Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wozu braucht man Steckdosenleisten mit 16A LS-Schalter?


von Paul M. (paul_m65)


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Hallo
Wozu braucht man Steckdosenleisten mit eingebautem 16A 
Leitungsschutzschalter? Verkauft werden sie ja ;-)
Wie ist üblicherweise die Auslösecharakteristik dieser in 
Steckdosenleisten eingebauten LS-Schaltern? Nach meinen Erfahrungen 
bringen diese Steckdosednleisten nichts. Da bei Anschluss eines 
fehlerhaften Gerätes meistens der Automat der Hausinstallation (B 16A) 
abschaltet. Gibt es auch sinnvollerweise Steckdosenleisten wo die 
Selektivität (meistens) gewährleistet ist?

von Kein Name (Gast)


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In den Betrieben läuft einmal im Jahr eine Elektrofachkraft durch alle 
Räume, klebt ein Bickerl auf jedes elektrische Gerät und erzählt, 
Steckdosenleisten ohne LS-Schalter seien verboten.

Leisten mit 16A LS kaufen ist weniger Aufwand, als mit diesen Typen 
diskutieren.

von Paul M. (paul_m65)


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Kein Name schrieb:
> In den Betrieben läuft einmal im Jahr eine Elektrofachkraft durch alle
> Räume, klebt ein Bickerl auf jedes elektrische Gerät und erzählt,
> Steckdosenleisten ohne LS-Schalter seien verboten.

Du kennst merkwürdige Betriebe.

von Niklas W. (wurstknifte)


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Paul M. schrieb:
> Du kennst merkwürdige Betriebe.

Ist aber so. Die Herren gehen durch jedes Büro, ziehen jedes Gerät aus 
der Dose und sind es am Ende schuld das 2000 Anschlusskabel 
weggeschmissen werden weil der Betriebsleitung die Überprüfung doch zu 
teuer ist.
Gerne führt das auch dazu, das der Service dann zwei Wochen lang den 
Bürofritzen ihre Kaffeevollautomaten wieder einstöpseln muss weil die 
sich zu schade sind um unter den Tisch zu kriechen, was die Herren 
Techniker nicht für nötig hielten nachdem sie sektorweise das Firmennetz 
haben abstürzen lassen.

Alles schon miterlebt.

von Lothar S. (loeti)


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> Wozu braucht man Steckdosenleisten mit eingebautem 16A
> Leitungsschutzschalter? Verkauft werden sie ja ;-)

Es gibt viel Unsinn der Verkauft wird, i-Phone z.B....

von Johannes O. (jojo_2)


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Das sollen nur zusätzliche Verkaufsargumente sein. So ein Schalter dran 
sieht einfach "sicher" aus.
Aber Achtung, kann auch der größte Schrott sein:
Hab ne Steckdosenleiste zuhause (so ein Master-Slave Teil), bei dem ist 
die ganze Leiste per rückstellbarer 15A Sicherung abgesichert.
Trotzdem wars nach einiger Zeit defekt. DENN: Die Master-Steckdose kann 
maximal 500W. Das wird durch eine EINGELÖTETE Schmelzsicherung im 
Inneren der Steckdosenleiste sichergestellt.

Was ist wohl wahrscheinlicher: Dass jemand die rückstellbare 15A 
Sicherung auslöst weil er mehr als 3.5kW dran hängt, oder dass jemand 
die Leiste praktisch zerstört, weil an einer Steckdose mehr als 500W 
hängen? ;-)


Soviel zu Sicherungen in Steckdosenleisten.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Johannes O. schrieb:
> Was ist wohl wahrscheinlicher: Dass jemand die rückstellbare 15A
> Sicherung auslöst weil er mehr als 3.5kW dran hängt, oder dass jemand
> die Leiste praktisch zerstört, weil an einer Steckdose mehr als 500W
> hängen? ;-)

Das erinnert mich an einen früheren Kommilitonen, der seine 
Kaffeemaschine an einen anderen Ort stellte und an die dortige 
Steckdosenleiste anschloss. Leider hatte er vergessen, dass die 
Steckdosenleiste über ein nur für 300W spezifiziertes Netzfilter am 
Stromnetz hing. Als wir in der Annahme, der Kaffee sei fertig, wieder in 
sein Zimmer gingen, roch es stattdessen recht kräftig nach angebranntem 
Kunststoff. In dem Netzfilter war keine Sicherung eingebaut, und es war 
schon ziemliches Glück, dass kein richtiger Kabelbrand entstanden war.

