Forum: Platinen Lötzinn zieht Nasen


von Brater (Gast)


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Hi,

bin SMD-Anfänger und löte momentan an einer kleinen Übungsplatine mit 
verschiedenen Bauteilen. Seit einigen Lötstellen passiert es recht 
häufig, dass das Lötzinn an den Lötstellen "Nasen" zieht, besonders wenn 
die Lötstellen sehr klein sind. Woran kann das liegen? Eigentlich 
versuche ich das Lötzinn sparsam anzuwenden. Wenn ich merke, dass das 
Lötzinn nicht richtig fließen will, komt noch mal Flussmittel an die 
Lötstelle (Mischung aus Spiritus und Kollophonium - kleben tuts auf 
jeden Fall).

Lötstation: ELV LS 50
Löttemperatur: ca. 270°C
Lötzinn: Stannol Radiolot 0,5 mm Sn60Pb39Cu1

Ich kann bei Bedarf auch Fotos machen.

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Brater schrieb:
> Wenn ich merke, dass das
> Lötzinn nicht richtig fließen will, komt noch mal Flussmittel an die
> Lötstelle (Mischung aus Spiritus und Kollophonium - kleben tuts auf
> jeden Fall).

Und was passiert dann?
Eigentlich machst du es genau richtig. Wenn das Lötzinn nicht mehr 
fließt, dann machst du Flussmittel drauf und schon sollte es fließen. 
Wenn es trotzdem nicht fließt, dann ist das Flussmittel nicht "aktiv" 
genug.

Brater schrieb:
> Lötstation: ELV LS 50
Ich habe mir mal ein paar Fotos angeschaut. Auf den Fotos ist eine ganz 
feine Lötspitze zu sehen, die konisch zusammenläuft. Die ist IMHO nicht 
so wirklich geeignet, um vernünftig zu löten. Da braucht man eine 
flachere Spitze (chisel)

> Löttemperatur: ca. 270°C
Da würde ich hochgehen. Besonders bei der ELV Station. Auf ca. 
300-330°C.

> Lötzinn: Stannol Radiolot 0,5 mm Sn60Pb39Cu1
Ja.... Hmm.... Ich bin kein Freund von Kupfer. Da würde ich an deiner 
Stelle eher das klassische 60/40 Lötzinn nehmen.

von Markus (Gast)


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Brater schrieb:
> Löttemperatur: ca. 270°C

Viel zu kalt.
Als Richtwert kann man bei bleihaltigem Lot von ca. 320 Grad, bei 
bleifreiem von ca. 350 Grad ausgehen.

von Helge A. (besupreme)


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Wenn du die gleiche Lötstelle häufiger erwärmst, löst sich ein wenig 
Kupfer im Lot auf. Das erhöht die Schmelztemperatur.
Außerden hast du vielleicht Zunderreste im Lot, dagegen hilft Flußmittel 
auch nit unbedingt.

von Christian K. (christian_rx7) Benutzerseite


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Hab die gleiche Lötstation, geh mal auf 350°C dann funktionierts.

Christian_RX7

von Brater (Gast)


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Dimitri Roschkowski schrieb:
>> Lötstation: ELV LS 50
> Ich habe mir mal ein paar Fotos angeschaut. Auf den Fotos ist eine ganz
> feine Lötspitze zu sehen, die konisch zusammenläuft. Die ist IMHO nicht
> so wirklich geeignet, um vernünftig zu löten. Da braucht man eine
> flachere Spitze (chisel)

Habe die Standard 1,6 mm Bleistift-Spitze. Über die Meißelspitze habe 
ich auch nachgedacht, nachdem ich auch die ganzen Video-Tutorials 
gesehen habe - es klingt halt für einen Neuling sehr paradox, dass die 
Lötspitze nicht mit der Größe der Lötstelle skaliert. Und ich musste 
feststellen, dass ich mit der Lötspitze im 90°-Winkel zur Lötspitze 
irgendwie bessere Ergebnisse hatte, da dort mehr Wärme an die gleiche 
Stelle kommt. (90° seitlich, nicht vertikel) Wahrscheinlich sollte ich 
mir wirklich eine holen, da die feinste Lötspitze (0,4 mm) tatsächlich 
nicht so richtig gut ging. Allerdings ist diese Spitze auch noch länger 
wodurch in Verbindung mit der niedrigen Temperatur die 
Gesamtkonstellation nicht besser wird.

