Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Leitfähigkeit Wasser


von cuberider (Gast)


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Sehr geehrtes Forum,
ich habe ein Versuchsaufbau für Kinder ( ca. 6 Jahre) vorbereitet wo ich 
leider in der Generalvorführung in unerwartete Erklärungsnot geriet. Ich 
möchte nachweisen, dass der el. Widerstand des Wassers stark vom 
Salzgehalt abhängt. Dies soll idealerweise durch permanentes Messen des 
RW (Widerstand Wasser) und der Zugabe von Salz + Umrühren + 
zwischendurch Erhitzen mit Mikrowelle geschehen.

Versuchsaufbau:
1Trinkglas 0,2l
1 Ohmmeter, PeakTech 1070 (Grundschul DMM) 
1 Teelöffel Kochsalz
2 Imbusschlüssel als Elektroden, 8mm SW, 90° gewinkelt, CrMoX – Stahl, 
Standard
2 Krokodilzangen auf 4mm Laborsteckverbindung (kein Wackelkontakt, 
Industriegefertigt, Reichelt) für die Verbindung zwischen DMM und den 
Elektroden
Ca 0,15 l Leitungswasser, relativ hart.

RW ohne Salz: fast exakt 20k, RW mit Teelöffel Salz ca. 5k bei 
Entfernung der Elektroden von ca. 4 cm und Eintauchtiefe von 6 cm sowie 
20°C Wassertemperatur. Das Salz ist komplett im Wasser gelöst. Strömung: 
ruhend, unmittelbar nach dem Umrühren, 20 Sekunden Beruhigungszeit.

Die Fragen:
1.  Warum nimmt RW mit abnehmender Entfernung der Elektroden nicht ab? 
Der nimmt sogar leicht zu.
2.  Warum nimmt RW mit abnehmender Temperatur des Wassers ab? Bei 80° C 
/ 7k, 60°C/5,5k, dann bleibt RW weitestgehend stabil.
Die Antworten haben Zeit bis nächsten Samstag den 5.7. – also cool 
bleiben, ich weiß, die WM läuft noch.
Danke für das Denken.
VG, Denis

von Gerald G. (gerald_g)


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Grob ins blaue:

1.: warum sollte der Widerstand kleiner werden? Es muss mehr Strecke in 
dem Widerstand zurück gelegt werden. Ein langes kabel hat ja auch einen 
größeren Widerstand. Da bei weiter entfernten Elektroden der Strom auch 
ein größeres Volumen einnimmt (Eindringtiefe ist abhängig vom Abstand, 
bei geophysikalischen Messungen erreicht man etwa 1/3 des Abstandes der 
Elektroden. Je tiefer man messen möchte, desto weiter müssen die 
Elektroden entfernt sein)

2.: Dichte des Wasser ist abhängig von der Temperatur. Je dichter desto 
kleiner der widerstand

von Possetitjel (Gast)


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cuberider schrieb:

> Ich möchte nachweisen, dass der el. Widerstand des Wassers
> stark vom Salzgehalt abhängt.

Das ist ja in der Tat so, ja.

> Dies soll idealerweise durch permanentes Messen des RW
> (Widerstand Wasser) und der Zugabe von Salz + Umrühren +

Ja, okay.

> zwischendurch Erhitzen mit Mikrowelle geschehen.

Wozu das?

Dadurch führst Du eine weitere Größe, die Temperatur, in die
Betrachtung ein. Warum das?

> Versuchsaufbau:
> 1Trinkglas 0,2l
> 1 Ohmmeter, PeakTech 1070 (Grundschul DMM)

Schon Mist. (S.u.)

> 1 Teelöffel Kochsalz
> 2 Imbusschlüssel als Elektroden,

Auch Mist. (S.u.)

> [...]
> 1.  Warum nimmt RW mit abnehmender Entfernung der
> Elektroden nicht ab? Der nimmt sogar leicht zu.

Leider bewahrheitet sich wieder: Wer misst, misst Mist.
Das geht schneller, als man denkt. :-/

Soweit ich sehe, bist Du in mehrere Fallen gleichzeitig
getappt:

1) Messung mit Gleichspannung/Gleichstrom ist Mist. An den
Elektroden finden Polarisations- und Elektrolysevorgänge
(von denen ich keine Ahnung habe) statt, die bewirken, dass
Gleichstrom-Messung nicht vernünftig funktioniert. -->
Wechselstrom verwenden (Niederfrequenz!).

