Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Robuste + bidirektionale Strombegrenzung


von Martin Hofer (Gast)


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Ich muss den Strom durch ein Testobjekt "unter allen Umständen" auf 20mA 
begrenzen. Kosten und Platzverbrauch sind zweitrangig, da im Testobjekt 
sehr viel Arbeit steckt.
Das Problem ist folgendes: Am Objekt (universitäre Forschung...) werden 
unterschiedliche elektrische Messungen durchgeführt. Dabei können auch 
schon mal 100V mit wechselnder Polarität angeschlossen werden. Wenn 
jetzt eine "Blackbox" dazwischenhängt die den Strom sicher auf 20mA 
begrenzt, können alle Beteiligten besser schlafen. Wichtig noch: Die 
maximale Messfrequenz liegt im unteren kHz-Bereich (2-3kHz), also sollte 
die Schutzschaltung dort auch noch funktionieren. Die 
Genauigkeitsanforderungen sind überaschenderweise nicht so extrem, 
wichtiger ist der Schutz, da die Schaltung dann am Ende natürlich 
entfernt werden soll, wenn eine sichere Messtrategie entwickelt wurde.
Wie könnte man sowas bauen? Gibt es zu den inzwischen ziemlich schwer 
erhältlichen und bei Strom und Spannungsfestigkeit sehr begrenzten 
Constant Current Dioden (z.B. 1N5314) eine alternative Schaltung mit am 
Besten wählbarer Strombegrenzung (ich bräuchte eben 20mA) und höherer 
Spannungsfestigkeit (200V)?

von Joachim (Gast)


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Vielleicht habe ich das Problem nicht ganz verstanden, aber eine 
einfache Möglichkeit für eine bidirektionale Strombegrenzung wäre doch 
eine Gleichrichterbrücke mit einer normalen Strombegrenzung.

Die Wechsel-Anschlüsse der Gleichrichterbrücke sind Ein- und Ausgang, an 
+ und - wird die Strombegrenzung angeschlossen.

Diese könnte im einfachsten Fall aus einer Hilfspannung an der Basis 
eines Transistors und Emitterwiderstand bestehen.

Natürlich fällt dort auch ohne Strombegrenzung eine Spannung ab.

Gruß

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Joachim schrieb:
> Diese könnte im einfachsten Fall aus einer Hilfspannung an der Basis
> eines Transistors und Emitterwiderstand bestehen.
>
> Natürlich fällt dort auch ohne Strombegrenzung eine Spannung ab.

Und bei jeder Methode mit Shunt auch eine von dem Strom abhängige 
Spannung. Es gibt allerdings Strommess-ICs mit relativ hohen Bandbreiten 
(einige hundert kHz), die auf magnetischen Effekten basieren und einen 
sehr niedrigen Widerstand (rein aufgrund von Leiterwiderständen) haben.

Das Series-Pass-Element muss sowieso ein Mosfet oder zwei antiparallele 
GTO-Thyristoren sein, weil ja der Strom in beide Richtungen fließen 
soll.

: Bearbeitet durch User
von andi (Gast)


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Nimm 2-mal BSP 149 und einen Widerstand und  schalte diese als 
bidirektionale Strombegrenzung.

Gruß
Andi

von andi (Gast)


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Sorry hab noch vergessen, beide Fet´s sollten gut gekühlt werden...

von Davis (Gast)


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andi schrieb:

> Nimm 2-mal BSP 149 und einen Widerstand und  schalte diese als
> bidirektionale Strombegrenzung.

