Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik HV-Relais klebt


von Maaf K. (maaf)


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Hallo,

ich habe hier eine Messschaltung mit der der Widerstand einer 
abgedunkelten Solarzelle (in der Zeichnung als Diode), in einem 
bestimmten Arbeitspunkt gemessen wird. Zwischen den Messungen wird ein 
Potential von 1kV an die Zelle gelegt. Mit Reed-Relais werden 2 Zustände 
abwechselnd herstellt:
1)Zelle wird kurzgeschlossen (S2) und 1kV angelegt (S1)
2)Messung von Strom und Spannung (S3...S6 sind an), Arbeitspunkt über V2 
eingestellt.

Funktionierte auch wunderbar, bis das Relais S1 nicht mehr geöffnet hat 
und die 1kV den Spannungsmesskanal zerschossen haben. Die Kontakte waren 
verklebt, durch klopfen wurden sie wieder gelöst.

Die Relais sind bis 1kV Schaltspannung, 1A Schaltstrom, 100W ausgelegt 
(http://www.reichelt.de/index.html?&ACTION=7&LA=3&OPEN=0&INDEX=0&FILENAME=C300%252F33_de_1_CRF_Serie_d.pdf)

Die Hochspannungsquelle besitzt eine Strombegrenzung von 2mA.

Die Frage ist nun, wieso das Relais S1 (schaltet als einziges die 1kV 
unter "Last") verklebt ist, bzw. wie ich das verhindern kann.
Ich hab schon an kapazitive Effekte gedacht, so dass beim Einschalten 
der Strom sehr groß wird. Denn die Solarzelle ist hinter einer 
Glasscheibe verkapselt und auf der Vorderseite ist eine Metallfolie 
aufgeklebt, die das Gegenpotential zu den 1kV darstellt. Also im Prinzip 
ein simpler Plattenkondensator (Folie-Glas-Zelle).

Grüße,
Marvin

von M.N. (Gast)


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Hm, eigentlich sind die Meder-Relais schon OK. Wusste gar nicht, dass es 
die auch bei Reichelt gibt.
Dein HV-Netzteil wird dauerhaft auf 2 mA begrenzt sein, Peak werden da 
sicher mehr fließen können. Solltest du wirklich mal mit ner Stromzange 
messen, was beim Schalten passiert.
Übrigens, 1 kV kann man auch noch mit MOSFETs schalten, wenn man mit 
einem Leakage bis 100 µA leben kann. Mit bisschen tricksen kommt man 
auch auf 10 µA runter.

Darf man fragen, was es bringt, die Solarzelle mit 1 kV vorzuspannen?

von Roland L. (Gast)


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Reed-Relais sind da etwas empfindlich. Ich denke auch, dass deine Quelle 
auf der Hochspannungsseite einen Kondensator hat und daher kurzzeitig 
ein hoher Strom fließt. Was für eine Quelle verwendest du?
Ein Widerstand mit ein paar kOhm in Reihe zum Relais sollte das Problem 
lösen.

P.S.
eine Spannungsmessung, die 1kV aushält, wäre in der Anwendung sinnvoll.

von rcc (Gast)


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Vorladen über Widerstand+2. Relais. Das Relais prellt beim Schließen 
unter Last, dadurch gibt es kurz Lichtbogen und es klebt.

von Maaf K. (maaf)


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Danke erstmal!

Mit der Messung werden physikalische Degradationsprozesse in der Zelle 
untersucht. Potentiale im kV-Bereich treten bei Solarkraftwerken mit 
Reihenschaltng vieler Solarmodule auf.

Die HV-Quelle ist ein Modul von http://www.iseg-hv.com/de/ welches auch 
die Leckströme mitloggt. Diese liegen im µA-Bereich, deshalb wären 
MOSFETs zum Schalten nicht so ideal.
Widerstand in der HV-Leitung hört sich gut an, auf 10k kommt es da auch 
nicht an. Besser vor oder hinter das erste Relais?

Macht es Sinn, die Spannungsmesskarte zusätzlich mit Z-Diode 
abzusichern?

Grüße,
Marvin

von Andrew T. (marsufant)


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Maaf K. schrieb:
>
> Die HV-Quelle ist ein Modul von http://www.iseg-hv.com/de/ welches auch
> die Leckströme mitloggt. Diese liegen im µA-Bereich, deshalb wären
> MOSFETs zum Schalten nicht so ideal.
> Widerstand in der HV-Leitung hört sich gut an, auf 10k kommt es da auch
> nicht an. Besser vor oder hinter das erste Relais?

Ist egal ob vor oder hinter S!, solange der aufbau kapazitätsarm ist und 
ide Verbindungsleitungne kurz.


>
> Macht es Sinn, die Spannungsmesskarte zusätzlich mit Z-Diode
> abzusichern?
>

Nein, da deren "Leckstrom" bereits so hoch ist das Deine Messugn gestört 
wird.

