Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Thyristor-Vorregelung für Netzteil


von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Von einem prototypisch aufgebautem Linearnetzteil (0-20 V / 10 A) 
möchte ich gerne die Effizienz etwas steigern, weil >200 W abzuführen 
doch etwas "nervig" ist.

Eine Idee, die ich im DC SUPPLY HANDBOOK von HP (Application Note 90B) 
gesehen habe ist eine Vorregelung mittels Triac oder Thyristor, wo auf 
der Sekundärseite entweder der Brückengleichrichter modifiziert wird 
(ein Zweig durch Thyristoren ersetzt) oder vor dem Brückengleichrichter 
ein Triac eingesetzt wird um dann letzlich Phasenanschnittssteuerung für 
den Ladeelko (hinterm Gleichrichter) zu machen.

So weit so klar und einfach, mir wäre auch sofort klar, wie man 
Phasenanschnitt klassisch macht (Phasenverschobene Spannung erzeugen, 
auf Diac geben, damit Triac zünden), nur ist der Knackpunkt hier ja, 
dass man den Phasenanschnitt genau so regelt, dass der Spannungsabfall 
überm Längsregler in etwa konstant ist (sagen mer mal 5 V).

Wie sieht, schematisch, die Regelung für sowas aus?

: Verschoben durch Moderator
von je hoo. (Gast)


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Naja. wie ein Thyristor funktionier weisst du ? Also musst du nur den 
Zuendzeitpunkt verschieben. Ich wuerd's mit einem Controller machen..

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Die Idee hatte ich auch, damit (+ADC um den Spannungsabfall über den 
Linearregler zu messen, +Komparator zum Finden des Nulldurchgangs) wäre 
das natürlich ein Klacks, aber mich würde schon interessieren, wie das 
analog aussähe.

von K.M. (Gast)



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Hier ein paar Anregungen...

von Amateur (Gast)


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Keine Ahnung, ob Deine jetzige Regelung, mit dem dann noch 
schmuddeligeren Input klar kommt.

Am einfachsten ersetzt Du zwei der Gleichrichterdioden durch 
Thyristoren.

Die Steuerung derselben trennst Du am besten komplett von Deinem 
Netzteil, da Du im Anschluss daran ja keine stabile Versorgungsspannung 
(für die Regelung) hast.

Als Regelgröße nimmst Du einfach den Spannungsabfall an der Endstufe. 
Vorsicht viele OP's verschlucken sich bei so großer Differenzspannung 
und den absoluten Unterschieden.

Achtung: Bei extrem großen Sprüngen der Ausgangslast. Da kann es 
passieren, dass dem letzten Regler die Puste fehlt. Deine Regelung kann 
ja erst mit leichter Verzögerung reagieren plus ein paar dicke 
Kondensatoren die erst gefüllt werden wollen. Bricht die Ausgangslast 
schnell zusammen, so resultiert dies in einem Anstieg der 
Verlustleistung.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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K.M. schrieb:
> Hier ein paar Anregungen...

Das sind Schaltwandler

Amateur schrieb:
> Als Regelgröße nimmst Du einfach den Spannungsabfall an der Endstufe.
> Vorsicht viele OP's verschlucken sich bei so großer Differenzspannung
> und den absoluten Unterschieden.

Jo, grundsätzlich ist mir klar, dass ich eine OP-Regelschleife mit 
negativem Feedback brauche, eine mehr oder weniger stabile Referenz und 
eine separate Versorgung für den OP etc.

Ich hätte bereits eine Versorgung von 15 V über dem positiven Pol des 
Reglers (Aufbau des linearen Netzteils gehört in die Schublade 
"symmetrisch versorgte Regel-OPs mit Massepotential = Positiver Ausgang 
des Netzteils"), das dürfte für diese Regelung auch nutzbar sein (da ich 
ja eine Spannung brauche, die sicher über dem Kathodenpotential der 
Thyristoren liegt).

Muss ich, außer die Bandbreite der Regelschleife auf ca. Netzfrequenz zu 
begrenzen, denn wirklich nichts weiter tun? Ist das in der Praxis so 
einfach?!

Amateur schrieb:
> Achtung: Bei extrem großen Sprüngen der Ausgangslast. Da kann es
> passieren, dass dem letzten Regler die Puste fehlt. Deine Regelung kann
> ja erst mit leichter Verzögerung reagieren plus ein paar dicke
> Kondensatoren die erst gefüllt werden wollen. Bricht die Ausgangslast
> schnell zusammen, so resultiert dies in einem Anstieg der
> Verlustleistung.

Ersteres Problem kann mit ausreichend großer Ladekapazität nach dem 
Gleichrichter lösen (Ladekapazität muss ausreichend groß sein um einen 
Lastsprung von 0 auf 100 % über, worst case, eine Halbwelle 
auszugleichen).