Dimitri Roschkowski schrieb:
> Und was passiert dann?
> Eigentlich machst du es genau richtig. Wenn das Lötzinn nicht mehr
> fließt, dann machst du Flussmittel drauf und schon sollte es fließen.
> Wenn es trotzdem nicht fließt, dann ist das Flussmittel nicht "aktiv"
> genug.

Meistens fließt das Lötzinn dann auch. Bei dem FT232RL ging es recht gut 
(allerdings sieht man da nicht so richtig, ob das Löten gut geklappt hat 
und ein paar Probleme hatte ich trotzdem). Die Nasen blieben aber 
trotzdem. Manchmal hat es geholfen, mit dem Lötkolben noch mal 
anzusetzen und das Zinn noch mal zu "verstreichen". Das Flussmittel kann 
ich auch noch konzentrieren, in dem ich weiter Kollophonium hinzugebe.

Bei dem Lot habe ich mich an dem orientiert, das ich bereits habe und es 
auch an die weit verbreitete 60/40-Mischung rankommt.

Ich probiere auf jeden Fall mal die höhere Temperatur und werde mir bei 
Gelegenheit eine Meißelspitze besorgen sowie anderes Lötzinn (eventuell 
sogar 0,25 mm).

Helge A. schrieb:
> Wenn du die gleiche Lötstelle häufiger erwärmst, löst sich ein wenig
> Kupfer im Lot auf. Das erhöht die Schmelztemperatur.
> Außerden hast du vielleicht Zunderreste im Lot, dagegen hilft Flußmittel
> auch nit unbedingt.
Kann dadurch auch die Lötstelle einen "stumpferen Glanz" bekommen? (habe 
ich auch beobachtet)

Durch die höheren Temperaturen werden aber keine ICs gegrillt, oder? 
(z.B. kleine Atmegas; kurze Berührungszeiten vorausgesetzt... nach einer 
halben Stunde sind wahrscheinlich auch 270°C zu viel)

@Christian: das klingt doch schon mal prima.

Vielen Dank für eure Hilfe!

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Brater schrieb:
> Das Flussmittel kann
> ich auch noch konzentrieren, in dem ich weiter Kollophonium hinzugebe.

Ich nehme immer das NC-559 von Amtech. In meinen Augen ist es eins der 
besten Flussmittel bei einem angenehmen Geruch. Gefolgt von RMA-223 
(Vorsicht, beschissener Geruch + das Zeug muss man abwaschen).

Was genau an SMD Komponenten versucht du denn alles zu löten? Wenn es 
viele ICs sind, dann würde ich dir eine Löffel Spitze / Spoon Tip 
empfehlen. kA ob es die für die ELV Lötstation gibt.

Brater schrieb:
> Durch die höheren Temperaturen werden aber keine ICs gegrillt, oder?
> (z.B. kleine Atmegas; kurze Berührungszeiten vorausgesetzt... nach einer
> halben Stunde sind wahrscheinlich auch 270°C zu viel)

Auch das ist in meinen Augen ein Anfängerfehler. Früher habe ich bei 
jedem Transistor gedacht, dass ich ihn kille, wenn ich ihn zu lange 
löte. Und bei ICs war es noch schlimmer. Ich weiß noch heute, wie ich um 
jeden beschissenen 555er Angst hatte, dass ich ihn umgebracht habe, als 
ich ihn eingelötet habe. Und wieso? Weil ich es irgendwo in irgendeiner 
beschissenen Lötanleitung (afaik von Conrad) gelesen habe.

Heute bin ich viele Erfahrungen reicher.
Ja, Präzisionsbauteile vertragen Hitze nur sehr schlecht. Allerdings hat 
bei mir noch nie jemand ein solches Bauteil zerschossen, dass es weit 
außerhalb der Specs lag.

Und Ja, Elkos vertragen auch keine große Hitze über lange Zeit und damit 
meine ich jetzt Minuten.

