Forum: HF, Funk und Felder Abblockkondesantor -> Hochfrequentes Abblocken -> Induktivität dann gut?


von Control:Eng (Gast)


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Hallo,

derzeit versuche ich mir einige EMV Kentnisse im Selbststudium 
anzueignen, da ich diese für ein Projekt benötige.

Dazu lese ich das Buch "EMV" von Joachim Franz.

Darin steht sinngemäß, dass im Bereich hoher Frequnzen ein 
Abblockkondensator wie üblich wie eine Induktivität wirkt. Und dass 
gerade in hohen Frequenzbereichen meist abgeblockt werden möchte und man 
daher oft von einer Induktivität ausgehen muss.

Aber wie sollte diese Induktivität dann bestenfalls bemessen sein? Groß 
oder klein? Und wie begründe ich das physikalisch korrekt?

Über Anregungen würde ich mich freuen und Danke schonmal im Voraus!

Beste Grüße

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo,

du solltest dir mal das Ersatzschaltbild eines Kondensators anschauen. 
Es ist eine Reihenschaltung aus C, L und ESR. Dies ergibt zusammen einen 
bedämpften Serienschwingkreis. Bei der Resonanz wird die niedrigste 
Impedanz erreich und entspricht dem ESR. Oberhalb der Resonanz verhält 
sich das Bauteil induktiv, was aber nicht erwünscht ist. Um dies zu 
vermeiden, muss L verkleinert werden, d.h. die Anschlüsse so kurz wie 
möglich. Falls das nicht reicht, muss ein kleinerer Kondensator 
verwendet werden.

Es können zwei (oder mehr) kleine Kondensatoren parallel geschaltet 
werden. Dabei verdoppelt sich die Kapazität, aber Induktivität und 
Widerstand halbieren sich.

Die Bauform ist auch wichtig, so hat ein SMD-Kondensator evtl nur ein Ls 
von 4 nH, während ein gewickelter Folienkondensator mit langen 
Anschlussdrähten schon >>100 nH haben kann.

von Franz F. (franzman)


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Hallo,

Auch bei den SMD Kondensatoren musst du aufpassen. Wenn du einen 10µF 
Kerko noch leicht in 0805 Bauform nehmen kannst, musst du im Nano- bis 
PikoFaradbereich aufpassen dass du nicht mehr viel größer als 0402 oder 
so wirst.
Es gibt auch spezielle Reverse Bauformen, zum Beispiel 0204 als 100nF. 
Diese werden an der Breitseite angebunden, was die Anschlussinduktivität 
nahezu halbiert.

Dies setzt natürlich voraus, dass du eine Durchgehende Massefläche 
möglichst direkt unter deiner Bauteillage hast. Optimal wären natürlich 
ca. 50-100µm bis zur ersten GND-Plane.
Wenn dies nicht der Fall ist, brauchst du dir über solche Sachen nicht 
wirklich viel Gedanken machen, da dann die Anschlussinduktivitäten viel 
zu hoch werden.

von B e r n d W. (smiley46)


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> bis zur ersten GND-Plane
> brauchst du dir über solche Sachen nicht wirklich viel Gedanken machen,
> da dann die Anschlussinduktivitäten viel zu hoch werden.

Es spielt keine Rolle, ob es sich um den Anschlussdraht eines 
Kondensators oder eine schmale Leiterbahnen zum SMD-Kondensator handelt. 
Eine 1 cm lange, dünne Leitung hat eine Induktivität von ca. 10 nH. 
Macht man die Leitung 1,5 mm Breit/Dick, sind es nur noch 5 nH.

von Anton (Gast)


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B e r n d W. schrieb:
> Es spielt keine Rolle, ob es sich um den Anschlussdraht eines
> Kondensators oder eine schmale Leiterbahnen zum SMD-Kondensator handelt.
> Eine 1 cm lange, dünne Leitung hat eine Induktivität von ca. 10 nH.
> Macht man die Leitung 1,5 mm Breit/Dick, sind es nur noch 5 nH.

Auf Mainboards findet man oft einzelne Leitungen, die sich aufspalten, 
über einige cm parallel laufen und dann wieder zusammengeführt werden.
Ich nehme an, das wird gemacht, um die Induktivität der Leitung zu 
vermindern.

von B e r n d W. (smiley46)


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> Auf Mainboards findet man oft einzelne Leitungen, die sich aufspalten,
> über einige cm parallel laufen und dann wieder zusammengeführt werden.

Eventuell könnte das im Mikrowellen-Bereich einen Effekt haben. 
Ansonsten ist mir das so noch nie aufgefallen. Möglicherweise handelt es 
sich nur um eine Art von Massefläche, welche um andere Strukturen 
herumfließt.

von Jörg E. (jackfritt)


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B e r n d W. schrieb:
>> Auf Mainboards findet man oft einzelne Leitungen, die sich aufspalten,
>> über einige cm parallel laufen und dann wieder zusammengeführt werden.
>
> Eventuell könnte das im Mikrowellen-Bereich einen Effekt haben.
> Ansonsten ist mir das so noch nie aufgefallen. Möglicherweise handelt es
> sich nur um eine Art von Massefläche, welche um andere Strukturen
>

Das mit dem aufspalten habe ich auch noch nicht gesehen.

von mse2 (Gast)


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Jörg Esser schrieb:
> Das mit dem aufspalten habe ich auch noch nicht gesehen.
An der Uni in Skripten habe ich es gesehen, als Möglichkeit die 
Induktivität zu senken. Auf einer Platine ist es mir auch noch nicht 
untergekommen...

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