Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Ultraschallbad für Potentiometer ?


von Torsten K. (Gast)


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Hallo Forenteilnehmer,

ich habe mich im Internet zum Thema "Ultraschallbad von Potentiometern" 
versucht kundig zu machen, finde aber hier nur sehr unterschiedliche 
Meinungen. Daher versuche ich es hier mal selber.

Über die Jahre verdreckte und in Röhrenverstärkern (Gitarre) verbaute 
Potentiometer sollen von ihrem Knacken und Knistern befreit werden.

Nun habe ich mir in einem vorliegenden Fall neue Potentiometer bei OMEG 
anfertigen lassen, die den original verbauten Potentiometern 
entsprechen. Diese sind mit einer integrierten Halterung versehen. Das 
war mit Verlaub eine sehr teure Angelegenheit und dabei kam mir im 
Nachgang die Idee, bei ähnlich gelagerten Fällen die alten Potentiometer 
zu reinigen.

Eine Internetmeinung ist wie folgt:

Potentiometer auslöten.
Anschliesend mit Kontakt 60 einsprühen, Achse mehrfach hin und her 
bewegen, danach ins Ultraschallbad (mit Osmosewasser oder destilliertem 
Wasser).
Mit Druckluft vorsichtig das Wasser (die Flüssigkeit) auspusten.
Mit Kontakt WL gut auswaschen.
Mit Kontakt 61 konservieren (Potentiometer in Flüssigkeit eintauchen).
Lötkontakte mit Waschbenzin oder Alkohol reinigen und wieder einlöten.
Während dem ganzen immer wider die Potentiometer Achse bewegen.

Eine andere Lösung sieht vor:

Mit WD40 reinigen.
Danach mit Isopropanol spülen.
Fetten mit Klüberpaste (was auch immer das ist?).

Was sind, wenn dann Eure Erfahrungswerte hinsichtlich Ultraschallbad 
oder der Reinigung von Potentiometern.

Ich bin sehr auf hiesige Meinungen gespannt und hoffe dabei eine gute, 
praktikable und im Anschluß vor allem lange Funktionsdauer der so 
gereinigten Potentiometer zu finden

Vielen Dank für Hinweise die sich im Hobby Umfeld realisieren lassen...

Gruß TOKABLN

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Ich hab ähnliche Problematik bei meinen alten Röhrenradios.

Grundsätzlich: Kohleschicht-Potis dürfen auf keinen Fall ins 
Ultraschallbad, die Schicht würde sofort abbröseln. Drahtpotis dürfen...

Mit Kontaktspray muss man extrem vorsichtig sein: Das Zeug wirkt anfangs 
sehr gut, leider führt es aber nach längerem zu noch stärkerer 
Korrosion. Speziell problematisch sind alte pertinax-Träger, die sich 
damit vollsaufen, und dann das aggresive mittel langsam wieder abgeben, 
damit es sein zerstörungswerk vollenden kann... bei diesen 
pertinax-Trägern hilft auch das (unbedingt nötige!!!!) spülen mit 
Kontakt WL nur begrenzt.

Druckluft ist sehr hilfreich zum trocknen.

Kontakt WL ist gut geeignet. Ich nehm auch schon mal Bremsenreiniger, 
wenns extrem verharzt ist.

idelaerweise sollte man Potis zerlegen, leider überleben die zugebogenen 
Metall-Laschen das meistens nicht :-( Ohne Zerlegen muss man halt lange 
und geduldig spülen. Wenn man keinen vernünftige öffnung hat, kann man 
auch vorsichtig das gehäuse anbohren, um zwei Spül-Öffnungen zu schaffen 
(Zulauf/Ablauf).

Viele schwören auch auf Ballistol zum Schmieren, ich hab damit auch gute 
Erfahrungen gemacht.

