Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik CAN Anbindung - ein bisschen Input gebraucht.


von Martin S. (sirnails)


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Guten Abend miteinander,

ich bräuchte mal ein bisschen Input, weil mir das Thema noch nicht 
sonderlich geläufig ist.

Ich bin aktuell in eine Entwicklung involviert in der eine CAN Anbindung 
gefordert wird. Über den Bus kommen Steueranweisungen an meine Hardware, 
die ausgewertet und angewendet werden müssen. Das Gerät, von dem die 
Daten kommen ist mir unbekannt, die Spezifikation sowie Befehle werden 
mir allerdings mitgeteilt.

Im Prinzip ist das alles, was ich weiß.

Jetzt beginnt für mich als Absolvent, der bisher noch nicht viel mit CAN 
am Hut hatte das große Recherchieren.

Mein Gerät braucht also einen Controller, der dem AECQ-Standard 
entspricht, und bis mindestens 100°C Gehäusetemperatur störungsfrei 
arbeitet. Darüber hinaus brauche ich einen CAN-Transceiver, der mir die 
Pegelanpassung macht.

Bei Microchip wurde ich bisher fündig, und bin über MCP2561 gestolpert. 
Macht der allerdings nur High-Speed oder auch Low-Speed? Bzw. sind beide 
Standards abwärtskompatibel im Bezug auf den Transceiver? Und wie sieht 
das mit dem µC aus? Der soll eigentlich nicht viel machen, außer dem 
Wert, der über den Can-Bus kommt, D/A zu wandeln.

Dann weiterhin: Ich brächte eine PC-Hardware, mit der ich dann auch 
CAN-Signale erzeugen kann um das ganze zu testen. Kennt da jemand eine 
adäquate Hardware oder Dev-Kit?

Vielen Dank, schönen Abend noch, M.S.

von Janvi (Gast)


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habe selbst die Teile von Ixxat.de was auf dem low level zum debuggen 
ganz gut reicht. Die optimale Referenz kommt von www.vector.de ist aber 
nicht ganz billig. Ansonsten würde ich mich erst mal beim Bosch 
Originaldokument einlesen und dann evtl. CanOpen (falls relevant) 
angucken. Letzteres in den Tiefen auszuloten ist ziemlich mühsam und es 
lohnt sich hier jemand befragen zu können der schon Bescheid weis

von Frank K. (fchk)


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Martin Schwaikert schrieb:

> Mein Gerät braucht also einen Controller, der dem AECQ-Standard
> entspricht, und bis mindestens 100°C Gehäusetemperatur störungsfrei
> arbeitet. Darüber hinaus brauche ich einen CAN-Transceiver, der mir die
> Pegelanpassung macht.

Schau hier:
http://www.freescale.com/webapp/sps/site/homepage.jsp?code=IFATOATMTV

Die Qorivva/MPC5xxx PPC sind im Automotive-Bereich sehr beliebt. Für 
bestimmte Typen garantiert Freescale eine mindestens 15-jährige 
Verfügbarkeit. Im Automotive-Sektor willst Du das haben.

fchk

von Till X. (till_n)


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Für den CAN Controller ist High und Low Speed egal, beim Transceiver 
hast du immer entweder einen für Highspeed oder einen für Lowspeed.

NXP hat einige Transceiver, die auch in der Automobilindustrie 
eingesetzt werden.
Der von dir gefundene geht natürlich auch.

Beim Mikrocontroller würde ich dir raten direkt einen mit CAN-Controller 
zu nehmen. Dann brauchst du keinen extra Controller.

Vector bietet Tools für die Analyse von CAN-Netzwerken an. Die Software 
CANanalyzer wäre für deine Anwendung die richtige. Passend dazu gibt es 
kleine CAN Interfaces für USB.

Für den AT90CAN32/64/128 von Atmel wirst du hier im Mikrocontroller.net 
wahrscheinlich die beste Unterstüzung finden. Der hat einen CAN 
Controller.

http://www.atmel.com/tools/ATDVK90CAN1.aspx

von dummschwaetzer (Gast)


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>> Das Gerät, von dem die Daten kommen ist mir unbekannt, die Spezifikation >> 
sowie Befehle werden mir allerdings mitgeteilt.

frage den mitteilenden auch nach seiner black-list für can-controller, 
von den übrigen 5 soll er dir einen vorschlagen.

von Martin S. (sirnails)


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Frank K. schrieb:
> Die Qorivva/MPC5xxx PPC sind im Automotive-Bereich sehr beliebt. Für
> bestimmte Typen garantiert Freescale eine mindestens 15-jährige
> Verfügbarkeit. Im Automotive-Sektor willst Du das haben.

Ob 15 Jahre sei mal dahingestellt, aber so ein Redesign ist - dank der 
dann folgenden Neuzertifizierung - sau teuer. Fünf Jahre müssten also 
mindestens sein, 10 wären natürlich besser.

