Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verwirrung rund um die Effektivspannung


von Maxim (maxim) Benutzerseite


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Gehen wir von einer Wechselspannung aus (nicht unbedingt sinusförmig). 
Wird eine ohmsche Last an diese Wechselspannung angeschlossen, so wird 
elektrische Energie mit einer bestimmten Leistung in thermische Energie 
umgeewandelt. Als Effektivspannung bezeichnet man diejenige 
Konstantspannung, die zur gleichen Leistung führt. Richtig?

Bei einer Rechteckspannugn wäre die Effektivspannung genau die halbe 
Amplitude. Bei einer Sinusspannung wäre das halbe Amplitude mal Wurzel 
aus 1/2.

Wenn ich jetzt mit einem Multimeter die Netzspannung messe, bekomme ist 
230V. Wenn ich die gleichgerichtete Spannung messen, bekomme ich 325V. 
Misst mein Multimeter also die Effektivspannung? Was würde ein 
Oszilloskop anzeigen (ich habe es nicht vor ... nur rein theoretisch)? 
Der sollte doch eigentlich eine Sinusspannung mit 650V Spitze-zu-Spitze 
anzeigen, oder?

Wenn ich nun eine Konstantspannung von 32.5V brauche, muss das 
Verhältnis der Windungen der Primär- und Sekundärwicklung 10:1 sein?

von Wolfi (Gast)


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> Bei einer Rechteckspannugn wäre die Effektivspannung genau die halbe
Amplitude. Bei einer Sinusspannung wäre das halbe Amplitude mal Wurzel
aus 1/2.

Aber nur falls der Tastgrad 50% ist.

>Wenn ich die gleichgerichtete Spannung messen, bekomme ich 325V.
Misst mein Multimeter also die Effektivspannung?

Die gleichgerichtete Spannung ist im unbelasteten und sinusfoermigen 
Fall Wurzel 2 mal die effektivspannung. Die Mathematische Amplitude.

>Wenn ich nun eine Konstantspannung von 32.5V brauche, muss das
Verhältnis der Windungen der Primär- und Sekundärwicklung 10:1 sein?

Nein natuerlich nicht. Denn falls das Wicklungsverhaeltniss 
alleinbestimmend waere, so waere das die gleichgerichtete Spannung ohne 
die diodenspannung.

Tatsaechlich muss man von der gleichgerichteten spannung noch die 
diodenspannung abziehen. Dann bricht die spannung unter Last ein. Und 
schliesslich gibt es bei einem unbelasteten Trafo noch eine 
Spannungsueberhoehung. Ja, es ist kompliziert.

von Wolfi (Gast)


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Die wenigsten Textbuecher erwaehnen die Trafoueberspannung. Ein Trafo 
hat einen Streuinduktivitaet, und die erniedrigt die Ausgangsspannung in 
Abhaengigkeit des Stromes. Daher werden Trafos so gewickelt, dass sie 
die Nennspannung bei Nennstrom erreichen. Dieses Verhaeltnis, ist 
abhengig von der Leistung des trafos. Waehrend ein Trafo in den kW 
vielleicht 95% der aufgrund des Wichlungsverhaeltniss gerechneten 
Spannung bei Nennlast erreichen, sind es bei kleinen Trafos weniger. Ein 
1W Trafo erreicht noch 30%. Das absacken wird durch mehr wicklung 
kompensiert. Ein grosser Trafo kommt daher mit 10% mehr Wicklung aus, 
und ein kleiner mit dem Dreifachen. Dh die Leerlaufspannung eines 1W 
Trafos ist das Dreifache der Nennspannung. Das ist zB wichtig bei der 
Auswahl des spannunsgreglers. die sind haeufig auf 35V max spezifiziert.

Daher lieber einen 30W trafo verwenden als einen 1W, auch wenn 1W 
genuegend waere.

von Peter R. (pnu)


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Maxim S. schrieb:
> Wenn ich jetzt mit einem Multimeter die Netzspannung messe, bekomme ist
> 230V. Wenn ich die gleichgerichtete Spannung messen, bekomme ich 325V.
> Misst mein Multimeter also die Effektivspannung? Was würde ein
> Oszilloskop anzeigen (ich habe es nicht vor ... nur rein theoretisch)?
> Der sollte doch eigentlich eine Sinusspannung mit 650V Spitze-zu-Spitze
> anzeigen, oder?

325V ergeben sich nur, wenn der Gleichrichter von der Funktion her ein 
Spitzenwertgleichrichter ist. Die meisten Gleichrichterschaltungen haben 
diese Funktion im Leerlauf.

Das Multimeter "schummelt" im Allgemeinen. Einfache Multimeter ermitteln 
den sogenannten Gleichrichtwert, den Mittelwert aus den Betrag der 
Wechselspannung. (DC-Komponente bei Gleichrichtung mit beiden 
Halbwellen)

Für Sinus ist dieser Wert aber um ca. 11% falsch. Der 
Messgerätehersteller nimmt mutig Sinusform an und lässt entsprechend 
anzeigen (also Gleichrichtwert + 11% Korrektur).
Wenn die Spannung nicht sinusförmig ist, führt das zu Fehlern.

