Hallo zusammen, für ein SMD-Gehäuse habe ich zum Löten ein No Clean Flussmittel verwendet, hat auch schön funktioniert. Nach ein paar Tagen stelle ich jetzt fest, dass die verzinnten Leiterbahnen in dem Bereich, wo Flussmittel verwendet wurde, oxidiert sind (grün). Die anderen Bereiche der Platine sehen gut aus. Warum ist das passiert? Hätte ich trotz No Clean reinigen müssen? Womit? Besten Dank! -Sören
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Sören schrieb: > Hätte ich trotz No Clean reinigen müssen? Scheinbar ja. Passiert mir bei dem einen Flußmittel auch, von dem mir der Bestücker etwas zur Verfügung gestellt hat. Seitdem verwende ich ein anderes Flußmittel, oder wieder das bewährte Kollophonium/Spiritus/Isopropanol-Gemisch.
Und womit kann man eine Platine reinigen? Einfach unterm Wasserhahn?
Hatte gehofft, das ginge mit weniger bzw. alltäglicher Chemie wie z.B. Spiritus.
Sören schrieb: > Hätte ich trotz No Clean reinigen müssen? Warum kann man kein normales Flußmittel verwenden? Im Handwerk in der Ausbildung lernte ich mal, daß man sichtbares fest gewordenes Flußmittel mit z.B. einer Reißnadel beseitigt, es platzt ja einfach leicht ab. Es kann natürlich sein, daß das heute nicht mehr zeitgemäß und überall brauchbar ist, weil das vor fast 40 Jahren war. Einfache Platinen mit 2,54mm Pinabstand an ICs bekam ich aber immer sauber gelötet. SMD im geringen Umfang, wenn ich das mal hatte. Da ist kaum was zum Entfernen dran, und die älteren Platinen sehen nach 20 Jahren genau so noch wie neu aus. Evtl. muß man an seiner Löttechnik arbeiten, nichts verbraten und verbrennen.
Sei doch so nett und nenn uns das Flussmittel, damit wir uns den Mist nicht auch noch versehentlich aufs Brett schmieren. Vergelt's Gott!
Sören schrieb: > Hatte gehofft, das ginge mit weniger bzw. alltäglicher Chemie wie z.B. > Spiritus. Probier es doch aus, Wasser, Spiritus oder Isopropanol sind meine erste Wahl.
Sören schrieb: > Hatte gehofft, das ginge mit weniger bzw. alltäglicher Chemie wie z.B. > Spiritus. Das sollte eigentlich auch gut funktionieren, denn die meisten Flussmittel bestehen zu beträchtlichen Anteilen aus Isopropanol und darin gelöst ein oder mehrere Carbonsäuren, z.B. Adipinsäure.
Sören schrieb: > Hatte gehofft, das ginge mit weniger bzw. alltäglicher Chemie wie > z.B. > Spiritus. Spiritus bitte nicht, das hat Rückstände. Isopropanol aus der Apotheke ist nicht teurer als das vergällte Dreckszeug Brennspiritus aus Drogeriemärkten oder Baumarkt. Man muß da aber auf die Kaufmenge achten, denn der Preis ist manchmal zur Menge proportional zu sqrt(x), wobei x die Menge. Dann kauft man einen Liter für 10€, anstatt nur 100ml für 3€.
Sören schrieb: > Hätte ich trotz No Clean reinigen müssen? Ich kenne von unserem Fertiger die Aussage, dass "No Clean" für ihn nur noch bedeutet, dass man die Platine nicht mehr reinigen kann, weil das Flussmittel zwar nur wenig Rückstände hat, die aber wie die Pest an der Platine haften...
Sören schrieb: > für ein SMD-Gehäuse habe ich zum Löten ein No Clean Flussmittel > verwendet, hat auch schön funktioniert. > > Nach ein paar Tagen stelle ich jetzt fest, dass die verzinnten > Leiterbahnen in dem Bereich, wo Flussmittel verwendet wurde, oxidiert > sind (grün). Nach ein paar Tagen schon grün? Da ist was faul, das Zeug ist viel zu aggressiv. Kann es vielleicht sein daß das Flussmittel für Reflow gedacht ist und nicht richtig warm wurde? Das Zeug wird ab ner bestimmten Temp aktiviert. Beim normalen Reflow-Prozess erreicht es ne gewisse höhere Temp und bleibt auch ne Weile auf diesem Level. Dabei werden dann die Säuren im Flussmittel zersetzt und die Rückstände sind harmlos. Wenn Du jetzt aber das Flussmittel zwar aktiviert hast, aber nicht heiß genug und lange genung erhitzt hast, wurden die Säuren nicht zersetzt und sind noch aktiv.
