Forum: Platinen Flussmittel oxidiert Platine


von Sören (Gast)


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Hallo zusammen,

für ein SMD-Gehäuse habe ich zum Löten ein No Clean Flussmittel 
verwendet, hat auch schön funktioniert.

Nach ein paar Tagen stelle ich jetzt fest, dass die verzinnten 
Leiterbahnen in dem Bereich, wo Flussmittel verwendet wurde, oxidiert 
sind (grün). Die anderen Bereiche der Platine sehen gut aus.

Warum ist das passiert?
Hätte ich trotz No Clean reinigen müssen?
Womit?

Besten Dank!

-Sören

: Verschoben durch Moderator
von Joerg L. (Firma: 100nF 0603 X7R) (joergl)


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Sören schrieb:
> Hätte ich trotz No Clean reinigen müssen?

Scheinbar ja.
Passiert mir bei dem einen Flußmittel auch, von dem mir der Bestücker 
etwas zur Verfügung gestellt hat.
Seitdem verwende ich ein anderes Flußmittel, oder wieder das bewährte 
Kollophonium/Spiritus/Isopropanol-Gemisch.

von Sören (Gast)


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Und womit kann man eine Platine reinigen? Einfach unterm Wasserhahn?

von George H. (Gast)


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Kontakt LR

von Sören (Gast)


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Hatte gehofft, das ginge mit weniger bzw. alltäglicher Chemie wie z.B. 
Spiritus.

von Häsch Define (Gast)


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Sören schrieb:

> Hätte ich trotz No Clean reinigen müssen?

Warum kann man kein normales Flußmittel verwenden?

Im Handwerk in der Ausbildung lernte ich mal, daß man sichtbares fest 
gewordenes Flußmittel mit z.B. einer Reißnadel beseitigt, es platzt ja 
einfach leicht ab.

Es kann natürlich sein, daß das heute nicht mehr zeitgemäß und überall 
brauchbar ist, weil das vor fast 40 Jahren war.

Einfache Platinen mit 2,54mm Pinabstand an ICs bekam ich aber immer 
sauber gelötet. SMD im geringen Umfang, wenn ich das mal hatte. Da ist 
kaum was zum Entfernen dran, und die älteren Platinen sehen nach 20 
Jahren genau so noch wie neu aus. Evtl. muß man an seiner Löttechnik 
arbeiten, nichts verbraten und verbrennen.

von panta rhei (Gast)


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Sei doch so nett und nenn uns das Flussmittel, damit wir uns den Mist 
nicht auch noch versehentlich aufs Brett schmieren.

Vergelt's Gott!

von Klaus I. (klauspi)


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Sören schrieb:
> Hatte gehofft, das ginge mit weniger bzw. alltäglicher Chemie wie z.B.
> Spiritus.

Probier es doch aus, Wasser, Spiritus oder Isopropanol sind meine erste 
Wahl.

von panta rhei (Gast)


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Sören schrieb:
> Hatte gehofft, das ginge mit weniger bzw. alltäglicher Chemie wie z.B.
> Spiritus.

Das sollte eigentlich auch gut funktionieren, denn die meisten 
Flussmittel bestehen zu beträchtlichen Anteilen aus Isopropanol und 
darin gelöst ein oder mehrere Carbonsäuren, z.B. Adipinsäure.

von Häsch Define (Gast)


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Sören schrieb:
> Hatte gehofft, das ginge mit weniger bzw. alltäglicher Chemie wie
> z.B.
> Spiritus.

Spiritus bitte nicht, das hat Rückstände.

Isopropanol aus der Apotheke ist nicht teurer als das vergällte 
Dreckszeug Brennspiritus aus Drogeriemärkten oder Baumarkt. Man muß da 
aber auf die Kaufmenge achten, denn der Preis ist manchmal zur Menge 
proportional zu sqrt(x), wobei x die Menge. Dann kauft man einen Liter 
für 10€, anstatt nur 100ml für 3€.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Sören schrieb:
> Hätte ich trotz No Clean reinigen müssen?
Ich kenne von unserem Fertiger die Aussage, dass "No Clean" für ihn nur 
noch bedeutet, dass man die Platine nicht mehr reinigen kann, weil das 
Flussmittel zwar nur wenig Rückstände hat, die aber wie die Pest an der 
Platine haften...

von Gerd E. (robberknight)


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Sören schrieb:
> für ein SMD-Gehäuse habe ich zum Löten ein No Clean Flussmittel
> verwendet, hat auch schön funktioniert.
>
> Nach ein paar Tagen stelle ich jetzt fest, dass die verzinnten
> Leiterbahnen in dem Bereich, wo Flussmittel verwendet wurde, oxidiert
> sind (grün).

Nach ein paar Tagen schon grün? Da ist was faul, das Zeug ist viel zu 
aggressiv.

