Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Verständnisproblem Drehmoment


von Eduard (Gast)


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Ich frage mich, ob ich mir ein Drehmoment eines E-Motors ricthig 
vorstelle. Unter einer Drehzahl kann ich mir was vorstellen. Beim Moment 
weiß ich nicht, ob mein Gedanke richtig ist.
Ich habe mir das an einem Beispiel gedacht. Zum Beispiel ein Antrieb an 
dem sich eine Rolle mit aufgewickeltem Stahlband befindet. Angenommen 
ich stelle jetzt ein Moment ein. Was passiert wenn ich nichts mit der 
Rolle mache? Dann müsste das Moment doch eigentlich nach M = P/omega 0 
sein da ommega null ist? Und wenn ich dann an dem Band ziehe würde der 
Motor dann das Moment aufbringen und quasi Material nachführen bis ich 
aufhöre zu ziehen.

Ich hoffe das ist verständlich formuliert. Kann ma sich das so 
vorstellen? Bzw ist das richtig?

Vielen Dank! Best regards,
Eduard

: Verschoben durch Moderator
von Christian (Gast)


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Wenn du an deine Rolle bzw dein Seil an der Rolle ein Gewicht hängst und 
dann ein Drehmoment mit dem Motor erzeugst, dann kannst du das Gewicht 
hochziehen. Das Produkt aus Gewicht, Erdbeschleunigung und Hebelarm darf 
aber nicht größer sein, als das Drehmoment des Motors.

M = F*a und F = m*g

Ich weiss nicht, ob dass deine Frage war...

von Christian (Gast)


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Ausserdem führt dein Motormoment immer dazu, dass sich die Rolle 
beschleunigt.

M = J*Phi''

von Frager (Gast)


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Christian schrieb:
> Wenn du an deine Rolle bzw dein Seil an der Rolle ein Gewicht
> hängst und
> dann ein Drehmoment mit dem Motor erzeugst, dann kannst du das Gewicht
> hochziehen. Das Produkt aus Gewicht, Erdbeschleunigung und Hebelarm darf
> aber nicht größer sein, als das Drehmoment des Motors.
>
> M = F*a und F = m*g
>
> Ich weiss nicht, ob dass deine Frage war...

Aber das würde doch bedeuten, dass in dem Fall gegengesteuert würde. 
Also wenn ich am Seil ziehe würde entgegengezogen? Dann kann das Seil ja 
reißen. Ich dachte das dann "nachgelassen wird".

von Walter (Gast)


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Eduard schrieb:
> Dann müsste das Moment doch eigentlich nach M = P/omega 0
> sein da ommega null ist?

nein, wenn du durch 0 dividierst kommt nicht 0 raus, im Gegenteil

von Eduard (Gast)


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Christian schrieb:
> Wenn du an deine Rolle bzw dein Seil an der Rolle ein Gewicht
> hängst und
> dann ein Drehmoment mit dem Motor erzeugst, dann kannst du das Gewicht
> hochziehen. Das Produkt aus Gewicht, Erdbeschleunigung und Hebelarm darf
> aber nicht größer sein, als das Drehmoment des Motors.
>
> M = F*a und F = m*g
>
> Ich weiss nicht, ob dass deine Frage war...


Ok das heißt dder Motor müsste also mindestens das aufzubringende Moment 
leisten können? Ja dann ist das klarer.

@Christian zweiter Beitrag: Also kann das Moment nicht 0 werden? Sonst 
würde ja die Gleichung M= P/omega für omega = 0 nicht stimmen?

von Walter (Gast)


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Frager schrieb:
> Aber das würde doch bedeuten, dass in dem Fall gegengesteuert würde.
> Also wenn ich am Seil ziehe würde entgegengezogen? Dann kann das Seil ja
> reißen. Ich dachte das dann "nachgelassen wird".

???
Versuche Mal deine Frage verständlich zu formulieren

von Eduard (Gast)


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Walter schrieb:
> Eduard schrieb:
>> Dann müsste das Moment doch eigentlich nach M = P/omega 0
>> sein da ommega null ist?
>
> nein, wenn du durch 0 dividierst kommt nicht 0 raus, im Gegenteil

Ohh ja stimmt! Ist schon spät.

von Walter (Gast)


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Eduard schrieb:
> @Christian zweiter Beitrag: Also kann das Moment nicht 0 werden? Sonst
> würde ja die Gleichung M= P/omega für omega = 0 nicht stimmen?

wenn M=0 dann P=0, passt doch

die Gleichung ist übrigens nur gültig für omega<>0

von Kein Name (Gast)


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Du willst eigentlich wissen, wie viel Kraft dein Band hat. Der 
Hersteller des Motors kann dir das nicht sagen. Er weiß aber nicht, 
welchen Durchmesser deine Rolle hat.