von tex (Gast)


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@Keine Name
Dann ist es keinen all zu gut ausgebildete Fachkraft, denn die wüsste, 
das nach TRBS 2131 Steckdosenleisten prinzipiell im gewerblichen Umfeld 
nur für den temporären Einsatz zugelassen sind, dafür aber durchaus ohne 
LS-Schalter
Der LS-Schalter hat bisweilen tatsächlich einen Sinn. Es ist zwar nicht 
zulässig Steckdosenleisten zu kaskadieren, trotzdem wird es gemacht. 
Außerdem gibt es in vielen Bereichen neben dem nach 2 Kriterien 
auslösenden LS-Schalter in Verteilung noch die gute alte 
Schmelzsicherung, welche recht träge auf Überlast reagiert. Diese Dame, 
kombiniert mit einem grenzwertigen Leitungslänge oberhalb der 
TAB-Spezifikation und einer angepappten Steckdosenleiste mit 10 
EDV-Geräten dran, ist durchaus für ein flammendes Inferno geeignet. Da 
kann der LS-Schalter rechtzeitig intervenieren.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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von Kein Name (Gast)


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Da stimme ich dir voll zu. Die Überprüfung hätte durchaus einen Sinn, 
würde sie von fähigen Leuten durchgeführt, die diese Probleme wirklich 
verstehen. Dabei Hausmeister und Admins erklären, worauf die achten 
müssen.

Nur dummerweise bekommt den Auftrag die billigsten Firma. Hauptsache, 
die dürfen den Nachweis ausstellen.

Das größte Problem - wenn der Prüfer einen LS fordert, der erst nach dem 
Verteilerkasten auslöst, nimmt nicht mal mehr der Hausmeister seine 
Hinweise ernst.

von Deneriel (Gast)


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Naaaa, für die Wiederholungsprüfung nach VDE 0702 braucht es nichtmal 
eine Elektrofachkraft sein. Nach einer Einweisung kann das jeder Laie 
machen, sofern das Messgerät eine eindeutige gut-schlecht-Anzeige hat. 
Und bei modernen Messgeräten ist das durchaus der Fall. Am Ende wird 
dann nur ein Kollege mit etwas mehr Grips benötigt um mit Hilfe der 
Software aus den Messdaten einen hübschen Aktenordner voll Papier zu 
zaubern.

Dass man den HilfsWichteln dann hinterher latschen darf, weil sie das 
mit dem Stecker einstecken, wenn nicht sogar wieder in die richtige 
Steckdose, natürlich nicht ansatzweise schaffen, fällt an der Stelle ja 
nicht auf.
Haustechnik? IT? Sind doch EhDa-Kosten.

Mehrfachstecker sind in der Praxis doch in einem Großteil der 
Bürogebäude gar nicht weg zu denken. Zumindest alles war vor Mitte der 
90er gebaut wurde, ist meistens so konzipiert dass ein Sachbearbeiter an 
technischen Geräten ein Telefon, eine Schreibtischlampe und vielleicht 
einen Tischrechner mit Druckwerk auf seinem Schreibtisch findet.
An PCs, Displays und IP-Telefone an jedem Platz, oder gar Drucker hat 
doch zu der Zeit nie jemand gedacht. Heute hätte ich ja gerne im 
Brüstungskanal oder in den Bodentanks genug Steckdosen für alle Geräte. 
Nur ist der Kanal dafür zu klein und die Anschlussleitungen der Geräte 
zu kurz um "moderne Bürokonzepte" umzusetzen: Toller großer 
Schreibtisch, integrierte Kabelführung, höhenverstellbar, freistehend.
Die Praxis dazu: Die diversen Leitungen bilden in der Kabelführung einen 
gordischen Knoten, es steht unter Garantie kein Bodentank zur Verfügung 
und man hat richtig lange Anschlussleitungen (10m+ innerhalb eines 
Büros) weil die unauffällige Leitungsführung natürlich elend lange 
Strecken bedingt.

BTT: Wenn in der Verteilung noch Schmelzsicherungen stecken, und es 
handelt sich um einen Gewerblichen Betrieb, dann wird eine solche 
(teure) Verlängerung sowieso nicht angeschafft werden, auch wenn sie 
hier villeicht noch einen Vorteil bieten könnte.
Bei B16 zu Gg16 ist die Selektivität ohnehin nicht mehr gegeben. Im 
Kurzschlussfall werden wahrscheinlich beide Sicherungen auslösen. Einzig 
eine länger andauernde Überlast wäre damit sinnvoll abzuschalten. Hier 
gibt es aber sinnvollere Kennlinien (z.b. K).
Solche Leisten dürften größtenteils unter "Gewissensberuhigung" laufen. 
Es entsteht keine Gefahr durch den Einsatz, bringen tut er aber auch 
eigentlich nichts.


