Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Überspannung aber niedrige Ströme


von Threadstarter (Gast)


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Hallo,

mal eine Frage:

Was passiert mit einem uC-Eingang, wenn dieser mit einer deutlich zu 
hohen Spannung beaufschlagt wird, diese jedoch extrem stark gedämpft 
ist, so dass prinzipiell keine hohen Ströme fließen können.

Soll heissen:

1Meg-Widerstand zwischen Controllereingangspin und z.B. Steckdose.

Der fliessende Strom ist in diesem Moment ja schonmal auf 315uA 
begrenzt.
Geht ein typischer Controllereingang nun aufgrund so einer Überspannung 
kaputt, oder hält er diese aus, da ja kein Strom fließt, der irgendetwas 
kaputt gehen lässt...?


mfg

von 6A66 (Gast)


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Threadstarter schrieb:
> Geht ein typischer Controllereingang nun aufgrund so einer Überspannung
> kaputt

JA, und der Controller mit dazu!

rgds

von Dany (Gast)


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Das ist das Prinzip der ESD Entladung

von 6A66 (Gast)


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6A66 schrieb:
> JA, und der Controller mit dazu!

Da steht im Dateblatt irgendetwas von "maximaler Spannung am Eingang". 
Das solltest Du nicht ignorieren.

rgds

von CC (Gast)


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In AVR182 wird so etwas gemacht. Aber ob es wirklich zur Nachahmung 
empfohlen ist, ist noch eine andere Frage...

von Threadstarter (Gast)


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Ja, das da so was im Datenblatt steht, ist mir schon klar.

Aber warum geht das Bauteil über den Jordan?

Ein paar Mikroampere werden nichts, aber auch Garnichts zum Schmelzen 
bringen...

von TX (Gast)


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Das Problem sind die kleinen Strukturen im µC, die sich nicht mit hohen 
Spannungen vertragen. Im Grunde hat der µC Eingang zu den umliegenden 
Schichten (und auch GND) innerhalb des µC einen Abstand und wirkt daher 
als (Platten-)Kondensator.

Jeder Kondensator "bricht" aber ab einer bestimmten Spannung durch (im 
Verhältnis zum Plattenabstand), soll heißen, es entsteht ein Lichtbogen. 
Da reicht auch weniger Energie (vgl. Piezozünders im Feuerzeug -> hohe 
Spannung, wenig Energie).

Deshalb hilft es dir reichlich wenig, den Strom zu 
begrenzen(vernachlässigen wir den dynamischen Augenblick des 
Einschaltens und nehmen die Spannung als statisch an).

Das ist übrigens auch der Grund, warum in dicht bepackten ICs mit immer 
kleiner werdenden Strukturen auch die Versorgungsspannung (Corespannung) 
sinken muss. Mit unter eben, dass bei den Geringen Abständen kein 
Übersprechen stattfinden (und da reichen auch schon wenige Volt - auf 
den Abstand kommt es an).

von 6A66 (Gast)


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Threadstarter schrieb:
> Ein paar Mikroampere werden nichts, aber auch Garnichts zum Schmelzen
> bringen...

Na, dann probier das doch einfach aus wenn Du uns nicht glaubst.

rgds

von Harald W. (wilhelms)


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Threadstarter schrieb:

> Was passiert mit einem uC-Eingang, wenn dieser mit einer deutlich zu
> hohen Spannung beaufschlagt wird, diese jedoch extrem stark gedämpft
> ist, so dass prinzipiell keine hohen Ströme fließen können.

Die meisten, aber nicht alle µCs haben heutzutage Schutzdioden,
die dieSpannung dann begrenzen.

von Sepp (Gast)


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Hängt im Prinzip vom Controller und vom Eingang ab!

Manche µC haben Schutzdioden an den PortPins --> Dann hilft die 
Strombegrenzung, da die internen Dioden die Spannung begrenzen.

Man kann aber auch eine Z-Diode mit entsprechender Spannung anbringen.

von Sepp (Gast)


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Zu langsam :-)

von 6A66 (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Die meisten, aber nicht alle µCs haben heutzutage Schutzdioden,
> die dieSpannung dann begrenzen.

Na da würde ich mich bei 230V aber nicht drauf verlassen. Nicht umsonst 
steht da eine Warnung in der Appnote.

