Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Gehört lästern im Betrieb immer dazu?


von asdf (Gast)


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Abend.

Ich war schon in den drei Firmen  tätig ( als Praktikant und als hiwi), 
und immer wieder sehe ich, wie die "freundliche" Mitarbeiter 
übereinander sehr gerne lästern bzw. sich hinterhältig verhalten.

Beispiel 1:
 Alle sitzen in der Küche, sind gegenüber sehr freundlich und lachen, 
dann verlässt ein Mitarbeiter den Raum und dann  fängt es an: "Ah, hast 
du gesehen wir er guckt/spricht/sich anzieht/mit dem Chef spricht" und 
die andere "Jajaja..." usw.

Beispiel 2:
Ein recht überdurchschnittlich wiegender Mitarbeiter wird offensichtlich 
sehr beliebt Alle lächeln ihm, aber solange er es nicht hört, nennt man 
ihm der Dicke, machen drüber wirklich doofe Witze etc.

 Ich nehme aus Prinzip bei so einer gegenseitliche geistliche 
Masturbation nicht Teil. Ich lache/lästere einfach nicht mit. Wobei ich 
dafür auch recht oft schräge Blicke bekomme.So ein Verhalten vergiftet 
einfach  die Arbeitsklima.
Ist es bei Euch im Betrieb auch so? Soll ich mich zukünftig, bei einer 
Vollzeitbeschäftigung,  an solchen Ritualen  auch teilnehmen, damit ich 
in den Kollektiv reinpasse?

von Mahlzeit (Gast)


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Moin,

bei uns gibts eine Regel. Es darf nur gelästert werden, wenn der über 
den es geht es auch hört. Sonst bringts ja nichts :-)
Ich finde ohne Sprüche ist es langweilig. Mobbing ist ne andere Kiste. 
Bei uns bekommt jeder der Austeilt auch Sprüche gedrückt. Die wenigen 
die sich gar nicht wehren können, bekommen auch nichts ab. So ist es 
immer Lustig und ne Sau gute Stimmung im Laden. Da läuft die Arbeit 
gleich doppelt so schnell. Sollte mal einer übers Ziel hinausgeschossen 
sein, wird das geklärt und fertig. Nicht so steif :-)

von nk (Gast)


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Weißt du, woran man erkennt, dass jemand seinen Beitrag zehn Mal 
editiert hat, um nach was Besserem zu klingen? An doppelten Leerzeichen. 
Und an einer Wort- und Phrasenwahl, die ein bisschen zu groß für die 
verwendete Grammatik ist.

Willkommen im wahren Leben.
Lass die Überheblichkeit und die zu korrekten Formulierungen, das würde 
mich abstoßen.
Der "recht überdurchschnittlich wiegender Mitarbeiter" ist dick. Das 
darf man sagen. Sagt man nicht in sein Gesicht, und es ist auch nicht 
mein Geschmack, über das Aussehen von Kollegen zu reden, aber es ist 
normal. "Fettsack" wäre nicht ok.
Wie Lästern moralisch zu bewerten ist, ist eine Frage - man muss da 
nicht mitmachen - aber als Hiwi die Unternehmenskultur verändern? Das 
kommt blöd.

Das sind ganz normale menschliche Verhaltensweisen, man reagiert sich 
ab, man witzelt, man hat "Freunde".
Manche Arbeitsumgebungen (oft bei kleineren Läden, in der 
Inbetriebnahme,..) sind weniger "professionell" (dafür entwickelt sich 
aber oft ein toller Schmäh und man hat viel Spaß und Unterstützung). Wer 
austeilt, muss einstecken, aber es geht eigentlich (hoffentlich) nie 
gezielt gegen eine Person.
Manche Arbeitsumgebungen sind mehr formal (da hast du dann vielleicht 
deine gewünschte "alles ist super"-Stimmung, und jeder ist ein Roboter).
Aber Berufstätige/"Profis" sind am Ende des Tages auch nur Menschen.

Was du noch nicht gesehen hast, ist echte Hinterhältigkeit. Es gibt ein 
paar echte Politiker/Psychopathen und das hat nichts mit deinen 
Beispielen zu tun.

von Klabusterbause (Gast)


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Mahlzeit schrieb:

> Mobbing ist ne andere Kiste.

Hmmm, das weiß man nicht so wirklich, wie ein anderer es wahr nimmt.

Eines Tages sprang im Büro mal ganz urplötzlich ein Kollege auf, und 
kloppte dem Tischnachbarn sein Kofferradio auf der Tischkante in zwei 
Teile.

Es war der einzige Privatgegenstand, den der Kollege gerade zur 
Aggressionsentladung zu greifen bekam, und es war nicht wegen der Musik, 
die da heraus kam.

Das ganze ging dann zum Vergleich an den Betriebsrat und an Abteilungen 
wie Betriebsaufsicht und Betriebssicherung (ist sowas wie interner 
Sicherheitsdienst oder Polizei), und der Zerstörer mußte dem anderen das 
Gerät ersetzen. Es durfte in dem Büro dann aber auch nie mehr ein Radio 
aufgestellt werden. Das war ja vorher auch schon nur stillschweigend 
geduldet. Auf jeden Fall hatten beide was davon: Der Vorgang landet in 
beiden Personalakten. Und er sieht in beiden keinesfalls als positive 
Errungenschaft aus. ;-)

von Dipl.-Ing. (TH) (Gast)


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Klabusterbause schrieb:
>> Mobbing ist ne andere Kiste.
>
> Hmmm, das weiß man nicht so wirklich, wie ein anderer es wahr nimmt.