2) Messung mit nur zwei Elektroden ist Mist. Die Referenzmethode
verwendet vier Elektroden (2x Strom außen, 2x Potenzial innen);
industrielle Sonden haben i.d.R. 3 oder 4 Elektroden.
Die Zellkonstante ist ja für Deine Zwecke (Vergleich, also
reine Relativmessung) egal.

3) Temperatur konstant lassen, aber immer gleichmäßig rühren!
Nicht wie verrückt Luft einquirlen - aber das Wasser schön
gleichmäßig in Bewegung halten. Magnetrührer mir Rührfisch ist
natürlich ideal; ein Kunststoffquirl mit Antrieb tut's aber
auch.
(Spezialtipp: Lüfterrad eines kaputten PC-Lüfters mit Heißkleber
an eine Welle pappen. Nicht zu schnell rühren!)

von Mike (Gast)


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cuberider schrieb:
> 1.  Warum nimmt RW mit abnehmender Entfernung der Elektroden nicht ab?

Möglicherweise bildet sich durch den Gleichstrom eine Schicht auf den 
Elektroden (z.B. feinste Gasblasen, Polarisationseffekte o.ä) die den 
eigentlichen Effekt verdecken. Ich würde immer mit Wechselspannung 
messen und einen Kondensator in Serie schalten. Und über das 
Elektrodenmaterial könnte man auch ins Grübeln kommen - Pt hat nicht 
jeder griffbereit ;-)

Gerald G. schrieb:
> 2.: Dichte des Wasser ist abhängig von der Temperatur. Je dichter desto
> kleiner der widerstand

So stark ändert sich die Dichte nun wirklich nicht.

Zwischen 60°C und 80°C beträgt der Dichteunterschied gerade mal 1,2%, 
der gemessene Widerstand ändert sich aber um run 25%.
http://www.wasser.de/aktuell/forum/index.pl?job=thema&tnr=100000000001135

von Possetitjel (Gast)


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Mike schrieb:

> Möglicherweise bildet sich durch den Gleichstrom eine
> Schicht auf den Elektroden (z.B. feinste Gasblasen,
> Polarisationseffekte o.ä) die den eigentlichen Effekt
> verdecken.

Genau.

> Ich würde immer mit Wechselspannung messen

Exakt das.

> und einen Kondensator in Serie schalten.

Schadet sicher nicht, ist aber nicht erforderlich.

> Und über das Elektrodenmaterial könnte man auch ins
> Grübeln kommen - Pt hat nicht jeder griffbereit ;-)

Ist nicht sehr kritisch. Normales "rostfreies" Zeugs
("VA-Stahl") tut es. Edelstahlschrauben z.B....
Kupferdraht ist natürlich unclever, der vergammelt mit
der Zeit. Und brüniert sollte der Edelstahl vielleicht
auch nicht gerade sein (falls man Edelstahl überhaupt
brünieren kann)...

> Gerald G. schrieb:
>> 2.: Dichte des Wasser ist abhängig von der Temperatur.
>> Je dichter desto kleiner der widerstand
>
> So stark ändert sich die Dichte nun wirklich nicht.
>
> Zwischen 60°C und 80°C beträgt der Dichteunterschied
> gerade mal 1,2%, der gemessene Widerstand ändert sich
> aber um run 25%.

Vermutlich ändert sich die Beweglichkeit der Ionen.

von Rainer V. (rudi994)


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Ionenbildung und Leitfähigkeit nehmen hier mit der Temperatur zu, ebenso 
die Wasserlöslichkeit von Salzen. Siehe z.B. bei Wikipedia:
Dissoziationsgrad, molare Leitfähigkeit

von Ulrich (Gast)


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Die Temperaturabhängig ist relativ kompliziert,und auch nicht so 
ausgeprägt, dass man es mit der einfachen DC Messung sicher bestimmen 
könnte.

Wenn man noch was weiteres messen will, dann eher so etwas wie den 
Einfluss von Säure: die ist halt sehr Effektiv. Ein paar tropfen Essig 
sollten schon einen starken Effekt geben - bei mehr kommt man dann auch 
in die Sättigung. Alternativ könnte man auch noch Zucker testen - da 
sollte sich nicht viel tun.