Schwierig ist: Einerseits will jeder Chiphersteller im 
Automotive-Bereich mitspielen und haut daher sein Zeug auf den Markt, 
andererseits ist halt Microchip und Atmel ein quasi-Standard, zu dem 
sich sehr sehr viel im Netz findet. Wenn ich an das Drama mit dem 
Stellaris Cortex-M3 denke, dann fasse ich das Zeug von TI freiwillig 
nicht mehr an (auch wenn es an sich ja nicht schlecht ist).

Wenn ich mich jetzt also auf einen Prozessor festlege, dann sollte es 
auch bei dem bleiben (dann auch für andere Anwendungen). Denn man 
braucht halt dann auch die IDE zur Entwicklung, Programmer und so 
weiter. Und das kostet halt alles Geld.

Janvi schrieb:
> Die optimale Referenz kommt von www.vector.de ist aber
> nicht ganz billig.

Danke für den Hinweis, sehe ich mir mal an. Die Kostenseite ist aktuell 
eher untergeordneter Rolle. Es kostet halt das, was es kostet aber dafür 
kauft man es ja nur einmal.

Till Xxx schrieb:
> Beim Mikrocontroller würde ich dir raten direkt einen mit CAN-Controller
> zu nehmen. Dann brauchst du keinen extra Controller.

Ja, das war auch mal mein Plan :)

Till Xxx schrieb:
> Passend dazu gibt es
> kleine CAN Interfaces für USB.

Irgend einen Tipp was da halbwegs solide ist?

dummschwaetzer schrieb:
> frage den mitteilenden auch nach seiner black-list für can-controller,
> von den übrigen 5 soll er dir einen vorschlagen.

Die gibt es nicht, da deren Anforderung "CAN" von einem der zugekauften 
Geräte kommt, das mit unserem Gerät verbunden wird. Es sind quasi drei 
Stühle. Leider darf ich hier halt nicht mehr sagen (NDA).

: Bearbeitet durch User
von Frank K. (fchk)


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Martin Schwaikert schrieb:
> Frank K. schrieb:
>> Die Qorivva/MPC5xxx PPC sind im Automotive-Bereich sehr beliebt. Für
>> bestimmte Typen garantiert Freescale eine mindestens 15-jährige
>> Verfügbarkeit. Im Automotive-Sektor willst Du das haben.
>
> Ob 15 Jahre sei mal dahingestellt, aber so ein Redesign ist - dank der
> dann folgenden Neuzertifizierung - sau teuer. Fünf Jahre müssten also
> mindestens sein, 10 wären natürlich besser.

Nein, 15 Jahre haben bei Automotive schon ihren Sinn. Schau mal, wie 
lange die Lebensdauer eines Autos ist. Mein Audi A4 Avant beispielsweise 
ist Modelljahr 2004, und er wird sicher noch etliche Jahre leben. Die 
Ersatzteilversorgung muss über den gesamten Zeitraum gesichert sein, und 
wenn es bestimmte Komponenten irgendwann nicht mehr gibt, muss sich der 
OEM oder der Zulieferer einen entsprechenden Vorrat auf Lager legen. 
Langzeiteinlagerung ist nicht trivial und nicht billig.

> andererseits ist halt Microchip und Atmel ein quasi-Standard, zu dem

aber nicht bei Automotive! Quasi-Standard dort sind die Infineon 
C167/XC2000 Geschichten in Verbindung mit dem Keil-Compiler oder bei 
höheren Anforderungen die Freescale PPC-Teile. Auch STM hat für den 
Automotive-Bereich PPC-Zeugs im Angebot - genau deswegen.

> sich sehr sehr viel im Netz findet. Wenn ich an das Drama mit dem
> Stellaris Cortex-M3 denke, dann fasse ich das Zeug von TI freiwillig
> nicht mehr an (auch wenn es an sich ja nicht schlecht ist).

Wobei das eine spezielle Situation war. TI hat Luminary Micro aufgekauft 
und irgendwann festgestellt, dass deren Produkte so dermaßen voller 
Fehler sind, dass es besser ist, das Zeugs möglichst schnell in die 
Tonne zu drücken. Oder sie haben die Fertigung in den eigenen Fabs nicht 
richtig auf die Reihe bekommen, weil das Zeugs für einen Prozess designt 
war, den TI nicht hat. Das hat schon den Transputern vor 20 Jahren den 
Garaus gemacht. STM hatte große Schwierigkeiten mit der Ausbeute in 
ihren eigenen Fabs gehabt - inmos war schon viel weiter.

Gehe davon aus, dass Du bei echten TI-Produkten so etwas nicht erleben 
wirst.

fchk

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Schau dir dennoch mal den MCP2515 als CAN-Controller an. Ich finde den 
absolut super, gibts auch in der 125°-Version.
Natürlich ist eine on-chip Version auf den 1.Blick verlockender, aber 
manch interner CAN-Controller ist deutlich komplexer. Kann also deutlich 
länger dauern mit der Programmierei. Abgesehen davon hört man von 
etlichen bugs...