So gibt der Hersteller das Drehmoment des Motors an und du kanns daraus 
die Kraft deiner Maschine berechnen.

von Christian (Gast)


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Eduard schrieb:
> @Christian zweiter Beitrag: Also kann das Moment nicht 0 werden? Sonst
> würde ja die Gleichung M= P/omega für omega = 0 nicht stimmen?

Am besten du legst mal diesen Gedanken mit der Leistungsgleichung weg. 
Das ist die abgegebene Leistung die aus M und Omega resultiert.

Du legst eine Spannung an den Motor, dann fließst Strom durch die 
Wicklungen, ein Magnetfeld baut sich auf und der Motor dreht sich. Das 
Drehmoment ist dabei proportional zum Strom. Aus diesem Moment 
resultiert die Winkelbeschleunigung (Phi'') der Rolle. Die 
Beschleunigung ist widerum abhängig von dem Trägheitsmoment (J) der 
Rolle.

von Wolfgang (Gast)


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Eduard schrieb:
> Beim Moment weiß ich nicht, ob mein Gedanke richtig ist.
Das Drehmoment hat eigentlich gar nichts mit Mikrocontrollern und 
Digitaler Elektronik zu tun. Das ist eine mechanische Größe, die angibt 
welche tangentiale Kraft in eine Entfernung zur Achse der Motor 
aufbringt, i.e. das Produkt aus Kraft und Achsenabstand.
http://de.wikipedia.org/wiki/Drehmoment

von Eduard (Gast)


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Walter schrieb:
> Eduard schrieb:
>> @Christian zweiter Beitrag: Also kann das Moment nicht 0 werden? Sonst
>> würde ja die Gleichung M= P/omega für omega = 0 nicht stimmen?
>
> wenn M=0 dann P=0, passt doch
>
> die Gleichung ist übrigens nur gültig für omega<>0

Also ist das Moment nur null wenn keine Leistung da ist?

Aber was ist dann z. B wenn ich ein Rad an eine Welle anbringe und den 
Motor dann auf ein Moment steuere, warum beginnt es sich dann zu drehen 
es wird doch keine Kraft aufgebracht. Oder sehe ich das falsch?

von Christian (Gast)


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Ein Moment ist quasi eine Kraft! nur bezogen auf einen Hebelarm!

von Eduard (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Eduard schrieb:
>> Beim Moment weiß ich nicht, ob mein Gedanke richtig ist.
> Das Drehmoment hat eigentlich gar nichts mit Mikrocontrollern und
> Digitaler Elektronik zu tun. Das ist eine mechanische Größe, die angibt
> welche tangentiale Kraft in eine Entfernung zur Achse der Motor
> aufbringt, i.e. das Produkt aus Kraft und Achsenabstand.
> http://de.wikipedia.org/wiki/Drehmoment

Schön da hätte ich auch selber gucken können.

von Eduard (Gast)


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Christian schrieb:
> Ein Moment ist quasi eine Kraft! nur bezogen auf einen Hebelarm!

Ja aber so habe ich das doch geschrieben, wenn keine Kraft auf die Rolle 
oder ein Rad wirkt müsste doch nur die Trägheit gehalten werden oder? 
und wenn ich zusätzlich am Band oder Rad ziehe dann würde das Moment 
größer da die Kraft größer ist.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Eduard schrieb:
> Ja aber so habe ich das doch geschrieben, wenn keine Kraft auf die Rolle
> oder ein Rad wirkt müsste doch nur die Trägheit gehalten werden oder?

In deiner Überlegung steckt ein Grundfehler. Ein Drehmoment, also die 
zeitliche Änderung des Drehimpulses, hat nichts mit einer Kraft, einer 
Rolle, der Trägheit oder eines Motors zu tun. Das Drehmoment ist einfach 
eine physikalische Größe.
Ein konkreter mechanischer Aufbau aus Motor, Seilscheibe, Band usw. 
unterliegt bestimmen physikalischen Gesetzen (Drehimpulssatz, 
Arbeitssatz, usw.). In diesen Gesetzen kommt u.a. das Drehmoment vor. 
Was möchtest du nun? Die Erklärung für ein Drehmoment oder eine 
dynamische Analyse deines Antriebes?

von Stefan M. (derwisch)


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Ich verstehe die Unklarheit nicht richtig.
Warum so kompliziert?