Den Schaltplan möchte ich gerne sehen.

von andi (Gast)


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Ja musst halt dein Gehirn ein wenig einsetzen....Benutze eine ähnliche 
Schaltung bei Netzspannungsabfragen von 3VDC bis 300VAC

Gruß
Andi

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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andi schrieb:
> Ja musst halt dein Gehirn ein wenig einsetzen....Benutze eine ähnliche
> Schaltung bei Netzspannungsabfragen von 3VDC bis 300VAC

Vielleicht denke ich gerade nicht weit genug, aber wie genau möchtest du 
die verschalten, damit der Strom in allen vier Quadranten begrenzt wird?

von Davis (Gast)


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andi schrieb:

> Ja musst halt dein Gehirn ein wenig einsetzen....Benutze eine ähnliche
> Schaltung bei Netzspannungsabfragen von 3VDC bis 300VAC

Mein Gehirn ist viel zu klein, um solche genialen Schaltpläne zu 
entwerfen.

Erleuchte mich, Meister.

von ArnoR (Gast)


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Martin Hofer schrieb:
> Wenn
> jetzt eine "Blackbox" dazwischenhängt die den Strom sicher auf 20mA
> begrenzt, können alle Beteiligten besser schlafen.

Na dann gute Nacht ;-).

Der rechte Schaltungsteil einschließlich Brückengleichrichter ist die 
"Blackbox". Die Simulation zeigt das Verhalten bei +-200V und 3kHz, ab 
etwa +-3V arbeitet die Schaltung, ab +-6V fließt der volle Strom, die 
1N5314 bräuchte auch 4V+2Uf. In der Schaltung ist der 100R-Widerstand 
dein Testobjekt. Den Strom kann man mit dem 39R-Widerstand einstellen.

von andi (Gast)


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was verstehst du in alle 4 Quadranten...???

von Davis (Gast)


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Prima Schaltung Arno, aber ich warte lieber auf den genialen Plan - mit 
den drei Bauelementen - von Meister Andi.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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andi schrieb:
> was verstehst du in alle 4 Quadranten...???

U+ I+
U+ I-
U- I+
U- I-

von Andi (Gast)


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Alls falls ich nicht kompl. falsch liege sollte es so passen, was ich 
allerdings nicht genau weis, ob das mit der Frequenz soweit nach oben 
geht.

von ArnoR (Gast)


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Andi schrieb:
> Alls falls ich nicht kompl. falsch liege sollte es so passen, was ich
> allerdings nicht genau weis, ob das mit der Frequenz soweit nach oben
> geht.

Ja, soweit war ich auch schon. Das mit der Frequenz ist kein Problem, 
nur die ekligen Spikes. Die von mit gezeigte Schaltung macht ohne die 
15n sowas auch. Bei der BSP-Version ist mir nichts eingefallen, die zu 
vermeiden. Aber ich denke die müssen weg, weil:

Martin Hofer schrieb:
> Ich muss den Strom durch ein Testobjekt "unter allen Umständen" auf 20mA
> begrenzen.

von andi (Gast)


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Kannst du dir erklären wie die Spikes entstehen, ich kann es mir im 
Moment eigentlich nicht erklären....
Hab schon über 2500 solcher Schaltungen im Einsatz (mich würden diese 
Spikes auch nicht stören ) und auch schon vermessen, mir sind die noch 
nicht untergekommen...nicht wissentlich auf jeden fall...

Wäre um eine Idee sehr dankbar..

Gruß
Andi

von Paul B. (paul_baumann)


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Andi grübelte:
>Kannst du dir erklären wie die Spikes entstehen..

Vielleicht entstehen sie in Natura ja garnicht. Das ist ja nicht
so aufwändig, das kann man ja mal schnell zusammenlöten und gucken.

Simulationen machen nicht immer alles so, wie es dann wirklich ist.

MfG Paul

von ArnoR (Gast)


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andi schrieb:
> Kannst du dir erklären wie die Spikes entstehen

Laut Simu sind es Schwingungspakete, die sich in der Nähe des 
Nulldurchgangs aufbauen. Wahrscheinlich sind da beide Fets aktiv und 
parasitäre Elemente tun ihr Werk. Mit solchen Sachen hab ich meist 
schlechte Erfahrungen gemacht und das daher nicht weiter verfolgt.

