Hallo Forenteilnehmer, ich habe mich im Internet zum Thema "Ultraschallbad von Potentiometern" versucht kundig zu machen, finde aber hier nur sehr unterschiedliche Meinungen. Daher versuche ich es hier mal selber. Über die Jahre verdreckte und in Röhrenverstärkern (Gitarre) verbaute Potentiometer sollen von ihrem Knacken und Knistern befreit werden. Nun habe ich mir in einem vorliegenden Fall neue Potentiometer bei OMEG anfertigen lassen, die den original verbauten Potentiometern entsprechen. Diese sind mit einer integrierten Halterung versehen. Das war mit Verlaub eine sehr teure Angelegenheit und dabei kam mir im Nachgang die Idee, bei ähnlich gelagerten Fällen die alten Potentiometer zu reinigen. Eine Internetmeinung ist wie folgt: Potentiometer auslöten. Anschliesend mit Kontakt 60 einsprühen, Achse mehrfach hin und her bewegen, danach ins Ultraschallbad (mit Osmosewasser oder destilliertem Wasser). Mit Druckluft vorsichtig das Wasser (die Flüssigkeit) auspusten. Mit Kontakt WL gut auswaschen. Mit Kontakt 61 konservieren (Potentiometer in Flüssigkeit eintauchen). Lötkontakte mit Waschbenzin oder Alkohol reinigen und wieder einlöten. Während dem ganzen immer wider die Potentiometer Achse bewegen. Eine andere Lösung sieht vor: Mit WD40 reinigen. Danach mit Isopropanol spülen. Fetten mit Klüberpaste (was auch immer das ist?). Was sind, wenn dann Eure Erfahrungswerte hinsichtlich Ultraschallbad oder der Reinigung von Potentiometern. Ich bin sehr auf hiesige Meinungen gespannt und hoffe dabei eine gute, praktikable und im Anschluß vor allem lange Funktionsdauer der so gereinigten Potentiometer zu finden Vielen Dank für Hinweise die sich im Hobby Umfeld realisieren lassen... Gruß TOKABLN
Ich hab ähnliche Problematik bei meinen alten Röhrenradios. Grundsätzlich: Kohleschicht-Potis dürfen auf keinen Fall ins Ultraschallbad, die Schicht würde sofort abbröseln. Drahtpotis dürfen... Mit Kontaktspray muss man extrem vorsichtig sein: Das Zeug wirkt anfangs sehr gut, leider führt es aber nach längerem zu noch stärkerer Korrosion. Speziell problematisch sind alte pertinax-Träger, die sich damit vollsaufen, und dann das aggresive mittel langsam wieder abgeben, damit es sein zerstörungswerk vollenden kann... bei diesen pertinax-Trägern hilft auch das (unbedingt nötige!!!!) spülen mit Kontakt WL nur begrenzt. Druckluft ist sehr hilfreich zum trocknen. Kontakt WL ist gut geeignet. Ich nehm auch schon mal Bremsenreiniger, wenns extrem verharzt ist. idelaerweise sollte man Potis zerlegen, leider überleben die zugebogenen Metall-Laschen das meistens nicht :-( Ohne Zerlegen muss man halt lange und geduldig spülen. Wenn man keinen vernünftige öffnung hat, kann man auch vorsichtig das gehäuse anbohren, um zwei Spül-Öffnungen zu schaffen (Zulauf/Ablauf). Viele schwören auch auf Ballistol zum Schmieren, ich hab damit auch gute Erfahrungen gemacht.
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Geschlossene Gegenstände ins Ultraschallbad legen, reinigt sie nur von außen. Ob ein Gegenstand im US-Bad gereinigt oder beschädigt wird, hängt von US-Leistung, Frequenz, Zeitdauer und Reinigungs-Medium ab. Davon abgesehen ist (echtes) DI-Wasser aggressiv.
Torsten K. schrieb: > Über die Jahre verdreckte und in Röhrenverstärkern (Gitarre) verbaute > Potentiometer sollen von ihrem Knacken und Knistern befreit werden. Oft zerstört der Schleifer die Kohlebahn, und die wird durch ein Ultraschallbad nicht wieder repariert. Natürlich ist es schwer, die exakte Bauform zu kaufen.
Tippgeber schrieb: > Davon abgesehen ist (echtes) DI-Wasser aggressiv Das erklär bitte mal. Biologische Zellen vertragen den osmotischen Druck nicht, der sich auf Grund von Ionengradienten aufbaut - aber sonst?
Die verschlissene Kohlebahn kann man manchmal durch mehrfaches Beschreiben mit einem HB-Bleistift für kurze Zeit reparieren. Genau so, wie ein Kniegelenk, was nach 2000km Jogging verschlissen ist und eine künstliche Reibfläche benötigt. Ein konventionelles Poti ist ebenso ein Verschleißteil. Wenn Kohlebahn weg, dann weg - da hilft nur ein Ersatz des Potis, kein Zaubertrunk a lá Kontakt-Spray-XY.
