Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik DC DC Wandler - Ansteuerschaltkreise


von Ferenc R. (rehmers)


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Hallo,

ich muss im Rahmen meines Studiums einen DC-DC-Wandler "designen". Dies 
soll mit SiC-Bauteilen stattfinden. Bei Berechnungen zu den Verlusten, 
statischen und dynamisch, kam ich darauf, dass eine gesteuerte 
Vollbrücke primärseits, und lediglich eine Vollbrücke Dioden bzw. eine 
Currentdoubler-Struktur sekundärseits optimal wäre. Jetzt bin ich auf 
der Suche nach einem geeigneten Schaltkreis. Dabei erschließt sich mir 
manchmal die Funktionsweise nicht so ganz, weil es eben auch so viele 
verschiedene Topologien gibt.

Da gäbe es zum Beispiel von TI den UCC_3895.

Das ist wohl ein Phase-Shifted-Verfahren. Dieser hat wohl zwei mal zwei 
komplementär geschaltene Ausgänge, zwischen denen dann die 
Phasenverschiebung geregelt wird. Ich bin jetzt davon ausgegangen, dass 
ich damit ganz einfach die H-Brücke primär ansteuer, das sekundäre 
Verhalten automatisch ergibt, so ist es auch im dazugehörigen Datenblatt 
abgebildet. Nun habe ich aber ein Anwendungsbeispiel in den Händen, wo 
die H-Brücke primär wie gehabt angesteuert wird, zusätzlich aber 
sekundär die beiden MOSFETs (auch CD-Struktur) geschalten werden.

Dazu wäre meine Frage, worin denn der Vorteil in der gesteuerten 
Struktur liegt?

Dann ist mir noch der UCC_28251 über den Weg gelaufen.

Bei diesem Schaltkreis frage ich mich, wie er überhaupt funktioniert. 
Ich vermute auf einer einstellbaren Frequenz mit geregeltem 
Duty-Cycle???

Dann soll es ja noch Schaltkreise für Resonanzwandler geben. Diese 
stellen wohl die Schaltfrequenz nach und arbeiten mit fester 
Einschaltdauer, ist das soweit korrekt?

Danke schon im Voraus für die Antwort

von Magic S. (magic_smoke)


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Wieviel Ahnung hast Du von Schaltnetzteilen?

Wieviel Leistung ist gefragt?

Welche Spannungen sind gefragt?

von Ferenc R. (rehmers)


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Na mit der Ahnung ist das so eine Sache. Ich habe in letzter Zeit schon 
einiges an Literatur gelesen. Praktisch habe ich schonmal einen 
Aufwärtswandler bzw. Abwärtswandler aufgebaut, mit der großen Ahnung hat 
das aber nichts zu tun. Es ist also eine große Herausforderung.

Eingangsspannung: 400V
Ausgangsspannung: 72V
Ausgangsstrom:    62A
Schaltfrequenz:   350kHz

von Magic S. (magic_smoke)


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Das sind also knapp 4500W Ausgangsleistung.
Dafür ist mir alles zu ungenau.
400V 3AC? 400V DC egal woher? PFC?

350kHz? Viel Spaß!

von U. M. (oeletronika)


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Ferenc R. schrieb:
> Dazu wäre meine Frage, worin denn der Vorteil in der gesteuerten
> Struktur liegt?
Diodenbrücken haben einen Spannungsabfall von 2 pn-Übergängen.
Da kommt man wohl nicht drum herum.
Bei Verwendung von robusten Si-Dioden als mind. ca. 1,5V.

Ich meine, mit gesteuerten Brücken hat man die Möglichkeit die
Verluste im Gleichrichter mit sehr geringen R_DS zu minimieren.
Gruß Öletronika

von Dirk J. (dirk-cebu)


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Ferenc R. schrieb:
> Eingangsspannung: 400V
> Ausgangsspannung: 72V
> Ausgangsstrom:    62A
> Schaltfrequenz:   350kHz

Also ein echtes Anfängerprojekt :) :) :)

von Ferenc R. (rehmers)


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magic smoke schrieb:
> Das sind also knapp 4500W Ausgangsleistung.
> Dafür ist mir alles zu ungenau.
> 400V 3AC? 400V DC egal woher? PFC?
>
> 350kHz? Viel Spaß!

