Forum: Offtopic Ortung Blackbox aus Flugzeugen


von Dave N. (Firma: Geknechteter Pennäler) (schueler-bubi)


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Hallo rundherum,

aktuell heisst es in den Nachrichten, dass offenbar der Flugschreiber 
oder Blackbox des vermissten Malaysischen Fliegers MH370 im Meer geortet 
wurde.

Wie geht das ?

Soweit mir bekannt ist, sind Funkübertragungen unter Wasser (Dämpfung) 
nicht möglich.

Weiss das jemand?

Danke
Dave

von (prx) A. K. (prx)


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Ultraschall

von Harald W. (wilhelms)


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A. K. schrieb:
> Ultraschall

Ja, 37,5kHz. Steht sogar so in den Nachrichten. Mit Flugzeugen
kann man dieses Signal m.E. aber nicht empfangen.
Gruss
Harald

von (prx) A. K. (prx)


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: Bearbeitet durch User
von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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wegen Laufzeit:

Irgendwo im Netz hab ich gelesen, daß da jede Sekunde einen Ping 
abgestzt wird, und ca. 30 Tage die Batterien halten

Was ich nicht verstehe: Wieso wird das denn eigentlich nicht besser 
optimiert?

Grad am Anfang eines See-Unglücks ist doch eh kein Schiff da, da könnte 
man ja durchaus weniger häufig pingen, und zum Ende der Batterielaufzeit 
wäre vermutlich auch eine Streckung des Ping-Intervalls hilfreich ...


Ist da noch nie jemand auf solch eine Idee gekomen, oder ist sowas zu 
kompliziert, es robust zu implementieren?

von Dave N. (Firma: Geknechteter Pennäler) (schueler-bubi)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Steht sogar so in den Nachrichten.

Habe ich gar nicht mitbekommen.  :(

Harald Wilhelms schrieb:
> Mit Flugzeugen
> kann man dieses Signal m.E. aber nicht empfangen.

Aber per Flugzeug wurde die Box doch geortet, oder? Was die wohl für 
Antennen dabei verwenden. Bei dieser Frequenz vermutl. Rahmenantennen 
oder so etwas.

A. K. schrieb:
> Zur Reichweite:
> http://resource.npl.co.uk/acoustics/techguides/seaabsorption/

Danke für den Link, habe mal einige Parameter durchgespielt, interessant 
!

von Paule H. (stk500-besitzer)


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Dave Trescher schrieb:
> Aber per Flugzeug wurde die Box doch geortet, oder? Was die wohl für
> Antennen dabei verwenden. Bei dieser Frequenz vermutl. Rahmenantennen
> oder so etwas.

Sonar-Bojen würden mit da einfallen.
Das sind "Wegwerfartikel" bei der U-Bootjagd und werden von Flugzeugen 
o.dergl. augesetzt und senden dann Wasserschallaktivitäten per Funk mit 
der Position weiter.

von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


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Paule H. schrieb:
> Wegwerfartikel

Ich wundere mich, dass die noch keine Kreuzpeilung haben. Können diese 
Wegwerfartikel die Richtung nicht peilen?

Ein 3D-Gyro und ein 3D-Magnetometer kosten unter 10€ und werden überall 
im Modellbau zur Flugstabilisierung eingesetzt. Dann noch zwei Mikrofone 
und Phasenverschiebung messen. Das kann doch nicht so schwer sein.

: Bearbeitet durch User
von Paule H. (stk500-besitzer)


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Torsten C. schrieb:
> Ich wundere mich, dass die noch keine Kreuzpeilung haben. Können diese
> Wegwerfartikel die Richtung nicht peilen?

Wie soll man eine Peilung von einem Punkt ohne weitere Informationen 
machen?
Die genaue Funktion der Dinge ist mir auch nicht bekannt, aber da man 
damit U-Boote lokalisieren kann, sollte es auch möglich sein, einen 
Flugschreiber auf die gleiche Art zu finden.
Man wirft ja nicht nur eine Boje ins Wasser.
Wenn die dann auch noch z.B. GPS-synchronisiert sind, und ihre Position 
und noch ein paar Parameter des empfangenen Signals senden, dann kann 
man vom Flugzeug aus die Peilung machen, indem man die Signale mehrerer 
Bojen auswertet. Das wäre dann die Peilung...

von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


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Paule H. schrieb:
> Wie soll man eine Peilung von einem Punkt ohne weitere Informationen
> machen?

Mit zwei Mikrofonen in einer Boje, hatte ich doch geschrieben.

Das sind dann zwei Punkte.

Paule H. schrieb:
> Signale mehrerer
> Bojen auswertet. Das wäre dann die Peilung...

Laut Presse haben die doch schon zwei Messungen von verschiedenen 
Stellen.

