Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik PSSR, Netzbrummen


von Christoph Keppler (Gast)


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Hallo zusammen,

nachdem mein kleines Verstärkerprojekt jetzt soweit gut funktioniert 
geht es an die Details. Ich habe ein relativ lautes Netzbrummen 
(+Oberwellen) im Lautsprecher. Versorgungsspannung ist +-26V aus 18VAC 
mit Gleichrichterbrücke und 2*4700µF/63V Filterkondensatoren. Habt ihr 
Vorschläge zur Verbesserung der PSRR? Ich vermute dass der Ripple an den 
Endtransistoren nicht so tragisch sein wird sondern eher in der 
Versorgung des long tailed pair? Ich hatte überlegt dort 100 Ohm + 470µF 
in Serie zu schalten. In vielen entwürfen kommt auch anstatt des 
gemeinsamen Widerstandes im long tailed Pair eine Transistor-Stromquelle 
zum Einsatz. Mit led+Bipolar. Bei LTSpice in der Simulation war das aber 
vom Brummen her nicht besser als nur mit dem Widerstand. (Brummen 
simuliert als 2Vpp Sinus mit 26VDC Offset). Also ich bin offen für 
Vorschläge.

Ein andere Punkt wäre eine Adäquate Filterung am Eingang. Der C + die 
22k geben ja schon einen Hochpass. Allerdings würde ich gerne auch einen 
Tiefpass, vllt 60KHz dazu bauen um hochfrequentes vom Eingang fern zu 
halten. Wie dimensioniere ich den am Besten um die Eingangsimpedanz 
nicht signifikant zu ändern? Ich bin mir da nicht so ganz sicher.

von MaWin (Gast)


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1n am BD140 ?
Feste Ruhrstromvorgabe ?
Kein SOA Schutz der Ausgangstransistoren vor Überstrom ?
Kein Boucherot Glied am Ausgang ?
Keine Drossel zum Abblockung von Hf die über die Lautsprecherleitungen 
als UKW Antenne reinkommen will ?
R9 ohne Boost Kondensator verhindert ausreichende Aussteuerung.
Na ich weiss ja nicht.

Möglicherweise liegt es an deiner Masseführung und der Signalquelle.
Brummt es auch bei kurzgeschlossenem Eingang ?

von Christoph Keppler (Gast)


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Masseführung ist Sternförmig. Da laufen keine Lastströme über 
Signalmassen. Und ja, keine dieser Maßnamen. Bewusst nicht. Ich möchte 
den Verstärker nach und nach erweitern ganz einfach aus dem Grund um 
jede einzelne Funktion im Detail zu verstehen und nicht einfach nur 
irgend einen Schematic aus dem Netz nachzubauen. Übrigens sind die 1n am 
BD140 ein relativ effektiver Schutz gegen HF. Ich betreibe den 
Lautsprecher auch nicht mit langen Leitungen. Sondern mit ca. 30cm auf 
dem Arbeitstisch.

Was du mir aber gerne noch erklären kannst ist wie R9 bei der 
Aussteuerung hilft. Ich versteh das glaube ich noch nicht ganz. Ich habe 
wohl verstanden dass er die Schleifenverstärkung deutlich erhöht. Das 
mit der Aussteuerbarkeit habe ich wohl noch nicht ganz verstanden.


Die Ausgangstransistoren sind völlig überdimensioniert und auf einem 
massiven kühlkörper. Die Zuleitungen sind mit 2,5A abgesichert. Da 
passiert definitiv nichts. Wie gesagt, ich will nicht mit einem komplett 
komplexen design starten sondern es nach und nach komplexer machen. mit 
Verständnis der einzelnen stufen.

von MaWin (Gast)


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C3 macht den Verstärker nicht nur stabiler, sondern auch langsamer.
R9 kann nur bis zu einer bestimmten Restspannung ausreichend 
Ansteurstrom liefern, darüber hinaus knickt die Endstufe ein. Daher 
(weil Audioverstärker im Mittel gleichspannungsfrei sind) verwendet man 
einen Kondensator als Boost, dann liegt über R9 immer V3 und er ist eine 
Konstantstromquelle mit immer ausreichendem Strom.

     |
    R9
     |  -  +
     +--Elko--Ausgang
     |
    R9'
     |
    V3-

Vielleicht hast du ja C2 nicht an Masse, sondern aus Versehen an V-

von Christoph Keppler (Gast)


