Wann immer ich Startups sehe, sehe ich Internetunternehmen. Es entsteht der Eindruck, daß der materielle Teil der Welt bereits abgedeckt ist und nun nur noch virtuelle Geschäftsideen umgesetzt werden. Kennst du Gegenbeispiele, die auch innovativ sind(also nicht "es gibt jedes Jahr viele neue Handwerker, die das Gleiche machen wie alle anderen Handwerker auch")?
Dronen, 3D-Brillen, 3D-Drucker, mikrostrukturierte Oberflächen, siehe Einkaufslist Gurgel, Amazon, ...
Ich glaube nicht, dass die die meisten Startups Internetunternehmen sind. Nach meiner Einschätzung werden die von den Medien am meisten erwähnt. Es ist momentan einfach hipp, wegen der paar grossen "Vorbilder"
Internetunternehmen können eine gute Idee ohne großen Initialaufwand an eine beliebig große Menge an Menschen auf der ganzen Welt bringen. Und das innerhalb kürzester Zeit. Ein produzierendes Unternehmen muss erst einmal patentierten, Kapital aufstellen, entwickeln, Normen und Gesetze erfüllen, testen, Produktionsmaschinen kaufen und dann teuer produzierten. Vertrieb, Gewährleistung und Support sind auch nicht ohne. Das heißt es läuft alles langsamer und risikoreicher ab. Bis da etwas so läuft, dass es in die großen Medien kommt wurde die Idee schon geklaut oder die Firma aufgekauft. Ein Startup wie Google oder Facebook, von Studentenidee zu riesigem Global Player in wenigen Jahren, funktioniert in der produzierenden Wirtschaft meiner Meinung nach sehr viel schwieriger wenn überhaupt.
Weil so eine Firmengründung spottbillig ist, im Gegensatz zu jedem echten Geschäft. Einen PC hat sowieso jeder (und jede sonstige Firma bräuchte auch einen, wenigstens schon zur Steueranmeldung). Andere Firmen brauchen MEHR Investitionen: Maschinen, Verkaufsräume, Waren, das alles entfällt bei einer Softwarebude. Daher kann man das auch in Indien oder Kasachstan. Die wirklichen Neuigkeiten, die man nur mit hohen Investitionen und durch Zusammenarbeit von vielen Zulieferern hinbekommen kann, und mit denen man hinterher auch viel Geld verdienen kann wie sie sonst niemand kann, für die wohlhabende Industriestaaten wie Deutschland prädestiniert wären, die bekommt man ja Dank der Dummheit der herrschenden BWL Masse "billig, keine Kosten nur Gewinne" nicht hin. Schon so was simples wie Elektronikentwicklung, eine Platine, ein Kunststoffgehäuse, eine Software und Bedienungsanleitung, durchgemessen und crashgetestet, ist ja für viele hier im Lande zu viel, das beherrscht man eher China oder Japan. Stattdessen werden hier Autos gebaut, weil da nur eine handvoll grosser Firmen dahinterstecken die jedes Modelljahr dasselbe wie im letzten Jahr machen, bloss mit anderen Rücklichtern, das nennen die Innovation.
Jenö Bender schrieb: > Wann immer ich Startups sehe, sehe ich Internetunternehmen. Weil eben start-up mit IT-Firmen genannt wird. Sonst nennt man sowas Gründer. Warum werden soviele Firmen im IT-Bereich gegründet? Weil man nur eine gute Ausbildung (Humankapital) braucht. Realkapital ist dagegen kaum nötig. (Besseres Home-office halt)
Jenö Bender schrieb: > Kennst du Gegenbeispiele, die auch innovativ sind(also nicht "es gibt > jedes Jahr viele neue Handwerker, die das Gleiche machen wie alle > anderen Handwerker auch")? Bei mir um die Ecke: DNA Synthese
Viele Startups sind Internetunternehmen weil man ohne viel Geld für Werkzeug Maschinen Gebäude und co recht viel erreichen kann. Für den "Handwerker" ist der weg von einer guten idee bis zum Verkauf viel schwiriger.