In meiner Schaltung ist es etwas anders. Da gibt es in dem Moment, in 
dem die Schaltung startet, ein gegenseitiges Aufschaukeln (weil die 
Schaltungshälften sich gegenseitig aufsteuern) mit einem einmaligen 
kurzen Überschwingen. Da hab ich einfach den entsprechenden Transitor 
"langsamer" gemacht.

von ArnoR (Gast)


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Paul Baumann schrieb:
> Vielleicht entstehen sie in Natura ja garnicht. Das ist ja nicht
> so aufwändig, das kann man ja mal schnell zusammenlöten und gucken.

Ja.

> Simulationen machen nicht immer alles so, wie es dann wirklich ist.

Auch ja, meist ist es in der Wirklichkeit schlimmer, jedenfalls ist das 
meine Erfahrung wenn es um Schwingerei geht, weil die tatsächlich 
vorhandenen parasitären Elemente nicht realitätsgetreu in der 
simulierten Schaltung enthalten sind.

von Achim S. (Gast)


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ArnoR schrieb:
> Laut Simu sind es Schwingungspakete, die sich in der Nähe des
> Nulldurchgangs aufbauen.

kannst du vielleicht in deinem Modell nachschauen, ob die 
Kanallängenmodulation berücksichtigt ist (Parameter "lambda").

Falls die auf Null steht wirkt der jeweils begrenzende Transistor als 
perfekte Stromquelle mit unendlichem Innenwiderstand. Dann könnte ich 
mir in der Simu ein "hartes" Umschalten vorstellen, das mit den 
Parasitics eine solche Schwingung bewirkt.

von Joachim (Gast)


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Die Spikes dürften durch C-B-Kapazitäten bzw. durch die G-D-Kapazitäten 
verursacht sein. Ein Widerstand vor der Basis bzw. vorm Gate könnte sie 
wirkungsvoll begrenzen.

Gruß

von ArnoR (Gast)


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Achim S. schrieb:
> kannst du vielleicht in deinem Modell nachschauen, ob die
> Kanallängenmodulation berücksichtigt ist

Modell ist angehängt.

Joachim schrieb:
> Die Spikes dürften durch C-B-Kapazitäten bzw. durch die G-D-Kapazitäten
> verursacht sein. Ein Widerstand vor der Basis bzw. vorm Gate könnte sie
> wirkungsvoll begrenzen.

Leider nicht, siehe Diagramm.

von Joachim (Gast)


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ArnoR schrieb:

> Joachim schrieb:
>> Die Spikes dürften durch C-B-Kapazitäten bzw. durch die G-D-Kapazitäten
>> verursacht sein. Ein Widerstand vor der Basis bzw. vorm Gate könnte sie
>> wirkungsvoll begrenzen.
>
> Leider nicht, siehe Diagramm.

Und wenn Du den Widerstand noch etwas größer machst? Vorher waren die 
Spikes ja bei über 60 mA, jetzt bei unter 40 mA.

Mit dem BSP149 kann ich in LTSpice mangels Modell nichts anfangen.

Außerdem dürften Induktivitäten auch gut helfen, was vielleicht auch der 
Grund sein könnte, warum sie in der Praxis nicht beobachtet wurden.

Gruß

von ArnoR (Gast)


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Joachim schrieb:
> Und wenn Du den Widerstand noch etwas größer machst?

Wirds auch nicht besser, im Gegenteil.

Ich glaube das ist ein Modell von Infineon, die basteln die oft aus 
mehreren Transistoren zusammen, so wie auch in diesem Fall, und damit 
gibt es meist Probleme. Entweder das schwingt, es konvergiert nicht oder 
die Kennlinien sind unbrauchbar.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Welches Spice benutzt du da eigentlich?

von ArnoR (Gast)


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Marian B. schrieb:
> Welches Spice benutzt du da eigentlich?

http://www.ti.com/tool/tina-ti

von ArnoR (Gast)


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Wenn man die BSP149-Version mit bipolaren Transistoren nachbildet, 
ergibt sich auch eine rel. einfache Schaltung, die aber keinen so schön 
"rechteckigen" Stromverlauf wie die obige Bipolar-Version hat.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Die Spiegelsymmetrie hat was :-)

von Joachim (Gast)


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Arno, ich glaube Deine Idee die Schaltung langsamer zu machen ist genau 
richtig. Ich habe mal in einer simplen Version in die Zuleitung eine 
Spule mit 1 µ eingefügt, das führte zu starken Schwingungen!