Mit Picoamperedioden oder FET-dioden  gegen Maxiamlspannung eine Clamp 
aufbauen wäre ggfs. hilfreich, aber eher unnötig weil deine 
Spannungsmeßkarte all das im Normalfall bereits enthält.

von Maaf K. (maaf)


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> Nein, da deren "Leckstrom" bereits so hoch ist das Deine Messugn gestört
> wird.

Ich messe bei 300mV z.B. 30mA. Wie groß wäre denn der Leckstrom einer 
Z-Diode für den Fall? Auf 1mA Genauigkeit kann ich verzichten, wenn die 
Messkarte dafür geschützt ist. Ich dachte eher, dass Schnelligkeit ein 
Problem sein könnte.

von oszi40 (Gast)


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Reedrelais kleben gerne.

von 123 (Gast)


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Snubber dazu

von Falk B. (falk)


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Snubber begrenzen keine Pulsströme, welche zum Verkleben der Kontakte 
führen. Sie begrenzen nur die Spannungsänderungsgeschwindigkeit.

von oszi40 (Gast)


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> Denn die Solarzelle ist hinter einer Glasscheibe verkapselt ...
> die das Gegenpotential zu den 1kV darstellt. Also im Prinzip
> ein simpler Plattenkondensator (Folie-Glas-Zelle).

Ob Dein S1-Kontakt beim EINschalten durch den hohen C-Ladestrom verklebt 
oder ein Lichtbogen die Kontakte beim Abschalten auch noch verbrennt?

Ein erster Versuch wäre: den Ladestrom durch geeignete Widerstände in 
Reihe zu begrenzen. Auf die Strombegrenzung Deines Netzteils würde ich 
mich dabei nicht verlassen, weil ich sie noch nicht kenne.

Notfalls testweise ein geeignetes Relais mit durchsichtiger Kappe suchen 
um den Vorgang besser beobachten zukönnen.

von Roland L. (Gast)


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oszi40 schrieb:
> oder ein Lichtbogen die Kontakte beim Abschalten auch noch verbrennt?

warum sollte beim Ausschalten ein Lichtbogen entstehen?
da fließt überhaupt kein Strom.

die Kapazität der Solarzelle wird erst beim Schließen von S3...S6 über 
die Messkarte oder die Quelle V2 entladen (diese Kontakte könnten 
dadurch auch mal kleben).

Da aus der Zeichnung nicht hervorgeht, ob die Quelle V2 und die 
Messeinrichtung geerdet sind, kann man das nicht genau sagen. Je nach 
dem, was davon geerdet ist und in welcher Reihenfolge die Relais 
schalten, kann da auch was kaputt gehen. Ich gehe mal davon aus, dass 
die andere Seite der HV-Quelle geerdet ist.

Ein Schutz aller Messeingänge mit Zener-oder Suppressordioden gegen 
Masse wäre sinnvoll.

von Maaf K. (maaf)


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> die Kapazität der Solarzelle wird erst beim Schließen von S3...S6 über
> die Messkarte oder die Quelle V2 entladen (diese Kontakte könnten
> dadurch auch mal kleben).

Ui, das hab ich gar nicht berücksichtigt... Also ein weiteres Relais 
+Widerstand zum Entladen gegen Masse, was vor S3...6 einmal kurz 
schaltet?

V2 ist geerdet, die Spannungsmesskarte nicht, werd ich aber auch erden.
Die andere Seite der HV-Quelle ist geerdet und mit der Metallfolie auf 
dem Glas verbunden.

> Ein Schutz aller Messeingänge mit Zener-oder Suppressordioden gegen
> Masse wäre sinnvoll.

Hast du da vielleicht brauchbaren Typen im Kopf? Oder worauf muss ich 
achten?

von oszi40 (Gast)


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> vielleicht brauchbaren Typen im Kopf?
Bei 1000V scheint mir eine Z-Diode weniger geeignet.

> Oder worauf muss ich achten?
z.B. Schutzbrille gegen herumfliegende Teile?

von Roland L. (Gast)


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Maaf K. schrieb:
> Hast du da vielleicht brauchbaren Typen im Kopf? Oder worauf muss ich
> achten?

da kannst du so ziemlich alles nehmen. Deine Messspannung liegt ja unter 
0,5V und ein Leckstrom von 1mA würde dich nicht besonders stören. Also 
irgendetwas zwischen 5 und 20V Durchbruchspannung

von Maaf K. (maaf)


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Danke!

Ich hab jetzt 10k in Reihe zu S1 und ein weiteres Relais mit 10k vom 
unteren Knoten nach Masse. Das schaltet nach Abschalten der HV 1s durch. 
Dazu die Spannungsmesskarte und die V2 geerdet und Suppressordioden mit 
15V nach Masse. Ich hoffe das reicht...

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