Forum: PC Hard- und Software "Remotisierer" für Umzug von realem PC auf Terminalserver?


von Frank (Gast)


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Ich habe das absichtlich in Anführungszeichen geschrieben. Ich kenne und 
habe auch schon mehrfach benutzt einen sog. "Virtualisierer", also ein 
Tool, was aus einem realen PC bzw. Laptop eine inhaltlich identische 
funktionierende virtuelle Maschine für VMWare oder Virtualbox macht.

Nun steht ein ganz ähnliches Problem an: Ein mit viel Software und vor 
Allem Einstellungen und Konfigurationen laufender PC eines Buchhalters 
soll auf einen Terminalserver unter Windos Server 2012 R2 umziehen. Und 
das möglichst so, dass nicht Alles komplett neu installiert werden muss.

Geht das, gibts sowas?

Wenn es schon nicht möglich sein wird, installierte Software 
"herüberzuheben" so doch wenigstens die ganzen Einstellungen per Kopie 
des User-Ordners? Oder ist das so kompliziert, dass es am Ende besser 
ist, von Vorne anzufangen? Danke für Tips.

von Lisa (Gast)


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Hi Frank

Du schreibst leider nichts über die verwendete Software (also die welche 
der Buchhalter verwendet). Je nach dem kann das was du möchtest möglich 
sein, ist aber generell eher mit "nein" zu beantworten.

Wenn dabei noch ein Wechsel des OS ansteht dann wird das alles wohl 
recht nicht so einfach sein.

Ich bin generell aber eher ein Fan von komplett neu aufgesetzten, dann 
auch sauber laufenden, Systemen;)

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Frank schrieb:
> Geht das, gibts sowas?

Nein. Das ist einer der Design"vorzüge" von Windows, daß es praktisch 
unmöglich ist, installierte Programme von einem auf einen anderen 
Rechner zu übertragen, insbesondere wenn unterschiedliche 
Betriebssystemversionen verwendet werden.

Warum soll ausgerechnet ein Terminalserver verwendet werden? Um den 
ganzen Kram mehrbenutzerfähig zu bekommen?

Oder was ist der tiefere Hintergrund?

von DirkZ (Gast)


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Frank schrieb:
> Wenn es schon nicht möglich sein wird, installierte Software
> "herüberzuheben" so doch wenigstens die ganzen Einstellungen per Kopie
> des User-Ordners? Oder ist das so kompliziert, dass es am Ende besser
> ist, von Vorne anzufangen? Danke für Tips.

Die Ordner aus dem User-Profil und den richtigen "Zweige" aus der 
Registry (unter HKCU und HKLM)

von Frank (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Warum soll ausgerechnet ein Terminalserver verwendet werden? Um den
> ganzen Kram mehrbenutzerfähig zu bekommen?

Es geht nat. nicht nur um diesen einen Arbeitsplatz, sondern um ca. 15. 
Der eine war nur ein Beispiel. Gründe für Terminalserver?

- kleine geräuschlose Rechner (lüfterlose Thin Clients, Stück 30,-)
- freie (Arbeits-) Platzwahl
- nur eine Installation für jede Software
- zentrale Benutzerverwaltung
- zentrale Updates
- zentrales Backup
- zentrale Virenvorsorge
- trotz "fettem" Server in der Summe geringerer Stromverbrauch

Risiko: Ausfall des Servers legt Alles tot. Dafür gibt es einen 
identischen Spiegelserver, der regelmäßig synchronisiert wird.

von Icke ®. (49636b65)


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Windows-Programme auf andere Rechner umzuziehen, funktioniert schon bei 
Einzelplatzsystemen nur in sehr wenigen Ausnahmefällen. Ein 
Terminlaserver hat zudem gewisse Besonderheiten. Die Software muß im 
Installationsmodus aufgespielt werden, ansonsten funktioniert sie 
hinterher nicht oder nur fehlerhaft. Und das Übertragen der Userprofile 
geht ebenfalls nicht ohne weiteres. Zum einen unterscheidet sich die 
Struktur von OS zu OS und zum anderen sind die Berechtigungen von 
Dateien und Registry-Schlüsseln mit der SID des Benutzers verknüpft, 
welche wiederum an das Ursprungssystem gebunden ist. Selbst wenn es 
gelingen sollte, herauszufinden, welche Zweige des Profiles/der Registry 
migriert werden müssen, dürfte alleine der Zeitaufwand für die Analyse 
und Anpassung um ein Vielfaches höher sein als eine komplette und vor 
allem saubere Neuinstallation des Systems.

