Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 4066 vs. FET switche


von WtFET (Gast)


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Hallo zusammen,

ich verstehe diese FET-basierten Bus-switche nicht ganz, vielleicht kann 
mir hier ja jemand bei den Verständnisproblemen helfen. Geht um keine 
konkrete Anwendung, sondern generell im Vergleich zu 4066ern.
Den klassischen 4066er kenne ich und weiss dass man damit ohne viel 
Nachdenken Analogsignale GND <= x <= Vcc schalten kann.
Seit einiger Zeit gibts ja aber (von vielen Herstellern) auch die 
FET-basierten switche, die primär für digitale Busse gedacht sind: 
http://www.analog.com/library/analogDialogue/archives/36-06/bus_switch/
Vorteil an den Dingern ist, dass sie günstiger als 4066er sind und 
kleineren Rdson haben (neben kleinerer Kapazität, höheren Frequenzen, 
etc.)
Aber ich tue mir schwer, einzuschätzen unter welchen Bedingungen ich 
einen 4066er dadurch ersetzen kann und wann das nicht geht.
In den FET-Schaltern sind ja N-FETs verbaut. Wenn ich jetzt einen 
normalen N-FET betrachte, dann gibts da ja noch die Body-Diode von 
Source nach Drain. Die ist aber in dem Logic Diagram von keinem 
FET-switch zu sehen und wäre wohl auch in vielen klassischen 
Anwendungsfällen für diese Schalter sehr störend, weil auch im 
gesperrten Zustand Spannung in eine Richtung fließen kann. Haben diese 
FETs also keine Body-Diode?
Und im Vergleich zum 4066er: Sehe ich das richtig, dass für analoge 
Anwendungsfälle bei den FET-Schaltern die einzige Einschränkung darin 
besteht, dass die Ausgangsspannung - im Gegensatz zum 4066er - nicht 
ganz bis hoch zu Vcc reicht, wenn man also Analogsignale hat die ~1.2V 
unter Vcc  liegen kann man immer einen FET nehmen? Oder übersehe ich da 
gerade Fälle?

Bin gespannt auf eure Erklärungen, danke schonmal! :)

von Achim S. (Gast)


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WtFET schrieb:
> Haben diese
> FETs also keine Body-Diode?

so ist es: die Diode zwischen Drain und Source hast du nur in diskreten, 
vertikalen FETs. Bei integrierten, lateralen FETs ist sie nicht 
vorhanden, Drain und Source sind dort symmetrisch und können die Rollen 
tauschen. Ansonsten würde auch der 4066 nur in einer Richtung 
funktionieren, weil bei dem ja genau so ein nFET im Signalpfad liegt wie 
bei den neueren Busswitches (nur dass beim 4066 eben noch ein pFET 
parallel liegt).

WtFET schrieb:
> Und im Vergleich zum 4066er: Sehe ich das richtig, dass für analoge
> Anwendungsfälle bei den FET-Schaltern die einzige Einschränkung darin
> besteht, dass die Ausgangsspannung - im Gegensatz zum 4066er - nicht
> ganz bis hoch zu Vcc reicht, wenn man also Analogsignale hat die ~1.2V
> unter Vcc  liegen kann man immer einen FET nehmen?

Deine Beschreibung trifft es ziemlich: das Transmission-Gate im 4066 
erlaubt im Vergleich zum reinen nFET das Durchlassen höherer Spannungen 
bis an die Versorgung heran. (Das kann man bei manchen Busswitches auch 
bewusst zur Pegelbegrenzung/-anpassung, wenn man z.B. 5V und 3,3V Logik 
zusammenschalten will).

Beim Transmission-Gate ist außerdem der Durchlasswiderstand weniger 
stark von der Eingangsspannung abhängig als beim nFET Busswitch (dort 
steigt Ron bei hohen Eingangsspannungen stark an). Aber wenn das nicht 
stört oder wenn die Eingangsspannungen deutlich kleiner sind als die 
Versorgung des Busswitch, spricht wenig gegen deren Einsatz.

von xxcg (Gast)


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Achim S. schrieb:
> so ist es: die Diode zwischen Drain und Source hast du nur in diskreten,
> vertikalen FETs. Bei integrierten, lateralen FETs ist sie nicht
> vorhanden, Drain und Source sind dort symmetrisch und können die Rollen
> tauschen. Ansonsten würde auch der 4066 nur in einer Richtung
> funktionieren, weil bei dem ja genau so ein nFET im Signalpfad liegt wie
> bei den neueren Busswitches (nur dass beim 4066 eben noch ein pFET
> parallel liegt).


Die Body-Diode ist also bei einem lateralen MOSFET nicht mehr vorhanden?

Ein N-FET/P-FET leitet im durchgesteuerten Zustand in beide Richtungen.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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xxcg schrieb:
> Ein N-FET/P-FET leitet im durchgesteuerten Zustand in beide Richtungen.

