Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik ( Halbleiter ) Lebensdauerabhängigkeit von der Temperatur


von Bernd S. (Firma: Anscheinend Corner-Cases ;-)) (bernd_stein)


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Hallo zusammen.

Bauteile ( Halbleiter ) sollen so weit ich mich belesen habe mit einer 
e-Funktion der Temperatur im Exponenten altern. So soll sich zum 
Beispiel alle 7°C die Lebensdauer halbieren.

Aber wie hoch ist die Lebensdauer, sagen wir bei Raumtemperatur ( 25°C ) 
?

Und bei welcher Temperatur beginnt die Kurve bzw. endet diese ?

Konnte leider im www keine Grafik dazu finden. Außer so komplexe Sachen 
wie IGBT-Module usw.

Konkret geht es darum wie man bei einem ungekühlten N-MOSFET ungefähr 
die Lebensdauer bei einer konstanten Umbebungstemperatur von 60°C bei 
unterschiedlichen Sperrschichttemperaturen abschätzen kann.
Das heißt auf wieviele man evtl. die Leistung verteilen muß, da kein 
Kühlkörper verwendet werden soll. Also wie hoch die einzelne 
Sperrschichttemperaturen der oder des einzelnen FETs werden darf,
um eine passende Zahl an FETs mit einer gewünschten Lebensdauer zu 
kombinieren.

Hoffe mich nicht zu kompliziert ausgedrückt zu haben.

Bernd_Stein

von Georg G. (df2au)


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Das mit den 7 Grad stimmt (als Hausnummer). Eine allgemein gültige Kurve 
gibt es nicht, da die Hersteller unterschiedlich nahe an die Grenze 
gehen. Du musst dann schon beim Hersteller anfragen.

von oszi40 (Gast)


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Bernd Stein schrieb:
> bei Raumtemperatur ( 25°C )

Einbauort??? Am Armaturenbrett habe ich hier in Europa z.B. 70 Grad C 
gemessen bei Sonne. Je nach Gehäuse und Einbaulage sollte man deshalb 
nicht zu geizig mit der Kühlung sein (wenn es etwas länger funktionieren 
soll). Wobei Sperrschicht- und Gehäusetemperatur noch sehr verschieden 
sein können.

von Bernd S. (Firma: Anscheinend Corner-Cases ;-)) (bernd_stein)


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oszi40 schrieb:
> Einbauort??? Am Armaturenbrett habe ich hier in Europa z.B. 70 Grad C
> gemessen bei Sonne. Je nach Gehäuse und Einbaulage sollte man deshalb
> nicht zu geizig mit der Kühlung sein (wenn es etwas länger funktionieren
> soll).
>
Darum geht es mir ja, zu erkennen welche " Lebenserwartung " dann 
auftreten würde. Aber ich merke schon, meine gewünschte Information ist 
schwer zu bekommen. Und meine Fragen schwer zu beantworten.


Bernd_Stein

von Wilhelm F. (Gast)


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Bernd Stein schrieb:

> Und bei welcher Temperatur beginnt die Kurve bzw. endet diese ?

Auf jeden Fall über den im Datenblatt angegebenen Temperaturbereich.

Leider geben Datenblätter die Höchsttemperatur an, aber nicht die 
Lebensdauern abhängig von Temperaturen.

Bei einem niedrig integrierten Bauteil wie Diode oder Transistor mögen 
die Auswirkungen nicht ganz so schlimm sein, als bei hoch integrierten 
Schaltungen. Letztere verstimmen sich wegen der Komplexität der 
Schaltung schon sehr schnell.

Hersteller fragen!

Mir selbst half es gelegentlich im Alltag, ein Bild über die Dinge zu 
bekommen, in dem ich Recyclingteile inspizierte. Festspannungsregler 
können sich schon mal nur binnen 2-3 Jahren dermaßen verstimmen, daß die 
Bauteildaten völlig "out of Range" werden, und ein Gerät unbrauchbar. Im 
Datenblatt findet man das nicht.