: Bearbeitet durch User
von Tippgeber (Gast)


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Geschlossene Gegenstände ins Ultraschallbad legen, reinigt sie nur von 
außen. Ob ein Gegenstand im US-Bad gereinigt oder beschädigt wird, hängt 
von US-Leistung, Frequenz, Zeitdauer und Reinigungs-Medium ab. Davon 
abgesehen ist (echtes) DI-Wasser aggressiv.

von Luhe (Gast)


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Torsten K. schrieb:
> Über die Jahre verdreckte und in Röhrenverstärkern (Gitarre) verbaute
> Potentiometer sollen von ihrem Knacken und Knistern befreit werden.

Oft zerstört der Schleifer die Kohlebahn, und die wird durch ein 
Ultraschallbad nicht wieder repariert.
Natürlich ist es schwer, die exakte Bauform zu kaufen.

von Mike (Gast)


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Tippgeber schrieb:
> Davon abgesehen ist (echtes) DI-Wasser aggressiv
Das erklär bitte mal. Biologische Zellen vertragen den osmotischen Druck 
nicht, der sich auf Grund von Ionengradienten aufbaut - aber sonst?

von D. V. (mazze69)


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Die verschlissene Kohlebahn kann man manchmal durch mehrfaches 
Beschreiben mit einem HB-Bleistift für kurze Zeit reparieren. Genau so, 
wie ein Kniegelenk, was nach 2000km Jogging verschlissen ist und eine 
künstliche Reibfläche benötigt.
Ein konventionelles Poti ist ebenso ein Verschleißteil.
Wenn Kohlebahn weg, dann weg - da hilft nur ein Ersatz des Potis, kein 
Zaubertrunk a lá Kontakt-Spray-XY.

: Bearbeitet durch User
von herbert (Gast)


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Torsten K. schrieb:
> Fetten mit Klüberpaste (was auch immer das ist?).

Wennst von deinem "Potidesigner" das Schmiermittel bekommst das Potis so 
unnachahmlich seidenweich laufen lässt ,dann kannst die waschen wie du 
willst. Wenn du diese Spezialpaste nicht hast würde ich das nicht 
(mehr) machen.Zum einbringen dieser Paste muß das poti auch zerlegt 
werde, da nur die Achse gemiert wird. Ohne die Prozedur das Poti läuft 
danach nur noch rauh.Zerlegen und punktuell reinigen ja,oder mit viel 
Gefühl und Talent den Schleifer so justieren, dass er in einer neuen 
Bahn zu laufen kommt.Das geht.

von Lukas T. (tapy)


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Mike schrieb:
> Tippgeber schrieb:
>> Davon abgesehen ist (echtes) DI-Wasser aggressiv
> Das erklär bitte mal. Biologische Zellen vertragen den osmotischen Druck
> nicht, der sich auf Grund von Ionengradienten aufbaut - aber sonst?

Ganz einfach:
Der pH-Wert des Leitungswassers setzt sich aus dem Anteil der 
überwiegend basischen gelösten Salze und aus der Luft aufgenommenem CO2 
(wird in Wasser zu Kohlensäure: H2CO3) zusammen.
Ist das Wasser demineralisiert, fehlt ein guter Teil des basischen 
Beitrags und der pH-Wert geht bei Stehen an der Raumluft schnell gegen 
5-6.

Folglich hat man eine "saure Lösung", die gerne mal Metall anfrisst und 
ein prima Elektrolyt darstellt.

Edit: Hupps Zahlenwert kurz korrigiert.

: Bearbeitet durch User
von Ein Elektroniker (Gast)


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Lukas T. schrieb:

> Ist das Wasser demineralisiert, fehlt ein guter Teil des basischen
> Beitrags und der pH-Wert geht bei Stehen an der Raumluft schnell gegen
> 5-6.

Ein Ultraschallbad ist daher wohl nichts fürs Hobby und seltenen 
Gebrauch? Aber ich sah sie im industriellen Bereich, Wartung von 
Feinmechanik. Da gab es bestimmt auch eine Vorschrift für den zyklischen 
Austausch der Flüssigkeit.

von Lukas T. (tapy)


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Ein Ultraschallbad wird im einfachsten Falle mit einer etwa 1:1 Mischung 
von Leitungswasser und destilliertem Wasser befüllt. Weniger 
ablagerungsfähige Mineralien, neutralerer pH-Wert.