Aber wie schon gesagt: Versuch macht kluch. Die einfachste Methode zu 
lernen ist zu hinterfragen und das Wissen derer anzunehmen die Erfahrung 
haben. Die Schmerzhafteste Methode ist die der eigenen Erfahrung.

rgds

von Harald W. (wilhelms)


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6A66 schrieb:

>> Die meisten, aber nicht alle µCs haben heutzutage Schutzdioden,
>> die die Spannung dann begrenzen.
>
> Na da würde ich mich bei 230V aber nicht drauf verlassen.

Nun, die Frage des TOs ist mit obigen Satz eindeutig beantwortet.
Verlassen würde ich mich auf diesen Schutz alleine aber auch
nicht. Schon allein wegen der besseren Prüfbarkeit während der
Entwicklung würde ich µC-Schaltungen grundsätzlich nur netzge-
trennt aufbauen.
Gruss
Harald

von Axel S. (a-za-z0-9)


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6A66 schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>> Die meisten, aber nicht alle µCs haben heutzutage Schutzdioden,
>> die dieSpannung dann begrenzen.
>
> Na da würde ich mich bei 230V aber nicht drauf verlassen.

Nix verstanden.

Es ist vollkommen irrelevant, wie hoch die Spannung am anderen Ende des 
Schutzwiderstandes ist. Entscheidend ist, wieviel Strom durch die 
Schutzdiode fließt. Für eine höhere Spannung braucht man einfach einen 
größeren (und natürlich entsprechend spannungsfesten) Widerstand. 
Wieviel Strom erlaubt ist, steht im Datenblatt. Und wenn man diesen 
Strom überschreiten muß, schaltet man einfach eine externe Schutzdiode 
parallel.


XL

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Axel Schwenke schrieb:
> Und wenn man diesen
> Strom überschreiten muß, schaltet man einfach eine externe Schutzdiode
> parallel.

Oder z.B. eine Z-Diode, damit kann man dann ein Leiten der internen 
Dioden gänzlich verhindern (etwa wenn keine Spezifikationen für eine 
"Dauerbestromung" angegeben sind oder explizit davon abgeraten wird). 
Für 5 V CMOS-Logik würde sich eine 4.7 V Z-Diode anbieten, bei 5 % 
Toleranz werden die Schaltschwellen mit ~4.4 V sicher überschritten (bei 
AVRs 0.7*Vcc, also 3.5 V).

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (pnu)


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Threadstarter schrieb:
> Der fliessende Strom ist in diesem Moment ja schonmal auf 315uA
> begrenzt.

Beim Zerstören von Mosfets durch Überspannung spielt ein echtes 
Schmelzen gar keine Rolle.
Die Eingangskapazität wird auf Überspannung aufgeladen, dann geschieht 
ein Durchschlag durch die Gate-Isolierschicht und eine bleibende 
Verbindung Gate-Kanal ist entstanden. Alleine die in der Gate-Kapazität 
gespeicherte Energie reicht dazu aus, den Dirchschlagskanal auf Dauer 
leitfähig zu machen.
Der Gate-Kondensator wurde zwar durch <300µA aufgeladen, entladen tut er 
sich aber mit A innerhalb von Mikrosekunden.

Man kann einen Folienkondensator per 1µA auf mehrere hundert Volt 
aufladen.
Wenn dann die Durchschlagspannung erreicht ist, macht der Kondensator 
"pitsch" und die dann bereits im Kondensator steckende Energie zerstört 
ihn. Das eine µA von außen spielt beim Durchschlag keine Rolle mehr.

TX schrieb:
> Das ist übrigens auch der Grund, warum in dicht bepackten ICs mit immer
> kleiner werdenden Strukturen auch die Versorgungsspannung (Corespannung)
> sinken muss. Mit unter eben, dass bei den Geringen Abständen kein
> Übersprechen stattfinden (und da reichen auch schon wenige Volt - auf
> den Abstand kommt es an).

Iiiiih ! (daneben gehende Begründung)

Man will ja Taktfrequenzen bis in den GHz-Bereich.

Das erreicht man durch kleine Strukturen: damit entstehen kleine 
Eingangs-und Ausgangskapazitäten. Die besonders dünne 
Gate-Isolierschicht entsteht damit auch. Zusätzlich bringt diese dünne 
Schicht eine niedrige Schaltschwelle der Mosfets, die das Umschalten von 
0 auf 1 erleichtert.
Es braucht halt viel weniger Energie, einen Kondesator von 0 auf 1,8V 
umzuschalten als bei 5V Spannungshub.