Digitale Komponenten vertragen Hitze dagegen sehr gut. Ein Praktikant 
hat mal bei mir nen FPGA eine halbe Stunde bei 230°C grillen lassen. 
Trotzdem hat das Teil am Ende funktioniert. Okay, das Board mit dem Chip 
durfte er dann behalten ;)

Was ich damit sagen will: Mach du dir keine Sorgen um irgendwelche 
Hitzeschäden.

von someone (Gast)


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0.5mm Lötzinn reicht. Keine Ahnung, wofür man das noch dünner bräuchte. 
1mm Dicke ist eher lästig, weil man nicht vernünftig dosieren kann, aber 
0.5mm sind völlig okay. Noch dünner ist wahrscheinlich nur dann 
sinnvoll, wenn man wirklich Reparatur- oder Prototyp-Anwendungen hat, 
bei denen man extrem feine Strukturen nachträglich löten oder ändern 
muss.
Sn60Pb39Cu1 ist auch okay, würde man aber heute eher nicht mehr 
unbedingt einsetzen, da es hauptsächlich darauf optimiert ist, die 
Lötspitze zu schonen. Ist jetzt aber auch nicht schlimm, kann also ruhig 
weiter verwendet werden. Bei einem Neukauf von Lötzinn würde ich jedoch 
eine Legierung mit Silber bevorzugen, wie z.B. Sn62Pb36Ag2 (falls 
bleihaltig gelötet wird). Mit bleifreien Prozessen kenne ich mich leider 
nicht aus.

Für dein Problem gibt es mehrere Lösungen, die du ausprobieren könntest.
Eine höhere Temperatur wäre wohl das erste, 270°C sind recht niedrig. 
Ich habe mit 310°C gute Erfahrungen gemacht, aber alles so um die 
300°C-330°C sollte okay sein. Es ist natürlich wichtig, was vorne an der 
Spitze ankommt, gegebenenfalls musst du also experimentieren. Für eine 
gute Wärmeübertragung ist es auch wichtig, dass die Spitze gut benetzt 
wird: Also immer ordentlich reinigen!
Flussmittel wurde auch schon angesprochen und das kann ebenfalls helfen. 
Beim Flussmittel musst du dich fragen, wieviel Sauerei du dir antun 
willst, um besser löten zu können. Mit einer ordentlichen Portion 
geeignetem Flussmittel gelingt nahezu alles ausgesprochen gut, 
allerdings hast du dann am Schluss auch eine Platine voller klebriger 
Flussmittelreste. Gegebenenfalls kann da ein Flussmittelgel hilfreich 
sein, vor allem bei Fine-Pitch-Bauemenenten.

Was lötest du hauptsächlich?

von Falk B. (falk)


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von Takao K. (takao_k) Benutzerseite


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Feine Loetspitze/0.5mm Loetzinn ist eigentlich Unsinn.

Verwende nur noch 1mm/breite Loetspitze, billiges flux aus China (gelbe 
Paste), und nachher Feuerzeugbenzin (gibts hier billig).

Das Loetzinn laesst sich mit einer breiten Loetspitze ganz einfach 
entfernen, also auch fuer TQFP44/TQFP64 und so weiter.

Billiges Loetzinn (4 dollar/100g) ist nicht so gut zu verarbeiten, 
brauchste aber auch nicht mit zu sparen, wenns nicht mehr geht, einfach 
mehr flux anwenden.

Temp. 270C ist in Ordnung fuer Bleilot allerdings fuer Steckverbinder, 
Stiftleisten sind 330C besser.

Den Trick hab ich auf youtube gesehen, das Loetzinn einfach mit der 
breiten Loetspitze ueber die pins "ziehen".

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Takao K. schrieb:
> Temp. 270C ist in Ordnung fuer Bleilot allerdings fuer Steckverbinder,
> Stiftleisten sind 330C besser.

Was du hier in letzter Zeit für einen Mist schreibst in diesem Forum 
passt auf keine Kuhhaut.

von Rudi P. (Firma: keine) (rudippunkt)


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Simon K. schrieb:
> Takao K. schrieb:
>> Temp. 270C ist in Ordnung fuer Bleilot allerdings fuer Steckverbinder,
>> Stiftleisten sind 330C besser.
>
> Was du hier in letzter Zeit für einen Mist schreibst in diesem Forum
> passt auf keine Kuhhaut.


Richtig wäre dann was?

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Rudi P. schrieb:
> Simon K. schrieb:
>> Takao K. schrieb:
>>> Temp. 270C ist in Ordnung fuer Bleilot allerdings fuer Steckverbinder,
>>> Stiftleisten sind 330C besser.
>>
>> Was du hier in letzter Zeit für einen Mist schreibst in diesem Forum
>> passt auf keine Kuhhaut.
>
> Richtig wäre dann was?