Für Steckdosenleisten gab es vor ein paar Jahren allerdings die 
Neuerung, dass die Zuleitungen einen Querschnitt von mindestens 3x1,5qmm 
aufweisen müssen. Das ist tatsächlich eine signifikante Verbesserung, 
denn Überlastungsprobleme lassen sich dadurch doch verringern. Selbst 
wenn mal welche kaskadiert wurden.

Meine persönliche Vorgehensweise:
Ich ziehe alte Mehrfachstecker die nicht mehr TipTop sind, mittlerweile 
ziemlich rigoros aus dem Verkehr. Die machen dann direkte Bekanntschaft 
mit dem Seitenschneider.
Klar gibt es immer wieder Mitarbeiter (meist -innen!) die dagegen 
opponieren. "Der is doch noch gut!" "Klar, deswegen kann ich ja auch die 
beiden Gehäuseteile hier ohne Gewalt auseinander ziehen..."

Ein interessantes Phänomen am Rande: Formell sind Wasserkocher und 
Kaffeemaschinen ja im "Sozialraum" unterzubringen und nicht im Büro. 
Praktisch ist der aber verdammt weit weg, daher findet man die Dinger 
aus Privatbestand an jeder Ecke. Genau hier hängen dann die gammligsten 
Leitungen dran, die "zuhause übrig waren". Natürlich haben die keine 
Prüfung und würden bei mir meistens schon bei der Sichtprüfung 
rausfliegen. Gerade hier kommt natürlich das schlechte Gewissen durch 
und kaum jemand traut sich nach einer brauchbaren Verlängerungsleitung 
für diesen Zweck zu fragen.

von Harald W. (wilhelms)


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Deneriel schrieb:

> Mehrfachstecker sind in der Praxis doch in einem Großteil der
> Bürogebäude gar nicht weg zu denken.

Noch extremer ist es in (Meß-)labors. Da ist manchmal schon eine
Zehnfach-Leiste zu knapp. Der Gesamtstromverbrauch liegt aber eher
unter 1kW. Solche Laboraufbauten laufen manchmal über Jahre. Eine
alternative Lösung ohne Mehrfachdosen ist da m.E. gar nicht möglich.
Gruss
Harald

von Soul E. (Gast)


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Deneriel schrieb:

> Klar gibt es immer wieder Mitarbeiter (meist -innen!) die dagegen
> opponieren. "Der is doch noch gut!" "Klar, deswegen kann ich ja auch die
> beiden Gehäuseteile hier ohne Gewalt auseinander ziehen..."

Lustigerweise sind diese Brandbeschleuniger in jedem Haushalt zu finden 
und werden dort nach Herzenslust mit Wasserkochern und Mikrowellenherden 
überlastet. Und jeder Baumarkt verkauft Nachschub für 1,99 pro Stück.

Aber die Leute finden es ja auch normal, wenn man nach dem Staubsaugen 
eine Weile warten muss, bis der Stecker soweit abgekühlt ist, dass man 
ihn aus der Dose ziehen kann...



Gebrauchte Server-Steckdosenleisten von Schroff oder Rittal kosten auf 
ebay keine 20 Euro pro Stück.

von Stefan F. (Gast)


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20 Euro für eine Steckdosenleiste, bist Du irre?  :-)

von Bastler (Gast)


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Hallo,

woher kommt der absolute Großteil der Steckdosenleisten? - Na aus China
Und wohin liefert China ?
Überall hin - darunter auch Länder die es mit elektrischen Verkabelung, 
den Sicherheitseinrichtungen und der einhaltung der auch dort 
theoretisch vorhandenen Vorschrift nicht so genau nehmen - und genau 
dort haben Steckdosen mit eingebauten LS Schalter auch ihren Sinn - 
immerhin etwas mehr Sicherheit.
Na und wenn nun auch die Baumarktkette aus einen der "reichen" und 
"vorschriftengeilen" Industrieländer solche Steckdosenleiste in 100000er 
Menge einkauft wird auch dorthin verkauft, egal ab sinnvoll oder nicht.

Bastler

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