Beide Typen leiten in beide Richtungen.

von xxcg (Gast)


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Sag ich doch, ich drösel die Aussage noch mal auf:

1) Ein N-FET leitet im durchgesteuerten Zustand in beide Richtungen.
2) Ein P-FET leitet im durchgesteuerten Zustand in beide Richtungen.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Oha. Da hab ich mich ja richtig komplett verlesen, sorry.

von xxcg (Gast)


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Wie ist das jetzt mit den lateralen MOSFETs ohne Body-Diode?

von Max H. (hartl192)


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Wenn man Bulk nicht mit Source verbindet, wie das bei Diskreten FETs 
gemacht wird, hat der MOSFET keine Body-Diode.

von WtFET (Gast)


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Cool, von lateralen MosFETs wusste ich noch gar nichts.
Vielen Dank für die Erklärungen! :)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Kleine Richtigstellung vor dem Zubettgehen: Jeder Mosfet (egal ob
vertikal oder lateral aufgebaut) hat nicht nur eine, sondern sogar zwei
Body-Dioden.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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So ist es. Daß MOSFETs in integrierten Schaltkreisen (oft) keine 
parasitäre Diode zwischen den beiden Kanal-Enden haben, liegt daran, daß 
bei diesen MOSFETs das Substrat eben nicht mit einem Ende des Kanals 
verbunden ist, sondern für n-MOSFETs mit GND und für p-MOSFETs mit Vcc. 
Die integrierten MOSFETs haben in Wirklichkeit vier Anschlüsse, auch 
wenn die Innenschaltungen den Substratanschluß meist nicht zeigen.

Ein diskreter MOSFET mit lediglich drei Anschlüssen muß das Substrat 
mit einem Ende des Kanals verbunden haben. Dieses Ende des Kanals wird 
damit zum Source-Anschluß. Ohne diese Verbindung ist der MOSFET 
symmetrisch und die Bezeichnungen "Drain" bzw. "Source" ergeben noch 
keinen Sinn.

von Achim S. (Gast)


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xxcg schrieb:
> Sag ich doch, ich drösel die Aussage noch mal auf:
>
> 1) Ein N-FET leitet im durchgesteuerten Zustand in beide Richtungen.
> 2) Ein P-FET leitet im durchgesteuerten Zustand in beide Richtungen.

Das gilt immer, egal ob vertikaler oder lateraler FET. Der Unterschied 
macht sich erst im gesperrten Zustand bemerkbar.

Yalu X. schrieb:
> Kleine Richtigstellung vor dem Zubettgehen: Jeder Mosfet (egal ob
> vertikal oder lateral aufgebaut) hat nicht nur eine, sondern sogar zwei
> Body-Dioden.

Stimmt schon, die pn-Übergänge sind natürlich vorhanden. Aber um xxcg 
nicht unnötig zu verwirren nochmal explizit: wenn das IC mit den FETs 
normal versorgt wird, dann sind diese pn-Übergänge nie in 
Durchlassrichtung gepolt.

Axel Schwenke schrieb:
> Ein diskreter MOSFET mit lediglich drei Anschlüssen muß das Substrat
> mit einem Ende des Kanals verbunden haben. Dieses Ende des Kanals wird
> damit zum Source-Anschluß.

Hm, mit Substrat würde ich aus dem Bauch raus eigentlich "die Unterseite 
des Wafers" bezeichnen (wie auch in folgendem Wiki-Bild des DMOS):
http://de.wikipedia.org/wiki/Leistungs-MOSFET#mediaviewer/Datei:N-Kanal-DMOSFET_schematic_%28DE%29.svg

Die ist aber nicht mit Source verbunden sondern sie bildet das Drain des 
vertikalen FET (ist also beim nFET n dotiert). Der Anschluss, der die 
Assymetrie des vertikalen FETs elektrisch festlegt, ist die Verbindung 
von n-dotierter Source zum p-dotierten Gebiet. Wie ist da eigentlich die 
offizielle Namensregelung: steht Substrat bzw. Bulk für das Wafergebiet 
unten oder steht es für die p-dotierte Zone (und das Wiki-Bild ist 
falsch)?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Achim S. schrieb:
> Axel Schwenke schrieb:
>> Ein diskreter MOSFET mit lediglich drei Anschlüssen muß das Substrat
>> mit einem Ende des Kanals verbunden haben. Dieses Ende des Kanals wird
>> damit zum Source-Anschluß.

> Hm, mit Substrat würde ich aus dem Bauch raus eigentlich "die Unterseite
> des Wafers" bezeichnen (wie auch in folgendem Wiki-Bild des DMOS):
> 
http://de.wikipedia.org/wiki/Leistungs-MOSFET#mediaviewer/Datei:N-Kanal-DMOSFET_schematic_%28DE%29.svg

> Wie ist da eigentlich die
> offizielle Namensregelung: steht Substrat bzw. Bulk für das Wafergebiet
> unten oder steht es für die p-dotierte Zone (und das Wiki-Bild ist
> falsch)?

Ich kenne keine "offizielle" Regelung. Aber der Begriff Substrat ist 
sicherlich doppeldeutig. Aus fertigungstechnischer Sicht ist der Wafer 
das Substrat. Elektrisch ist beim n-MOSFET das p-dotierte Gebiet das 
Substrat.

Mir persönlich fe lt in dem Wiki-Bild der Kanal (bzw. wo sich der Kanal 
bei Ansteuerung ausbildet). Das wäre nämlich ausgeht von den als Source 
kontaktierten n+ Inseln durch das (ebenfalls als Source kontaktierte) p+ 
Gebiet hin zur n-Epitaxieschicht. Genau genommen zeigt der Schnitt durch 
die Zelle bereits zwei parallel geschaltete MOSFETs.


XL

von xxcg (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Aber um xxcg
> nicht unnötig zu verwirren


So schnell bin ich nicht zu verwirren.

Habt ihr noch ein paar Links zu dem Thema?
Gerne auch mit Schnittbildern o.ä.

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