De facto entscheidet das Opfer es sich als Opfer wahrnimmt.

Bsp:
Eine Frau entscheidet, ob sie sexuell belästigt wurde, bzw. sich sexuell 
belästigt fühlte. Und eben nicht der Täter, der einen Klapps auf den Po 
für sehr witzig und keinesfalls belästigend sieht.

Das macht die ganze Sache aber auch äußerst intransparent, da die 
Wahrnehmung bei jeder Person anders ist.

Außerdem äußert sich Mobbing nicht in der einen herausragenden Tat 
gegenüber dem Mobbing-Opfer, sondern durch das sukzessive Herabsetzen 
und fertig machen von jemandem. Es ist eine Art von Psychoterror.
Jede einzelne Tat an sich ist nicht schlimm, aber die Stetigkeit und 
Häufigkeit ist das Schlimme.

Genauso wie beim Stalking.
Man darf auf der Straße stehen und ein Haus anschauen. Wenn die dies 
aber über Monate jeden Tag zur gleichen Uhrzeit macht, bzw. jemanden 
gezielt verfolgst, dann wird es zur Straftat.

von archlinuxUser (Gast)


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Über Kollegen hatten wir früher eigentlich nie gelästert. Bis die auf 
wenigen Ausnahmen, die man als Brownnoser und unerträgliche Nervensägen 
einordnen konnte.

Ansonsten hat man nur über das unfähige Management, die verlogenen 
Vorgesetzten oder den gierigen Vorstand gelästert - aber hier in ruhigen 
Ecken, in der Mittagspause beim McD oder abends beim Feierabendbierchen.

von Slaeg (Gast)


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Gelästert wird überall, über jeden. Man sollte sich nicht sicher wägen. 
Lustig wird es, wenn jemand in der Lästerrunde mithorcht und es dem 
Läster-"Opfer" steckt... :-)

von Sebastian (Gast)


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Über Kollegen zu lästern ist der erste Schritt zum Mobbing. Gehört 
eigentlich nicht dazu, wird aber in einigen Betrieben praktiziert - 
insbesondere dort, wo der Konkurrenzdruck groß ist und der Lästernde 
dem, über den gelästert wird, die Position neidet.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Slaeg,

> Gelästert wird überall, über jeden.

1. Lästern über andere wirkt erhebend auf's eigene Gemüt.
2. Lästern ist ein Symptom der Verzweiflung, seine Ziele wieder mal zu 
hoch gesteckt zu haben.

Ciao
Wolfgang Horn

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Lästern erfüllt eine wichtige Sozialfunktion und ist unabdingbar. 
Weiters gehören Menschen, über die nicht einmal mehr gelacht wird, nicht 
mehr zur Gemeinschaft. Der Standpunktwechsel ist aber wichtig, d.h. 
welche Wirkung hat das Lästern. Mancher kann gut kontern, andere kommen 
mit der Schrotflinte auf Arbeit oder hängen am Firmentor/ liegen im 
Pausenraum. (Wichtiger ist die Frage, warum man nach Ausbildung im 
Newtonschen Sinne/ im Geiste der Aufklärung über geringe bis keine 
Sozialkompetenz verfügt, wohl aber LED-Vorwiderstände berechnen kann.)

von Dipl.-Ing. (TH) (Gast)


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Boris Ohnsorg schrieb:
> Lästern erfüllt eine wichtige Sozialfunktion und ist unabdingbar.
> Weiters gehören Menschen, über die nicht einmal mehr gelacht wird, nicht
> mehr zur Gemeinschaft.

Ich denke das hängt immer von der Art und Weise des Lästerns hab.

Wird immer nur über einen Einzelnen gelästert ist es Mobbing.
Ist das lästern, ohne dass es persönlich angreifend wird, aber über alle 
Kollegen verteilt ist es normal.

Allerdings ist mir ein dummer Spruch ins Gesicht lieber, als wenn hinter 
meinem Rücken gelästert wird.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Boris,

> Lästern erfüllt eine wichtige Sozialfunktion und ist unabdingbar.

In der Lästerei über das Kantinenessen steckt beispielsweise ein Stolz 
über das Essen daheim.
Zweitens schnattern auch Gänse, wohl um anzuzeigen, dass sie noch da 
sind.

Aber notwendig? Wozu? Um dem Arbeiter in seinem Qubicle ansehen zu 
können, ob er noch lebt?

> Weiters gehören Menschen, über die nicht einmal mehr gelacht wird, nicht
> mehr zur Gemeinschaft.
Ja, wer herzlich angelacht wird und mitlacht, der arbeitet eher mit als 
gegen alle.
Aber wer über einen Kollegen lacht, der hat den bereits ausgegrenzt.

Ciao
Wolfgang Horn

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