Gast)


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Christian schrieb:
> wieso kann Röntgenstrahlung eigentlich nicht mit dünnem Kupferblech
> abgeschirmt werden?

Aber natürlich schirmt ein dünnes Kupferblech die Röntgenstrahlung ab - 
aber eben nur ein bißchen. Bedenke mal, daß ein Quant einer typischen 
Röntgenstrahlung eine Energie von so etwa 30 bis 100 keV aufweist. Was 
meinst du, was da übrigbleibt, wenn die "Abschirmung" durch das 
Kupferblech ein paar hundert eV davon abzieht?

Also ganz grob gesagt: Wenn du beim Spielen mit dem Federball mal gegen 
das Laken auf der Wäscheleine kommst, dann fällt der Federball runter. 
Aber wenn jemand da mit der Kalaschnikow draufhält, dann ist schlichtweg 
ne Handvoll Löcher drin im Laken. Die Kugeln werden von sowas nicht 
spürbar abgeschirmt.

W.S.

von U. B. (Gast)


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>>> Also erst einmal, Röntgenstrahlen SIND elektromagnetische Wellen.
>> Soso.

> Ja genau. Fall's du es nicht glaubst, bitte in der naechsten Bibliothek
> ein Physik-Grundlagenbuch ausborgen und mal kurz reinschauen, da, wo das
> elektromagnetische Spektrum abgebildet ist.

Vom "Oskar" (Höfling / von 1973

http://www.amazon.de/Physik-Bd-2-Lehrbuch-Unterricht-Selbststudium/dp/3427410455
)
lernten wir schon, dass man in der Physik generell mit MODELLEN arbeite.

Dass solche Modelle sich an der Wirklichkeit orientieren und zweckmässig 
sein sollten, ändert daran nix.

Von vor ca. 100 J. war es wohl Einstein, der seine Kollegen daran 
erinnerte.


> Dass Roentgenstrahlen (im Grundzustand befindliche) Atome ionisieren
> koennen und z.B. Radiowellen nicht, aendert auch nichts daran
  (dass Röntgenstrahlen ionisieren können und Radiowellen nicht).

Die Erklärung mit dem Wellenmodell wäre dann interessant, also nochmal:
Wenn eine Radiowelle für eine Ionisierung "zu schwach" ist, wieso erhöht 
man nicht einfach ihre Amplitude ?


> Umgekehrt kann man Roentgenstrahlen ja auch
> an einem Gitter beugen (verwendet man standardmaessig seit 100 Jahren in
> der Kristallspektrographie, da ist das Gitter das Kristallgitter!), da
> verhalten sich Roentgenstrahlen dann als Welle.

Wie wissen denn die jeweiligen Strahlen, ob sie sich als Welle oder als 
Korpuskeln verhalten sollen ?

Solch ein Beugungsbild (z.B.) aus Röntgenstrahlen kann man notfalls auch 
mit dem Teilchenmodell erklären:
Das Bild ergibt sich dann aus der Wahrscheinlichkeitsverteilung für das 
Auftreffen jedes einzelnen Photons an der jeweiligen Stelle.

von Wolfgang M. (womai)


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U. B. schrieb:
> Solch ein Beugungsbild (z.B.) aus Röntgenstrahlen kann man notfalls auch
> mit dem Teilchenmodell erklären:
> Das Bild ergibt sich dann aus der Wahrscheinlichkeitsverteilung für das
> Auftreffen jedes einzelnen Photons an der jeweiligen Stelle.

Leider falsch. Ungekehrt wird ein Schuh daraus: Die 
Wahrscheinlichkeitsverteilung fuer das Auftreffen ergibt sich aus der 
Wellen(!)funktion. Nicht aus dem Teilchenmodell. Das funktioniert bei 
dem Experiment naemlich eben gerade nicht. Teilchenmodell nimmt an, dass 
jedes Lichtquant irgendwo lokalisiert ist, man also z.B. sagen kann, 
durch welchen Spalt es gegangen ist. Sobald man dies aber irgendwie 
misst (sogar NACHDEM es im naiven Bild bereits durch das Gitter gegangen 
ist, verschwindet das Interferenzmuster. Da gibt es die lustigsten und 
erstaunlichsten Experimente dazu (siehe z.B. Arbeiten von Prof. Anton 
Zeilinger). WARUM das so ist, kann man zumindest bis jetzt nicht durch 
irgendwelche tieferen Prinzipien erklaeren (weder ich noch irgendein 
anderer Physiker), aber es hat sich bisher in absolut jedem Fall 
bestaetigt. Ich behaupte keinesfalls, das Quantenmechanik durchgehend 
unglaublich intuitiv ist (ist sie nicht!), aber deswegen funktioniert 
die Natur soweit wir es wissen trotzdem so.

