Forum: HF, Funk und Felder Wieviel Rauschen soll ein Rauschgenerator produzieren?


von Peter Z. (Gast)


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Hallo allerseits,

Ich habe auf dem Flohmarkt diesen Rauschgenerator (Typ 370 steht auf der 
Rückseite), gekauft.

Am Spektrumanalyser Centerfrequency 90MHz, Span 100kHz, Bandwidth 1kHz 
sehe ich so -135dBm Rauschen.
Drehe ich den Rauschgenerator voll auf, kommen da noch ca. 5dB dazu.
Ist das so OK oder was kann man von so einem Rauschgenerator erwarten?

von Sinus T. (micha_micha)


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Das ist zu wenig.
Das Instrument zeigt direkt den Strom durch die Rauschdiode an. Wenn der 
STrom fließt, sollte die Diode auch rauschen.
Hier ist die Schaltung, auf der man eigendlich alles erkennen kann:
http://www.radiomuseum.org/tubes/tube_100e1.html

von Ralph B. (rberres)


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Spektrumanalyzer haben in der Regel eine Rauschzahl von um die 30dB

Rauschgeneratoren ( zumindest moderne ) geben ein Rauschen von ca. 15db 
ab.

Man wird also nichts sehen. Die Rauschleistung des Rauschgenerators 
bezieht sich auf die gesamte Rauschbandbreite ( also wohl mehrere 100 
MHz ). Der Spektrumanalyzer stellt aber aus diesem Spektrum nur ein 
Bruchteil der Bandbreite dar.Übliche Spektrumanalyzer haben ein 
Eigenrauschteppich , welche bei 1KHz Bandbreite bei -115dbm liegt. Mit 
jeder Verzehnfachnung der ZF Bandbreite des Spektrumanalyzers steigt der 
eigene Rauschteppich um 10db.

Um das Rauschen eines Rauschgenerators auf einen SA wirklich sehen zu 
können, müsste man es breitbandig um wenigstens 30db verstärken.

Ralph Berres

von Heinz Wäscher (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Rauschgeneratoren ( zumindest moderne ) geben ein Rauschen von ca. 15db
> ab.
> Die Rauschleistung des Rauschgenerators
> bezieht sich auf die gesamte Rauschbandbreite ( also wohl mehrere 100
> MHz )


Rauschen ist immer Bandbreitenabhängig und eine Rauschleistung ist nur 
dann aussagekräftig, wenn die der angabe zugrunde gelegte 
Mess-Bandbreite mit angegeben wird. In aller Regel wird die 
Rauschleistung auf eine Bandbreite von 1Hz bezogen. Bei größeren 
Bandbreiten kann man so leicht die absolute Rauschleistung linear 
umrechnen.

Insofern ist die Aussage "Moderne Rauschgeneratoren geben ein Rauschen 
von ca. 15db ab" im zweifacher Hinsicht nicht korrekt:

- Das dB ist (im Gegensatz zu dBm) kein Leistungsmaß, sondern lediglich 
eine Verhältniszahl.

- Die Rauschleistung einer Rauschquelle wird als ENR 
(Excess-Noise-Ratio)angegeben. Das ENR gibt das Verhältnis in dB an, um 
das die Rauschquelle mehr rauscht als das thermische Rauschen eines 
Widerstandes bei "Raumtemperatur" von 300 Grad Kelvin.

Die Rauschleistungen eines reellen Widerstandes bei der 
Referenztemperatur 300° Kelvin beträgt -174 dBm/Hz.

Bei 100kHz Messbandbreite beträgt die Rauschleistung demnach das 100000 
fache. In dB: -174dBm + 50dB = -124dBm. Eine Rauschquelle mit einem ENR 
von 15dB gibt also bei der gleichen Mess-Bandbreite eine Rauschleistung 
von -124dBm + 15dB = -109dBm ab.

Grüße

von Ralph B. (rberres)


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Das ist vollkommen richtig was du schreibst. ( Ich habe das ENR 
vergessen  anzugeben ). Es ändert aber nichts an der Tatsache. das bei 
den üblichen älteren Spektrumanalyzer ein ENR von 15db nicht ausreicht, 
um über das Eigenrauschen eines SAs mit einer Rauschzahl von 30db ( ist 
halt 30db über dem thermischen Rauschen eines Widerstandes von 50 Ohm ) 
drüber kommt, und somit man nichts sieht.

Nun scheint der TO einen Rauschgenerator zu besitzen, welcher ein ENR 
von maximal 30db abzugeben vermag, und obendrein eine moderneren 
empfindlicheren SA zu besitzen. so das er immerhin mit dem 
Rauschgenerator 5db über das Eigenrauschen des SAs kommt.