Nach oben ist beliebig viel Luft.
Es kommen einfache Seifenlösungen (basisch, nicht oder wenig schäumend) 
bis zu hochkomplexen Ölmischungen zum Einsatz.

Für den seltenen Gebrauch böte sich also Seifenlauge an.

Und ob das im Bastelbereich Sinn hat, muss wohl jeder selber 
entscheiden. Ich persönlich bin bei Elektronik bei Leitungswasser und 
gründlicher Trocknung mit Druckluft angekommen.

von BitPulse (Gast)


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Hallo, hier ein Tip welcher früher immer bei unseren 
DDR-Kassettenrecordern (Anett, Babett, Sonet ;-ö ) mit ihren Poti´s für
Volume  Treble  Bass  etc. geholfen hat.

Man nehme handelsübliches ´Pulmotin´ Einreibemittel aus einer Tube und 
fülle es in eine Einwegspritze um, dann im Poti eine Öffnung suchen bzw.
ein sehr kleines Loch bohren und den Poti-Innenraum damit füllen - so
waren die Kratzgeräusche passé...

Die Konsistenz sollte natürlich so sein das es nicht aus dem Poti 
austreten kann.

mfG Michael

von Torsten K. (Gast)


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Hallo,

und vielen lieben Dank für die bisherigen Antworten... wie ich sehe gibt 
es auch hier die unterschiedlichsten Erfahrungswerte und Meinungen. Ich 
muß das erstmal für mich sortieren und richtig auswerten, aber der 
Hinweis mit einem Gemisch aus Wasser und destilliertem Wasser im 
Verhältnis 1:1 ist schon mal sehr gut. Sollte das Gemisch für das 
Ultraschallbad eventuell noch erwärmt sein und wenn ja was ist hier die 
Meinung über die anzuwendende Temperatur?

Ich möchte wenn möglich auf Chemie verzichten. Ich denke ich werde mal 
eine kleine Testreihe basierend auf den Antworten starten.

Weitere Informationen sind natürlich jederzeit weiterhin herzlich 
willkommen.

Ach ja... statt Pulmotin... wäre da nicht reine weisse Vaseline besser?

Gruß TOKABLN

von Michael_ (Gast)


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Torsten K. schrieb:
> Ach ja... statt Pulmotin... wäre da nicht reine weisse Vaseline besser?

Ja! Das nehme ich seit Jahrzehnten.
Die stinkt nicht so erbärmlich.

von noch ein Michael (Gast)


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--> Pulmotin...    Ach, ich habe es immer gerne gerochen ;-)
                 Auch gut zu wissen das dem Radio keine Bronchitis 
droht.
schönes Wochenende für alle !   Gruß,  Michael S.

von herbert (Gast)


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Michael_ schrieb:
> wäre da nicht reine weisse Vaseline besser?

Vaseline ändert seine Viskosität schon bei sehr geringen schwankungen 
der Temperatur. Damit werden sich auch die gefühlten Dreheigenschaften 
ständig ändern. Das Zeug was vom Hersteller eingebracht wird verändert 
sich nur langsam in Richtung "schwerer zu drehen" das aber erst nach 
vielen Jahren. Das Dumme ist nur,dass man das nicht bekommt und die 
nicht sagen was das ist. Ein Poti zerlegen und selektiv was tun ist für 
mich ein gangbarer Weg wenn man das original Poti nicht mehr nachkaufen 
kann.

von herbert (Gast)


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Nachtrag:Als Lösung käme bei einem wichtigen Poti folgende Möglichkeit 
in Frage....Man holt sich diese "ominöse Paste" aus einem 
"Opferpoti"...des einem Freud ...des anderen Leid...

von Harry (Gast)


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Hallo,

ganz kurz:

ich reinige auch hin und wieder Potis:

