Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Innenwiderstand einer geregelten Spannungsquelle(DC)


von Marc B. (marcbue)


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Hallo Zusammen,

im Zuge meiner Diplomarbeit habe ich ein Messverfahren zur 
Widerstandsmessung unter Last für einen Prüfstand "entwickelt".
Dazu würde ich bei der Fehlerbetrachtung auch den Innenwiderstand der 
Spannungsquelle in Betracht ziehen wollen. Als Spannungsquelle soll das 
E3641A von Agilent dienen. Die Messung findet bei anliegender Spannung 
von Ug=60 V DC statt.
Da ich das Gerät nicht hier habe und eine theoretische Fehleranalyse 
durchführen möchte kann ich keine Probemessungen durchführen. Anhand des 
Datenblattes kann ich leider nicht auf den Innenwiderstand schließen, da 
ein konkreter Kurzschlussstrom ebenfalls nicht angegeben ist.
Mittlerweile habe ich herausgefunden das ein variabler 
"Innenwiderstand", in Form von Leistungstransistoren, für die Linearität 
der Spannungsquelle verantwortlich ist.
Gibt es eine Möglichkeit auf den "realen" Innenwiderstand theoretisch zu 
schließen insbesondere der Toleranzen?

Schon einmal danke für eure Hilfe!

Gruß

Marc

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Die Ausgangsimpedanz eines (idealen) geregelten Netzteils ist 0 Ohm. 
Denn: schließe mal 1 kΩ Last an, miss die Spannung. Schließ 10 Ω Last an 
(sofern der Strom nicht den Wechsel in den CC-Modus erzwingt), miss die 
Spannung.

Die Spannung ist (nahezu) gleich => ohmsches Gesetz => Ri = 0

Natürlich ist es nicht genau 0, die Drähte und Anschlussklemmen haben 
einen Widerstand im mΩ-Bereich...

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@ Marc Bue. (marcbue)

>"Innenwiderstand", in Form von Leistungstransistoren, für die Linearität
>der Spannungsquelle verantwortlich ist.

Aber bitte mal nicht Linearität und Innenwiderstand in einen Topf hauen!

>Gibt es eine Möglichkeit auf den "realen" Innenwiderstand theoretisch zu
>schließen insbesondere der Toleranzen?

Naja, eine geregelte Spannungsquelle wie ein Linearregler, OPV etc. hat 
nahezu Null Ohm Innenwiderstand! Eben weil der Regler nachregelt und 
damit die Spannung im gesamten Lastbereich konstant hält. Damit ist 
dU/dI=0.

Real ist er natürlich nicht null, weil die meisten Spannungsregler und 
OPVs eben keine PI-Regler sind sondern eher P-Regler mit viel 
Verstäkung, damit sinkt die Ausgangsspannung leicht unter Last. Wieviel 
das ist steht im Datenblatt unter Load reject ratio.

Dazu kommen noch reale Widerstände in den Zuleitungen. Denn der Regler 
misst nicht unbedingt die Spannung an der Last sondern an seinem 
Ausgang. Darum haben bessere Netzteile, vor allem bei größeren Strömen 
extra Messleitungen (Sense Input), um die Spannung exakt an der Last zu 
messen, die ggf. durch ein längeres Kabel mit der Quelle verbunden ist.

von Harald W. (wilhelms)


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Marc Bue. schrieb:

> Dazu würde ich bei der Fehlerbetrachtung auch den Innenwiderstand der
> Spannungsquelle in Betracht ziehen wollen. Als Spannungsquelle soll das
> E3641A von Agilent dienen.

Normalerweise sollte sich ein Wert für den Innenwiderstand im
Datenblatt des Netzteils finden. Falls nicht, würde ich mal bei
Agilent anrufen.
Gruss
Harald

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Zufällig habe ich die letzten Tage viel mit 
HP/Agilent-Netzteilhandbüchern zugebracht, da ist mir eine solche Angabe 
nicht ins Auge gefallen.

von Ulrich (Gast)


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Der Ausgangswiderstand eines DC Netzteils ist in der Regel auch noch von 
der Frequenz abhängig. Entsprechend verhält sich das Netzteil ggf. eher 
wie eine ideale Spannungsquelle in Reihe mit einem kleinen Widerstand 
und einer Induktivität.

In der Regel findet man im Datenblatt Angaben zur Ausgangsimpedanz, 
zumindest den DC Wert.

von Marc B. (marcbue)


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Guten Morgen,

ich habe bereits bei Agilent(Deutschland) angerufen und der 
entsprechende Mitarbeiter konnte mir nach 2 Tagen Bearbeitungszeit auch 
keine entsprechende Angabe des Innenwiderstandes geben. Er verwies auch 
nur auf das Service-Handbuch, sowie das allgemeine Netzteilhandbuch von 
Agilent. Daher habe ich die Information mit den Leistungstransistoren.
Ich nehme an das man aufgrund der Elektronik keinen definierten 
Innenwiderstand hat.
Für meine Berechnungen werde ich von daher die Vereinfachung nehmen, 
dass der Innenwiderstand bzw. dessen Toleranzen(Welche für mich 
entscheidend sind) gegen null gehen. Ich habe bei meiner Anwendung keine 
Frequenzen sondern befinde mich dauerhaft bei 60 V DC.