Man nehme einen Akkuschrauber halte das Bohrfutter mit der Hand fest und 
dann drückt man mal den Abzug... da spürt man ganz direkt was Drehmoment 
ist.
Achtung: Aua...

Messe die Kraft, die nötig ist, um einen ( eingeschalteten ) Motor von 
Drehzahl "X" auf Drehzahl "Y" zu verringern. = Drehmoment.

Die Rolle, die Trägheit etc. hat damit nichts zu tun.

Was meinst du denn mit: "Angenommen, ich stelle jetzt einen Moment ein" 
?

Der E-Motor hat seitens des Herstellers einen bestimmten Drehmoment.
Das ist eine feste ( nicht einstellbare ) Eigenschaft des ausgewählten 
Motors.
Vorausgesetzt, er wird bei allen Messungen mit der gleichen Spannung 
versorgt.

von AR (Gast)


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Hallo Eduard,

Drehmoment = Kraft x Hebelarm

Schau mal bei Wikipedia unter "Pronyscher Zaum".
Vielleicht hilft das etwas weiter.


Gruß

Arno

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan M. schrieb:
> Messe die Kraft, die nötig ist, um einen ( eingeschalteten ) Motor von
> Drehzahl "X" auf Drehzahl "Y" zu verringern. = Drehmoment.

Welche Kraft? Wo greift sie an? Inwelche Richtung wirkt sie? 
Kraft=Drehmoment?

von Stefan M. (derwisch)


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Joe G. schrieb:
> Welche Kraft? Wo greift sie an? Inwelche Richtung wirkt sie?
> Kraft=Drehmoment?

Wenn diese bestimmte Kraft die Drehzahl verringert, ist bereits 
definiert wo sie angreift, und in welche Richtung sie wirkt.

Ansonsten würde sich die Drehzahl nicht verringern.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan M. schrieb:
> Wenn diese bestimmte Kraft die Drehzahl verringert, ist bereits
> definiert wo sie angreift, und in welche Richtung sie wirkt.

Diese These solltest du mal begründen. Ich halte sie schlichtweg für 
falsch und führ pseudophysikalischen Unsinn. Anbei mal drei einfache 
Beispiele die das widerlegen.

a.)Ein Bremsmoment wird durch eine auf einer auf der Motorwelle 
angebrachten Bremstrommel erzeugt, welche auf einer Bremsbacke reibt.

Kräfte:
1.Normalkraft, senkrecht auf der Reibfläche in radialer Richtung zur 
Motorwelle
2.Coulombsche Reibkraft, tangential auf der Bremstrommel

b.)Eine erhöhte Lagerreibung verringert die Motordrehzahl.

Kräfte: Coulombsche Reibkraft, tangential auf der Motorwelle oder dem 
Lagerring.

c.)Drehzahländerung durch Feldänderung im Stator.

Kräfte: Lorentzkraft an der Ankerwicklung. Die tangentiale Komponente 
der Lorentzkraft erzeugt am mittleren Wicklungsradius ein Moment.

Wie diese drei einfachen Beispiele zeigen, ist durch eine 
Drehzahlverringerung keineswegs definiert welche Kraft wo angreift und 
in welche Richtung sie wirkt.

von Udo S. (urschmitt)


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Stefan M. schrieb:
> Wenn diese bestimmte Kraft die Drehzahl verringert, ist bereits
> definiert wo sie angreift, und in welche Richtung sie wirkt.