Vorteil des externen CAN: du bist frei in der Wahl des eigentlichen 
Controllers, kannst also nehmen, was du kennst bzw. bevorzugst. Ok, er 
hat nur wenige message-boxes, aber das spielt in deiner Anwendung keine 
Rolle.

USB/CAN: ich habe etliche von Peak im Einsatz, sehr zu empfehlen.
http://www.peak-system.com/PCAN-USB.199.0.html

von Martin S. (sirnails)


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Frank K. schrieb:
> Nein, 15 Jahre haben bei Automotive schon ihren Sinn. Schau mal, wie
> lange die Lebensdauer eines Autos ist.

Verstehe mich da bitte nicht falsch. 15 Jahre ist im PKW Sektor sehr 
sinnvoll. Wir sind aber eher Zubehör vom Umrüster und da brauchen wir 
eine derartig lange Lebensdauer nicht.

Frank K. schrieb:
> aber nicht bei Automotive!

Natürlich. Aber die grundlegenden Probleme, die mit einem µC 
totgeschlagen werden, sind halt nicht zwangsläufig auf das Segment 
Automotive beschränkt.

Frank K. schrieb:
> Gehe davon aus, dass Du bei echten TI-Produkten so etwas nicht erleben
> wirst.

Naja, es war ein TI Dev Board DK-LM3S9B96. Der µC hat schon das getan, 
was er sollte. Aber der Support - selbst in den TI Foren - war eher 
bescheiden. Lustig aber das es eigentlich eine Luminary ist.

von Rudolph (Gast)


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Sehr stark im Auto unterwegs ist auch noch Renesas, ehemals NEC.
V850, vielleicht sowas wie uPD70F3819.

von Rudolph (Gast)


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Ach ja, CAN-Interfaces, ich benutze selber ein VN1630 von Vector mit 
CANalayzer, das sind aber mal eben einige tausend Euro.

Auf der anderen Seite des Budgets findet sich noch sowas wie das 
PCAN-USB von PEAK-Systems.

Oder vielleicht als Software Busmaster - 
http://rbei-etas.github.io/busmaster/ - mit einem der zahlreichen 
unterstüzten Interfaces.

von Till X. (till_n)


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Wenn es nur um ein bis zwei Kanäle geht, reicht ein VN1610 aus. Dazu 
CANalyzer.
"Mehrere Tausend Euro" kostet es sicherlich nicht. Du kannst ja dort mal 
unverbindlich anfragen wie viel es kostet.

: Bearbeitet durch User
von Rudolph (Gast)


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Till Xxx schrieb:
> reicht ein VN1610 aus. Dazu
> CANalyzer. "Mehrere Tausend Euro" kostet es sicherlich nicht.

Schön festhalten am Stuhl wenn das Angebot da ist. :-)

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Bleibt die Frage, ob er das alles überhaupt braucht. Teuer sind die 
guten Tools durch die Software.
Wenn die Anwendung tatsächlich ist: fische eine bestimmte ID aus dem 
Geplapper und mache damit eine D/A-Wandlung und dir auch mitgeteilt 
wird, wie diese Information codiert ist, brauchst du das ganze teure 
Geraffel überhaupt nicht.

von Martin S. (sirnails)


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H.Joachim Seifert schrieb:
> Wenn die Anwendung tatsächlich ist: fische eine bestimmte ID aus dem
> Geplapper und mache damit eine D/A-Wandlung und dir auch mitgeteilt
> wird, wie diese Information codiert ist, brauchst du das ganze teure
> Geraffel überhaupt nicht.

So schätze ich das ganze bisher ein. Mal sehen, wann die entsprechende 
Antwort kommt.

von X2 (Gast)


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Busmaster ist ganz in Ordnung, unterstützt auch viele gängige USB-CAN 
Interfaces. Also die Kisten von Vector und Peak sind auf jedenfall 
dabei. Hat allerdings ein paar Bugs in der GUI, wenn man die mal 
gefunden hat ists aber ganz gut zu bedienen.

Ich würde übrigens auch darauf tippen das man deutlich 4-stellig ist bei 
der Vector Geschichte...

von Nils P. (ert)


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DA hier auch schon auf Peak verwiesen wurde... die haben doch ein Teil 
im Angebot welches genau das machen kann was er will:
http://www.peak-system.com/PCAN-MicroMod-Analog.222.0.html

Die ID kann man beliebig vorgeben...

von Martin S. (sirnails)


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Nils P. schrieb:
> Die ID kann man beliebig vorgeben...

So wie ich das allerdings sehe, ist das eher eine A/D-Messkarte mit 
CAN-Anbindung, oder?

von Amateur (Gast)


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>Mindestens 100°

Ganz schön sportlich!

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