Allerdings kann ich die -135dbm Rauschen bei 100KHz Bandbreite nicht 
ganz nachvollziehen. Das wäre eine Rauschzahl von etwa -10db wenn ich 
mich nicht verrechnet habe. Also fast 10db weniger, als ein 50 Ohm 
Widerstand rauscht. Ob das sein kann?

Viel wird er mit den 5db ( nicht mal nutzbaren ) Dynamikbereich die ihm 
verbleiben nicht anfangen können.

Ralph Berres

von Heinz Wäscher (Gast)


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Bei den Rauschgeneratoren mit Röhrendioden wurde ENR noch nicht in dB, 
sondern als lineares Rauschverhältnis gegen kT0 (Rauschleistung bei 
Referenztemperatur 290°K/Hz) angegeben. Das ENR in dB erhält man leicht 
aus: ENR(dB) = 10log kT0

Einfache Röhren-Rauschgeneratoren lieferten einstellbare 
Rauschleistungen zwischen  0 und 50 kT0, entsprechend einem ENR zwischen 
0 und 15dB. Die Geräte waren noch nicht ind 50 Ohm Technik, sondern 
häufig auf 75 oder 300 Ohm Quellwiderstand ausgelegt.

Beispiele:
Rhode & Schwarz SKTU
Stern-Rochlitz RG-1: 
http://bee.mif.pg.gda.pl/ciasteczkowypotwor/Inne/RG1.pdf

Grüße

von Heinz Wäscher (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Allerdings kann ich die -135dbm Rauschen bei 100KHz Bandbreite nicht
> ganz nachvollziehen. Das wäre eine Rauschzahl von etwa -10db wenn ich
> mich nicht verrechnet habe. Also fast 10db weniger, als ein 50 Ohm
> Widerstand rauscht.


Die Rauschleistung ist bei Leistungsanpassung vom Widerstandswert 
unabhängig.

Die Rauschleistung an einem Widerstand beträgt: P = k  T0  B

Dabei sind
P = Rauschleistung in Watt
k = Boltzmann-Konstante k = 1,38 * 10-23 J/K
T0 = Referenztemperatur 290 K
B = Mess-Bandbreite in Hertz

Ein Widerstand erzeugt bei “Raumtemperatur” eine Rauschleistung je Hz 
Bandbreite von: P[dbm] = 10 * log (1,38 * 10-23 J/K  290 K  1Hz) + 30 
dB = -174 dBm

(Der Korrekturfaktor +30dB rührt daher, dass in der Ursprungsformel die 
Leistung in Watt errechnet wird, in der Angabe als "dBm" jedoch auf ein 
Milliwatt bezogen wird)

Die Rauschzahl  eines Zweiports(Rauschfaktor) ist ein Maß für den durch 
eigene Rauschanteile verursachten Zuwachs an Rauschen am Ausgang bezogen 
auf den Eingang.

Rauschzahl F = (Signal/Rauschen) Eingang / (Signal/Rauschen) Ausgang

Grüße

von Heinz Wäscher (Gast)


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Peter Zz schrieb:
> Am Spektrumanalyser Centerfrequency 90MHz, Span 100kHz, Bandwidth 1kHz
> sehe ich so -135dBm Rauschen.

Ein Spektrumanalyzer zur Messung von Rauschleistung ist mit Vorsicht zu 
genießen. Die Rauschleistung hängt von der Messbandbreite ab. Nun hat 
das Filter eines Spektrum Analyzers keine ideale Rechteckform mit 
senkrechten Flanken, sondern endliche Flankensteiheit.

Die tatsächliche Rauschbandbreite ist also größer als die angezeigte 
Filterbandbreite. Außerdem ist beim Spann von 1/100 das Einschwingen 
nicht zu vernachlässigen.

Die relative Zuverlässigkeit der AnalyzerAnzeige lässt sich überschlägig 
abschätzen, wenn man die Filterbandbreite ändert. Dann müsste sich der 
angzeigte Rauschpegel auch um 10log Bandbreitenverhältnis ändern.

Grüße

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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(Video-)Bandwidth 1 kHz, das passt doch. Auf 1 Hz umgerechnet sind eine 
um 30 dB kleinere Leistung. Statt -135 dBm also -165, das liegt um 9 dB 
über den genannten -174dBm/Hz des natürlichen Rauschens bei 
Raumtemperatur.

Der Analyzer hat noch 30 dB Rauschzahl, der Anstieg bei Endstellung kann 
also schon in der Gegend von 30 dB Rauscherhöhung liegen.


Das Zeigerinstrument dürfte den Heizstrom in mA anzeigen, der 
Drehschalter schaltet nur die Skala um. Rauschröhren haben eine lineare 
Umrechnung zwischen Heizstrom und Rauschtemperatur. Das sollte im 
Datenblatt stehen.

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Das mit der Videobandbreite war Unsinn, die geht nicht direkt in die 
Rauschbandbreite ein, wir müssen schon mit dem Pegel von etwa 100 kHz 
Bandbreite rechnen. Das Videofilter beruhigt das Bild auf dem Analyzer, 
die Spitzen werden gedämpft, aber der mittlere Pegel zählt.

