Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Trafo - Verständnisfrage


von Der Übertragende (Gast)


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Ein Trafo/Übertrager besteht aus zwei Drähten, die im Regelfall um einen 
Eisenkern gewickelt werden. Je nach Umrundungszahlverhältnis werden 
höhere oder niedrigere Spannungen und jeweils umgekehrten Strömen 
gewandelt.

Was mir nicht klar ist: Die Drähte bilden für sich Kurzschlüsse. Plus 
der Spannungsquelle an den Draht an die Masse. Widerstand ist nur der 
Leitungswiderstand.

Warum haut es nicht ständig die Sicherung raus? Wenn der Verbraucher an 
der Sekundärspule Strom zieht, wird dann der Magnetische Fluß durch den 
Kern "abgesaugt"?

von ich (Gast)


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Der Übertragende schrieb:
> Ein Trafo/Übertrager besteht aus zwei Drähten, die im Regelfall um
> einen
> Eisenkern gewickelt werden. Je nach Umrundungszahlverhältnis werden
> höhere oder niedrigere Spannungen und jeweils umgekehrten Strömen
> gewandelt.
>
> Was mir nicht klar ist: Die Drähte bilden für sich Kurzschlüsse. Plus
> der Spannungsquelle an den Draht an die Masse. Widerstand ist nur der
> Leitungswiderstand.
Mit Gleichspannung funktioniert ein Trafo nicht, nur mit 
Wechselspannung. Und der Widerstand ist bei Wechselspannung die 
sogenannte Impedanz. Die hängt von der Induktivität der Wicklung ab und 
ist der Wechselstromwiderstand. Nicht zu vergleichen mit dem 
Gleichstromwiderstand.
>
> Warum haut es nicht ständig die Sicherung raus? Wenn der Verbraucher an
> der Sekundärspule Strom zieht, wird dann der Magnetische Fluß durch den
> Kern "abgesaugt"?

Weil eben durch den Wechselstromwiderstand ein Strom fließt, der die 
Sicherung nicht fliegen läßt. Der Wechselstromwiderstand ist größer als 
der ohmsche Widerstand des Wicklungsdrahtes.

von Bitflüsterer (Gast)


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Der Übertragende schrieb:
> Ein Trafo/Übertrager besteht aus zwei Drähten, die im Regelfall um einen
> Eisenkern gewickelt werden. Je nach Umrundungszahlverhältnis ....
Man nennt das, das Verhältnis der Windungszahlen.

> ... werden
> höhere oder niedrigere Spannungen und jeweils umgekehrten Strömen
> gewandelt.
Korrekt.

> Was mir nicht klar ist: Die Drähte bilden für sich Kurzschlüsse. Plus
> der Spannungsquelle an den Draht an die Masse. Widerstand ist nur der
> Leitungswiderstand.
>
> Warum haut es nicht ständig die Sicherung raus?
Weil die Spulen, hier insbesondere die Primärwindung in Verbindung mit 
dem Kern, bei der Wechselstromfrequenz einen "Wechselstromwiderstand" 
haben.
Insbesondere gilt für einen an die Sekundärwindung angeschlossenen 
Verbraucher, also einen Widerstand, das er "transformiert" wird.

> Wenn der Verbraucher an
> der Sekundärspule Strom zieht, wird dann der Magnetische Fluß durch den
> Kern "abgesaugt"?
Naja. Man kann nicht sagen, dass da etwas "weg"-"gesaugt" wird.
Vielmehr denkt man das so, das dass Wechselfeld in der Primäspule ein 
Wechselmagnetfeld erzeugt, das wiederrum in der Sekundärspule eine 
Wechselspannung induziert. Das passiert unabhängig davon ob nun eine 
Last angeschlossen ist.

von mse2 (Gast)


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Der Übertragende schrieb:
> Was mir nicht klar ist: Die Drähte bilden für sich Kurzschlüsse. Plus
> der Spannungsquelle an den Draht an die Masse. Widerstand ist nur der
> Leitungswiderstand.

Wenn bei einem Trafo nur der ohmsche Widerstand den Strom auf der 
Primärseite begrenzte, wäre dieser Strom in der Tat sehr viel größer und 
würde die Sicherung sprengen.
Die Induktivität der Anordnung begrenzt den Primärstrom wesentlich 
stärker: durch den magnetischen Fluss im Kern wird eine Gegenspannung in 
der Primärwicklung induziert, die der angelegten Spannung entsprechend 
entgegenwirkt.