: Bearbeitet durch User
von Stefan M. (derwisch)


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Ich denke, dass es auch kein Problem wäre wenn so eine Blackbox 200 Tage 
irgendwas sendet.
30 Tage spricht für eine -für heutige technische Verhältnisse- sehr 
kleine Batterieleistung.

von Michael .. (thing)


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Paule H. schrieb:
> Dave Trescher schrieb:
>> Aber per Flugzeug wurde die Box doch geortet, oder? Was die wohl für
>> Antennen dabei verwenden. Bei dieser Frequenz vermutl. Rahmenantennen
>> oder so etwas.
>
> Sonar-Bojen würden mit da einfallen.
> Das sind "Wegwerfartikel" bei der U-Bootjagd und werden von Flugzeugen
> o.dergl. augesetzt und senden dann Wasserschallaktivitäten per Funk mit
> der Position weiter.

Sonar-Bojen werden nur eingeschränkte Tiefenwirkung haben und einen
Ultraschallimpuls abgeben, der dann wieder empfangen wird.
Informationen werden dann aus der Signallaufzeit gewonnen. In einem
Netzwerk von Bojen könnte man evtl. Koordinaten interpolieren.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sonoboje

Besser wäre es gewesen, man hätte die Blackbox wie eine Boje
konstruiert, die bei Wasserkontakt frei gegeben wird und dann
die letzten GPS-Daten per Satellit übermittelt. Selbst wenn
die dann durch die Strömung abgetrieben wäre, hätte man dann
ja die Absturzkoordinaten.

Stefan M. schrieb:
> Ich denke, dass es auch kein Problem wäre wenn so eine Blackbox 200 Tage
> irgendwas sendet.
> 30 Tage spricht für eine -für heutige technische Verhältnisse- sehr
> kleine Batterieleistung.

Oder zu hoher Verbrauch. Kann man so oder so sehen.

: Bearbeitet durch User
von Simon L. (dfgh)


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Wer mal sehen will, wie so was aufgebaut ist (bzw. war):
http://www.youtube.com/watch?v=mQehX0rVYuY

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Stefan M. schrieb:
> Ich denke, dass es auch kein Problem wäre wenn so eine Blackbox 200 Tage
> irgendwas sendet.

Das ein ziviles Flugzeug über Wochen verschwindet und es keinerlei 
Hinweise auf sein Verbleib oder die Absturzstelle gibt, ist allerdings 
ein extremer Ausnahmefall, mit dem die Hersteller der Boxen m.E. mit Fug 
und Recht nicht zu rechnen brauchten. Ein Monat 'Ping' hat in allen 
bisherigen 'normalen' Fällen ja ausgereicht, selbst bei der Air France 
Maschine im Atlantik.

Gut, vllt. wird MH370 daran etwas ändern, zumal es evtl. 
Trittbrettfahrer geben wird.

von (prx) A. K. (prx)


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Matthias Sch. schrieb:
> Ein Monat 'Ping' hat in allen
> bisherigen 'normalen' Fällen ja ausgereicht, selbst bei der Air France
> Maschine im Atlantik.

Absturz: Juni 2009, Bergung von FDR und CVR: Mai 2011. Sie wurde per 
Aktiv-Sonar aufgespürt, nicht durch das Ortungssignal.

https://www.informs.org/ORMS-Today/Public-Articles/August-Volume-38-Number-4/In-Search-of-Air-France-Flight-447

von Harald W. (wilhelms)


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A. K. schrieb:

> Absturz: Juni 2009, Bergung von FDR und CVR: Mai 2011. Sie wurde per
> Aktiv-Sonar aufgespürt, nicht durch das Ortungssignal.

Ja, die genaue Absturzstelle war da aber wesentlich genauer bekannt
und das Meer war dort wohl auch flacher.

von (prx) A. K. (prx)


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Harald Wilhelms schrieb:
> und das Meer war dort wohl auch flacher.

Nicht wirklich. 3900m.

> Ja, die genaue Absturzstelle war da aber wesentlich genauer bekannt

Sie lag fast genau an der zuletzt bekannten Stelle, also mitten im 
Suchkreis. Das Ortungssignal hat man trotzdem nicht entdeckt, also 
scheint es versagt zu haben.

Bei der MH370 wird das schwieriger. Und sollte man sie doch noch finden, 
dann gibts auf dem CVR wahrscheinlich nur 2 Stunden gesammeltes 
Schweigen.

: Bearbeitet durch User
von Rick M. (rick-nrw)


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Stefan M. schrieb:
> Ich denke, dass es auch kein Problem wäre wenn so eine Blackbox 200 Tage
> irgendwas sendet.
> 30 Tage spricht für eine -für heutige technische Verhältnisse- sehr
> kleine Batterieleistung.

30 Tage sind für eine Ortung eines abgestürzten Flugzeuges doch mehr als 
genug, normalerweise.
Wie lange soll das Ding funken bzw. piepen?

Die gefundenen Signale wurden von Schiffen aufgezeichnet, die 300 
Seemeilen auseinander lagen. Mind. einer von beiden hat was anderes 
empfangen.

War mal Sonar-Gast, die Reichweite eines 37,5kHz Signals dürfte sehr 
begrenzt sein.
Nur dürfte in diesem Frequenzbereich wenige Störsignale vorhanden sein.
Man kann also sehr selektiv suchen.