Hier zwei Datenbuchauszüge zu Rauschröhren
Vergleichbare Typen sind hier die K81A von Valvo oder GA560 von RFT, das 
andere sind gasgefüllte Rauschröhren die schrägliegend in Hohlleiter 
eingebaut wurden.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Zum Thema gab es einen interessanten Artikel in den UKW-Berichten. Hier 
die erste Seite. Der Verfasser empfiehlt einen Röhren-Rauschgenerator 
als Eichnormal für eine z.B. selbstgebaute Halbleiterrauschquelle.

Die üblichen 15,5 dB ENR, gleich einem Faktor von 
35,482=(10000+290)/290, entspricht der Rauscherhöhung eines Widerstands 
zwischen Raumtemperatur 290 K und 10000 K.

Man könne aber bereits den Temperaturunterschied zu kochendem Wasser zur 
Absolut-Eichung ausnutzen (ja ich weiß, eichen darf nur das Eichamt, es 
müsste daher auch Kalibrierhörnchen heissen).

In Heft 4/1996 war noch ein Artikel zum Thema Heiss/kalt-Messung, da 
wurde die Antenne einmal zum Erdboden und dann zum kalten Himmel 
gedreht, "50-80 Grad Elevation nach Norden", damit erhielt der Autor 
beispielsweise 3,8 dB Unterschied.

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Es lohnt sich, nach "Rauschgenerator Grundig 370" zu googlen:

Im Radiomuseum gibts auch Schaltpläne zum Grundig 370A
(Heisst das hier auch "A" oder ist es eine ältere Version ?):
http://www.radiomuseum.org/r/grundig_rauschgenerator_370a370.html
die haben vermutlich das meiste zum Gerät, halten aber erst mal die Hand 
auf.

Ein antiquarisches Handbuch "um 1960" listet auch den 370A auf:
http://www.zvab.com/buch-suchen/titel/messgeraete/autor/grundig
oder http://www.ebay.de/itm/Messgeraete-Grundig-/301051703179
und weitere Händler.

Eine Kopie des Handbuchs zu 8 €:
http://www.radio-antik.de/xbamessgeraet.htm
noch einer: http://www.reocities.com/radioflier.geo/grundig.htm

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich möchte ja keine Monologe halten...

Beitrag "Messung ENR einer Rauschquelle"
da hatten wir das Thema auch schon. Aus dem winzigen Pixelbild des 
Radiomuseums ist die Röhrebezeichnung "5722" zu erahnen.

Google findet dazu vor allem Sylvania als Hersteller.

"Rauschröhre 5722" nur vier deutschsprachige Fundstellen:
ein Funkamateur http://www.ve6aqo.com/nostalgy_2m.htm
"10MHZ-1GHZ Rauschgenerator mit 5722 als Rauschröhre (Ähnlich dem SKTU)"
ein ebay-Angebot 
http://www.ebay.de/itm/SYLVANIA-5722-Noise-Generator-Roehre-fuer-Rauschgenerator-mit-Sockel-1-/250905529825
noch ein Amateurfunkforum 
http://www.qsl.net/d/dh7uaf//forum/VIEWTOPICDB2F.HTM?p=7085&highlight=&mforum=afu

englisch deutlich mehr "noise diode 5722"
http://www.ko4bb.com/Manuals/Rohde_Schwarz/Rohde_Schwarz_SKTUV2_Noise_Generator.pdf

von U. B. (Gast)


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> Wieviel Rauschen soll ein Rauschgenerator produzieren?

Mindestens soviel, dass das Grundrauschen überdeckt wird    ;-)

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Das bringt mich auf die Idee, ob nicht vielleicht ein Peltier passend 
breitbandig rauschen würde? Irgendeiner einen Gedanken dazu?

von Ulrich (Gast)


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Beim Peltierelement wird man schon breitbandiges Rauschen haben - etwa 
so wie bei einem 2 Ohm Widerstand. Dazu kommt dann vermutlich noch 
einiges an 1/f oder ähnlichem an Rauschen von Temperaturschwankungen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Aber die Rauschleistung könnte höher sein, oder?

von Rauschi (Gast)


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Man kann die Rauschleistung und daraus das ENR mit einem "normalen" Rx 
berechnen.
Bekannt sein muss: Die Empfindlichkeit, sowie die Empfangsbandbreite 
(aus Datenblatt)
Zusätzlich braucht man noch einen Stufenabschwächer

Aus:  Hans Nussbaum, HF-Messungen für den Funkamateur

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Wenn du mich meinst, deine Rechnung vergißt die Spannungs-/Strom-Quelle 
im Peltier! Vielleicht kann das jemand mit Peltierelement einfach mal 
ausprobieren.

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