Gruß

von Achim S. (Gast)


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ArnoR schrieb:
> Modell ist angehängt.

danke dir. Die Überschwinger haben mich echt interessiert und ich habe 
mir auch ein Modell von Infineon besorgt (sieht etwas anders aus als 
deine Version). Die Kanallängenmodulation wird in meinem Modell nicht 
berücksichtigt, aber ich glaube jetzt halbwegs verstanden zu haben, dass 
der Grund für die Überschwinger ein anderer ist.

Die 200V Amplitude und einer Frequenz von 3kHz ergeben beim 
Nulldurchgang eine Anstiegsgeschwindigkeit von du/dt=3,6V/µs. Dieses 
"konstante" du/dt (konstant beim Nulldurchgang) bewirkt einen 
"konstanten" Strom durch den Drain-Gate Kapazität. Sobald der zweite 
Transistor die Begrenzung übernimmt, fällt das du/dt am ersten 
Transistor schlagartig auf Null und der kapazitive Strom springt auf 
Null. Da der kapazitive Strom das umgekehrte Vorzeichen hat als der 
"normale" Drainstrom in Richtung Source springt der Betrag des 
Drainstrom zu diesem Zeitpunkt nach oben.

Man sieht den Sprung übrigens nur am Drain des jeweiligen Transistors, 
er fließt nicht durch die Source und den 59Ohm Widerstand sondern übers 
Gate und am 59Ohm Widerstand vorbei (der Strom durch die 59Ohm verläuft 
völlig glatt).

Von daher war Joachims Ursachenbeschreibung genau richtig 
(Drain-Gate-Kapazität). Ein Widerstand in der Gateleitung ist aber 
trotzdem kontraproduktiv, da darüber der Sprung im Drain-Gate Strom 
einen Sprung in der Gate-Source Spannung bewirkt, die den Effekt noch 
verstärkt. Wenn dieser Stromsprung zusammen mit den parasitics eine 
Oszillation auslösen sollte (was er in meiner Simulation nicht macht), 
dann wäre ein Dämpfungswiderstand am Gate zur Dämpfung der Oszillation 
wieder sinnvoll.

von ArnoR (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Die 200V Amplitude und einer Frequenz von 3kHz ergeben beim
> Nulldurchgang eine Anstiegsgeschwindigkeit von du/dt=3,6V/µs. Dieses
> "konstante" du/dt (konstant beim Nulldurchgang) bewirkt einen
> "konstanten" Strom durch den Drain-Gate Kapazität.

Die du/dt ist zwar konstant, nicht aber der Strom durch die Kapaziäten. 
Im Diagramm sieht man, daß sich der Gatestrom von T1 etwa versiebenfacht 
(AM3), während die Spannung von 8V auf 0 läuft. Der Stromanstieg bis zur 
Cursorposition liegt vermutlich nahezu allein an der 
Spannungsabhängigkeit der Transistorkapazitäten und macht einen guten 
Teil der Stromüberhöhung am Nulldurchgang aus.

Sobald die Versorgungsspannung auf etwa 1V gefallen ist 
(Cursorposition), beginnt sehr schnell ein Gatestrom in T2 zu fließen 
(AM4); vermutlich deshalb, weil die Spannung über T2 jetzt nicht mehr 
auf die Flussspannung der Rückwärtsdiode geklemmt ist. Hinzu kommt, daß 
der Strom durch R1 ebenfalls einen Nulldurchgang macht und damit die 
Gate-Source-Spannung von T1 wegen des abnehmenden Spannungsabfalls über 
R1 ansteigt. Damit wird der Gatestrom zusätzlich erhöht.

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