Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Zu geringes Einstiegsgehalt gefordert?


von absolvent (Gast)


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Ich hatte letztens ein Vorstellungsgespräch. In der Anzeige wurde 
gesagt, man solle einen Gehaltswunsch äußern. Da ich nur Bachelor bin 
und der Job auch nicht im Süden ist (günstige Region), habe ich 45.000 
Euro angegeben.

Neben meinem Bachelor habe ich als Werksstudent gearbeitet, dabei war 
die Tätigkeit für den Job relevant. Die Stelle war ausgeschrieben für 
Leute mit expliziter Erfahrung in diesem Bereich, daher war wohl meine 
Tätigkeit während des Studiums ausschlaggebend überhaupt eingeladen zu 
werden.

Im zweiten Gespräch sollten die Vertragsmodalitäten geklärt werden und 
ich sollte den Geschäftsführer kennenlernen. Das war eigentlich ein 
zweites erstes VG, nur wurde ich noch härter ins Visier genommen 
(HM-Dame war nicht mehr anwesend).

Am Schluss dann kurz die Aussage: "Sie haben 45.000 Euro gefordert. Das 
passt." und nebenbei die Frage wie ich auf den Betrag komme. War alles 
in allem <1 min abgehandelt.

Das es absolut keine Verhandlungs-Offensive seitens des AG gab, frage 
ich mich ob ich zu wenig gefordert habe. Tatsächlich ist es so, dass ich 
nach IGM ERA eingestuft wurde und das Jahresbrutto somit sogar höher 
liegt!

Meint ihr ich hätte mehr fordern können, oder war der Arbeitgeber 
einfach nur fair und ich habe ins Schwarze getroffen? Sollte ich einfach 
nach ~2 Jahren mehr Gehalt fordern?

von Wie ist das? (Gast)


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Nach zwei Jahren sollte sich ja schon mehr oder weniger automatisch was 
am Gehalt ändern!

von Frank K. (fchk)


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absolvent schrieb:

> Das es absolut keine Verhandlungs-Offensive seitens des AG gab, frage
> ich mich ob ich zu wenig gefordert habe

Arbeitgeber verhandeln meist nicht. Das Argument ist, dass Du nicht mehr 
hinreichend motiviert bist, wenn Du herunter gehandelt worden bist. Wenn 
Deine Forderungen zu hoch gewesen wären, wäre Deine Bewerbung 
kommentarlos auf den Absagestapel gekommen.

fchk

von Joe S. (bubblejoe)


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absolvent schrieb:
> Das es absolut keine Verhandlungs-Offensive seitens des AG gab, frage
> ich mich ob ich zu wenig gefordert habe. Tatsächlich ist es so, dass ich
> nach IGM ERA eingestuft wurde und das Jahresbrutto somit sogar höher
> liegt!

Damit ist doch alles gesagt. Die Stelle ist mit einer ERA Stufe 
ausgeschrieben, danach wird bezahlt, passt.

von Severin M. (darealbaetschler)


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Stimmt! Aber ich hätte da schon mal 48k geschrieben/gesagt ;-)

von Jens (Gast)


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absolvent schrieb:
> Da ich nur Bachelor bin
> und der Job auch nicht im Süden ist (günstige Region), habe ich 45.000
> Euro angegeben.

Welche Region? Wichtig ist nicht ob die Region günstig ist sondern wie 
dort das Angebot an Jobs und die Nachfrage ist.

Da du quasi nur ein Vordiplom und außer dem Werksstudentenjob offenbar 
keine relevante BE hast dürften 45k schon ganz ordentlich sein. Doch 
auch da fehlen Angaben, wie Arbeitszeit, Überstunden, Zusatzleistungen, 
Arbeitsweg, etc.

Mein Tipp: Mache den Job erst mal zwei/drei Jahre und schaue dann, wie 
sich das Gehalt entwickelt, wie zufrieden du mit dem Job bist, etc.

von Minderleister (Gast)


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Also ich verdiene in Wien mit einem Master, tollem Abschluss, mehreren 
Auslandssemestern, mehreren Sprachen, Praktikum neben dem Studium, 
Überstunden unbegrenzt mit dem Gehalt abgegolten, super 
Leistungsbewertungen und mittlerweile vier Jahren Berufserfahrung auch 
45.000.
Werde noch einmal überlegen doch nach Deutschland auszuwandern. 
Günstigeres Leben und wohl deutlich mehr Gehalt für weniger Arbeit, wenn 
sogar schon frische Bachelor im Nirgendwo mit 45.000 unzufrieden sind. 
Gibt wohl doch einen Fachkräftemangel wenn das solche Ausmaße annimmt.

von Ddd D. (dds)


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Minderleister schrieb:
> Werde noch einmal überlegen doch nach Deutschland auszuwandern.
> Günstigeres Leben und wohl deutlich mehr Gehalt für weniger Arbeit, wenn
> sogar schon frische Bachelor im Nirgendwo mit 45.000 unzufrieden sind.
> Gibt wohl doch einen Fachkräftemangel wenn das solche Ausmaße annimmt.