Das könnte natürlich der Fall sein. Das Flussmittel ist flüssig wie Wasser und verteilt sich auch an Stellen, an denen nicht gelötet wird. So wäre auch erklärt, warum die Oxidation nicht direkt an den Lötstellen sondern abseits davon auftreten. Für die Zukunft würde ich also die Platine reinigen. Vielen Dank für den Input!
Hallo Sören. Sören schrieb: > für ein SMD-Gehäuse habe ich zum Löten ein No Clean Flussmittel > verwendet, hat auch schön funktioniert. "No clean" bedeutet nicht, das es nicht gereinigt werden muss, sondern das es nicht zu reinigen ist. ;O) > Warum ist das passiert? Flussmittel sind grundsätzlich aggresiv, weil sie die Oxidschicht, die sonst das Löten behindern würde, auflösen sollen. Es gibt aber eben auch die Möglichkeit, Flussmittel zu verwenden, die nur unter den Bedingungen der Lötung, wie z.B. hohe Temperatur, aggressiv sind. Kolophonium z.B. Kolophonium verliert seine Aggressivität, wenn die Temperatur wieder weit genug gefallen ist. Danach könnte es auf der Lötstelle verbleiben, wenn nichts anderes dagegen spricht. Ich habe schon 50 Jahre alte Platinen mit Kolophonium, aber ohne Korrosion, gesehen. > Hätte ich trotz No Clean reinigen müssen? Jain. Bei "No Clean" ist es im allgemeinen auch so, das entweder die aggressiven Bestandteile des Flussmittels nach erkalten in einer Kunstharzmatrix eingebunden und inaktiviert werden, oder aber fast Rückstandslos verdampfen oder umgewandelt. Das funktioniert aber nur gut, wenn die Löttemperatur a) hoch genug ist, und b) nicht zu hoch ist. Wenn es aber gelingt, musst Du das "No clean" Flussmittel nicht entfernen. Tatsächlich ist Punkt a) "Löttemperatur zu niedrig" der häufigere Fall. > Womit? Hängt am Einzelfall. Ich hatte schon Zeug, das sich weder mit Alkohol noch Benzin oder Aceton entfernen liess, aber mit Kernseifenlauge. Was können denn die Bauteile ab? Aceton entfernt leider auch schnell die Beschriftung der Bauteile. Relaisgehäuse sind flüssigkeitsgefüllt z.B. auch ein Problem... Manschmal hilft Kältespray und abklopfen. ;O) Es bleibt das Problem, das oft auch ein Abbürsten nötig wäre, aber z.B. zwischen BGAs schlecht gebürstet werden kann..... Also, wenn man um "No Clean" nicht herum kommt, sollte man immer ausreichend heiss und lange genug löten. SMD Bauteile sind diesbezüglich recht hart im nehmen. Mehr als man oft glaubt. Sören schrieb: > Das könnte natürlich der Fall sein. Das Flussmittel ist flüssig wie > Wasser und verteilt sich auch an Stellen, an denen nicht gelötet wird. > So wäre auch erklärt, warum die Oxidation nicht direkt an den Lötstellen > sondern abseits davon auftreten. Diese Stellen werden dann von Dir ja auch nicht extra aufgeheizt (siehe meine Bemerkung von oben), wenn Du mit einem Lötkolbenr oder einer Heissluftstation von Hand verlötest. Aber in der Fabrik in einem Reflow Ofen wäre das durchaus der Fall. > Für die Zukunft würde ich also die Platine reinigen. Verdächtige Stellen sind z.B. wenn sich weisse Schleier gebildet haben. Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic http://www.dl0dg.de
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Sören schrieb: > Das könnte natürlich der Fall sein. Das Flussmittel ist flüssig wie > Wasser und verteilt sich auch an Stellen, an denen nicht gelötet wird. Probier mal Fluxgel. Das finde ich zumindest fürs Handlöten viel besser geeignet als alle flüssigen Fluxe (Stifte, Spritzen, etc.) die mir bisher untergekommen sind. Das Gel bleibt viel eher da wo Du es hin haben willst als das flüssige Flux. Das Edsyn FL 22 was es beim Reichelt gibt ist gar nicht schlecht. Das kriegst Du hinterher auch gut mit Alkohol und Zahnbürste abgewaschen.
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