> Warum haut es nicht ständig die Sicherung raus? Wenn der Verbraucher an
> der Sekundärspule Strom zieht, wird dann der Magnetische Fluß durch den
> Kern "abgesaugt"?
Wenn auf der Sekundärseite Strom abgenommen wird, erzeugt dieser 
ebenfalls einen magnetischen Fluss im Kern, welcher den primärseitig 
erzeugten Fluss schwächt. Entsprechend fließt dann auch mehr Strom 
primärseitig.

Entsprechend mehr Strom. Nicht beliebig viel mehr.
Zieht man sekundärseitig zu viel Strom, dann reicht allerdings auch das, 
um die Primärsicherung zu betätigen.

von Harald W. (wilhelms)


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ich schrieb:

> Weil eben durch den Wechselstromwiderstand ein Strom fließt, der die
> Sicherung nicht fliegen läßt.

@TE: Wenn Du versehentlich einen Trafo an eine Gleichspannung
anschliesst, wird eine (hoffentlich vorhandene) Sicherung
sofort "fliegen". Der Strom kann da durchaus mehr als 100mal
so groß wie der Nennstrom werden.
Gruss
Harald

von Thomas (kosmos)


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es gibt einen induktiven und einen ohmschen Widerstand, wenn der Kern 
gesättigt ist geht der induktive Widerstand gegen null und der Strom 
steigt dann weiter an und wird nur durch den ohmschen Widerstand 
begrenzt. Mann muss die Induktivität dann so wählen/bauen das mit einer 
Sinuswelle der Kern also nicht vollständig gesättigt wird.

von Der Übertragende (Gast)


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Würde es die Sicherung raushauen, wenn man Wechselspannung an einen 
nicht gewundenen Draht ohne Kern anschließt?

Was bei einer Luftspule?

Wie berechnet man den Stromverbrauch wenn die Sekundärseite nicht 
angeschlossen ist? Wohin geht die Energie dann?

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Der Übertragende schrieb:
> Wie berechnet man den Stromverbrauch wenn die Sekundärseite nicht
> angeschlossen ist? Wohin geht die Energie dann?

Nirgendwo hin, weil kaum Strom fließt. Nur genug um das Magnetfeld 
entsprechend der Polarität der Wechselspannung laufend umzupolen.

von Georg G. (df2au)


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Der Übertragende schrieb:
> Würde es die Sicherung raushauen, wenn man Wechselspannung an einen
> nicht gewundenen Draht ohne Kern anschließt?

Mit Radio Eriwan: Es kommt darauf an...
Wenn der Draht nur lang genug ist, hat er auch eine gewisse 
Induktivität. In der Praxis wird man die notwendige Länge aber nicht im 
eigenen Bundesland ausrollen können. Die Länge des auf dem Kern 
aufgewickelten Drahtes reicht nicht!

: Bearbeitet durch User
von ich (Gast)


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Georg G. schrieb:
> Der Übertragende schrieb:
>> Würde es die Sicherung raushauen, wenn man Wechselspannung an einen
>> nicht gewundenen Draht ohne Kern anschließt?
>
> Mit Radio Eriwan: Es kommt darauf an...
> Wenn der Draht nur lang genug ist, hat er auch eine gewisse
> Induktivität. In der Praxis wird man die notwendige Länge aber nicht im
> eigenen Bundesland ausrollen können. Die Länge des auf dem Kern
> aufgewickelten Drahtes reicht nicht!

Um das mal zu veranschaulichen, mal eine kleine Rechnung.
Wir vergleichen einen gestreckten Leiter mit der Induktivität eines 
Netztrafos (Primärwicklung, sagen wir 10H).
Überschlagsmäßig kann man ca. 1µH/m für einen gestreckten Leiter 
annehmen.
Das wären dann 1mH/km, 1H/1000km und für 10H dann 10000km.
Nur um mal eine Vorstellung zu bekommen.
Das sind natürlich keine bindenden Werte, aber auf die Größenordnung 
kommt es hier an.

von ich (Gast)


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Ergänzung: bei den angenommenen 10000km reicht dann sicherlich auch 
schon der ohmsche Widerstand des Drahtes, damit die Sicherung nicht mehr 
fliegt :-)

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Ach kommt Leute. Das ist ganz offensichlich ein Troll. Als nächstes 
kommt bestimmt die Frage, ob man Kondensatoren nicht weglassen kann. 
Weil da wäre ja sowieso keine Verbindung zwischen den beiden 
Anschlüssen.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Axel Schwenke schrieb:
> Weil da wäre ja sowieso keine Verbindung zwischen den beiden
> Anschlüssen.

Da ist ja auch keine.

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