Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Auftragsarbeit als Referenz für Bewerbung nutzen?


von Bertl (Gast)


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Hallo Leute,

ich bräuchte mal einen Rat von euch. Es geht um folgendes:
Ich bin derzeit Student (kurz vor Abschluss meines Bachelors). Um meine 
Finanzen ein wenig aufzubessern, hab ich in den letzten Sommerferien 
damit begonnen in der Firma meines Onkels (Gartenbaubetrieb; ca. 
100Leute) die IT Systeme zu warten.

Eines Tages ist mein Onkel dann mit einer Idee an mich herangetreten. 
Und zwar wollte er ein Programm mit der er seine Mitarbeiter im 
Gartenbaubetrieb besser verwalten kann. Bisher war es so, dass er seine 
komplette Planung mit Excel durchgeführt hat. Pro Tag wurde da ein Excel 
Sheet erstellt und jeder verfügbare Mitarbeiter wurde dann einer 
bestimmten Tätigkeit zugewiesen. Zusätzlich gab es in seinen Excel 
Sheets auch diverse Statistiken (abgepackte Menge, Gewinn, 
Effizienz...usw). Alles in allem war das Ganze ziemlich komplex, aber 
auch dementsprechend aufwändig zu warten. Auf die Frage warum er sich da 
keines der professionellen Programme zulegt, war seine Antwort: "Die 
sind mir zu komplex, ich will was das genau auf mich zugeschnitten ist 
und nicht zig Funktionen die ich nicht brauche".

Ich hab das Ganze nie ganz verstanden, aber Gärtner haben anscheinend 
einen anderen Bezug zur IT. Mit anderen Worten, seine Excel-Sheets waren 
zwar für seine Verhältnisse perfekt, hatten aber entscheidende 
Nachteile:
-) ziemlich umständlich zu bedienen
-) sehr fehlerbehaftet
-) Statistiken zwischen den Excel-Sheets schwer vergleichbar
-) Excel-Sheets müssen zwischen den Benutzern ausgetauscht werden
-) usw.

Da ich in den Sommerferien ohnehin Zeit gehabt habe, haben wir uns dann 
also zusammengesetzt und uns überlegt wie wir das Ganze besser machen 
können. Nach ca. 8 Monaten Arbeit und zig Stunden die in das Projekt 
reingeflossen sind (nachdem mein Onkel gesehen hat, welche Möglichkeiten 
eine Datenbank Anbindung bietet, wurde das Projekt immer umfangreicher), 
läuft die Software nun seit einem Monat zufriedenstellend.

Da ich mich nun um einen Job umschauen möchte, hab ich mir überlegt, die 
Arbeit an dem Projekt in den Bewerbungsunterlagen zu vermerken. Die 
Frage ist nur, interessiert das meinen zukünftigen Arbeitgeber?

Selbstverständlich hab ich an dem Projekt auch etwas verdient...für 
einen Studenten sogar nicht schlecht. Würde ich aber meinen Studenlohn 
ausrechnen, dann wäre der vermutlich nicht so prickelnd. Das war mir 
aber auch im Vorhinein klar. Dennoch würde ich sagen, dass ich davon 
enmorm profitiert habe. Ich konnte einiges an Wissen sammeln, mit 
anderen IT-Firmen zusammenarbeiten (da auch Daten von anderen 
Softwarepaketen miteingebunden wurden) und einige interessante Kontakte 
knüpfen.

Die Frage ist aber, sollte ich die Arbeit in meiner Bewerbung erwähnen 
oder interessiert sowas meinen zukünftigen Arbeitgeber ohnehin nicht? 
Falls ja, wie sollte man sowas am besten machen? Reicht da ein 
Arbeitszeugnis? Oder sollte ich besser eine Projektbeschreibung (inkl. 
Pflichtenheft, Lastenheft..etc) beilegen?

Danke!

von Frank (Gast)


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Ich würde das Projekt auf jeden Fall in einer Bewerbung erwähnen. 
Allerdings nicht so ausführlich (Pflichtenheft und so), sondern in einem 
oder maximal zwei Sätzen. Hängt natürlich auch von dem Aufgabengebiet 
ab, für das Du Dich bewirbst.

Viel Erfolg.

von Yes (Gast)


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Ich würde das Projekt entweder im Anschreiben erwähnen oder im 
Lebenslauf auftauchen lassen.

Grad bei Berufseinsteigern wird so eine Studienarbeit  Diplomarbeit  
privat Projekt fast immer als Aufhänger für Fragen genommen.
Wenns sehr gut läuft bitten die dich eh mal 5 Minuten frei über das 
Projekt zu sprechen.

Auf keinen Fall würde ich sourcen, Pflichtenheft, Dokumentation oder 
ähnlich es beifügen. Das wirkt dann zu erzwungen.
Habe früher selbst immer meine Hobbyprojekte mit zu den 
Vorstellungsgesprächen genommen und wurde eher schief angeschaut 
deswegen.

von Bertl (Gast)


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Hallo,

danke euch Zweien für eure Meinung, das hilft mir schon mal enorm 
weiter!