Steht doch schon oben. 270°C ist zu wenig, vor allem bei günstigeren 
Stationen mit nur mangelnder Genauigkeit und schlechter Regelung.

Was das Ganze jetzt mit Stiftleisten zu tun haben soll, erschließt sich 
mir auch nicht.

: Bearbeitet durch User
von Takao K. (takao_k) Benutzerseite


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Simon K. schrieb:
> Takao K. schrieb:
>> Temp. 270C ist in Ordnung fuer Bleilot allerdings fuer Steckverbinder,
>> Stiftleisten sind 330C besser.
>
> Was du hier in letzter Zeit für einen Mist schreibst in diesem Forum
> passt auf keine Kuhhaut.

Immer schoen Trittbrettfahren.

von Takao K. (takao_k) Benutzerseite


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Also ich weiss nicht was dass soll.

"Nasen ziehen" wird wohl an der Loetspitze liegen. Vielleicht ist das 
Flux auch nicht richtig, oder zuwenig.

Temperatur stelle ich immer so ein das die LED Kette auf der Loetstation 
noch im gruenen Bereich ist.

Stiftleisten etc. brauchen halt viel mehr Hitzezufuhr oder es geht halt 
nicht richtig. Also wird die Loetstation (50W) aufgedreht. Aber sofort 
wieder runterregeln oder die Loetspitze geht bald kaputt.

Unbedingt mal breite Loetspitze ausprobieren. Und gelbes, dickfluessiges 
flux, nachher einfach mit Feuerzeugbenzin entfernen.

von Simon S. (-schumi-)


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Nasen ziehen kann folgende Ursachen haben:
 - Zu heiß / zu langsam -> Flußmittel aus
 - zu kalt -> Zäh

Wie die Temperatur einzustellen ist hängt von sehr vielen Faktoren ab 
und so pauschal kann man keinen Idealwert nennen. Aber 270°C sind schon 
sehr wenig. Versuche mal ca. 320°C - 350°C

Am besten funktioniert bei mir:
 - Dünnes Lötzinn, max 0.5mm (sonst kann man nicht fein dosieren)
 - zwei mal Lötzinn zugeben:
   * Pin + Pad mit Lötspitze berühren
   * Ein klein wenig Lötzinn dazu geben so dass Pin + Pad ein klein 
wenig benetzt sind (Wärmeübertragung)
   * Kurz warten damit beides gut heiß ist
   * Dann restliches Lötzinn zugeben (in dem frisches Flussmittel ist)
   * Lötspitze schnell weg
 - wenn man eine Kelch-Spitze hat geht auch etwas dickeres Lötzinn, weil 
die überschüssiges Lötzinn aufnimmt. Aber bei SMD-ICs nicht praktikabel
So eine Lötstelle dauert ~1-2sec. Je schneller man ist, desto höher kann 
man mit der Temperatur gehen (Wenn man Pins hat an die man gut rankommt 
und wo man schnell löten kann bis ~400°C)

Und ohne frisches Lötzinn nachkorrigieren ist sieht nachher immer 
schlimmer aus. Also bei Bauteilen bei denen die Pins nicht nahe 
beieinander liegen am besten eine Kelch-Spitze verwenden, dann kann man 
nochmal mit der Spitze ran und etwas Lötzinn auf den Pin geben und das 
überflüssige Zinn nimmt die Spitze auf.

Und fürchte nicht den Hitze-Tod. Da brauchst du dir wirklich garkeine 
Sorgen machen, solange du nicht eeewig an etwas rumbrätst oder 
Präzessionsbauteile verwendest. Gehe lieber richtung oberes Ende des 
vernünftigen Temperaturbereichs, so hast kannst du sicher sein dass du 
keine kalten Lötstellen bekommst sondern alles niederohmig und auch 
mechanisch gut verbunden ist.

von X2 (Gast)


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Simon S. schrieb:
> - wenn man eine Kelch-Spitze hat geht auch etwas dickeres Lötzinn, weil
> die überschüssiges Lötzinn aufnimmt. Aber bei SMD-ICs nicht praktikabel
> So eine Lötstelle dauert ~1-2sec.

http://www.youtube.com/watch?v=Iu4rfutdm9g

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