In der typischen Startup-Szene gibt es einfach zu wenig Hardwarepotential. Die ganzen guten Elektroingenieure, die als Gründer taugen würden, werden von den Konzernen und großen Mittelständlern aufgesaugt. Und die wenigsten machen dann Hardware. Außerdem kommt von denen keiner auf die Idee zu gründen. Davon abgesehen gibt es doch ein paar "Internet-der-Dinge"-Startups, die durchaus Hardware machen. Aber das ist im Vergleich zu den Massen an Internetstartups wirklich eher die Ausnahme. Ein Internetstartup funktioniert übrigens auch ohne praktikables Geschäftsmodell. Es gibt so viele Startups, die keinen Cent Geld erwirtschaftet haben und trotzdem für Millionensummen aufgekauft werden. Einfach weil sie ein Produkt haben, welches eine der großen Internetkonzerne gern in ihr Angebot integrieren möchte. Für ein Facebook, Amazon, Apple oder Google sind ein paar Millionen noch nicht einmal Portokasse. Sie kriegen so superbillig ein funktionierendes Produkt, und sie haben dann die Möglichkeiten es zu monetarisieren.
Antimedial schrieb: > einmal Portokasse. Sie kriegen so superbillig ein funktionierendes > Produkt, und sie haben dann die Möglichkeiten es zu monetarisieren. ..oder einzustampfen.
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Hier werden Kosten genannt, die man in die Hardwareentwicklung stecken muß. Allerdings sind gerade kleine Unternehmen der Gefahr ausgesetzt, daß ihre Idee kopiert wird. Und Code zu kopieren geht noch schneller als eine Schaltung oder ein Motorrad. Daher ist es schwerer für Wettbewerber, ein Hardwarestartup zu klonen als ein Softwarestartup.
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/586323/Lieferando-der-Prostitution Startupkosten an ein externes Unternehmen 5 EUR/Monat Webhosting (wenn's gut kommt 24 EUR für einen Root Server). Nun ein Hardware Startup: Da ich auch mal angefangen habe, die Kosten für unser Startup waren bei 80.000 EUR (eigenfinziert; um die Ausstattung - Designprogramm, Laborgeräte und die Komponenten für die erste Auflage zu beschaffen, etwas weniger als die Hälfte waren Bauteile). Und den 24 EUR root Server hatten wir auch! Alles in allem wer Hardware vor hat sollte sich selber damit auskennen oder sich die Zeit nehmen sich da einzuarbeiten, wer extern machen lässt wird nur über's Ohr gehauen, Kostenvoranschläge werden von Orakeln der Firmen bestimmt. Bei den Gehäusen da lasse ich kein gutes Wort an bekannten deutschen Firmen, erstens scheinen die alle ausgebucht zu sein und zweitens etwas hochnäsig. Schlussendlich machen wir unsere Gehäuse jetzt im Ausland lt. Kostenvoranschlag (der deutschen Firmen) um mindestens 1/2 bis zu 3/4 günstiger, bei sehr guter Qualität. Unterschiede im 5 stelligen Bereich spürt ein Startup gleich mal. Den Bestücker haben wir in Deutschland auch schon gewechselt, zuerst am Besten Testreihen mit den kompliziertesten Bauteilen bestücken lassen und dann Röntgen! Traue keinem Bestücker der hier Qualität verspricht, und Unternehmen welche diese ISO 9001 Zertifikate haben muss man immer doppelt überprüfen, egal wo (im Inland sowie im Ausland) ich kenne kein einziges Unternehmen das von sich aus Qualität liefert oder dort hinarbeitet Qualität zu liefern welche vom Auftraggeber gefordert wird. Ohne Nachdruck geht nichts. Man muss das alles so organisieren damit es einfach keine Unklarheiten gibt, die Anforderungen müssen klar definiert werden. Befreundete Unternehmer können hier eventuell helfen eine Abkürzung zu nehmen und Erfahrungen mit diversen Unternehmen liefern (so war es beim Gehäuse, hier gibt es nichts zu beanstanden, bei der Bestückung hatten wir leider niemanden mit Erfahrung), sprich Mundpropaganda ist das allerwichtigste. Wer wirklich etwas vor hat und das hier liest dem wird diese Erfahrung sicher etwas bringen.
Jenö Bender schrieb: > Daher ist es schwerer für Wettbewerber, ein Hardwarestartup zu klonen > als ein Softwarestartup. Die wirklich erfolgreichen Software-Startups leben aber vom Namen oder vom Lock-In. Google-Klone gibt es viele, aber solange niemand etwas besseres anbietet stehen die alle auf verlorenem Posten und können kopieren so viel sie wollen. Auch Facebook ist easy zu kopieren, aber ohne die kritische Mitgliedermenge kann man die Kopie vergessen. Siehe auch Whatsapp und die ganzen anderen erfolgreichen Startups. Bei Hardware ist es meist einfacher ein "besseres" Produkt anzubieten. Entweder durch niedrigeren Preis oder indem ein großer Konzern seinen Namen drauf setzt (und seine Vertriebsstruktur dahinter).