Trotzdem ist alles recht mysteriös.

von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


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Rick McGlenn schrieb:
> … die 300 Seemeilen auseinander lagen. Mind. einer von beiden hat
> was anderes empfangen.

Ach so! "A 37.5 kHz (180 dB…) transponder pinger can be detected …
6–7 kilometres … in good conditions." (Wikipedia)

Klar, dass da keine Kreuzpeilung Sinn macht. Guter Hinweis!

PS: Es sind sogar 600Km = 324sm:

http://bilder.bild.de/fotos-skaliert/karte_37940993_mbqf-1396851177-35400744/2,c=0,h=554.bild.jpg

: Bearbeitet durch User
von Vn N. (wefwef_s)


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Torsten C. schrieb:
> Paule H. schrieb:
>> Wie soll man eine Peilung von einem Punkt ohne weitere Informationen
>> machen?
>
> Mit zwei Mikrofonen in einer Boje, hatte ich doch geschrieben.

Kreuzpeilung mit zwei Mikrofonen an einer Boje? Wie willst du die beiden 
Mikrofone in sinnvollem Abstand anbringen?

von Klaus W. (mfgkw)


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Es geht hier übrigens um eine Reichweite von ca. 2 km maximal, bei einer 
Wassertiefe von einem Mehrfachen...

Damit entfällt die Ortung aus Flugzeugen, von Bojen an der Oberfläche 
und ebenso von Bord jeden Schiffes, weil die Reichweite gar nicht bis 
zur Oberfläche reicht.
Das Mikrofon muß also in mehreren km Tiefe hinter dem Schiff geschleppt 
werden.

Das erlärt zwanglos, wieso man nicht schon Peilungen von vielen Stellen 
hat.
Jetzt muß halt das eine Schiff erstmal in der Gegend rumfahren, um das 
Signal orten zu können.

: Bearbeitet durch User
von Rick M. (rick-nrw)


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Klaus Wachtler schrieb:
> Das erlärt zwanglos, wieso man nicht schon Peilungen von vielen Stellen
> hat.
> Jetzt muß halt das eine Schiff erstmal in der Gegend rumfahren, um das
> Signal orten zu können.

Wobei sich die Frage stellt, welche sonstigen Ereignisse ein Signal von 
den 37,5kHz erzeugen könnten.

Ich weiß noch, das eine Atem-Automat eines Tauchers ein wunderschönes 
gleichmäßiges lautes 3,5kHz Piep-Signal von sich gab.
Etwas leiser könnten ein paar Oberschwingungen auch 37,5kHz erzeugen.

Wenn ein passendes Signal noch gefunden wird, muss man nur noch im 
direkten Umkreis suchen, mit ein paar Side-Scan-Sonar-Systemen findet 
man das Teil dann schon, so zerbröselt wird es wohl nicht sein.

von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


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vn nn schrieb:
> Kreuzpeilung mit zwei Mikrofonen an einer Boje?

Nicht an einer Boje! Die hatten doch schon Messungen von
zwei verschiedenen Stellen^^ bzw. Bojen. Daher wunderte mich,
dass es noch keine Kreuzpeilung gibt.

Aber das hat sich ja inzwischen geklärt: Mindestens einer von beiden hat 
was anderes empfangen^^.

PS: Trotzdem verstehe ich nicht, warum die Leute auf der "Ocean Shield" 
nach 24 Stunden immer noch keine Ahnnung haben, aus welcher Richtung das 
Signal kam.

: Bearbeitet durch User
von Rick M. (rick-nrw)


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Torsten C. schrieb:
> nach 24 Stunden immer noch keine Ahnnung haben, aus welcher Richtung das
> Signal kam.

Die Peilung eines sehr schwachen akustischen Signals unter Wasser ist 
sehr schwer.
Eine Kreuzpeilung praktisch unmöglich.

Da die Reichweite dieses Signales nur einige wenige Kilometer ist, 
spielt das auch kaum eine Rolle.
Das betreffende Gebiert kann man dann anders absuchen.
Ein paar wenige Quadratkilometer lassen sich nach einem Flugzeug mit 
entsprechenden U-Booten/Side-Scan-Sonar-Systemen, dann recht effektiv 
absuchen.

von J.-u. G. (juwe)


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Matthias Sch. schrieb:
> Gut, vllt. wird MH370 daran etwas ändern, zumal es evtl.
> Trittbrettfahrer geben wird.
Du meinst, es ist in naher Zukunft mit einer vermehrten Anzahl an 
Flugzeugen zu rechnen, die beschließen in abgelegenen Regionen 
niederzugehen? :)

von Uhu U. (uhu)


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Rick McGlenn schrieb:
> War mal Sonar-Gast, die Reichweite eines 37,5kHz Signals dürfte sehr
> begrenzt sein.

Deswegen werden zur Suche Schleppsonden verwendet, die auf -2000 m 
herabgelssen werden.

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