Oh, je nach Größe der Kraft kann sie in allen möglichen Winkeln 
angreifen und genauso in unendlich vielen verschiedenen Abständen zur 
Rotationsachse angreifen.
:-)

@Eduard:
Drehmoment ist definiert als eine Kraft die im Abstand r tangential zu 
dem Drehpunkt angreift multipliziert mit dem Abstand r.
M = F*r.
In deinem Beispiel zieht an deinem Stahlband auf dem Wickel eine 
bestimmte Kraft. Die hängt davon ab was an dem Stahlband hängt. Da es 
ein flexibles Band ist läuft es automatisch tangential von dem Wickel 
weg.
Der Abstand r des Bands von dem Drehpunkt ist gleich dem halben 
Durchmesser des Wickels.
Dein Motor muss jetzt ein größeres Anlauf-Drehmoment haben als das 
Moment durch die Kraft auf das Stahlband um das Band aufwickeln zu 
können.
Ist das Moment gleich dreht sich der Motor mit der gleichen 
Winkelgeschwindigkeit wie vorher bzw. wenn er steht dann bleibt der 
Motor weiter stehen (was ihm bei dauerndem Stromfluss evt. nicht gut 
bekommt).
Ist das Moment kleiner wickelt sich das Stahlband ab solange die Kraft 
daran weiter zieht.
Will man das verhindern, braucht man eine Bremse.
Wie schnell sich das System bei unterschiedlichen Momenten beschleunigt 
hängt vom Trägheitsmoment des Motorläufers und der Rolle plus Wickel und 
von der Massenträgkeit des daran 'hängenden' Gewichts oder was auch 
immer ab.

: Bearbeitet durch User
von Münchner (Gast)


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@E-Motor / Stefan M: Stimmt nicht ganz.

Ein Motor hat kein "konstantes Moment" was "immer" anliegt.

Vereinfacht gesagt, Strom erzeugt Drehmoment und Spannung erzeugt 
Drehzahl.

Charakteristisch für einen E-Motor sind daher:
Drehmomentkonstante in Nm/A
EMK-Konstante in V/rpm

Angegeben werden meist
Stillstandsmoment M0 bei n=0
Nennmoment Mn bei Nenndrehzahl.

von 0815 (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Ein Drehmoment, hat nichts mit einer Kraft,... eines Motors zu tun.

Da sind andere aber anderer Meinung.

Wikipedia faßt das so zusammen:
"Wirkt eine Kraft F senkrecht auf einen Hebelarm der Länge r, so ergibt 
sich der Betrag des Drehmoments aus der Länge des Hebelarms 
multipliziert mit dem Betrag der Kraft"
http://de.wikipedia.org/wiki/Drehmoment

Da steht die Kraft sehr direkt drin.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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0815 schrieb:
> Da sind andere aber anderer Meinung.

Das ist legitim und hat etwas mit Pluralismus zu tun. Dennoch ist es 
gerade in der Physik wichtig auf kausale Zusammenhänge zu achten. Die 
Wikipediaerklärung das Moment als Kreuzproduktes zwischen Kraft und 
Ortsvektor an dem Die Kraft angreift zu beschreiben ist korrekt, jedoch 
nicht zur Definition des Drehmomentes geeignet. Ich möchte das mal an 
einem Beispiel aus der Elektrotechnik verdeutlichen.

Die elektrische Ladung Q ist eine physikalisch unabhängige 
Erhaltungsgröße. Daran zweifelt niemand. Die elektrische Kapazität ist 
definiert als der Quotient aus Ladung und Spannung, also C=Q/U. Niemand 
würde nun auf die Idee kommen die Ladung als Q:=C*U zu definieren
Vielmehr ist die Gleichung Q=C*U eine umgestellte Kapazitätsgleichung.

Zurück zur Mechanik: Der Drehimpuls ist eine unabhängige 
Erhaltungsgröße. Er kann jedoch über das Kreuzprodukt L=rxp dargestellt 
werden. Das Drehmoment ist die zeitliche Ableitung des Drehimpulses. 
M=d/dt (rxp), bei konstantem Radius also M=rxF da d/dt(p)=F ist. Das 
Drehmoment kann also mittels einer Kraft beschrieben werden, wird aber 
nicht dadurch definiert.

PS: Die Größen in den Kreuzprodukten sind vektorielle Größen.

von Walter Tarpan (Gast)


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Hmmmm...
...meinst Du, das Drehmoment wird eingängiger und intuitiver, wenn man 
es als Ableitung des Drehimpulses betrachtet? Für die wenigen unter uns, 
die keine Raumfahrt betreiben, ist der Drehimpuls doch schon eine sehr 
abstrakte Größe. *)

Da würde ich eher die Energiebetrachtung vorziehen:
Arbeit wird verrichtet, wenn ich mit einer Kraft in Wegrichtung einen 
Weg zurücklege.
Arbeit wird verrichtet, wenn ich mit einem Drehmoment um die Drehachse 
eine Drehung vollziehe.