Zweites Problem muss ich mal durchrechnen ; mit Verringerung der 
Ausgangslast steigt zwar die Spannung über dem Regler, der Strom sinkt 
aber gleichzeitig. Das sollte sich in Waage halten, zumindest annähernd. 
Für die Auslegung der Transistoren ist das natürlich wichtig.

: Bearbeitet durch User
von Amateur (Gast)


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Viel schneller als die Netzfrequenz brauchst Du nicht werden. Aus diesem 
Grunde lohnt auch eine differentielle Mitkopplung, der Ausgangslast 
nicht.
Genaugenommen regelst Du ja, unabhängig von der Last, eine vorher 
definierte Spannung am Stellglied.

Da es mittlerweile fertige Lösungen fürs Ansteuern von Thyristoren gibt, 
kann man hier nicht viel falsch machen.

AD 1999, Heft 10 gab's mal was ähnliches in der Elektor.

von patsch007 (Gast)


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Marian B. schrieb:
> Eine Idee, die ich im DC SUPPLY HANDBOOK von HP (Application Note 90B)
> gesehen habe ist eine Vorregelung mittels Triac oder Thyristor, wo auf
> der Sekundärseite entweder der Brückengleichrichter modifiziert wird
> (ein Zweig durch Thyristoren ersetzt) oder vor dem Brückengleichrichter
> ein Triac eingesetzt wird um dann letzlich Phasenanschnittssteuerung für
> den Ladeelko (hinterm Gleichrichter) zu machen.

Müssen es Unbedingt Thyristoren sein ?
Normalerweise nehme ich, wenn ich so etwas bauen will einen 
Synchron-Gleichrichter statt den Thyristoren.
Thyristoren werden in der bis 1200V Klasse der Leistungselektronik von 
Silizium Carbid Mosfets abgelöst.

Ich würde dir eher die App-Notes vom K.M. raten als so ein paar alte 
Zeichnungen aus einem antiken Handbuch von HP.

von Amateur (Gast)


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@patsch007

Da sich das ganze auf der Sekundärseite abspielt, kann natürlich alles, 
was die beteiligten Spannungen und Ströme verträgt, zum Schalten 
herangezogen werden.

In dem gewünschten Bereich (gepulste Gleichspannung im Bereich < 50V) 
werden moderne FETs wohl, Verlustleistungsmäßig, am besten abschneiden.
Einen Vorteil haben aber Thyristoren: Man braucht sie nicht synchron 
abschalten. Deine Nachbarn freuen sich eventuell.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Irgendwo habe ich noch das Schaltbild von meinem 
Uralt-Heinziger-Netzteil (30V/20A, 10Gang-Potis für CV und CC, 2 grosse 
analoge Spiegelinstrumente (Bereich umschaltbar, herrlich), das arbeitet 
nach dem Prinzip. Bringt auch bei 1V die 20A, ohne gross zu heizen.

Ich habe mal ein paar EMV-Messungen gemacht - das käme heute nicht mehr 
durch :-)
Aber auf Ausgangsseite ist es einfach Klasse, benutze es nach wie 
täglich. Versorgt kleine Schaltungen genauso zuverlässig, wie es dicke 
LiFePo-Akkus schnelllädt. Und kommt auch mit schnellen Laständerungen 
problemlos klar.
Die Thyristorsteuerung alleine ist allerdings ne ganze Eurokarte voller 
Analogtechnik, samt eigenem Netztrafo, etlichen OPs und 2 
Impulsübertragern.

Optimal wäre heutzutage wohl ein primärgeregeltes Schaltnetzteil mit 
Vout=Vsoll+ xV, Linearregler hintendran.

von je hoo. (Gast)


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>Einen Vorteil haben aber Thyristoren: Man braucht sie nicht synchron
abschalten. Deine Nachbarn freuen sich eventuell.

Thyristoren schalten sich ueblicherweise selbst ab.

>Bei extrem großen Sprüngen der Ausgangslast
>Ersteres Problem kann mit ausreichend großer Ladekapazität nach dem
Gleichrichter lösen (Ladekapazität muss ausreichend groß sein um einen
Lastsprung von 0 auf 100 % über, worst case, eine Halbwelle
auszugleichen).