Vielen Dank erst einmal an euch. Ihr habt mir schon viel geholfen.

Gruß

Marc

von Udo S. (urschmitt)


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Die beiden Aussagen:

Marc Bue. schrieb:
> im Zuge meiner Diplomarbeit habe ich ein Messverfahren zur
> Widerstandsmessung unter Last für einen Prüfstand "entwickelt".

Marc Bue. schrieb:
> Anhand des
> Datenblattes kann ich leider nicht auf den Innenwiderstand schließen, da
> ein konkreter Kurzschlussstrom ebenfalls nicht angegeben ist.
> Mittlerweile habe ich herausgefunden das ein variabler
> "Innenwiderstand", in Form von Leistungstransistoren, für die Linearität
> der Spannungsquelle verantwortlich ist.

passen irgendwie nicht zusammen.
In dem Datenblatt sollte es eine Aussage zum Spannungseinbruch bei 
höherem Strom geben. Siehe Beitrag von Falk.

Als jemand der sein Diplom schreibt solltest du doch in der Lage sein
Ri = dU/dI zu rechnen.

von Marc B. (marcbue)


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Ich hatte nach dem von Falk angegebenen Wert gesucht, dieser steht aber 
so nicht im Datenblatt.

Vielleicht bin ich des Englischen auch nicht mächtig genug.

Eine Möglichkeit wäre, dass es sich bei der Regelung im gegebenen 
Netzteil doch um einen PI-Regler handelt, da im Datenblatt unter Steady 
Output angegeben wird, dass die Spannung unter jeder Last nach 90 msec 
ausgeregelt wird. (Innerhalb der Grenzen der load regulation, diese 
scheint aber nach meiner Auffassung nicht abhängig von der Last 
angegeben zu sein)

Wie gesagt der Wert der load reject ratio findet sich nicht im 
Datenblatt.

Datenblatt: http://cp.literature.agilent.com/litweb/pdf/5968-7355EN.pdf

von (prx) A. K. (prx)


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Letztlich kann man sich die Obergrenze des Innenwiderstands über die 
Angabe der load regulation ausrechnen. Wenn da also 0,01%+3mV stehen, 
dann kann man bei gegebener Ausgangsspannung und dem maximalem Strom des 
Netzteils einen Widerstand ausrechnen.

: Bearbeitet durch User
von Marc B. (marcbue)


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Die Idee ist mir auch gerade gekommen, die Load Regulation als 
Maximalwert zu nehmen. Danke ihr hab mir wirklich geholfen. :)

von Falk B. (falk)


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@ Marc Bue. (marcbue)

>Ich hatte nach dem von Falk angegebenen Wert gesucht, dieser steht aber
>so nicht im Datenblatt.

Ja, den gibt es für Netzteile auch so nicht, er heißt dort eher Load 
regulation.

>Datenblatt: http://cp.literature.agilent.com/litweb/pdf/5968-7355EN.pdf

Seite 4, Load Regulation,

Voltage < 0.01% + 3 mV

D.h., deine Ausgangsspannung wird auf 0,01% +3mV genau ausgeregelt. Wenn 
gleich diese Angabe ohne Messbedingungen nicht sooo toll und belastbar 
ist, kann man abschätzen, dass bei voller Ausgangsspannung von 60V ein 
maximaler Fehler von 6mV+3mV entsteht, was bei vollem Strom von 0,5A = 
9mV/0,5A ~2mOhm entspricht. Real ist es wahrscheinlich etwas weniger.

von Harald W. (wilhelms)


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Marc Bue. schrieb:

> ich habe bereits bei Agilent(Deutschland) angerufen und der
> entsprechende Mitarbeiter konnte mir nach 2 Tagen Bearbeitungszeit auch
> keine entsprechende Angabe des Innenwiderstandes geben.

Früher, als die noch Hewlett Packard hiessen, saßen da
mal Ingenieure. Anscheinend hat man die inzwischen alle
gegen Kaufleute ausgetauscht. Grundsätzlich gilt: Den
Innenwiderstand kann man nicht mit dem Ohmmeter ausmessen.
Man kann ihn höchstens aus dem Spannungseinbruch beim
Belasten errechnen. Wobei dieser Wert noch von mehreren
zusätzlichen Nebenbedingungen abhängig ist. Normalerweise
kann man ihn aber auf Grund sines niedrigen Wertes vernach-
lässigen.
Gruss
Harald

von Falk B. (falk)


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Um dieses Ergebnis in deinem Gesamtaufbau zu erreichen, muss du 
allerdings die Remote Sense Eingänge auf der Rückseite nutzen, um die 
Spannung direkt an der Last zu messen.

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