Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Verständnisfrage Optokoppler an AVR-Eingang


von R. B. (britzi)


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Hallo zusammen,

ich habe da eine kleine Verständnisfrage zum Thema Optokoppler.

Wenn ich es richtig verstehe sagt die "Current Transfer Ratio" aus, bei 
welchem Betriebsstrom der Optokoppler-LED wie viel Strom am Kollektor 
fließen kann.  Dies ist natürlich abhängig von der Spannung, die am 
Kollektor anliegt.

Wenn ich jetzt einen Optokoppler mit einem niedrigen LED-Strom betreibe 
verlängere ich die Lebensdauer und es kann allerdings weniger Strom über 
den Kollektorkreis fließen.

Wenn der Optokoppler an einen AVR-Eingangspin angeschlossen werden soll, 
der ja nur wahrnimmt, ob ein High- oder Low-Signal anliegt, spielt der 
Strom der fließen kann im Prinzip nahezu keine Rolle, oder?

D.h. ich kann den Optokoppler ohne Probleme mit einer geringen CTR 
betreiben, oder?


Nun bin ich mal gespannt, ob ich das als Laie richtig verstanden habe 
;-)

Vielen Dank schon mal für die Erläuterungen.

von Falk B. (falk)


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@ R. B. (britzi)

>Wenn ich es richtig verstehe sagt die "Current Transfer Ratio" aus, bei
>welchem Betriebsstrom der Optokoppler-LED wie viel Strom am Kollektor
>fließen kann.

Ja.

>  Dies ist natürlich abhängig von der Spannung, die am
>Kollektor anliegt.

Nein, das ist nahezu unabhängig von der Kolletor-Emitter Spannung, denn 
der Ausgangstransistor wirkt als Konstantstromquelle.

>Wenn ich jetzt einen Optokoppler mit einem niedrigen LED-Strom betreibe
>verlängere ich die Lebensdauer und es kann allerdings weniger Strom über
>den Kollektorkreis fließen.

Ja.

>Wenn der Optokoppler an einen AVR-Eingangspin angeschlossen werden soll,
>der ja nur wahrnimmt, ob ein High- oder Low-Signal anliegt, spielt der
>Strom der fließen kann im Prinzip nahezu keine Rolle, oder?

Naja, ein wenig schon. Man braucht ja immer einen Arbeitswiderstand. Je 
größer der ist, umso weniger Strom braucht man zum Schalten, allerdings 
umso langsamer ist der Schaltvorgang.

>D.h. ich kann den Optokoppler ohne Probleme mit einer geringen CTR
>betreiben, oder?

Das CTR ist direkt nicht einstellbar sondern vom Optokopplertyp 
abhängig. Siehe Optokoppler.

von Ulrich (Gast)


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Im Prinzip ist es richtig gedacht: der CMOS Eingang am µC braucht nicht 
viel Strom und entsprechend könnte auch wenig Strom an der LED am 
Optokoppler ausreichen.

Allerdings bekommt man einen passenden Pegel mit wenig Strom nur wenn 
die Widerstände groß werden, und mit großen Widerständen wird der 
Optokoppler langsamer. Außerdem steigt die Empfindlichkeit auf z.B. 
kapazitiv eingekoppelte Störungen.
Schließlich wird bei geringem Strom die Streuung größer. Es kann also 
sein, dass nicht jedes Exemplar gleich gut funktioniert.

von R. B. (britzi)


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Ok, vielen Dank.

Das bedeutet, dass ich z.B. einen SFH 620A-3 
(http://www.vishay.com/docs/83675/sfh620a.pdf) mit knapp 3 mA betreiben 
könnte, um zu Erkennen, ob eine Leitung unter Spannung steht?

Also z.B. 120k entsprechend Dimensioniert aufgeteilt auf zwei 
Widerstände an 230 V und dann an den Optokoppler?

Hinterher noch einen Kondensator auf die Kollektorseite, damit der Pegel 
auf High bleibt, während die Leitung Spannung führt und fertig?

Das ganze ist Zeitunkritisch. Selbst wenn es eine Sekunde dauern würde, 
wäre es in Ordnung.

von Dauergast (Gast)


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R. B. schrieb:
> Also z.B. 120k entsprechend Dimensioniert aufgeteilt auf zwei
> Widerstände an 230 V und dann an den Optokoppler?

Ja, das funktioniert auch mit 224k (4*56k) noch einwandfrei, mit 
internem AVR-Pullup, ohne Kondensator (ich zähle einfach die Nullen am 
Input im schon vorhandenen 10kHz-Timer-Interrupt)

Nach oben ist beim R noch Luft - (6*56k) gingen auch noch, (8*56k) nicht 
mehr wirklich bei allen Exemplaren.

Problematisch wird das Ganze, wenn man damit z.b. ein bistabiles Relais 
mit Snubber über den Kontakten überwachen will, bei 47n-220R wird schon 
"always on" erkannt.

von R. B. (britzi)


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Danke :-)

von MaWin (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Allerdings bekommt man einen passenden Pegel mit wenig Strom nur wenn
> die Widerstände groß werden, und mit großen Widerständen wird der
> Optokoppler langsamer. Außerdem steigt die Empfindlichkeit auf z.B.
> kapazitiv eingekoppelte Störungen.

Die obere Grenze für den Widerstandswert bzw. die untere für den Strom 
ergibt sich durch den Dunkelstrom des Phototransistors, der mit der 
Temperatur steigt.

Beim maximalen Dunkelstrom muss der Spannungsabfall am Widerstand noch 
klein genug bleiben, damit der uC Eingang mit seiner Schaltschwelle noch 
sicher ein ausgeschaltet erkennt.

von Route_66 H. (route_66)


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R. B. schrieb:
> Also z.B. 120k entsprechend Dimensioniert aufgeteilt auf zwei
> Widerstände an 230 V und dann an den Optokoppler?
>
> Hinterher noch einen Kondensator auf die Kollektorseite, damit der Pegel
> auf High bleibt, während die Leitung Spannung führt und fertig?

Hallo!
So macht man das. Auf die Eingangsseite gehört aber noch eine Diode, die 
antiparallel die Diode im Optokoppler schützt, die hat nämlich nur eine 
geringe sperrspannungsfestigkeit. Ich nehme dafür meist eine LED, dann 
sehe ich das Eingangssignal zur Kontrolle.

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