Schwierig. Dh die volle Leistung bei maximaler Ausgangsspannung, plus 
die leeren kondenser auch noch aufladen... bedeutet der Trafo muss 
spannungsmaessig und leistungsmaessig happig ueberdimensioniert sein. 
Denn der Thyristor kann nur zuenden, wenn die Anodenspannung hoeher wie 
die ausgangsspannung ist. Dh die Trafo Nennspannung sollte ueber dem 
Doppelten der Ausgangsspannung liegen.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Hm, würde es "besser" sein primärseitig Phasenanschnitt zu betreiben? 
Ich hab das nur einmal in nem 115 V Ladegerät (~1 kVA Trafo) gesehen. 
TRIAC - Riesige Drossel (fast nochmal so groß wie der Trafo) - Trafo. 
Drossel und Trafo glätten den Spannungsverlauf i.Vgl. zum 
sekundärseitigem Phasenanschnitt oder wie?

von Amateur (Gast)


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>Denn der Thyristor kann nur zuenden, wenn die Anodenspannung hoeher wie
>die ausgangsspannung ist.

Die Steuerung muss natürlich ihre eigene Versorgung haben.
Generationen von Thyristoren wurden mittels Zündtrafos gezündet.
Heute nimmt man hierfür eine, meist via Zerhacker, generierte Spannung.
Dafür gibt es fertige ICs. Das Prinzip ist ähnlich wie beim 
Durchschalten von FETs. Die stehen ja oft auf eine Steuerspannung die 
höher liegt als die Ausgangsspannung (z.B. Ua + 12V).

von je hoo. (Gast)


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Nee. Meine Aussage war anders. Es kann nur ein Strom zu fliessen 
beginnen wenn die Anodenspannung hoeher wie die Kathodenspannung ist. 
Wenn mann eine Spule in Serie hat, kann auch noch Strom fliessen wenn 
die Anodenspannung kleiner als die Kathodenspannung ist, der Stromfluss 
bricht bei Strom Null ab. Egal wie man zuendet.

von je hoo. (Gast)


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Primaer vom Trrafo die Thyristoren zu haben ist natuerlich quatsch. Der 
Trafo muesste dann ja DC durchlassen.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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je hoo. schrieb:
> Primaer vom Trrafo die Thyristoren zu haben ist natuerlich quatsch. Der
> Trafo muesste dann ja DC durchlassen.

Deswegen schrieb ich auch Triac. Was auch sekundärseitig geht - ein 
Schaltelement sparen und nen normalen Brückengleichrichter mit 
vorgeschalteten Triac nehmen. Das dürfte dann aber deutlich schlechter 
bei den Strömen abschneiden...

Ich werde mich die nächsten Tage dann intensiver mit dem 
Thyristor-Im-Brückengleichrichter-Ansatz beschäftigen, wenn da jemand 
noch Material (Schaltungsbeispiele, Tipps&Tricks, Appnotes, ...) zu hat, 
wär ich sehr dankbar :)

von Anja (Gast)


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Hallo,

ich verwende eine Hilfsspannung die auf der positiven Ausgangsklemme 
aufgesetzt wird. Damit läßt sich die Spannung am Leistungstransistor per 
Prozessor leicht messen.

Eine weitere Hilfsspannung für die Thyristoren am "Brückengleichrichter" 
zündet über Optokoppler + Transistor die Thyristoren.

Allerdings hat eine Vor-Regelung auch starke Nachteile. Gut geeignet ist 
sie nur wenn die Last konstant ist.

Der schlimmste Fall ist wenn ständig zwischen Strombegrenzung (mit 
niedriger Ausgangsspannung z.b. 2V) und nahezu Vollast bei maximaler 
Ausgangsspannung z.B. gewechselt wird:

Beim Übergang in Strombegrenzung liegt die volle Spannung des 
Glättungskondensators bei maximalem Strom am Leistungstransistor an bis 
der Kondensator entladen ist.

Geht die Überlast zurück dauert es ein paar Netzhalbwellen bis der 
Kondensator wieder auf die volle Spannung aufgeladen ist. Bei ständigem 
Wechsel zwischen beiden Betriebsarten muß der Leistungstransistor fast 
dieselbe Leistung verkraften wie ohne Vorregelung.
Das Regelverhalten ist also sehr bescheiden.

Ein weiterer Nachteil ist daß die Spannungsspitzen vom Phasenanschnitt 
die Ausgangsspannung stark verseuchen. Die Schaltungen die ich mit dem 
Netzteil (erfolgreich) in Betrieb genommen habe, haben eine sehr geringe 
Ausfallwahrscheinlichkeit bei den EMV-Tests. Allerdings hatte ich auch 
schon einige seltsame Effekte bei der Inbetriebnahme die mit einem 
anderen Netzteil nicht passiert wären.

Ich würde beim nächsten Mal eher einen (hochfrequenten) Schaltregler für 
die Vor-Regelung verwenden.

Gruß Anja

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Hm, die Konstruktion eines variablen Schaltwandlers in dem 
Leistungsbereich traue ich mir allerdings eher nicht so zu ;)

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