-Poti zerlegen
-mit Reinigungsbenzin säubern (auch die Kohlebahn)
-Kontakte überarbeiten (biegen, reinigen, ...)
-Schleiferbahn mit Ethanol reinigen (Spiritus)
-Schleiferbahn mit einer dünnen Schicht Vaseline (nach DAB10, säurefrei) 
überziehen
-die Mechanik mit etwas Kugellagerfett versehen
-Poti zusammenbauen

von Klaus I. (klauspi)


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Torsten K. schrieb:
> Sollte das Gemisch für das
> Ultraschallbad eventuell noch erwärmt sein und wenn ja was ist hier die
> Meinung über die anzuwendende Temperatur?

Warum nicht gleich Ultraschall-Bad mit z.B. Isopropanol?
(Also nicht das Ultraschall-Bad damit befüllen, sondern einen Becher 
damit ins Ultraschallbad stellen)

von Alexis S. (seraptin)


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Die "Klüberpaste" ist wohl Staburags von der Firma Klüber. Das wird 
normalerweise verwendet um die Kardanverzahnungen bei gewissen 
Motorrädern zu schmieren. Die Paste hat eine sehr zähe Konsistenz und 
riecht etwas wie Zahnpasta. Farbe ist leicht weiß-gräulich.

Bekommt man ohne Probleme im Internet zu ca. 16EUR für 100g. Der volle 
Produktname ist Staburags NBU 30 PTM.


Kann mir schon vorstellen dass das die Haptik verbessert... Meine 
Kardanwelle hält es jedenfalls auch frisch ;)

von Klaus W. (mfgkw)


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Klaus I. schrieb:
> Warum nicht gleich Ultraschall-Bad mit z.B. Isopropanol?
> (Also nicht das Ultraschall-Bad damit befüllen, sondern einen Becher
> damit ins Ultraschallbad stellen)

Ich habe es noch nicht probiert, aber schon wilde Warnungen von wegen 
Akohole und Ultraschall gehört bzw. gelesen:
Im Bad entstehen durch Druckschwankungen Blasen, die mit einer 
ordentlichen Verdunstung einhergehen. Das führt zu Alkoholdampf über dem 
Bad - ein guter Ansatz für ordentliche Verpuffung.
Ich würde es lassen, zumindest in Innenräumen udn wenn ich daneben 
stehe.

Nicht umsonst sind professionelle Verdampfer auf Ultraschallbasis (z.B. 
für Dieselheizungen).

: Bearbeitet durch User
von Eric A. (cybered)


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Um was für einen Verstärker handelt es sich denn?
Ich habe für meinen Marshall damals (vor 3-4 Jahren) einen kompletten 
Potisatz in der Bucht geschossen, genauso hochwertig wie die originalen.
Vielleicht einfach mal schauen anstatt die "Sauerei" und das ungelöste 
Problem der abgenutzten Kohlebahnen.
Unter der Kappe sieht man das Poti eh nicht...es sei denn es ist eins 
mit diesen sauerstofffreien Schleifkontakten...dann ist das natürlich 
was anderes ;-)

von Torsten K. (Gast)


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Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen Carlsbro Stingray 
Verstärker der ca. 40 Jahre alt ist.

Da habe ich mir Potentiometer bei OMEG in England anfertigen lassen da 
es die Original Radiohm Potentiometer nicht mehr gibt, OMEG aber genau 
diese, wohl nach einem Aufkauf von Radiohm, anbietet. Allerdings ist das 
keine Lagerware, da diese Potis mit einem Bracket versehen sind, welches 
mit der Platine verlötet wird, damit diese dann in der entsprechenden 
Position über die mit der Frontplatte verschraubten Potis gehalten 
wird/werden.

Die 12 Ersatzpotis waren entsprechen teuer, rund 9-10 Euro pro Stück 
inkl. Versand und wurden nach meiner Order hergestellt.

Nun ist das Projekt abgeschlossen und alles fein... aber bei ähnlichen 
Projekten würde ich gerne ggf. über Alternativen nachdenken... und daher 
der Thread.

LG TOKABLN

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