Fazit: Forget about it.

von Peter II (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Nein. Das ist einer der Design"vorzüge" von Windows, daß es praktisch
> unmöglich ist, installierte Programme von einem auf einen anderen
> Rechner zu übertragen, insbesondere wenn unterschiedliche
> Betriebssystemversionen verwendet werden.

wo ist denn die Design schwäche von Windows?

einzelne Teile der Konfig (Registry) kann man ohne Probleme exportieren 
und wieder importieren.

Auch wenn registriere AktivX controls vorhanden sind, kann man sie 
umziehen. Auch Dienste zu kopieren ist keine Problem, auch zwischen 
verschiedenen Windows-Versionen.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Peter II schrieb:
> einzelne Teile der Konfig (Registry) kann man ohne Probleme exportieren
> und wieder importieren.

Sicher kann man das. Wenn man weiß, welche Teile relevant sind. Bei 
welcher eingekauften Software aber ist das dokumentiert?

Und wer hat die Zeit, das durch Trial-and-Error herauszufinden? Und wer 
die Lust, herauszufinden, welche weiteren Abhängigkeiten neben 
irgendwelchen Registry-Einträgen bestehen?

Obendrein: Ein Terminalserver verhält sich in einigen Punkten /sehr 
anders/ als ein normales Windows-System, was mit der 
Mehrbenutzerfähigkeit zu tun hat. Möchte man einen Registry-Export eines 
Einbenutzersystemes auf einen Terminalserver übernehmen, muss man sich 
dessen bewusst sein und die nötigen Anpassungen machen.

Fazit: Es ist de facto unmöglich.

Sinnvoller ist es, das ganze Geraffel dahingehend zu durchforsten, was 
wirklich benötigt wird, und das dann auf dem Terminalserver zu 
installieren.

Das wird schon ausreichend lustige Nebeneffekte mit sich bringen, weil 
durchaus nicht jede Anwendung dafür taugt, auf einem Terminalserver 
verwendet zu werden, weil sie beispielsweise nicht dafür ausgelegt ist, 
auf dem gleichen Rechner mehrfach in unterschiedlichen Benutzerkonten zu 
laufen. Wenn Interprozesskommunikation über named pipes oder sockets 
verwendet wird, kann das interessante Effekte mit sich bringen.

von Peter II (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Sicher kann man das. Wenn man weiß, welche Teile relevant sind. Bei
> welcher eingekauften Software aber ist das dokumentiert?

also ist es eine Designschwäche von Windows wenn ein Softwareanbieter 
keine Doku zu Konfiguration beilegt?

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Deiner Logik vermag ich nicht zu folgen.

von ASCII (Gast)


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Vmware Converter und gut ist.

von Peter II (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Deiner Logik vermag ich nicht zu folgen.

du hast geschrieben:

> Nein. Das ist einer der Design"vorzüge" von Windows, daß es praktisch
> unmöglich ist, installierte Programme von einem auf einen anderen
> Rechner zu übertragen, insbesondere wenn unterschiedliche
> Betriebssystemversionen verwendet werden.

und dafür würde ich gerne eine Begründung hören.

von res (Gast)


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@rufus

Da ich mich gerade mit der Verwendung des Terminalservers beschäftigen 
muss, könntest Du mehr zu den Problemen bei der Verwendung von named 
pipes sagen?
Gibt es grundsätzliche Probleme oder meinst Du die mehrfache Verwendung 
identischer Endpunkte? Das wäre dann ja noch recht einfach lösbar.
Danke.

von Sebastian (Gast)


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@Peter II:

Rufus' Bemerkung über Designvorzüge war natürlich ironisch. Die 
Tatsache, daß Programme überhaupt Dateien in Systemordner schreiben 
dürfen und daß die Einstellungen von Programmen, Benutzern und dem 
Betriebssystem in einer gemeinsamen Datenstruktur verwaltet werden, ist 
vielleicht der Hauptgrund, warum Windows-Systeme (im Vergleich zu den 
meisten anderen) so anfällig und mit zunehmendem Alter der Installation 
schlecht zu warten sind. Wahrscheinlich würde Microsoft es heute besser 
machen, aber diese technologische Altlast ist halt der Kompatibilität 
geschuldet.
Um zu sehen, wie man es richtig machen kann, genügt ein Blick auf den 
Apple (OS X) mit seinen quasi-monolithischen Applikationen.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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res schrieb:
> Gibt es grundsätzliche Probleme oder meinst Du die mehrfache Verwendung
> identischer Endpunkte?