Andererseits hatte ich ein Post-Telefonanlagennetzteil mit einer Z-Diode 
drin, die eine Brandblase auf der Platine machte. Das Gerät lief 
ungefähr 20 Jahre, lief auch nach Ausbau noch einwandfrei, und die 
Geräte waren damals locker für 50 Jahre konstruiert. Der Z-Diode machte 
die hohe Temperatur also wiederum gar nichts aus.

von tom69 (Gast)


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Lebensdauer

Jahre  °C
100  25
50  32
25  39
12,5  46
6,25  53
3,1  60
1,5  67
0,7  74

Könnte aus meiner Erfahrung hin kommen  ;-)

von Bernd S. (Firma: Anscheinend Corner-Cases ;-)) (bernd_stein)


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tom69 schrieb:
> Lebensdauer
>
> Jahre  °C
> 100  25
> 50  32
> 25  39
> 12,5  46
> 6,25  53
> 3,1  60
> 1,5  67
> 0,7  74
>
> Könnte aus meiner Erfahrung hin kommen  ;-)
>
Danke für den Erfahrungsbericht und diese Information, das beantwortet 
meine Fragen. Die Quelle wäre noch interessant.


Bernd_Stein

von oszi40 (Gast)


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Oft macht der Versuch erst klug. Es nützt ja wenig, wenn der eine 
Transistor alles aushält und der zugehörige OPV wegläuft oder wie bei 
vielen Netzteilen die 85-Grad-Elkos austrocknen.

Ein weiterer Faktor ist der thermische/mechanische Stress durch 
zyklische Temperaturschwankungen, der z.B. durch unterschiedliche 
Ausdehnungskoeffizienten zu Rissen in Leiterzügen od. 
Gehäuse-Undichtheiten führte.

von tom69 (Gast)


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> Danke für den Erfahrungsbericht und diese Information, das beantwortet
> meine Fragen. Die Quelle wäre noch interessant.
>
>
> Bernd_Stein

Hallo Bernd,
das war ein simples Gedankenspiel. Viele Datenblätter von Halbleitern 
haben temperaturbezogene Belastungsdiagramme wo der untere Wert bei 25°C 
beginnt.
Da hab ich aus Spaß mal 100Jahre genommen.
Das Ergebnis hab ich mit 28  Jahren Praxis Erfahrung verglichen.
Mein Bauchgefühl sagt, dass kommt annähernd hin.
Ist natürlich keine hilfreiche Quelle.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Bernd Stein schrieb:
> Aber ich merke schon, meine gewünschte Information ist schwer zu
> bekommen.

Im Zweifel nur vom Hersteller.  Bei vielen Herstellern kannst du auch
die so genannten "Qualifikationsdaten" einsehen, daraus ersiehst du,
mit welcher Prozedur sie die Lebensdauertests vollzogen haben.  Von
da kannst du dir mit der 7-Kelvin-die-Hälfte-Regel dann die mindestens
zu erwartende Lebensdauer ausrechnen.

von Bernd S. (Firma: Anscheinend Corner-Cases ;-)) (bernd_stein)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Bernd Stein schrieb:
>> Aber ich merke schon, meine gewünschte Information ist schwer zu
>> bekommen.
>
> Im Zweifel nur vom Hersteller.  Bei vielen Herstellern kannst du auch
> die so genannten "Qualifikationsdaten" einsehen, daraus ersiehst du,
> mit welcher Prozedur sie die Lebensdauertests vollzogen haben...
>
Seltsam, solche eine " wichtige " Information bekommt man nur unter 
Mehraufwand bzw. wahrscheinlich nur ein erlauchter Anwenderkreis.
Ich bin nur ein Hobbylöter. Und wenn ich mir die Homepage ( siehe Link ) 
ansehe, habe ich schon kein Bock mehr. Mein Englisch ist schlecht,
mit Chinesisch, Koreanisch und Japanisch habe ich gar nichts am Hut.

Tja, da steh ich nun mal wieder - ich untalentierter Hobbylöter - und 
wenn ich meinen N-MOSFET mit einer Sperrschichttempertur von ca. 140°C 
beteibe soll er nur ca. 127 Tage leben ?

