Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Piezo Summer bringt Atmega durcheinander


von Micha (Gast)


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Ist das normal, dass ein direkt an einem Atmega AVR angeschlossener 
Piezo-Summer diesen durcheinanderbringt?

Ich experimentier grade mit dem Aufbau einer Schaltung auf Breadboard. 
Ohne Piezo läuft alles robust. Wenn ich den Piezo an einem extra dafür 
reservierten Port des Atmega direkt gegen Vcc geschaltet betreibe 
(Variante A in der Skizze) gibt es immer mal Aussetzer.
Hab jetzt mal probehalber den Piezo über einen Transistor geschaltet 
(Variante B), dann läuft wieder alles andere stabil. Ich hab leider 
konkret kein Datenblatt des Piezo, der war aus so einer KEMO Wundertüte.
Bilde mir ein, ich hatte schon mal Schaltungen gesehen wo so ein Piezo 
direkt an einem Atmega dranhängt.

Liegt es eventuell nur am Breadboard-Effekt, oder würdet ihr so nem 
Summer auch nen Transistor spendieren?

von Micha (Gast)


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Nachtrag: wahrscheinlich schiesse ich mit der Transistor-Variante mit 
Kanonen auf Spatzen. Hab grad überlegt, dass ein Widerstand in Reihe zu 
dem Piezo (der ja eigentlich ein Kondensator ist) dessen anfänglichen 
Ladestrom begrenzt, irgendwas in der Größenordnung 500 Ohm müsste 
gehen...

von Tip (Gast)


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Vielleicht ist VCC zu wackelig:

VCC mit ein paar µF puffern und Abblockkondensator hinzufügen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Micha schrieb:
> Liegt es eventuell nur am Breadboard-Effekt,
Auch auf dem Steckbrett können Abblockkondensatoren direkt am uC nicht 
schaden. Hast du sowas?

von Bürovorsteher (Gast)


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Bist du sicher, dass es ein Piezosummer ist? Es gibt auch 
elektromagnetische Summer in derselben Bauform.

von stefanus (Gast)


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> Es gibt auch elektromagnetische Summer in derselben Bauform.

Selbst damit hat der AVR kein Problem, wenn den die Spannungsversorgung 
stabil genug ist. Abblock-Kondensatoren nicht vergessen!

von Nase (Gast)


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stefanus schrieb:
>> Es gibt auch elektromagnetische Summer in derselben Bauform.
>
> Selbst damit hat der AVR kein Problem, wenn den die Spannungsversorgung
> stabil genug ist. Abblock-Kondensatoren nicht vergessen!

Oh. Da wäre aber dann eine Freilaufdiode nicht verkehrt.

von c-hater (Gast)


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stefanus schrieb:

> Selbst damit hat der AVR kein Problem, wenn den die Spannungsversorgung
> stabil genug ist.

Ähem, nö. Die Pins sind nicht dauerhaft kurzschlussfest (und so ein 
elektromagnetischer Summer ist de facto fast ein Kurzschluss).

Aber ja: der Pin wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht sofort 
abrauchen. Und wenn die Frequenz, mit der er angesteuert wird, nur hoch 
genug ist, wird er auch dauerhaft damit leben können, weil es dann eben 
kein Quasi-Kurzschluß mehr ist.

Aber Dauer-"Aktiv" wird den Pin mit ziemlicher Sicherheit irgendwann 
grillen. Da fehlt dann nach einige Betriebszeit nur der Zünder für den 
Latch-Up. Und der kommt im Moment der Abschaltung des Pins 
unfreundlicherweise vom Summer selber.

> Abblock-Kondensatoren nicht vergessen!

Die können im Allgemeinen nie schaden, können aber im Falle, daß es 
wirklich ein elektromagnetischer Summer ist, den bei unpassender 
Ansteuerung potentiell zu erwartenden bleibenden Schaden an der 
Treiberstufe des Pins sicher nicht verhindern.

von stefanus (Gast)


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> Die Pins sind nicht dauerhaft kurzschlussfest

Kann man das irgendwo nachlesen? IMHO gibt es eine Grenze für den 
maximal Zulässigen Strom über VCC, GND, sowie die Summer der Ströme von 
I/O Pins, die zu einer gewissen Gruppe gehören.

Aber einzelne Pins (also wenn die anderen unbelastet sind) sind immer 
Kuzschlussfest - dachte ich bislang.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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stefanus schrieb:
> Aber einzelne Pins sind immer
> Kuzschlussfest - dachte ich bislang.
Das hat nichts mit Denken zu tun: es steht so nicht im Datenblatt, aber 
sie sind es...

von Kaj (Gast)


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c-hater schrieb:
>> Abblock-Kondensatoren nicht vergessen!
>
> Die können im Allgemeinen nie schaden, können aber im Falle, daß es
> wirklich ein elektromagnetischer Summer ist, den bei unpassender
> Ansteuerung potentiell zu erwartenden bleibenden Schaden an der
> Treiberstufe des Pins sicher nicht verhindern.
Es ist auch nicht die Aufgabe von Abblock-Kondensatoren, physikalische 
Schäden, hervorgerufen durch falsche Beschaltung, zu verhindern...

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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Ein Piezo-Summer funktioniert in beide Richtungen. Legt man eine 
(Wechsel-)Spannung an, piepst er. Klopft man dagegen, erzeugt das Teil 
eine Spannung, die weit über der des Controllers liegen kann. In 
Resonanz betrieben kann die Spannung über dem Piezo für den Controller 
gefährliche Ausmaße annehmen. Daher ist die Variante mit dem Transistor 
auf jeden Fall sicherer und robuster und auch am lautesten - gegenüber 
einer Frickellösung mit Serienwiderstand.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Knut Ballhause schrieb:
> Ein Piezo-Summer funktioniert in beide Richtungen. Legt man eine
> (Wechsel-)Spannung an, piepst er. Klopft man dagegen, erzeugt das Teil
> eine Spannung

So weit korrekt.