Tja kannst ja auch mal überlegen, was du toller Hecht falsch gemacht 
hast, dass du nur soviel verdienst wie ein Bätsch ohne BE.

von Claus M. (energy)


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Wohnt halt im Land der Schluchten...


Brutto über Ländergrenzen hinweg ist außerdem wenig aussagekräftig.

bei DE / AT sind 45k€ im Jahr

in Deutschland: 26,5k€ Netto
in Österreich: 29k€ Netto

(Steuerklasse 1)

ok, kein allzu großer Unterschied in diesem Fall.

von Besserwisser (Gast)


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Dass man in Österreich, also fernab der realen Wertschöpfung durch 
Industrie, weniger verdient, durfte wohl jedem klar sein. Ich halte die 
48 für Bachelor angemessen.

von Jan H. (j_hansen)


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ddd dddd schrieb:
> Tja kannst ja auch mal überlegen, was du toller Hecht falsch gemacht
> hast, dass du nur soviel verdienst wie ein Bätsch ohne BE.

Mach ich doch gerade. Liegt wohl viel am Land. DE wäre ja nett wenn nur 
die Deutschen nicht wären. Aber München wäre eine Überlegung wert.


Besserwisser schrieb:
> Dass man in Österreich, also fernab der realen Wertschöpfung durch
> Industrie, weniger verdient, durfte wohl jedem klar sein. Ich halte die
> 48 für Bachelor angemessen.

Erschreckend welche Vorstellungen es von Österreich zu geben scheint. 
Der Industriesektor ist durchaus mit dem Deutschen vergleichbar. Es gibt 
in Österreich nicht nur Kaffeehäuser!

von Claus M. (energy)


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Jan Hansen schrieb:
> Erschreckend welche Vorstellungen es von Österreich zu geben scheint.
> Der Industriesektor ist durchaus mit dem Deutschen vergleichbar.

Du bist Schuld, dass meine Wand nun mit Kaffee gesprenkelt ist. Musst 
laut losprusten!

von Besserwisser (Gast)


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Jan Hansen schrieb:

>
> Erschreckend welche Vorstellungen es von Österreich zu geben scheint.
> Der Industriesektor ist durchaus mit dem Deutschen vergleichbar. Es gibt
> in Österreich nicht nur Kaffeehäuser!

So so... woran liegt es also deiner Meinung nach, dass es für Ingenieure 
in D die besser bezahlten Stellen gibt? Und das ganze dann auch noch, 
wenn man jetzt mal auf die IGM Betriebe schaut, bei 35 h die Woche und 6 
wochen Urlaub (nicht so wie in Ö nur 5...)

von noch nen ösi (Gast)


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Minderleister schrieb:
> Also ich verdiene in Wien mit einem Master, tollem Abschluss, mehreren
> Auslandssemestern, mehreren Sprachen, Praktikum neben dem Studium,
> Überstunden unbegrenzt mit dem Gehalt abgegolten, super
> Leistungsbewertungen und mittlerweile vier Jahren Berufserfahrung auch
> 45.000.

arbeite auch in Wien, habe gleich mit dem Bachelor arbeiten begonnen.
Berufserfahrung war ein bisschen neben dem Studium als Programmierer 
arbeiten, sonst aber nicht viel.
Einstiegsgehalt war 43.000 Euro.
Tätigkeit ist embedded SW Entwicklung.

Also ich würde an deiner Stelle eine Gehaltserhöhung ansprechen.
Mit Master sowie deiner Berufserfahrung sollten mindestens 50.000 Euro 
drinnen sein, eher sowas Richtung 55.000 Euro.

Darf man fragen wo du arbeitest? Musst nicht den Firmennamen nennen, 
einfach nur grobe Übersicht Branche+Mitarbeiterzahl.

von Wie ist das? (Gast)


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Claus M. schrieb:
> ok, kein allzu großer Unterschied in diesem Fall.

