Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Hochohmiger Spannungsteiler


von Georg (Gast)


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Hallo alle,

ich wollte mal euer Bauchgefühl/Erfahrung bezüglich Spannungsteilern 
abfragen.
Ich möchte die Zellspannungen eines Li-Ion Packs mit 5 Zellen mit einem 
µC messen. Ich muss also 5 Spannungen (4,2V, 8,4V ... 21V) auf 3,3V 
teilen. Dabei sollen die Zellen natürlich so wenig wie möglich belastet 
werden, also sollten die Spannungsteiler möglichst hochohmig sein. In 
praktischen Versuchen habe ich bereits gute Ergebnisse mit Teilern im 
Megaohm-Bereicht erzielt, habe aber Bedenken was die Störanfälligkeit 
anbetrifft. Wie hoch seht ihr die Obergrenze?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Georg schrieb:
> mit Teilern im Megaohm-Bereich
Im 1M Ohm oder 100M Ohm Bereich?

> Wie hoch seht ihr die Obergrenze?
Den Leckstrom vom uC-Eingang (welcher uC denn eigentlich?) solltest du 
dir ansehen, der ist temperaturabhängig. Und mach an jeden 
uC-Analogeingang auf jeden Fall noch einen 10nF Kondensator, denn der 
ADC arbeitet üblicherweise mit einem kapazitiven Teiler...

: Bearbeitet durch Moderator
von 123 (Gast)


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Außerdem sagt dir das Datenblatt deines ADC im Mikrocontroller sehr gut 
welchen Widerstand er bitte bzgl. der beiden Klemmen sehen möchte. Daran 
sollte man sich halten sonst misst man nur Mist.

von Oldie (Gast)


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Bei AVRs wird ein Ri <= 10 kOhm empfohlen.

Die Störungen kann man bei DC locker mit 100 nF
unterdrücken, aber der Leckstrom sollte ja nicht mehr,
als 1 LSB Fehler verursachen!

Und: Diesen Fehler kann man nicht durch Mitteln aus
x Messungen eliminieren!

von Gerald G. (gerald_g)


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Vielleicht auch den Spannungsteiler mit einem analogschalter an und 
ausschaltbar machen. Dann kann der Teiler niederohmig sein, da er nur 
beim Messen aktiviert wird

Edit: der Innenwiderstand des Schalters sollte bei einem Teiler mit z.b. 
10kOhm vernachlässigbar sein

: Bearbeitet durch User
von Dödel (Gast)


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Nimm ein paar JFETs oder FETs mit isoliertem Gate (3N163), die haben nen 
so hohen Eingangswiderstand, dass dein Lipo eher verrottet ist, bevor er 
durch die FETs entladen hat.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Oldie schrieb:
> Bei AVRs wird ein Ri <= 10 kOhm empfohlen.

Das bezieht sich aber in erster Linie auf das Nachladen der
internen S&H-Kondensatoren während der Zeit, wo sie an den Eingang
geschaltet sind.

Bei einer quasistatischen Konstellation wie hier erreicht man aber
einen genügend kleinen (dynamischen) Innenwiderstand der Quelle durch
die ohnehin schon vorgeschlagenen Kondensatoren.  Der statische
Innenwiderstand des Spannungsteilers darf dann durchaus im Bereich
einiger Megaohm liegen.

Georg schrieb:
> Ich muss also 5 Spannungen (4,2V, 8,4V ... 21V) auf 3,3V teilen.

Eventuell solltest du über ein Analog-Frontend nachdenken, wie es
in Balancern verbaut wird.  Diese transponieren die einzelnen
Zellspannungen umschaltbar auf ein controllerfreundliches Niveau.
Könnte allerdings für fünf Zellen rar werden; für vier Zellen habe
ich sowas jedoch selbst schon benutzt (bq29311/2).

von Schreiberling (Gast)


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123 schrieb:
> Außerdem sagt dir das Datenblatt deines ADC im Mikrocontroller sehr gut
> welchen Widerstand er bitte bzgl. der beiden Klemmen sehen möchte. Daran
> sollte man sich halten sonst misst man nur Mist.

Da kann man tricksen und einen 100n parallel schalten.
OK, man opfert Bandbreite, das spielt aber bei einer 
Batteriespannungsmessung keine Rolle.

Fallweise liegt der Leckstrom bei den µCs aber im Bereich von 1µA, daher 
müsste man vermutlich einen Buffer (OPV Spannungsfolger) setzen. Man 
muss den Fehler halt ausrechnen (belasteter Spannungsteiler), aber Mohm 
und µA sind schon ganze V, von daher würde ich auf einen OPV nicht 
verzichten.

von Georg (Gast)


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Danke für die ganzen Infos! :)
Insgesamt nehme ich mit, dass ich ruhig mit einem so hochohmigen Teiler 
rechnen darf.