Kann es vielleicht sein daß das Flussmittel für Reflow gedacht ist und 
nicht richtig warm wurde? Das Zeug wird ab ner bestimmten Temp 
aktiviert. Beim normalen Reflow-Prozess erreicht es ne gewisse höhere 
Temp und bleibt auch ne Weile auf diesem Level. Dabei werden dann die 
Säuren im Flussmittel zersetzt und die Rückstände sind harmlos.

Wenn Du jetzt aber das Flussmittel zwar aktiviert hast, aber nicht heiß 
genug und lange genung erhitzt hast, wurden die Säuren nicht zersetzt 
und sind noch aktiv.

von Sören (Gast)


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Das könnte natürlich der Fall sein. Das Flussmittel ist flüssig wie 
Wasser und verteilt sich auch an Stellen, an denen nicht gelötet wird.

So wäre auch erklärt, warum die Oxidation nicht direkt an den Lötstellen 
sondern abseits davon auftreten.

Für die Zukunft würde ich also die Platine reinigen.

Vielen Dank für den Input!

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Sören.

Sören schrieb:

> für ein SMD-Gehäuse habe ich zum Löten ein No Clean Flussmittel
> verwendet, hat auch schön funktioniert.

"No clean" bedeutet nicht, das es nicht gereinigt werden muss, sondern 
das es nicht zu reinigen ist. ;O)

> Warum ist das passiert?

Flussmittel sind grundsätzlich aggresiv, weil sie die Oxidschicht, die 
sonst das Löten behindern würde, auflösen sollen.

Es gibt aber eben auch die Möglichkeit, Flussmittel zu verwenden, die 
nur unter den Bedingungen der Lötung, wie z.B. hohe Temperatur, 
aggressiv sind.
Kolophonium z.B.
Kolophonium verliert seine Aggressivität, wenn die Temperatur wieder 
weit genug gefallen ist. Danach könnte es auf der Lötstelle verbleiben, 
wenn nichts anderes dagegen spricht. Ich habe schon 50 Jahre alte 
Platinen mit Kolophonium, aber ohne Korrosion, gesehen.

> Hätte ich trotz No Clean reinigen müssen?

Jain. Bei "No Clean" ist es im allgemeinen auch so, das entweder die 
aggressiven Bestandteile des Flussmittels nach erkalten in einer 
Kunstharzmatrix eingebunden und inaktiviert werden, oder aber fast 
Rückstandslos verdampfen oder umgewandelt. Das funktioniert aber nur 
gut, wenn die Löttemperatur a) hoch genug ist, und b) nicht zu hoch ist.

Wenn es aber gelingt, musst Du das "No clean" Flussmittel nicht 
entfernen.

Tatsächlich ist Punkt a) "Löttemperatur zu niedrig" der häufigere Fall.

> Womit?

Hängt am Einzelfall. Ich hatte schon Zeug, das sich weder mit Alkohol 
noch Benzin oder Aceton entfernen liess, aber mit Kernseifenlauge.

Was können denn die Bauteile ab? Aceton entfernt leider auch schnell die 
Beschriftung der Bauteile. Relaisgehäuse sind flüssigkeitsgefüllt z.B. 
auch ein Problem...

Manschmal hilft Kältespray und abklopfen. ;O)

Es bleibt das Problem, das oft auch ein Abbürsten nötig wäre, aber z.B. 
zwischen BGAs schlecht gebürstet werden kann.....

Also, wenn man um "No Clean" nicht herum kommt, sollte man immer 
ausreichend heiss und lange genug löten.
SMD Bauteile sind diesbezüglich recht hart im nehmen. Mehr als man oft 
glaubt.


Sören schrieb:
> Das könnte natürlich der Fall sein. Das Flussmittel ist flüssig wie
> Wasser und verteilt sich auch an Stellen, an denen nicht gelötet wird.
> So wäre auch erklärt, warum die Oxidation nicht direkt an den Lötstellen
> sondern abseits davon auftreten.

Diese Stellen werden dann von Dir ja auch nicht extra aufgeheizt (siehe 
meine Bemerkung von oben), wenn Du mit einem Lötkolbenr oder einer 
Heissluftstation von Hand verlötest. Aber in der Fabrik in einem Reflow 
Ofen wäre das durchaus der Fall.

> Für die Zukunft würde ich also die Platine reinigen.

Verdächtige Stellen sind z.B. wenn sich weisse Schleier gebildet haben.


Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

: Bearbeitet durch User
von Gerd E. (robberknight)


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Sören schrieb:
> Das könnte natürlich der Fall sein. Das Flussmittel ist flüssig wie
> Wasser und verteilt sich auch an Stellen, an denen nicht gelötet wird.

Probier mal Fluxgel. Das finde ich zumindest fürs Handlöten viel besser 
geeignet als alle flüssigen Fluxe (Stifte, Spritzen, etc.) die mir 
bisher untergekommen sind. Das Gel bleibt viel eher da wo Du es hin 
haben willst als das flüssige Flux.

Das Edsyn FL 22 was es beim Reichelt gibt ist gar nicht schlecht. Das 
kriegst Du hinterher auch gut mit Alkohol und Zahnbürste abgewaschen.

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