Also 3000 Euro netto ist in meinen Augen schon ein großer Unterschied.

von Helge A. (besupreme)


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Ist ein angestellter Ingenieur in D wirklich so viel besser dran als in 
AT? Also, wenn man alle Aufwände und Leistungen zusammenfaßt?

Da spielen ja noch mit rein die Rentenhöhe, die "Zwangsabgabe" zur 
Stützung der deutschen Rentenversicherungskonzerne, diese angebliche 
Ost-Stützung (wie hieß das Ding?) - Und ja. Kaffeehäuser sind hier 
irgendwie besser :)

Ich hab den Verdacht, es läuft finanziell ungefähr aufs gleiche raus.

von Besserwisser (Gast)


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Vielleicht hilft dieser Artikel bei der Meinungsfindung weiter:
http://www.elektronikpraxis.vogel.de/index.cfm?pid=905&pk=307186&p=1

von cfdsfsds (Gast)


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Besserwisser schrieb:
> Vielleicht hilft dieser Artikel bei der Meinungsfindung weiter:
> http://www.elektronikpraxis.vogel.de/index.cfm?pid=905&pk=307186&p=1


die "Studie" ist von einem österreichischen Dienstleister erstellt 
(IVM).

Hier zwei besonders nette Textstellen aus dem Link:

"Junge Ingenieure haben offenbar kein Problem mit der Aussicht, täglich 
lang arbeiten zu müssen."

"TU-Studenten haben höhere Ansprüche, die Mehrheit hält 31.000 bis 
35.000 Euro für angemessen."


Soweit zur IVM Sicht.

Da ich auf der TU Wien studiert habe, kenne ich auch die andere Seite. 
Ich kenne keinen einzigen Studenten, der gerne massiv Überstunden machen 
muss.
Genauso erwartet sich eigentlich jeder mindestens 40.000 Euro. Leute die 
nebenher oder davor schon gearbeitet haben, erwarten noch mehr.

Ich glaube eher, die "Studie" soll dazu dienen, den Studenten zu zeigen 
"schaut her, ihr bekommt 31.000 Euro und massive Überstunden, natürlich 
unbezahlt. Das ist ok so, also jammert nicht".


Liebe Leute in Wien bzw. generell in Österreich ... verkaufts Euch nicht 
zu billig! Ihr macht nicht nur Euer Gehalt dadurch kaputt, sondern auch 
das von anderen.
Einstiegsgehalt nach der Uni sollte zwischen 40.000 und 50.000 liegen, 
und nach ein paar Jahren Berufserfahrung sollte eigentlich keiner mehr 
über unter 50.000 arbeiten.
Schauts Euch mal an wieviel die Firmen mit Eurer Arbeit verdienen. Und 
wieviel ihr davon seht. Nur Mut zur Gehaltserhöhung!
Gerade in Wien gibt es sehr viele Arbeitgeber, wenn einer nicht mitzieht 
dann wechselt man eben. Aber glaubt mir, die ziehen fast immer mit.

von Selfried B. (workinghard)


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cfdsfsds schrieb:

> Liebe Leute in Wien bzw. generell in Österreich ... verkaufts Euch nicht
> zu billig! Ihr macht nicht nur Euer Gehalt dadurch kaputt, sondern auch
> das von anderen.
> Einstiegsgehalt nach der Uni sollte zwischen 40.000 und 50.000 liegen,
> und nach ein paar Jahren Berufserfahrung sollte eigentlich keiner mehr
> über unter 50.000 arbeiten.
> Schauts Euch mal an wieviel die Firmen mit Eurer Arbeit verdienen. Und
> wieviel ihr davon seht. Nur Mut zur Gehaltserhöhung!
> Gerade in Wien gibt es sehr viele Arbeitgeber, wenn einer nicht mitzieht
> dann wechselt man eben. Aber glaubt mir, die ziehen fast immer mit.

das macht echt Mut. danke!

von Dr. Knast (Gast)