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Torsten K. schrieb: > Fetten mit Klüberpaste (was auch immer das ist?). Wennst von deinem "Potidesigner" das Schmiermittel bekommst das Potis so unnachahmlich seidenweich laufen lässt ,dann kannst die waschen wie du willst. Wenn du diese Spezialpaste nicht hast würde ich das nicht (mehr) machen.Zum einbringen dieser Paste muß das poti auch zerlegt werde, da nur die Achse gemiert wird. Ohne die Prozedur das Poti läuft danach nur noch rauh.Zerlegen und punktuell reinigen ja,oder mit viel Gefühl und Talent den Schleifer so justieren, dass er in einer neuen Bahn zu laufen kommt.Das geht.
Mike schrieb: > Tippgeber schrieb: >> Davon abgesehen ist (echtes) DI-Wasser aggressiv > Das erklär bitte mal. Biologische Zellen vertragen den osmotischen Druck > nicht, der sich auf Grund von Ionengradienten aufbaut - aber sonst? Ganz einfach: Der pH-Wert des Leitungswassers setzt sich aus dem Anteil der überwiegend basischen gelösten Salze und aus der Luft aufgenommenem CO2 (wird in Wasser zu Kohlensäure: H2CO3) zusammen. Ist das Wasser demineralisiert, fehlt ein guter Teil des basischen Beitrags und der pH-Wert geht bei Stehen an der Raumluft schnell gegen 5-6. Folglich hat man eine "saure Lösung", die gerne mal Metall anfrisst und ein prima Elektrolyt darstellt. Edit: Hupps Zahlenwert kurz korrigiert.
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Lukas T. schrieb: > Ist das Wasser demineralisiert, fehlt ein guter Teil des basischen > Beitrags und der pH-Wert geht bei Stehen an der Raumluft schnell gegen > 5-6. Ein Ultraschallbad ist daher wohl nichts fürs Hobby und seltenen Gebrauch? Aber ich sah sie im industriellen Bereich, Wartung von Feinmechanik. Da gab es bestimmt auch eine Vorschrift für den zyklischen Austausch der Flüssigkeit.
Ein Ultraschallbad wird im einfachsten Falle mit einer etwa 1:1 Mischung von Leitungswasser und destilliertem Wasser befüllt. Weniger ablagerungsfähige Mineralien, neutralerer pH-Wert. Nach oben ist beliebig viel Luft. Es kommen einfache Seifenlösungen (basisch, nicht oder wenig schäumend) bis zu hochkomplexen Ölmischungen zum Einsatz. Für den seltenen Gebrauch böte sich also Seifenlauge an. Und ob das im Bastelbereich Sinn hat, muss wohl jeder selber entscheiden. Ich persönlich bin bei Elektronik bei Leitungswasser und gründlicher Trocknung mit Druckluft angekommen.
Hallo, hier ein Tip welcher früher immer bei unseren DDR-Kassettenrecordern (Anett, Babett, Sonet ;-ö ) mit ihren Poti´s für Volume Treble Bass etc. geholfen hat. Man nehme handelsübliches ´Pulmotin´ Einreibemittel aus einer Tube und fülle es in eine Einwegspritze um, dann im Poti eine Öffnung suchen bzw. ein sehr kleines Loch bohren und den Poti-Innenraum damit füllen - so waren die Kratzgeräusche passé... Die Konsistenz sollte natürlich so sein das es nicht aus dem Poti austreten kann. mfG Michael
Hallo, und vielen lieben Dank für die bisherigen Antworten... wie ich sehe gibt es auch hier die unterschiedlichsten Erfahrungswerte und Meinungen. Ich muß das erstmal für mich sortieren und richtig auswerten, aber der Hinweis mit einem Gemisch aus Wasser und destilliertem Wasser im Verhältnis 1:1 ist schon mal sehr gut. Sollte das Gemisch für das Ultraschallbad eventuell noch erwärmt sein und wenn ja was ist hier die Meinung über die anzuwendende Temperatur? Ich möchte wenn möglich auf Chemie verzichten. Ich denke ich werde mal eine kleine Testreihe basierend auf den Antworten starten. Weitere Informationen sind natürlich jederzeit weiterhin herzlich willkommen. Ach ja... statt Pulmotin... wäre da nicht reine weisse Vaseline besser? Gruß TOKABLN
Torsten K. schrieb: > Ach ja... statt Pulmotin... wäre da nicht reine weisse Vaseline besser? Ja! Das nehme ich seit Jahrzehnten. Die stinkt nicht so erbärmlich.