Das passt doch irgendwie alles gar nicht.

http://www.irf.com/index


Bernd_Stein

von oszi40 (Gast)


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Da Chinesisch auch nicht meine Muttersprache ist, gilt in diesen Fällen 
meist die bewährte Daumenregel: Was man nicht anfassen kann ist zu heiß. 
Alle Teile, die schon im Grenzbereich eines Datenblatts betrieben 
werden, leben nicht lange. Daraus kann man zwar noch keine Berechnung 
machen aber eine grobe Abschätzung ob es überhaupt sinnvoll ist.

Bernd Stein schrieb:
> Konkret geht es darum wie man bei einem ungekühlten N-MOSFET

Dann schreib doch einfach was Du tun willst. Es gab bestimmt schon 100 
gleiche Fälle (Netiquette).

von Bernd S. (Firma: Anscheinend Corner-Cases ;-)) (bernd_stein)


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oszi40 schrieb:
> Dann schreib doch einfach was Du tun willst...
>
Ich scheine mich immer ein wenig unverständlich auszudrücken.
Also in erster Linie will ich " Wissen ", deshalb auch die Fragen.
Und dieses möglichst genau. Wenn eine Daumenregel das Genauste ist,
bin ich damit auch zufrieden.
Aber es scheint da ja was anderes zu geben, sonst wüste man ja nicht das 
sich die Lebensdauer eines Halbleiters alle 7°C Sperrschichttemperatur 
halbiert.

Aber natürlich hast Du recht. Ich will nicht wissen wegen des Wissen 
wollens, sondern um mit diesem Wissen etwas anzufangen. Es geht 
allgemein um den " Transistor als Schalter ". Und dieser soll ohne 
Kühlkörper auskommen. Und da stellt sich die Frage, wie lange hält der 
Kerl bei der oder der Sperrschichttemperatur theoretisch durch. Das das 
in der Realität evtl. ganz anders aussehen könnte ist mir klar. Aber 
irgendeinen Ansatz braucht man ja.
Also einen Zeitraum zwischen jetzt und Unendlich. Und da dieser so groß 
ist möchte ich diesen halt versuchen etwas zu verkleinern ( In Jahren ).
Es sollen sogar ganz komplexe Schaltungen Jahrzehnte ohne Ausfall 
gearbeitet haben ;-).
Allerdings habe ich auch gelesen, das es Entwickler gibt die einen 
Ausfall früher wünschen oder herbeiführen müssen, weil das Produkt nicht 
" ewig " halten soll oder die Kosten gering gehalten werden.


Bernd_Stein

von Düsendieb (Gast)


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Der Transistor wird aber selten alleine auf einer Platine stehen.

Ich denke, 7 Kelvin-Regel gilt eher für Schaltungen/Platinen mit vielen 
Bauteilen als für einzelne Halbleiter.

Der Transistor wird nicht das kritische Bauteil in einer Schaltung sein 
sondern die Kondensatoren.

von Testjunkee (Gast)


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Es kann hilfreich sein die Suche nach bestimmten Begriffen zu erweitern.
Es gibt eine Formel die unterschiedlichen Beschleunigungsfaktoren 
erfasst und
die Lebensdauer errechnen lässt.
Als Suchbegrif empfehle ich: Svante Arrhenius oder auch Arrhenius 
Theorie

https://en.wikipedia.org/wiki/Arrhenius_equation

Sonst als Hinweis. Die Halbleiterhertseller verwenden diese Formel um 
die Ausfallrate der Produkte zu bestimmen. Mit dieser Formell ist es 
möglich zu sagen, wann die Bauteile bei "Normalltemperatur = 25°C" 
ausfallen würden.
Dazu führen sie jedocht Tests die teilweise mehrere Tausen Stunden 
dauern und das bei Temperaturen bis 175°C.
Natürlich findet man diese Informationen auf keinem Datenblatt. Dies 
bleibt eine Information für einen nur internen Gebrauch.
Die Großkunden werden vermutlich auch einen Zugriff darauf haben, jedoch 
keine Person als Privatkunde.

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