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MaWin schrieb:
> C3 macht den Verstärker nicht nur stabiler, sondern auch langsamer.
> R9 kann nur bis zu einer bestimmten Restspannung ausreichend
> Ansteurstrom liefern, darüber hinaus knickt die Endstufe ein. Daher
> (weil Audioverstärker im Mittel gleichspannungsfrei sind) verwendet man
> einen Kondensator als Boost, dann liegt über R9 immer V3 und er ist eine
> Konstantstromquelle mit immer ausreichendem Strom.
>
>      |
>     R9
>      |  -  +
>      +--Elko--Ausgang
>      |
>     R9'
>      |
>     V3-
>
> Vielleicht hast du ja C2 nicht an Masse, sondern aus Versehen an V-

Also C2 hab ich gecheckt. Ist an Masse. Die masse sieht auf dem OSZI an 
allen wichtigen Punkten auch sauber aus. Auch mit 1mV/Div kein 50Hz zu 
sehen.

R9 und R9' sind ja in vielen Designs gleich groß. Das Elko wird also 
über R9' auf etwas unterhalb V3- aufgeladen. Das würde ja aber auch 
funktionieren wenn der Elko am  anderen Ende auf Masse hängt. Ich habe 
verstanden dass die Verstärkung sich erheblich erhöht wenn über den 
Kondensator quasi Ausgangssignal auf die Mitte des R9' R9 zurück geführt 
wird. Allerdings ändert sich ja auch die Spannung an diesem Punkt. Oder 
gilt diese Betrachtung nur für DC? Habe ich es richtig Verstanden, dass 
es darum geht sowohl die Betriebsspannung hoch zu halten als auch 
gleichzeitig eine Erhöhung der Verstärkung zu erreichen?

von MaWin (Gast)


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Die Verstärkung erhöht sich damit nicht, aber die Aussteuerbarkeit.
Vielleicht solltest du den Begriff mal googeln.

von Christoph Keppler (Gast)


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Ich hab das nachgelesen und in diversen Beiträgen wird immer wieder 
betont dass sich die open-loop Verstärkung der Schaltung drastisch 
erhöht was zu deren Linerität beiträgt.

In meiner LT-Spice Simulation ist übrigens nicht VE- am Kondensator 
sondern nur etwa die Hälfte, was ja irgendwie auch Sinn macht. 
Spannungsteiler und so? Von R9' aus liegt ja aber immernoch R9 durch den 
der gesamte Strom muss. Je größer die Aussteuerung desto kleiner ja auch 
die Spannung über R9. Ergo desto kleiner der Strom? R9 ist zwar jetzt 
nurnoch halb so groß wie vorher aber auch die Spannung über R9 ist ja 
nurnoch halb so groß? Oder ist die Idee dahinter, dass bei hinreichend 
Großer Ausgangsspannung der Kondensator nicht von Ve aus geladen wird 
sondern von der Ausgangsspannung? quasi angehoben wird?

Ist es wirklich sinnvoll R9' und R9 jeweils gleich groß zu machen?

von schwachstromelektriker (Gast)


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Wenn auf den Betriebsspannungen noch Ripple vorhanden ist, dann wird 
dieser durch R2 in die Schaltung eingekoppelt. Der Widerstand sollte 
also besser durch eine Stromquelle ersetzt werden.
Simulieren sollte man das nicht nur mit einem Eingangssignal, sondern 
indem man die Betriebsspannungen mit verschiedenen Rippelspannungen 
überlagert.

von schwachstromelektriker (Gast)


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Noch vergessen:
Die Ausgangsimpedanz der Signalquelle sollte auch mit simuliert werden. 
Wenn nämlich der Ruhestrom des Differenzverstärkers von einem Ripple 
überlagert ist, wird auch der Eingangsbasisstrom einen überlagerten 
Ripple aufweisen. Dieser erzeugt an der Impedanz der Signalquelle einen 
Spannungsabfall, und schon hat man eine Ripplespannung am Eingang.

von Christoph Keppler (Gast)


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Moinsen,

Ich hab das simuliert, hänge das File mal an. Allerdings hält sich der 
Gewinn durch die Stromquelle in engen Grenzen. Und So arg gut ist auch 
die Aussteuerbarkeit trotz bootstrap nicht. Was die Quellimpedanz 
angeht, so liegt ja Ri meines Verstärkers parallel mit Ra der Quelle 
also 22k parallel kopfhörerausgang. Der ist extrem niderohmig. da wird 
nichts herkommen. wofür auch spricht, dass mit in nach GND 
kurzgeschlossen immernoch genauso viel brummen da ist.