Jan Hansen schrieb: > Jenö Bender schrieb: >> Daher ist es schwerer für Wettbewerber, ein Hardwarestartup zu klonen >> als ein Softwarestartup. > > Die wirklich erfolgreichen Software-Startups leben aber vom Namen oder > vom Lock-In. > Google-Klone gibt es viele, aber solange niemand etwas besseres anbietet > stehen die alle auf verlorenem Posten und können kopieren so viel sie > wollen. > Auch Facebook ist easy zu kopieren, aber ohne die kritische > Mitgliedermenge kann man die Kopie vergessen. Siehe auch Whatsapp und > die ganzen anderen erfolgreichen Startups. Vor allem leben diese "Startups" davon, dass sie die ersten waren, die eine gewisse Verbreitung fanden. Gleiches gilt für ebay. Man hat immer einen großen Vorteil, wenn man eine gewisse Zeit der einzige ist. Mal eben kopieren hilft da nicht viel (siehe hood). > Bei Hardware ist es meist einfacher ein "besseres" Produkt anzubieten. > Entweder durch niedrigeren Preis oder indem ein großer Konzern seinen > Namen drauf setzt (und seine Vertriebsstruktur dahinter). Auch da ist es als Kopierender aber nicht einfach. Zum OP: Das sind nur die Unternehmen, die in der Tagespresse auftauchen. Selbstverständlich gibt es mindestens ebensoviele Neugründungen in den "klassischen" Bereichen: Maschinenbau, etc. Die werkeln nur im Stillen und veranstalten kein großes Getöse - sondern sind dafür auch noch nach zehn Jahren auf dem Markt ;-)
Jenö Bender schrieb: > Wann immer ich Startups sehe, sehe ich Internetunternehmen. > > Es entsteht der Eindruck, daß der materielle Teil der Welt bereits > abgedeckt ist und nun nur noch virtuelle Geschäftsideen umgesetzt > werden. > > Kennst du Gegenbeispiele, die auch innovativ sind(also nicht "es gibt > jedes Jahr viele neue Handwerker, die das Gleiche machen wie alle > anderen Handwerker auch")? Soso, für Dich ist also Startup = Internet. Was ist mit Softwareentwicklung? Software für professionelle Anwender, Software für die Industrie, Software für Forschung & Lehre? Etwas als nicht 'innovativ' zu betrachten, nur weil man es nicht 'anfassen' kann, ist eine doch eher gestrige und sehr engstirnige Betrachtungsweise. Da frag ich mich, wer hier mangelnden Innovationswillen offenbart. Die typischen Internet-Startups wie vor einigen Jahren gibt es mittlerweile nicht mehr. Venture Capital wächst nicht auf Bäumen, und genau das braucht jedes Startup. Die Banken schauen heute sehr genau hin. Das meiste wird abgeschmettert. Wer heute tatsächlich Geld bekommt (und sei es nur für Erstausstattung und die ersten 3 operativen Monate), hat bereits mehr Hürden genommen als Leute von vor 10 Jahren. Oft ist das Internet auch lediglich Kommunikationskanal und Absatzmarkt, weniger die Sache an sich.
opa aus der gründerzeit schrieb: > ..oder einzustampfen. Kommt vor, wen interessiert's, wenn man dadurch Millionär geworden ist? Sascha schrieb: > Die typischen Internet-Startups wie vor einigen Jahren gibt es > mittlerweile nicht mehr. Quatsch. Die gibt es natürlich noch. Sascha schrieb: > Venture Capital wächst nicht auf Bäumen, und > genau das braucht jedes Startup. Man bekommt nicht mehr jede Unsinnsidee ohne Businessplan finanziert, aber trotzdem gibt es Venture Kapital noch zuhauf. Inkubatoren gibt es auch einige in Deutschland.
>Warum sind Startups häufig Internetunternehmen?
Weil man am meisten nur Zeit und Geisteseigentum investiert und nicht
tausende von Euros in die Messtechnik und EVM Prüfungen, wie im
Elektronikunternehmen stecken muss.
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