Letzteres. Allerdings hat MS die Anzahl gleichzeitig nutzbarer Named 
Pipes schon vor längerer Zeit massiv reduziert (und das praktischerweise 
nicht weiter dokumentiert).

> Das wäre dann ja noch recht einfach lösbar.

Nur, wenn man die Software anpassen kann.




Peter II schrieb:
> du hast geschrieben:
>
>> Nein. Das ist einer der Design"vorzüge" von Windows, daß es praktisch
>> unmöglich ist, installierte Programme von einem auf einen anderen
>> Rechner zu übertragen, insbesondere wenn unterschiedliche
>> Betriebssystemversionen verwendet werden.
>
> und dafür würde ich gerne eine Begründung hören.

Warum es praktisch unmöglich ist, habe ich bereits ausführlich 
beschrieben.

Das ist das Design von Windows, das sind Designvorgaben von Microsoft, 
und keine Entscheidungen einzelner Hersteller, irgendwas nicht zu 
dokumentieren.

MS hat mit der Einführung der Registry als zentraler 
Konfigurationsdatenbank den Gebrauch von separaten Konfigurationsdateien 
als "veraltet" und zu vermeiden beschrieben.

Muss ich Dir das wirklich erklären? Oder willst Du nur herumtrollen?

von Peter II (Gast)


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Sebastian schrieb:
> Rufus' Bemerkung über Designvorzüge war natürlich ironisch. Die
> Tatsache, daß Programme überhaupt Dateien in Systemordner schreiben
> dürfen und daß die Einstellungen von Programmen, Benutzern und dem
> Betriebssystem in einer gemeinsamen Datenstruktur verwaltet werden,

werden sie überhaupt nicht.

Sie sind nur eine einheitliche API erreichbar. Die Registry besteht aus 
verschiedenen Dateien wie Software, System, Benutzer.

Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Das ist das Design von Windows, das sind Designvorgaben von Microsoft,
> und keine Entscheidungen einzelner Hersteller, irgendwas nicht zu
> dokumentieren.

Wenn sie sich die Hersteller dran halten würde, dann müsste man nicht 
suchen wo die Konfiguration gespeichert wird.

> MS hat mit der Einführung der Registry als zentraler
> Konfigurationsdatenbank den Gebrauch von separaten Konfigurationsdateien
> als "veraltet" und zu vermeiden beschrieben.
und wo gibt es damit ein Problem?

Wenn die Software ihre Daten unter HKCU/Software/... ablegt, kann ich 
sie ohne Probleme auf ein anderes System kopieren. Nichts anders würde 
man bei ini Dateien machen.

> Warum es praktisch unmöglich ist, habe ich bereits ausführlich
> beschrieben.
darum ging es auch nicht. es ging darum das irgendetwas am Design 
grundsätzlich falsch sein soll. Und diese kann ich nicht nachvollziehen.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Peter II schrieb:
> Wenn die Software ihre Daten unter HKCU/Software/... ablegt, kann ich
> sie ohne Probleme auf ein anderes System kopieren.

Sie legt ihren Kram aber auch unter HKLM\Software ab, und natürlich auch 
unter HKCR ...

von Sebastian (Gast)


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Richtig. Und darüber hinaus kopiert diverse Software DLL, OCX oder 
ähnliche Dateien in Systemordner von Windows. Das war damals 
design-technisch gewollt. Heute ist es eine Altlast.

Natürlich besteht die Registry aus mehreren Dateien - aber gerade über 
die API wird sie gehandhabt, als wäre es eine Datenbank.

Das Grundproblem bleibt: Keine klare Trennung zwischen System und 
Anwendungsprogrammen.