Die Spannung kommt aus einer PFC, diese hat ca 3kW, also ungefähr das, 
was eine Phase hergibt. Es muss möglich sein eine Spannung von bis zu 72 
V auszugeben, um den Strom einigermaßen aufrecht erhalten zu können, 
aber prinzipiel sollen bei 48V/62A herauskommen. Klar ist mir dabei 
schon, dass man bei 72V nicht die 62A fahren kann.

von Ferenc R. (rehmers)


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U. M. schrieb:
> Ferenc R. schrieb:
>> Dazu wäre meine Frage, worin denn der Vorteil in der gesteuerten
>> Struktur liegt?
> Diodenbrücken haben einen Spannungsabfall von 2 pn-Übergängen.
> Da kommt man wohl nicht drum herum.
> Bei Verwendung von robusten Si-Dioden als mind. ca. 1,5V.
>
> Ich meine, mit gesteuerten Brücken hat man die Möglichkeit die
> Verluste im Gleichrichter mit sehr geringen R_DS zu minimieren.
> Gruß Öletronika


Das habe ich eben auch schon oft gelesen, aber:

Wenn ich davon ausgehe, dass sich der Strom über zwei Pfade verteilt, 
habe ich pro Zweig 31A.

Schaue ich im Datenblatt der Diode bei 125°C, erhalte ich eine V_f von 
2,1V und 31A, sind nach Adam Ries 63W

Gehe ich bei einem MOSFET von einem R_ds_on von typisch 80mA aus, ergibt 
sich:
31A^2x0,08R=77W

=> Vorteil für die Diode

von Arsenico (Gast)


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DC-DC-Wandler "designen"

Nur designen ?

von Tany (Gast)


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350 Khz bei 400V?
wenn du das hinbekommst bei einer Wirkungsgrad von ca. 60%, kannst du 
patentieren lassen :-)

von U. M. (oeletronika)


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Ferenc R. schrieb:
> Gehe ich bei einem MOSFET von einem R_ds_on von typisch 80mA aus
Hallo,
du meinst wohl 80 mOhm?

Aber wo steht, das ein FET typisch 80 mOhm haben müßte ???

Wie wäre es denn, wenn du einen FET benutzt, der z.B. bei max. U_DS=100V 
einen Kanalwiderstand von 5 mOhm hat?
Gruß Öletronika

: Bearbeitet durch User
von Magic S. (magic_smoke)


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Ob Du gleich an eine Synchrongleichrichtung herangehen solltest? Ich 
empfehle, diesen Spaß als Anfänger bleibenzulassen. Das wird bei der 
Leistung sonst schnell ein einziges großes rauchendes Transistorgrab.

72V sind auch schon nicht mehr ganz so einfach zu handhaben. Du brauchst 
noch etwas Luft für die Glättungsdrossel und Diodenverluste, aus dem 
Trafo kommen folglich 80-90V. Die Dioden müssen bei einer 
Zweiweg-Gleichrichtung die doppelte Ausgangsspannung des Trafos sperren 
können, brauchst also mindestens 200V oder besser 300V Dioden. Ein paar 
Dioden parallel um die Flußspannung niedrig zu halten bekommt man auch 
die Verlustleistung in den Griff.

Die 350kHz solltest Du aber ganz schnell knicken und nicht über 
80..100kHz hinausgehen. Sonst kriegst Du Probleme mit der 
Treiberleistung und Umschaltverlusten. Außerdem geht das Ding mit 350kHz 
auch als guter LW-Sender durch. Die EMV Messungen beginnen glaub ich bei 
150kHz.