Lothar Miller schrieb:
> Im 1M Ohm oder 100M Ohm Bereich?
Probiert habe ich es bisher im Bereich von 1M. Besser wären für mich 
aber natürlich die 100M ;)

Den oft erwähnten Kondensator am Eingang habe ich auch schon eingeplant.
Ein bisschen habt ihr mich jetzt aber mit dem Leckstrom aus dem Konzept 
gebracht. Dem Datenblatt habe ich nun entnommen, dass der Leckstrom 
typischerweise bei 5nA liegt, was ja ganz gut vertretbar ist. Der 
Controller ist ein PIC16F1823. Im Normalfall ist er aber gar nicht 
aktiv, da er extern versorgt wird. Nur die Spannungsteiler hängen 
dauerhaft am Akku. Gilt der Leckstrom auch, wenn der µC nicht versorgt 
wird?

Was die weiteren Vorschläge bezüglich OP, FET, Balancer anbetrifft: Das 
ist meine Rückfallposition. Wenn die Teiler nicht funktionieren würde 
ich einen bq771808 oder so nehmen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Georg schrieb:
> Gilt der Leckstrom auch, wenn der µC nicht versorgt wird?

Nein, dann zieht er über die ESD-Schutz-Dioden den maximal möglichen
Strom in Richtung VDD.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Jörg Wunsch schrieb:
> in Richtung VDD.
Wobei VDD dann meist annähernd gleichzusetzen ist mit Vss.

Georg schrieb:
> Gilt der Leckstrom auch, wenn der µC nicht versorgt wird?
Aber dann ist es auch uninteressant, ob der Spannungsteiler an sich noch 
"funktioniert" und richtige Werte bringt. Es wird also bei 
ausgeschaltetem uC der Strom über dem Spannungsteiler leicht ansteigen, 
denn z.B. die 21V werden ja sowieso schon auf 3,3V heruntergeteilt, 
wobei der Strom = 21V/"Summe der Widerstände" fließt. Der uC schließt 
den "unteren" Widerstand kurz und es fließt damit aus dem Akku der Strom 
= 21V/"oberer Widerstand"...

von Georg (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Nein, dann zieht er über die ESD-Schutz-Dioden den maximal möglichen
> Strom in Richtung VDD.

Lothar Miller schrieb:
> Wobei VDD dann meist annähernd gleichzusetzen ist mit Vss.

Wenn ich jetzt einen Controller nehme, und nur 3,3V zwischen GND und 
einem I/O anlege (VDD frei), müsste dann aber doch ein sehr hoher Strom 
fließen? Ich habe das gerade mal ausprobiert und habe lediglich 160µA 
gemessen.

Dann habe ich einen Spannungsteiler aus 2x1M genommen, 6,6V angelegt und 
die geteilten 3,3V zwischen GND und einem I/O angelegt. Resultat: die 
3,3V brechen auf 1,3V zusammen. Das entspricht keiner Diodenspannung. 
Ich verstehe nicht, was da im Controller abläuft.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Georg schrieb:
> Wenn ich jetzt einen Controller nehme, und nur 3,3V zwischen GND und
> einem I/O anlege (VDD frei), müsste dann aber doch ein sehr hoher Strom
> fließen? Ich habe das gerade mal ausprobiert und habe lediglich 160µA
> gemessen.
Dann fließt der Strom, den der uC zum Betrieb braucht. Er wird dann 
einfach über die Schutzdiode versorgt. So wie der ATtiny dort:
http://hackaday.com/2011/05/20/using-an-avr-as-an-rfid-tag/

> Wenn ich jetzt einen Controller nehme, und nur 3,3V zwischen GND und
> einem I/O anlege (VDD frei), müsste dann aber doch ein sehr hoher Strom
> fließen? Ich habe das gerade mal ausprobiert und habe lediglich 160µA
> gemessen.
Wenn du dann zwischen VCC und GND des uC noch eine Schaltung z.B. einen 
Widerstand mit 10 Ohm anschließt, dann wird der Strom schon höher...

: Bearbeitet durch Moderator
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Georg schrieb:
> Ich verstehe nicht, was da im Controller abläuft.

Er wird „bestromt“.  In ihm baut sich eine Vcc (oder Vdd) auf, die
zwar vermutlich nicht für den korrekten Betrieb genügen wird, aber
eben deinen Eingangsspannungsteiler belastet.

Wichtig aus Sicht des Controllers ist, dass er einen sauberen
Brown-out-Reset bekommt.  Da Vcc (vermutlich) in dieser Betriebsart
weit unter der möglichen Spannung bleibt, die einen sicheren Betrieb
garantiert, passiert im Controller dann irgendwas.  Dabei können
durchaus auch Flipflops in „verbotenen“ Zuständen landen (bspw.
beide Teile eines Flipflops nicht zueinander negiert im Status),
was anschließend die komplette Logik durcheinanderwürfelt.  Es kann
dann passieren, dass beim weiteren Erhöhen von Vcc auf den zum Betrieb
notwendigen Wert dieser Zustand nicht sauber verlassen wird, weil der
Spannungsanstieg wiederum zu gering (oder zu langsam) für die normale
Power-On-Reset-Erkennung ist.

von Georg (Gast)


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Danke für die Erklärungen :)

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