--> Pulmotin... Ach, ich habe es immer gerne gerochen ;-) Auch gut zu wissen das dem Radio keine Bronchitis droht. schönes Wochenende für alle ! Gruß, Michael S.
Michael_ schrieb: > wäre da nicht reine weisse Vaseline besser? Vaseline ändert seine Viskosität schon bei sehr geringen schwankungen der Temperatur. Damit werden sich auch die gefühlten Dreheigenschaften ständig ändern. Das Zeug was vom Hersteller eingebracht wird verändert sich nur langsam in Richtung "schwerer zu drehen" das aber erst nach vielen Jahren. Das Dumme ist nur,dass man das nicht bekommt und die nicht sagen was das ist. Ein Poti zerlegen und selektiv was tun ist für mich ein gangbarer Weg wenn man das original Poti nicht mehr nachkaufen kann.
Nachtrag:Als Lösung käme bei einem wichtigen Poti folgende Möglichkeit in Frage....Man holt sich diese "ominöse Paste" aus einem "Opferpoti"...des einem Freud ...des anderen Leid...
Hallo, ganz kurz: ich reinige auch hin und wieder Potis: -Poti zerlegen -mit Reinigungsbenzin säubern (auch die Kohlebahn) -Kontakte überarbeiten (biegen, reinigen, ...) -Schleiferbahn mit Ethanol reinigen (Spiritus) -Schleiferbahn mit einer dünnen Schicht Vaseline (nach DAB10, säurefrei) überziehen -die Mechanik mit etwas Kugellagerfett versehen -Poti zusammenbauen
Torsten K. schrieb: > Sollte das Gemisch für das > Ultraschallbad eventuell noch erwärmt sein und wenn ja was ist hier die > Meinung über die anzuwendende Temperatur? Warum nicht gleich Ultraschall-Bad mit z.B. Isopropanol? (Also nicht das Ultraschall-Bad damit befüllen, sondern einen Becher damit ins Ultraschallbad stellen)
Die "Klüberpaste" ist wohl Staburags von der Firma Klüber. Das wird normalerweise verwendet um die Kardanverzahnungen bei gewissen Motorrädern zu schmieren. Die Paste hat eine sehr zähe Konsistenz und riecht etwas wie Zahnpasta. Farbe ist leicht weiß-gräulich. Bekommt man ohne Probleme im Internet zu ca. 16EUR für 100g. Der volle Produktname ist Staburags NBU 30 PTM. Kann mir schon vorstellen dass das die Haptik verbessert... Meine Kardanwelle hält es jedenfalls auch frisch ;)
Klaus I. schrieb: > Warum nicht gleich Ultraschall-Bad mit z.B. Isopropanol? > (Also nicht das Ultraschall-Bad damit befüllen, sondern einen Becher > damit ins Ultraschallbad stellen) Ich habe es noch nicht probiert, aber schon wilde Warnungen von wegen Akohole und Ultraschall gehört bzw. gelesen: Im Bad entstehen durch Druckschwankungen Blasen, die mit einer ordentlichen Verdunstung einhergehen. Das führt zu Alkoholdampf über dem Bad - ein guter Ansatz für ordentliche Verpuffung. Ich würde es lassen, zumindest in Innenräumen udn wenn ich daneben stehe. Nicht umsonst sind professionelle Verdampfer auf Ultraschallbasis (z.B. für Dieselheizungen).
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Um was für einen Verstärker handelt es sich denn? Ich habe für meinen Marshall damals (vor 3-4 Jahren) einen kompletten Potisatz in der Bucht geschossen, genauso hochwertig wie die originalen. Vielleicht einfach mal schauen anstatt die "Sauerei" und das ungelöste Problem der abgenutzten Kohlebahnen. Unter der Kappe sieht man das Poti eh nicht...es sei denn es ist eins mit diesen sauerstofffreien Schleifkontakten...dann ist das natürlich was anderes ;-)
Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen Carlsbro Stingray Verstärker der ca. 40 Jahre alt ist. Da habe ich mir Potentiometer bei OMEG in England anfertigen lassen da es die Original Radiohm Potentiometer nicht mehr gibt, OMEG aber genau diese, wohl nach einem Aufkauf von Radiohm, anbietet. Allerdings ist das keine Lagerware, da diese Potis mit einem Bracket versehen sind, welches mit der Platine verlötet wird, damit diese dann in der entsprechenden Position über die mit der Frontplatte verschraubten Potis gehalten wird/werden. Die 12 Ersatzpotis waren entsprechen teuer, rund 9-10 Euro pro Stück inkl. Versand und wurden nach meiner Order hergestellt. Nun ist das Projekt abgeschlossen und alles fein... aber bei ähnlichen Projekten würde ich gerne ggf. über Alternativen nachdenken... und daher der Thread. LG TOKABLN
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