Wie sieht es mit einem Arbeitszeugnis aus? Macht das Sinn eines 
beizulegen?
Mein Onkel und ich haben jetzt nicht den selben Familiennamen, aber 
spätestens beim Vorstellungsgespräch würde das Verwandschaftsverhältnis 
ohnehin ans Licht kommen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie das dann 
wirkt...

von Rosenrost (Gast)


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Bertl schrieb:
> Falls ja, wie sollte man sowas am besten machen? Reicht da ein
> Arbeitszeugnis? Oder sollte ich besser eine Projektbeschreibung (inkl.
> Pflichtenheft, Lastenheft..etc) beilegen?
Habe ich mit meinen Miniprojektchen auch gemacht. Alle separat in einer 
Projektliste kurz aufgelistet. Kurz heisst: Was macht macht es, wie 
wurde es realisiert und als Anlage eine Referenz, d.h. in deinem Fall 
schreibt dein Onkel oder wer das war mit offiziellen Briefkopf seiner 
Firma was zusammen, das kannste ja selber machen: "Herr bla hat uns im 
Zeitraum von bis eine Software als zur Verwaltung  entwickeklt. Wir 
waren sehr zufrieden, zuverlässig/genau gearbeitet. Erst wurde eine 
Anforderungsliste erstellt,... erster Prototyp in C++ unter Windows xy 
... danach Implementierung,... Tests , ..." so in der Art.

In deine Projektliste  kannst du auch einen kleinen Screenshot einbauen 
oder Verweis auf eine Homepage mit Screenshots,.. evt. Onlinedemo wenn 
es eine Webanwendung ist,...

Gib das Projekt auf jeden Fall an, meiner Erfahrung nach hilft das 
ungemein. Behaupten kann man viel, wenn es was fertiges Vorweisen kann 
ist das der Joker vor allem beim Gepoker ums Gehalt. "Sie können ja noch 
gar nix" sticht dann nicht mehr.

von CH-ler (Gast)


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>>Autor: Bertl (Gast)
>>Mein Onkel und ich haben jetzt nicht den selben Familiennamen, aber
>>spätestens beim Vorstellungsgespräch würde das Verwandschaftsverhältnis
>>ohnehin ans Licht kommen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie das dann
>>wirkt...

Nutze das für dich...
Dann würde ich, falls keine Online-Bewerbung verlangt wird, deinem Onkel 
die Bewerbungsunterlagen geben, damit er sie dem Personaler persönlich 
übergeben kann. Und ihm den Auftrag erteilen bei anderen, die 
entscheiden wer eingestellt wird, ein gutes wort für dich einzulegen. 
Vitamin B ist alles, selbst wenn du eine niete sein solltest ( was ich 
damit natürlich nicht andeuten möchte ;) )...

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Bertl schrieb:
> Die Frage ist aber, sollte ich die Arbeit in meiner Bewerbung erwähnen
> oder interessiert sowas meinen zukünftigen Arbeitgeber ohnehin nicht?

Doch, das solltest Du auf jeden Fall erwähnen! Zum einen hat man dann 
ein fachliches Thema, über das man sich im Vorstellungsgespräch 
unterhalten kann, und zum anderen belegt es, dass Du nicht nur die 
erzwungenen Studienleistungen vorweisen kannst, sondern schon in Deinem 
Fachgebiet gearbeitet hast.

Einen Bewerber nur über seine Diplom-/Bachelor-/Masterarbeit erzählen zu 
lassen ist meist recht langweilig, da diese meist "in einer behüteten 
Umgebung" erstellt wurde.

> Falls ja, wie sollte man sowas am besten machen? Reicht da ein
> Arbeitszeugnis? Oder sollte ich besser eine Projektbeschreibung (inkl.
> Pflichtenheft, Lastenheft..etc) beilegen?

Du solltest auf keinen Fall die vollständige Projektbeschreibung 
beilegen, sondern es nur kurz anreißen. Bewerber, die mit Details ihrer 
vorherigen Tätigkeit hausieren gehen, kommen sehr schlecht an, denn als 
potentieller Arbeitgeber muss man davon ausgehen, dass der Bewerber dann 
genauso offen über seine künftigen Projekte plaudern würde.

Im Vorstellungsgespräch kannst Du dann mehr erzählen, aber nicht ohne 
den Hinweis darauf, dass Dein Onkel genau diese Weitergabe von 
Projektdetails genehmigt hat. Ist er denn überhaupt damit einverstanden 
und hat es Dir gegenüber explizit erwähnt? Oder gehst Du einfach nur 
davon aus?

Welche Art von Vertrag lag denn überhaupt vor? War es ein 
Arbeitsvertrag, Dienstvertrag oder Werkvertrag? Davon hängt es nämlich 
auch ab, ob überhaupt ein Arbeitszeugnis ausgestellt werden kann.

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