Oder Leistungsbetrachtung:

Das gilt sogar vektoriell, wenn man das Produkt als Skalarprodukt sieht.


*) Wenn ein schwerer Schrittmotor plötzlich auf dem Schreibtisch 
herumhüft (da Rotor und Stator ein Trägheitsmoment in der gleichen 
Größenordnung haben), kann das Abstrakte natürlich schnell konkret 
werden.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Walter Tarpan schrieb:
> ...meinst Du, das Drehmoment wird eingängiger und intuitiver, wenn man
> es als Ableitung des Drehimpulses betrachtet?

Es ist zumindest ein in sich schlüssiger Ansatz. Ob er eingängiger oder 
intuitiver ist, hängt von unserer Konditionierung und der der 
Änderungsbereitschaft ab.

> Da würde ich eher die Energiebetrachtung vorziehen:

Die Energiebetrachtung ist zur Definition des Momentes auch eher 
ungeeignet. Auch hier ist die Kausalität zu beachten. Die Größen 
Drehimpuls und Winkelgeschwindigkeit ergeben einen Energieanteil 
rotatorischer Systeme, die Größen Drehmoment und Drehwinkel den zweiten 
Energieanteil. Für den ernsthaften Interessenten gibt es auch 
ausreichend Literatur dazu.

http://www.mb.fh-jena.de/page/de/fachgebiete/mechatronik/publikationen/netzwerke

http://systemdesign.ch/index.php/Physik_der_dynamischen_Systeme#konstitutive_Gesetze

http://www.physikdidaktik.uni-karlsruhe.de/publication/konzepte/3_falk.pdf

von Walter Tarpan (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Es ist zumindest ein in sich schlüssiger Ansatz. Ob er eingängiger oder
> intuitiver ist, hängt von unserer Konditionierung und der der
> Änderungsbereitschaft ab.

Da gebe ich Dir Recht. Nur dummerweise sind wir fast alle auf einen 
reibungs- und dämpfungsbehafteten Lebensraum unter einem mittelmäßigen 
Gravitationseinfluß (nicht so stark, als daß die Zeit merkbar gekrümmt 
ist, aber stark genug, daß wir nicht durch die Gegend fliegen) 
konditioniert.

Sollte sich mir allerdings einmal im Leben die Möglichkeit geben, diesen 
Lebensraum für einen Kurzurlaub, sagen wir mal für 6 Monate, auf der ISS 
zu entfliehen, würde ich natürlich auch nicht nein sagen.

Joe G. schrieb:
> Die Energiebetrachtung ist zur Definition des Momentes auch eher
> ungeeignet. Auch hier ist die Kausalität zu beachten.

Das verstehe ich nicht. Wo liegt das Problem bei der Kausalität, wenn 
Kräfte und Momente Arbeit verrichten?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Walter Tarpan schrieb:
> Das verstehe ich nicht. Wo liegt das Problem bei der Kausalität, wenn
> Kräfte und Momente Arbeit verrichten?

Das Problem liegt einfach in der Definition der Zustandsgrößen. Was ist 
also die unabhängige Ausgangsgröße (Primärgröße) und welche Größen 
werden dann aus dieser Primärgröße abgeleitet.

In Kurzform zwei Beispiele (Elektrotechnik, Mechanik) dazu:

Festlegungen:
1. Primärgröße (Erhaltungsgröße): elektrische Ladung Q
2. Speichergröße Energie Ep

abgeleitete Größen
3. Potentialdifferenz U = dEp/dQ
4. Strom I = dQ/dt
5. Fluss Phi=Integral Udt
6. Energie dEt=I*dPhi
7. Kapazität C = Q/U
8. Induktivität L = Phi/I
9. Widerstand R=U/I
10. Leistung P=U*I

Festlegungen:
1. Primärgröße (Erhaltungsgröße): Drall L
2. Speichergröße Energie Ep

abgeleitete Größen
3. Potentialdifferenz omega = dEp/dL
4. Drehmoment M = dL/dt
5. Winkel Phi=Integral omega*dt
6. Energie dEt=M*dPhi
7. Kapazität C = L/omega
8. Induktivität L = Phi/M
9. Widerstand R=omega/M
10. Leistung P=omega*M