Und nochmals (weil Du das anscheinend ueberlesen hast, obwohl ich es 
oben nochmals zitiert habe): Grundaussage von Charly war, dass es 
zwischen "elektromagnetischer Strahlung" und "Roentgenstrahlung" einen 
fundamentalen Unterschied geben soll. Und das ist eben falsch. Das 
einzige, worin sie sich unterscheiden, ist ein simpler Zahlenfaktor - im 
Wellenbild in der Wellenlaenge (oder Frequenz), im Teilchenbild in der 
Energie der jeweiligen Lichtquanten. Aber fuer beide gelten dieselben 
Formeln (bzw. dasselbe Modell) in derselben Situation. Es gibt KEINE 
Situation, wo fuer "elektromagentische Strahlung" ein Bild gilt und 
gleichzeitig fuer "Roentgenstrahlung" das jeweils andere. KEINE.

>Die Erklärung mit dem Wellenmodell wäre dann interessant, also nochmal:
>Wenn eine Radiowelle für eine Ionisierung "zu schwach" ist, wieso erhöht
>man nicht einfach ihre Amplitude ?

Grade dafuer hat Herr Einstein seinen Nobelpreis erhalten (anders als 
viele annehmen naemlich nicht fuer die Relativitaetstheorie): Weil er 
erkannt hat, dass sich das Licht eben in gewissen Situationen wie ein 
Teilchen verhaelt, in anderen wie eine Welle. Bei ihm war es der 
fotoelektrische Effekt: Erhoehung der Intensitaet (Amplitude) erhoeht 
den Ausgangsstrom (weil es mehr Photonen gibt, die Elektronen 
herausschlagen koennen). Erhoehung der Frequenz (Verringerung der 
Lichtwellenlaenge) erhoeht die Ausgangsspannung (weil dann jedes Photon 
mehr Energie auf das jeweilige Elektron uebertraegt), und man braucht 
eine gewisse Mindestfrequenz (Energie pro Photon), damit ueberhaupt ein 
Fotostrom auftritt. Mit Deiner Argumentation koennte man nun auch 
behaupten, dass ein fundamentaler Unterschied zwischen z.B. infrarotem 
und ultraviolettem Licht besteht, weil bei einem bekomme ich Fotostrom 
und bei dem anderen nicht (egal wie intensiv das IR-Licht ist). 
Ausserdem waere die Grenze je nach Material der Fotozelle eine andere. 
Das zeigt hoffentlich, wie absurd diese Annahme eines fundamentalen 
Unterschieds ist.

Was Du behauptest (und was nicht stimmt) ist aequivalent zur Behauptung, 
dass ein fundamentaler Unterschied zwischen einer mit der Hand 
geworfenen und einer von einem Gewehr abgeschossenen Stahlkugel besteht, 
weil die eine nie und nimmer ein Holzbrett durchschlagen kann, egal wie 
viele davon man auf das Brett wirft, letztere aber ohne Probleme 
durchschlaegt. Auch hier - die Physik ist in beiden Faellen identisch, 
der Unterschied liegt nicht im Modell sondern in einem einfachen 
Zahlenfaktor (jeweilige kinetische Energie). Natuerlich kann man u.U. 
ein einem der Faelle gewisse Vereinfachungen vornehmen, weil man sich 
z.B. bei der haendisch geworfenen Kugel nur wenig um Luftwiderstand oder 
um die plastische Verformbarkeit von Stahl kuemmern muss, aber das ist 
dann bloss eine bewusste Naeherung weil diese Effekte eben in dem 
konkreten Fall uninteressant klein sind. Das aendert aber nichts daran, 
dass beide Kugeln ansonsten absolut identisch sind - beides sind 
Stahlkugeln mit ansonsten identischen Eigenschaften.

: Bearbeitet durch User
von Matthias Kattelmann (Gast)


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Hallo

Den Skineffekt gibts bei Strahlung eher nie.
Den gibts bei elektrischer Leitung im Kabel.

von U. B. (Gast)


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@ Wolfgang M.:

Ich habe nur behauptet,

- sowohl Wellen- als auch Teilchenmodell des Lichts etc. seien eben
  "nur" MODELLE,

- zur Beschreibung des Fotoeffekts ist das Teilchenmodell besser
  geeignet

  (steht so auch unter:
  http://de.wikipedia.org/wiki/Photoelektrischer_Effekt#Deutungsprobleme_im_Rahmen_der_Wellenvorstellung
  ).

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