> die weit über der des Controllers liegen kann. In
> Resonanz betrieben kann die Spannung über dem Piezo für den Controller
> gefährliche Ausmaße annehmen.

Aber hier wirds albern. Normale [1] CMOS Ein- und Ausgänge haben jeweils 
Schutzdioden gegen Vcc und GND. Wenn die Spannung am Piezo betragsmäßig 
die Betriebsspannung des µC überschreitet, wird die Energie die der 
Piezo liefert, in die Spannungsversorgung der Schaltung abgeleitet. Und 
weil der Piezo nur ein paar µA liefern kann, besteht da keine Gefahr. 
Ein "nacktes" MOSFET Gate wäre etwas anderes.

> Daher ist die Variante mit dem Transistor
> auf jeden Fall sicherer und robuster und auch am lautesten - gegenüber
> einer Frickellösung mit Serienwiderstand.

Es ist überhaupt kein Problem, einen Piezo direkt von einem CMOS-Ausgang 
gegen GND oder Vcc (wahlweise, vollkommen egal) zu treiben. Wenn man es 
lauter braucht, zwischen zwei im Gegentakt schaltenden Pins. Wenn es 
beim TE nicht funktioniert, dann liegt es mit an Sicherheit grenzender 
Wahrscheinlichkeit an fehlenden Abblock-Kondensatoren und/oder zu hohen 
Impedanzen auf den Vcc/GND Verbindungen, Breadboards haben leider sehr 
oft Kontaktprobleme sobald sie nicht mehr neu sind.


XL

[1] bekannte Ausnahme beim AVR: der Reset-Pin, wegen HVSP

von Quack (Gast)


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Interessant, dass es fuer die ganze Debatte wohl voellig egal ist, was 
fuer Kenndaten der Summer hat.

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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Axel Schwenke schrieb:
> Aber hier wirds albern. Normale [1] CMOS Ein- und Ausgänge haben jeweils
> Schutzdioden gegen Vcc und GND. Wenn die Spannung am Piezo betragsmäßig
> die Betriebsspannung des µC überschreitet, wird die Energie die der
> Piezo liefert, in die Spannungsversorgung der Schaltung abgeleitet. Und
> weil der Piezo nur ein paar µA liefern kann, besteht da keine Gefahr.

Aha. Ich erinnere mich an eine Schaltung (nicht meine), bei der ein 
Kunde über Geräteausfälle berichtet hatte. Wie sich herausstellte, waren 
alle Geräte betroffen, die mal von der Tischkante gefallen waren und bei 
denen der Summer in die Rückwand geklebt war und direkt am Controller 
hing. Die Ausfälle gingen von Summerdefekt bis komisches Verhalten des 
Controllers, der wohl durch Überspannung Schaden genommen hatte. Das 
Verhalten war reproduzierbar. Die "Schutzdioden" im AVR können lediglich 
0.5mA ableiten.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Knut Ballhause schrieb:
> Aha. Ich erinnere mich an eine Schaltung (nicht meine), bei der ein
> Kunde über Geräteausfälle berichtet hatte. Wie sich herausstellte, waren
> alle Geräte betroffen, die mal von der Tischkante gefallen waren und bei
> denen der Summer in die Rückwand geklebt war und direkt am Controller
> hing. Die Ausfälle gingen von Summerdefekt bis komisches Verhalten des
> Controllers, der wohl durch Überspannung Schaden genommen hatte. Das
> Verhalten war reproduzierbar. Die "Schutzdioden" im AVR können lediglich
> 0.5mA ableiten.

Interessanter Beitrag - vielen Dank.

Also hatte offenbar der heftige Aufprall für eine extreme 
Spannungsspitze gesorgt.

Bisher hatten wir mit unseren Piezos kein großes Problem (Gegentakt über 
Transistoren), aber es ist vielleicht eine Überlegung wert, eine 
passende Schutzdiode über den Piezo zu setzen.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Quack schrieb:
> Interessant, dass es fuer die ganze Debatte wohl voellig egal ist, was
> fuer Kenndaten der Summer hat.

Solange es ein Piezo ist, ist das vollkommen korrekt. Elektrisch ist das 
ein Kondensator von ca. 2..20nF (je nach Größe der Scheibe).


XL

von Micha (Gast)


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Dachte ich melde mich noch mal kurz. Vielen Dank für die zahlreichen 
Tips und Meinungen.
Hatte auch noch mal einen Bekannten gefragt, der ein sehr ambitionierter 
Bastler ist (Grant Searle). Der hat bestätigt, dass er mit einem direkt 
an den Atmega auf GND oder Masse angeschlossenen Piezo schon mal 
Probleme bezügl. Stabilität festgestellt hat. Bei Umspringen der 
Spannung fliesst da wohl initial ein Strom, den der Atmel nicht mag. 
Grants Lösung war dann auch die simple Variante, einen 220 Ohm 
Widerstand in Reihe zu schalten. Hab ich inzwischen auch probiert - 
läuft stabil.
Ich denk ich werd dann auch die einfachere Lösung mit dem 
Reihenwiderstand nehmen - gut genug für meinen Zweck, der Piepser ist 
lediglich dazu gedacht zu signalisieren dass Daten übertragen werden, 
muss also nicht HiFi sein ;-)

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