Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik AVRs mit Quarz ohne Anschwingkondensatoren?


von atmega9 (Gast)


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Hallo Leute!

Ich hab gestern im Internet eine sehr merkwürdige Schaltung gefunden. 
Ein AVR wird mit einem 8Mhz Quarz mit 100nF (!) Kondensatoren in einem 
Tutourial betrieben ("Hallo Welt/Blink"). Meine Verwunderung war groß, 
doch in der Zeitschrift elektor fand ich das andere Extrem: Eine 
AVR-Steuerung für Servos. Und der Quarz war ohne jeglichen Kondensator 
angeschlossen. In beiden Fällen frage ich mich: Funktioniert das? Was 
ich über Quarze an AVRs gelernt hatte scheint hier nicht zu stimmen.

Bitte um euren Rat!
Gruß mega9

von Dennis K. (scarfaceno1)


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Kann funktionieren, muss aber nicht.
Es kommt dabei auch immer auf die Schaltung und vor allem das Layout an.

Ich habe mich bis jetzt immer an die Appnote von Atmel gehalten und bin 
auf Nummer sicher gegangen.

Die nehmen ja auch (fast) keinen Platz weg.

von Justus S. (jussa)


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atmega9 schrieb:
> Und der Quarz war ohne jeglichen Kondensator
> angeschlossen.

sicher dass es ein Quarz und kein Quarzoszillator war?

von Harald (Gast)


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Ich würde mich trotzdem an die Standardbeschaltung halten...

von Bücherwurm (Gast)


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Der korrekte Weg wäre eigentlich:
Ausgehend von der Schaltungsempfehlung des Mikrocontrollerherstellers 
den Oszillator aufbauen. Quarz auswählen. Anschwingreserve und 
Quarzleistung messen und Kapazitäten ggf. anpassen.
Anschwingreserve kann man selbst messen. Quarzleistung macht bei einem 
Serienprodukt oft der Quarzhersteller, indem man ihm die Elektronik 
schickt.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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atmega9 schrieb:
> Ein AVR wird mit einem 8Mhz Quarz mit 100nF (!) Kondensatoren in einem
> Tutourial betrieben ("Hallo Welt/Blink").
Wenn der auf dem internen Oszillator läuft, ist das problemlos 
möglich.

> Eine AVR-Steuerung für Servos. Und der Quarz war ohne jeglichen
> Kondensator angeschlossen.
Mit einem schlechten Layout bekommt man die nötige Lastkapazität schon 
auch zusammen.

> In beiden Fällen frage ich mich: Funktioniert das?
Es gibt Leute, die fahren ein Auto auf 2 Rädern. Für mich ist so ein 
Betriebszustand eher grenzwertig...

von 6A66 (Gast)


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Justus Skorps schrieb:
> atmega9 schrieb:
>> Und der Quarz war ohne jeglichen Kondensator
>> angeschlossen.
>
> sicher dass es ein Quarz und kein Quarzoszillator war?

Ich vermute mal einen Resonator, der hat meistens die Lastkapazitäten 
mit integriert und ist billiger als ein Quarz:

http://de.mouser.com/ProductDetail/Murata-Electronics/CSTCE8M00G55-R0/?qs=sGAEpiMZZMsM6DN%2fJgM536A7aayMHs0u

rgds

von Somebody123 (Gast)


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atmega9 schrieb:
> AVR-Steuerung für Servos. Und der Quarz war ohne jeglichen Kondensator
> angeschlossen. In beiden Fällen frage ich mich: Funktioniert das? Was
> ich über Quarze an AVRs gelernt hatte scheint hier nicht zu stimmen.

Kann gehen, muss aber nicht.
Eventuell reichen die parasitären Kapazitäten aus. Etwas zum lesen dazu:
http://www.geyer-electronic.com/fileadmin/user_upload/box/Quarze-Oszillatoren-d.pdf

Wie andere schon schrieben, um rechnen / messen kommt man nicht herum - 
da spart man am falschen Ende.

Wenn du das nicht möchtest bzw. den Platz nicht hast, nimm doch einen 
MEMS- oder Quarzoszillator.

Ich nehme für Privatprojekte fast immer einen Quarzoszillator, weil ich 
grundsätzlich faul bin und mir die 0,2€ Mehrkosten nicht weh tun.

Ausnahme sind Batteriebetriebene Geräte, da geht es oft nicht - 
Stromverbrauch zu hoch.

von Harry (Gast)


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atmega9 schrieb:
> Und der Quarz war ohne jeglichen Kondensator
> angeschlossen.

Ja, das funktioniert anscheinend schon, habe es selber schon 
ausprobiert.
Allerdings weicht die reale Quarzfrequenz etwas ab, wenn man auf die Cs 
verzichtet.

Könnte mir ansonsten vorstellen, dass manche Quarze mit geringer Güte 
ohne diese Cs gar nicht anschwingen...


Ein fehlender Abblock-C (100n) kann je nach Taktfrequenz und genutzten 
internen Funktionen (ADC etc.) sicher schnell zum Problem werden.

Auch den Reset-Pin sieht man oft minimalistisch beschaltet.
Ich selber benutze immer einen 10k von Vcc zum Reset-Pin und von dort 
einen 100nF-C nach Masse, meistens noch einen Taster parallel zum C, um 
ein manuelles Reset auslösen zu können. Andere nehmen lieber 1µF oder 
direkt einen Reset-Baustein für die Steuerung...
(es kommt dabei auch darauf an, wie schnell die Betriebsspannung im 
Einschaltmoment bereit steht - siehe Thema Brown-Out(-Detection))

von Paul R. (atmega9)


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Heißt das also, dass der Quarz auch ohne kerkos funzt. Nur halt nicht 
immer. Gut, damit ist meine Frage geklärt. Danke!

von Falk B. (falk)


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@ Paul R. (atmega9)

>Heißt das also, dass der Quarz auch ohne kerkos funzt. Nur halt nicht
>immer. Gut, damit ist meine Frage geklärt. Danke!

Einige AVRs haben intern (zuschaltbare) Lastkapazitäten.

von Soul E. (Gast)


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Für jede Kombination aus Quarz und Controller gibt es einen optimalen 
Kapazitätswert. Der liegt zwischen 2pF und 75pF. Bei einem Wert am 
unteren Ende der Skala reichen manchmal schon die Leiterbahnen, so dass 
die Pads unbestückt bleiben können.


Dem Bastler ohne Messmittel würde ich für die Kombination ATmega / 
Reichelt-Quarz aber schon zu den üblichen 22pF (18..33pF) raten.

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