Schon eine Idee wo Du die Teile für den Transformator herbekommst?

von Ferenc R. (rehmers)


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U. M. schrieb:
> Ferenc R. schrieb:
>> Gehe ich bei einem MOSFET von einem R_ds_on von typisch 80mA aus
> Hallo,
> du meinst wohl 80 mOhm?
>
> Aber wo steht, das ein FET typisch 80 mOhm haben müßte ???
>
> Wie wäre es denn, wenn du einen FET benutzt, der z.B. bei max. U_DS=100V
> einen Kanalwiderstand von 5 mOhm hat?
> Gruß Öletronika


Hi,

das mit den 80mOhm steht in Datenblättern, und da ist der Mosi 
Strombelastbarkeitsmäßig schon überdimensioniert, andere haben sogar 
450mOhm. Ich habe Vergleiche der Verlustleistungen angestellt, wonach es 
sich so verhält, dass zwar die Durchgangsverluste mit sinkenden R_ds_on 
sinken, aber die Schaltverluste wiederum steigen.

Ergo:

- Hohe Strombelastbarkeit:
>> niedriger Bahnwiderstand + große Ausräumladung
>> kleine Durchlassverluste + große Schaltverluste


- Niedrigere Strombelastbarkeit:
>> höherer Bahnwiderstand + kleine Ausräumladung
>> große Durchlassverluste + kleine Schaltverluste

Es gibt verlustmäßig also keine riesig großen Unterschiede, welche 
Auswahl ich treffe. Dein Vorschlag haut außerdem nicht wirklich hin, da 
der MOSFET mindestens 400V sperren muss.

Ich finde es nett, dass so viele schreiben, allerdings möchte ich 
nochmal auf die eigentlichen Fragen hinweisen, die handelten vom 
Verständnis der Funktionsweise bestimmter Schaltkreise.

von Ferenc R. (rehmers)


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@magic stroke

Danke für Deine Antwort. Die Aufgabe beinhaltet die Verwendung von 
SiC-Bauteilen. Diese haben wirklich gute Materialeigenschaften, so dass 
zum Beispiel bei den Dioden noch nicht einmal die Q_rr angegeben wird. 
Außerdem haben die eine minimale Sperrspannung von 600V bei den Dioden 
und 1200V bei den MOSFETz, was reichen sollte. Die Treiberleistungen 
habe ich auch schon berechnet und es ist nicht so, dass es da nichts 
gäbe. Anstiegszeiten und Verzugszeiten von 10-20ns sind laut 
Datenblättern durchaus möglich. Die Bauteilbeschaffung und Auslegung für 
die Spulen/den Transformator kann ich auf einen Komilitonwn abwälzen(-: 
(wenn das kein Lichtblick ist). Aber wie ich es gerade geschrieben habe, 
die Frage war eigentlich ne andere - wobei ich für nützliche 
Randbemerkungen immer ein offenes Ohr habe, oder auch zwei...EMV soll 
mich erst einmal nicht kümmern

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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"Dann ist mir noch der UCC_28251 über den Weg gelaufen.

Bei diesem Schaltkreis frage ich mich, wie er überhaupt funktioniert.
Ich vermute auf einer einstellbaren Frequenz mit geregeltem
Duty-Cycle???"

Meinst du nicht selber, daß dein Kenntnisstand nicht ausreicht das in 
absehbarer Zeit auf die Beine zu stellen? Ich dachte bislang man 
studiert, arbeiten ist was anderes und dann im Job. Ein Profi ist mit 
sowas Monate beschäftigt und hat viele Jahre Erfahrung.

Und ich frage mich auch, was macht der Prof wenn du tot umfällst wegen 
einem Versehen. Bei dieser Schaltung ist genug Potenzial für einen 
sofotigen Abgang drinnen!

Ich würde mir an deiner Stelle ein anderes Thema suchen.


Es gibt keine totale Übersicht über verfügbare Chips! Jeder hat so seine 
Lieblinge und Erfahrungen. Frag mal Fralla. Der macht anscheinend nix 
anderes denn ganzen Tag. Dann ist es aber auch nicht mehr auf deinem 
Mist gewachsen...

Ich kann dir sagen wie man es professionell macht:
Daten zusammenstellen und den Halbleiterherstellern zumailen mit dem 
Wunsch nach dem richtigen Chip und Topologie. Notfalls mit Stückzahlen 
volllabern. Gängiger Weg wenn dein Design nicht was neuartiges enthält 
und eventuell als Firmengeheimnis oder Patent verwertet werden wird. Bei 
deinem Kenntnisstand sehe ich das momentan nicht.

Viel Erfolg!

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