Auch die Idee, Konfigurationsdateien in einem Ordner zu sammeln, wie bei 
Linux und anderen Unix-ähnlichen Systemen ist nicht problemlos, ganz 
klar. Deswegen habe ich ja den Apple als Beispiel angeführt: Eine 
Benutzerapplikation und alle ihre Hilfs- und Konfigurationsdateien 
gehören zusammen und haben im Betriebssystem nichts zu suchen. Und ich 
weiß, mit so einer Meinung outet man sich als unverbesserlicher Purist - 
aber die Praxis stützt diese Ansicht, wenn man Fehlerszenarien und 
Support-Fälle von Windows- und OSX- Systemen vergleicht.

von Icke ®. (49636b65)


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Sebastian schrieb:
> aber diese technologische Altlast ist halt der Kompatibilität
> geschuldet.

Das ist keineswegs eine Altlast, sondern technische Voraussetzung für 
die einfache zentrale Administration von Windows-Netzwerken. Dem 
Einzelplatzbenutzer mag sich das nicht ohne weiteres erschließen, aber 
das System ist wirklich gut durchdacht und macht den Admins das Leben 
leichter. Auch wenn hier und da vielleicht ein paar Macken lauern. Und 
es würde auch wunderbar funktionieren, wenn sich die Softwareschmieden 
an die von MS vorgegebenen Strukturen und Empfehlungen halten würden.

von Jojo S. (Gast)


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In Windows eingebaut gibt es noch den 'Windows Easy Transfer' der 
Benutzerkonten, Applikationen und den dazugehörigen Einstellungen auf 
einen anderen Rechner überträgt. Da die Bedienung wirklich einfach ist 
lohnt sich ein Versuch auf jeden Fall.

von Sebastian (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Das ist keineswegs eine Altlast, sondern technische Voraussetzung für
> die einfache zentrale Administration von Windows-Netzwerken.

Das zweifele ich gar nicht an, aber dieses Verfahren macht die 
Arbeitsstationen relativ verwundbar, und sorgt dafür, daß oft nur kleine 
Fehler sich zum Totalschaden auswachsen. Nur mal als Frage an den Kenner 
(denn ich bin bloß Ex-Servicetechniker, nicht Admin): In 
Unix-Netzwerken, wo auch zentral administriert wird, hat man diese 
windows-typischen Mechanismen ja nicht. Haben es deswegen Unix- (inkl. 
Linux, Solaris, etc.) Admins notwendigerweise schwerer?

von Icke ®. (49636b65)


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Sebastian schrieb:
> Haben es deswegen Unix- (inkl.
> Linux, Solaris, etc.) Admins notwendigerweise schwerer?

Gute Frage. Mit dem Erscheinen von Windows Server 2000 habe ich 
sämtliche bis dato als Domänencontroller verwendeten Linux-Server in den 
Ruhestand geschickt. Eben weil sich die Administration mit Active 
Directory wesentlich vereinfachte. Das wichtigste Werkzeug sind die 
Gruppenrichtlinien (GPO), mit deren Hilfe sich jede Windowsanwendung 
zentral steuern läßt, die ihre Einstellungen in der Registry 
abspeichert. Dazu muß der PC natürlich einer AD-Domäne angehören. Beim 
Hochfahren des Rechners bzw. bei der Anmeldung werden die durch die 
Gruppenrichtlinien konfigurierten Einstellungen vom Domänencontroller 
geholt und lokal angewendet sowie auch im Betrieb regelmäßig 
aktualisiert. Will ich bspw. den RDP-Zugriff aktivieren, die 
Proxyeinstellungen des IE ändern, dem User verbieten, bestimmte 
Anwendungen auszuführen, das Aussehen des Desktops beeinflussen und und 
und.., kann ich dies mit wenigen Mausklicks zentral erledigen, ohne ein 
einziges Mal an die physikalischen Rechner ranzumüssen.
Mit (lokalen) Anwendungen, die ihre Config in INI-Dateien speichern, 
geht das leider so nicht oder nur sehr umständlich. Das ist bspw. der 
Grund, warum in größeren Firmennetzwerken der Firefox nicht Fuß fassen 
kann, weil dessen zentrale Administration nur schwierig möglich ist.
Meines Wissens nach gibt es im *nix Lager kein mit Active Directory 
vergleichbares Instrument. Aber wenn man es nie hatte, vermißt man es 
vielleicht auch nicht.

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