Edelstahl ist ggf. wegen der Passivierung nicht so ideal. Kupfer wäre da 
schon eher passend und mit einem einfachen Kabel auch nicht kompliziert.

Das der Widerstand bei mehr Abstand größer wird, ist normal. So viel 
wird der sich aber nicht ändern weil zu einem großen Teil der Bereich 
direkt um die Elektroden den Widerstand bestimmt.

von cuberider (Gast)


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Vielen Dank für die Antworten.
Ich werde zwei Blechplatten nehmen und mit einem Kurzschluss festen 
Printtransformator speisen. 300mA/24 V müssten reichen. Ich hätte es 
wissen müssen, oder ahnen. Bei meiner Zahnbecherheizung funktionierte es 
auch nicht mit Gleichstrom, das Wasser im Becher wurde unappetitlich 
trüb. Mit 50 Hz AC ist das Wasser sauber geblieben. Ich werde einen 
meiner älteren AMM nehmen, da kann man auch besser den Ausschlag sehen. 
Also Strom statt Widerstand messen.
Nochmals vielen Dank und schönes WE.

von Possetitjel (Gast)


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Ulrich schrieb:

> Edelstahl ist ggf. wegen der Passivierung nicht so ideal.

Ich kenne mich mit der Theorie nicht aus, kann aber aus
Erfahrung folgendes berichten:

1) Es gibt industrielle Leitfähigkeitssonden für den
Prozesseinsatz mit Edelstahlkontakten.

2) Wir haben normale "VA"-Schrauben wochenlang ohne
Probleme als Elektroden eingesetzt (Kopf abgeknipst,
den glatten Schaft als Elektrode verwendet, mit dem
Gewinde in einem Kunststoffhalter befestigt und über
Kabelösen kontaktiert).

> Kupfer wäre da schon eher passend und mit einem einfachen
> Kabel auch nicht kompliziert.

Für einen fliegenden Aufbau, den man hinterher wegwirft,
sicher kein Problem. Bei einer "stationären" Sonde würde
ich es nicht einsetzen.

von Wolle G. (wolleg)


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cuberider schrieb:
> ich habe ein Versuchsaufbau für Kinder ( ca. 6 Jahre) vorbereitet wo ich
> leider in der Generalvorführung in unerwartete Erklärungsnot geriet.

Vielleicht habe ich etwas verpasst. Aber können Kinder mit ca. 6 Jahren 
schon Messgeräte ablesen und die Messwerte, vielleicht sogar mit 3-4 
Stellen Auflösung, auch interpretieren?

von Timm T. (Gast)


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wolle g. schrieb:
> Aber können Kinder mit ca. 6 Jahren
> schon Messgeräte ablesen und die Messwerte, vielleicht sogar mit 3-4
> Stellen Auflösung, auch interpretieren?

Müssen sie das auf 3-4 Stellen können?

Hier sind Analoginstrumente klar im Vorteil.

von Wolle G. (wolleg)


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Timm Thaler schrieb:
> Hier sind Analoginstrumente klar im Vorteil.

Hier im 1.Beitrag steht:

>>Versuchsaufbau:
>>1Trinkglas 0,2l
>>1 Ohmmeter, PeakTech 1070 (Grundschul DMM)

Deshalb meine Bemerkungen.

von Rainer V. (rudi994)


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Timm Thaler schrieb:
> Hier sind Analoginstrumente klar im Vorteil.

Z.B. eine Eieruhr. Aber Elektro-Experimente für 6-Jährige? Meßergebnisse 
sind in diesem Alter doch völlig egal. Können sich die Knirpse schon die 
Schuhe zubinden oder haben alle Klettverschlüsse? Besser Experimente, wo 
es knallt, raucht und stinkt. Da geht im Kindergarten die Post ab.

von Klaus (Gast)


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cuberider schrieb:
> Ich werde einen
> meiner älteren AMM nehmen, da kann man auch besser den Ausschlag sehen.
> Also Strom statt Widerstand messen.

Einfach eine passende Glübirne. Die Helligkeit kann jeder erkennen. 
Macht die Sache dann auch kurzschlußfest.

MfG Klaus

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