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@TO: Du hast leider nichts über die Größe der Firma, die genaue 
Fachrichtung oder Tätigkeit gesagt. 45k dürften ein durschnittliches 
Einstiegsgehalt für Bachelor-Absolventen in mittelgroßen Firmen sein. 
Mach dich nicht verrückt wegen den paar Mäusen, Geld ist nicht alles. 
Nach der Probezeit oder nach einem Jahr kannst du dann ja mal mehr 
fordern und nach 2 Jahren solltest du die 50k überschritten haben. Und 
wenn es dir dann immer noch zu wenig ist und dir die Firma nicht 
gefällt, dann bewirb dich halt woanders, das Leben geht weiter.
Mit den Aussagen der Schwarzmaler und Protzer hier im Forum würde ich 
generell etwas vorsichtig sein wenn es um Geld geht.

von Dr. Knast (Gast)


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@TO: Schau doch mal in diesen Thread hier 
Beitrag "Gehalt Softwareentwickler"

Da sind Diplomer mit mehreren Jahren Berufserfahrung die weniger oder 
ca. genauso viel bekommen wie du! Vielleicht ist es ja -- auch für diese 
Leute -- wichtiger, dass der Job Spaß macht(?)

Die Devop-Trollpostings kann man aber wohl getrost ignorieren.

von archlinuxUser (Gast)


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Ja, ich bin so ein Dipl. Inf. aus Mittelhessen, der mit 4 Jahren BE bei 
einem Dienstleister eine ganze Ecke weniger verdient und das in einer 
recht teuren Gegend. (Etwa 700Euro Warmmiete bei ca. 55qm).

Es liegt möglicherweise auch daran, dass es einfach zu viele 
Javaentwickler gibt, denn quasi jeder Student hat irgendwann mal was mit 
Java gemacht.

von absolvent (Gast)


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Viel Resonanz. Sehr unterschiedliche Reaktionen.

Was ich dazu sagen möchte: Es geht mir eigentlich nicht darum wie ich im 
Vergleich zu anderen dastehe, vor allem wenn hier Software-Entwickler 
genannt werden. Ich bin nämlich Maschinenbauer.

Mich hat einfach nur interessiert ob meine Person, bei dieser Stelle 
mehr hätte fordern können, da ich deutlich mehr Widerstand erwartet 
habe. Darum ging es mir.

Ich denke, das sagt es ganz gut:

Joe S. schrieb:
> Damit ist doch alles gesagt. Die Stelle ist mit einer ERA Stufe
> ausgeschrieben, danach wird bezahlt, passt.

Frank K. schrieb:
> Wenn
> Deine Forderungen zu hoch gewesen wären, wäre Deine Bewerbung
> kommentarlos auf den Absagestapel gekommen.

von Dr.-Ing. (Gast)


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wenn du mehr Gehalt bekommst, als du gefordert hast, dann JA, du hättest 
mehr fordern können, ohne dass man es dir krumm nimmt. Aber, ob du auch 
mehr BEKOMMEN hättest, weiß hier keiner. Vielleicht wenn du topp gesucht 
bist und sie denken, sie konkurrieren mit anderen Firmen um dich. Dann 
wird manchmal 'ne Schippe draufgelegt, sonst nicht.

von Martin (Gast)


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In Österreich gibt's genauso gute Firmen die auch gut bezahlen, und halt 
auch die normalen die eher weniger zahlen.
Wien ist eine teure Stadt, als Tourist ganz okay aber leben oder gar 
arbeiten würde ich dort nicht wollen.

Das mit dem Gehaltsunterschied wäre wohl in den kommenden Monaten 
interessant, Österreich steuert derzeit auf den riesigen Abrund zu, eine 
Bank hat einen 2stelligen Mrd. Betrag verzockt und so ziemlich alle 
Banken haben Anteile an dieser Bank.

von Marx W. (Gast)


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Besserwisser schrieb:
> So so... woran liegt es also deiner Meinung nach, dass es für Ingenieure
> in D die besser bezahlten Stellen gibt? Und das ganze dann auch noch,
> wenn man jetzt mal auf die IGM Betriebe schaut, bei 35 h die Woche und 6
> wochen Urlaub (nicht so wie in Ö nur 5...)
Z.B.:
Weil im Ösi-land schon lange die billig Ing. vom Balkan und noch weiter 
im Osten das Lohnniveau unterminiert haben!

von Marx W. (Gast)


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Martin schrieb:
> Das mit dem Gehaltsunterschied wäre wohl in den kommenden Monaten
> interessant, Österreich steuert derzeit auf den riesigen Abrund zu, eine
> Bank hat einen 2stelligen Mrd. Betrag verzockt und so ziemlich alle
> Banken haben Anteile an dieser Bank.

Es kommt noch schlimmer!
Die Russen überrennen die Donaulinie!

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