Das mit der Stromquelle dachte ich mir auch. Mich macht einfach stutzig, 
dass es laut Simulation so wenig bringt.

von mhh (Gast)


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Christoph Keppler schrieb:
> Das mit der Stromquelle dachte ich mir auch. Mich macht einfach stutzig,
> dass es laut Simulation so wenig bringt.

Das reale Leben verhält sich oft anders.  :)

Bei Verwendung einer Stromquelle kommt es den Transistoren so vor, als 
würden sie über einem recht hochohmigen Widerstand an einer wesentlich 
höheren Betriebsspannung hängen. Sie reagieren darauf mit einem größerem 
lineareren Arbeitsbereich und trotzen mit Gelassenheit dem Hang nach 
Verzerrungen. Dadurch kann die Gegenkopplung gelockert werden - was die 
Verstärkung und die Betriebsspannungsunterdrückung erhöht. Also ganz 
entspannt für alle in Richtung Tinnitus.  :)


(Brummt der Verstärker vllt. weil er schwingt? Stromaufnahme gemessen? 
Einige von den von MaWin aufgezählten Sachen sollten vom Anfang an dabei 
sein und nicht erst Bestandteil einer Weiterentwicklung werden.)

von Christoph Keppler (Gast)


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mhh schrieb:
> (Brummt der Verstärker vllt. weil er schwingt? Stromaufnahme gemessen?
> Einige von den von MaWin aufgezählten Sachen sollten vom Anfang an dabei
> sein und nicht erst Bestandteil einer Weiterentwicklung werden.)

Ist 50Hz brummen aus dem Netz. Es verschwindet komplett wenn ich die 
Endstufe am geregelten Netzteil betreibe. Ist auch nicht irgendwie 
eingekoppelt sondern kommt auf dem PowerSupply.

=) bin echt begeistert was dieses mal so alles an guten Tipps und Ideen 
kommt. Mir fehlt auf den einschlägigen Seiten oft eine wirklich Antwort 
warum manche Schaltungstricks verwendet werdend und WIE GENAU sie wirken

von Christoph Keppler (Gast)


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Ich werde jetzt mal doch in der realen Schaltung R2 durch eine SQ 
ersetzen, dann sehen wir weiter.

von MaWin (Gast)


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Christoph Keppler schrieb:
> Ist es wirklich sinnvoll R9' und R9 jeweils gleich groß zu machen?

Ja, das ist das einfachste, er muss ja im Ittel gleich schnell geladen 
werden wie entladen.
Man kann auch Dioden einbauen um ihn schneller zu laden, büsst damit 
aber an Linearität ein.

Ob R9 am Elko zu nn mA Treiberstrufen(fastkonstant)strom führt, oder 
eine nn mA Konstantstromquelle, ändert an der Verstärkung genau nichts, 
die Konstantstromquelle ist aber aktiv und bringt daher Verzerrungen, 
der Elko ist passiv und verzerrt durch nicht ganz so konstanten Strom 
(bei steigender Halbwelle ist der grösser als bei fallender Halbwelle 
denn dann hat sich der Elko schon ein wenig entladen).

von Ulrich H. (lurchi)


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Die Widerstände für das Bootstrapping müssen nicht gleich groß sein, 
aber gleich groß ist schon eine ganz gute Wahl, wenn der Elko nicht so 
groß werden soll: der Widerstand zur Versorgung legt die Grenzfrequenz 
fest, und andere Widerstand bestimmt wie sehr sich eine kleine 
Restwechselspannung in Strom umwandelt. So wirklich groß ändert sich 
nichts, wenn man die Widerstände etwa 2:1 aufteilt.

Die aktive Stromquelle geht halt auch für sehr niedrige Frequenzen und 
DC - Bootstrapping erlaubt dafür ein kleines bisschen mehr Aussteuerung 
(z.B. 1 V bei BJTs dahinter, mehr bei MOSFETs). Allerdings kommt man auf 
der anderen Seite nur relativ schlecht so weit an die Versorgung, so 
dass man das mehr an Aussteuerung kaum nutzen kann. Es ist halt mehr die 
Frage ob man einen Transistor oder Elko verbauen will.

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