Wie man leicht sieht, ist immer nur eine einzige Zustandsgröße 
(Primärgröße) notwendig. Alle anderen Größen lassen sich eindeutig aus 
dieser einen Größe vollständig ableiten (konstitutive Gesetze). Und 
damit zurück zum Ausgangspunkt. Die einzig notwendige Defintionsgröße 
ist der Drall (Drehimpuls). Das Drehmonent ist eine daraus abgeleitete 
Größe. M=dL/dt. Kraft und Hebelarm sind zur Beschreibung eines 
Drehmomentes nicht notwenig.

von Marco (Gast)


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Eduard schrieb:
> Ich frage mich, ob ich mir ein Drehmoment eines E-Motors ricthig
> vorstelle. Unter einer Drehzahl kann ich mir was vorstellen. Beim Moment
> weiß ich nicht, ob mein Gedanke richtig ist.
> Ich habe mir das an einem Beispiel gedacht. Zum Beispiel ein Antrieb an
> dem sich eine Rolle mit aufgewickeltem Stahlband befindet. Angenommen
> ich stelle jetzt ein Moment ein. Was passiert wenn ich nichts mit der
> Rolle mache? Dann müsste das Moment doch eigentlich nach M = P/omega 0
> sein da ommega null ist? Und wenn ich dann an dem Band ziehe würde der
> Motor dann das Moment aufbringen und quasi Material nachführen bis ich
> aufhöre zu ziehen.

Die rein mechanische Sichtweise:
Ausgehend von einer Rolle im 2D-Raum, wobei die Drehachse aus der 
Bildebene ragen würde...

M=Drehmoment
F=Kraft
m=Masse
a=Beschleunigung
r=Abstand von Drehmittelpunkt und Kraftansatzpunkt

M=F*r F=m*a

Bewegt sich die Rolle nicht, handelt es sich um eine statische Aufgabe.
Hängt ein Gewicht m an einem (masselosen) Seil in Ruhe und wir 
vernachlässigen das Trägheitsmoment der Rolle mit Radius r, dann würde 
das Gewicht die Kraft m*g an der Rolle ansetzen. Das Drehmoment ergibt 
sich dann durch r*m*g.

Gibt es keine Gegenkraft wird die Rolle beschleunigt 
(Winkelbeschleunigung*). Dann hättest du auch eine Leistung. Die 
Leistung P ist definiert als Arbeit/Zeit. Arbeit ist definiert als Kraft 
entlang einer Strecke (F*s).
D.h: Bewegt sich die Rolle nicht, beziehungsweise in diesem Fall Masse 
nicht, gibt es keine zurückgelegte Strecke und keine Arbeit.

Um die Rolle in Ruhe zu halten ist jedoch eine Gegenkraft nötig. Wenn 
wir zB von einem Aufzug sprechen, dann gibt es ein Gegengewicht, welches 
ein Drehmoment in die Gegenrichtung auf der Rolle ergibt. So wird 
praktisch ein wesentlich kleineres Drehmoment vom Motor verlangt um die 
Fahrkabine zu bewegen.


Dein E-Motor muss um das Gewicht halten zu können, ein Drehmoment 
erzeugen welches genau dem Drehmoment der angehängten Masse entspricht. 
Und um das Drehmoment bereitstellen zu können, braucht er entsprechende 
Magnetfelder, welche durch den Strom erzeugt werden. Ab diesem Punkt ist 
es dann wieder E-Technik.

Ich hoffe, dass es so einigermaßen verständlich ist...

BG, Marco
-------
* winkelbeschl=alpha
die Masse bewirkt die Kraft m*g und somit in dem Ansatzpunkt an der 
Rolle die Beschl g. Da die Tangentialbeschl dieser entspricht, ergibt 
sich für die Winkelbeschl: alpha = g/r

von Udo S. (urschmitt)


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Joe G. schrieb:
> Das Drehmonent ist eine daraus abgeleitete
> Größe. M=dL/dt. Kraft und Hebelarm sind zur Beschreibung eines
> Drehmomentes nicht notwenig.

Das ist richtig, aber der TO hat einen Motor, und eine Scheibe daran mit 
einem Metallband an dem irgendeine Kraft zieht.
Da ist es nicht sehr zielführend ihm von der Ableitung des Drehimpulses 
vorzurechnen.

Schliesslich macht es auch keinen Sinn jemand der ausrechnen will 
welcher Strom bei Spannung X durch den Widerstand Y fliesst das mit den 
Maxwellschen Gleichungen zu erklären.

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