Nur sog. true rms (echte Effektivwertmeter) bilden den echten 
Effektivwert aus nichtsinusförmigen  Signalen und gehören in die obere 
Liga der Messgeräte.

Das Oszilloskop zeigt den gesamten Spannungsverlauf, den 
Spitze-Spitze-Wert kann man am einfachsten ablesen.

von Peter R. (pnu)


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Maxim S. schrieb:
> Wenn ich nun eine Konstantspannung von 32.5V brauche, muss das
> Verhältnis der Windungen der Primär- und Sekundärwicklung 10:1 sein?

Erstens darf die Gleichrichetrschaltung nicht belastet sein.

Zweitens müsste der Trafo "ideal" sein, also keine eigenen 
Spannungsverluste haben.

Drittens müssten Die Dioden ideal sein, also keine 
Durchlasspannungsverluste bringen.

von Bernd K. (bmk)


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Maxim S. schrieb:
> Als Effektivspannung bezeichnet man diejenige
> Konstantspannung, die zur gleichen Leistung führt. Richtig?
Richtig.
>
> Bei einer Rechteckspannugn wäre die Effektivspannung genau die halbe
> Amplitude.
Falsch.

Nehmen wir eine symmetrische Rechteckspannung 10ms = 10V / 10ms = 0V
an einem Widerstand 1 Ohm. Gesucht ist eine äquivalente reine
Gleichspannung, welche dieselbe Leistung an dem Widerstand umsetzt.

Erstmal ist der Fall klar, für 10ms wird P = U²/R = 100W umgesetzt,
für 10ms = 0W macht im Mittel genau 50 Watt.

So jetzt: Eine äquivalente Gleichspannung, die 50W an einem 1 Ohm
Widerstand umsetzt, errechnet sich mit U = SQRT(P/R) = 7,071 Volt
(und nicht 5V) und das ist der Effektivwert zur Rechteckspannung.
Kontrollrechnung: P = U²/R = 7,071^2 / 1 = 50W

von Wilhelm F. (Gast)


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Bernd K. schrieb:

> Maxim S. schrieb:
>> Als Effektivspannung bezeichnet man diejenige
>> Konstantspannung, die zur gleichen Leistung führt. Richtig?
> Richtig.
>>
>> Bei einer Rechteckspannugn wäre die Effektivspannung genau die halbe
>> Amplitude.
> Falsch.
>
> Nehmen wir eine symmetrische Rechteckspannung 10ms = 10V / 10ms = 0V
> an einem Widerstand 1 Ohm. Gesucht ist eine äquivalente reine
> Gleichspannung, welche dieselbe Leistung an dem Widerstand umsetzt.
>
> Erstmal ist der Fall klar, für 10ms wird P = U²/R = 100W umgesetzt,
> für 10ms = 0W macht im Mittel genau 50 Watt.
>
> So jetzt: Eine äquivalente Gleichspannung, die 50W an einem 1 Ohm
> Widerstand umsetzt, errechnet sich mit U = SQRT(P/R) = 7,071 Volt
> (und nicht 5V) und das ist der Effektivwert zur Rechteckspannung.
> Kontrollrechnung: P = U²/R = 7,071^2 / 1 = 50W

Der Effektivwert an einer PWM ist proportional zum Tastverhältnis. Ich 
war am frühen Nachmittag da auch noch mit sqrt(1/2) und so Dingen dran, 
aber das war falsch, sendete den Beitrag nicht ab.

von Achim S. (Gast)


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Wilhelm F. schrieb:
> Der Effektivwert an einer PWM ist proportional zum Tastverhältnis. Ich
> war am frühen Nachmittag da auch noch mit sqrt(1/2) und so Dingen dran,
> aber das war falsch, sendete den Beitrag nicht ab.

Nicht ganz, Wurzel und so passen schon   ;-)

Also: u_pwm schaltet mit Tastgrad delta zwischen 0 und u_ss

von Wilhelm F. (Gast)


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Achim S. schrieb:

> Nicht ganz, Wurzel und so passen schon   ;-)

Also jetzt komm, wenn schon etwas theoretisch, dann noch ein praktisches 
Beispiel damit vorgeführt. ;-)

von Achim S. (Gast)


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Wilhelm F. schrieb:
> Also jetzt komm, wenn schon etwas theoretisch, dann noch ein praktisches
> Beispiel damit vorgeführt. ;-)

Das hat bmk doch schon vorgerechnet:

Bernd K. schrieb:
> Nehmen wir eine symmetrische Rechteckspannung 10ms = 10V / 10ms = 0V
> an einem Widerstand 1 Ohm. Gesucht ist eine äquivalente reine
> Gleichspannung, welche dieselbe Leistung an dem Widerstand umsetzt.
>
> Erstmal ist der Fall klar, für 10ms wird P = U²/R = 100W umgesetzt,
> für 10ms = 0W macht im Mittel genau 50 Watt.
>
> So jetzt: Eine äquivalente Gleichspannung, die 50W an einem 1 Ohm
> Widerstand umsetzt, errechnet sich mit U = SQRT(P/R) = 7,071 Volt
> (und nicht 5V) und das ist der Effektivwert zur Rechteckspannung.
> Kontrollrechnung: P = U²/R = 7,071^2 / 1 = 50W

Oder mit der Formel

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