: Bearbeitet durch User
von HildeK (Gast)


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Fast alle CMOS-Eingänge haben eine Schutzdiodenstruktur an den Ein- und 
auch an den Ausgängen. Das ist der hauptsächliche ESD-Schutz.
Leider sind nicht alle Bauelemente in dem Punkt ausreichend 
spezifiziert. Wenn in den DB-Angaben steht, dass der Eingang z.B. 
VCC+0.3V sehen darf, dann deutet das auf eine vorhandene Schutzdiode 
hin. Glücklich kann man sich schätzen, wenn dazu auch ein maximaler 
Strom angegeben ist - der liegt dann meist im mA-Bereich, z.B. 5mA ... 
50mA. Leider ist das nicht immer der Fall.

Eine Aufladung der Eingangskapazität bis zum Durchbruch kann dabei nicht 
vorkommen, denn die Diode leitet den Strom auf VCC ab. Voraussetzung ist 
natürlich, dass an der Stromversorgung von VCC mindestens dieser Strom 
auch verbraucht wird, sonst steigt auch die VCC an - mit den 
entsprechenden Folgen. Oder man hat ein Netzteil, das auch 'sinken' 
kann, z.B. einen synchronen Schaltregler.
Wenn der TO also so ein spezifiziertes Bauelement vorliegen hat, dann 
kann er getrost dem Eingang die paar hundert µA zumuten.

Es gibt auch Bauelemente (z.B. in der LVC-Serie), die haben als maximale 
Eingangsspannung einen absoluten Wert angegeben - ideal, weil so leicht 
z.B. als Pegelwandler 5V --> 3.3V einsetzbar. Dann ist dort entweder 
nichts vorhanden, oder es ist eine Z-Diodenstruktur verbaut. Wenn dieser 
Strom nicht angegeben ist, dann nützt der sehr hochohmige Vorwiderstand 
auch nichts, die Spannung wird steigen bis zu einem Durchbruch mit 
Zerstörung des Teils ...

Ich verweise nochmals auf den Beitrag von Axel Schwenke.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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HildeK schrieb:
> Fast alle CMOS-Eingänge haben eine Schutzdiodenstruktur an den Ein-
> und auch an den Ausgängen.

Die Schutzdioden an den Ausgängen (und damit auch an allen µC Pins, die 
als Ausgänge konfigurierbar sind) sind sogar unvermeidlich - das sind 
nämlich die Body-Dioden der MOSFETs an den Ausgängen. Und bei denen ist 
die Strombelastbarkeit auch klar: die ist ziemlich genau so groß wie die 
Belastbarkeit der Ausgänge.

Nur bei reinen Eingängen müssen die Schutzdioden als zusätzliche 
Strukturen integriert werden.

Der Grund, warum die Datenblätter oft so geringe Ströme durch die 
Schutzdioden zulassen bzw. die Grenzwerte der Eingangsspannung auf 
weniger als eine Flußspannung über Vcc (bzw. unter GND)  festlegen, ist 
die Gefahr des Latchups. Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Latchup


XL

von Klaus (Gast)


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Axel Schwenke schrieb:
> Die Schutzdioden an den Ausgängen (und damit auch an allen µC Pins, die
> als Ausgänge konfigurierbar sind) sind sogar unvermeidlich - das sind
> nämlich die Body-Dioden der MOSFETs an den Ausgängen

und aus diesen parasitären Bauelementen hat dann das Marketing ein 
Feature gemacht und sie "Schutzdioden" genannt.

MfG Klaus

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Threadstarter schrieb:
> Was passiert mit einem uC-Eingang, [bei einem]
> 1Meg-Widerstand zwischen Controllereingangspin und z.B. Steckdose.

Wenn man perfekte sinusförmige 230 Veff ohne Störungen annimmt, dann ist 
das kein Problem, weil der Strom durch die Schutzdioden (clamp diodes) 
sehr gering bleibt.
In der Realität gibt es noch Surge und Burst auf der Leitung, die man 
mit einem kleinen Kondensator glätten sollte. Die Spannungsfestigkeit 
des 1 MΩ Widerstands lässt sich leicht durch drei in Reihe geschaltete 
Widerstände der Bauform 0207 erreichen.

CC schrieb:
> In AVR182 wird so etwas gemacht. Aber ob es wirklich zur Nachahmung
> empfohlen ist, ist noch eine andere Frage...

Ich bin mir sicher, dass Atmel diesen Aufbau nicht vorschlagen würde, 
wenn es Probleme damit gäbe. Daher hätte ich bei dem Vorgehen keine 
Bedenken.
http://www.atmel.com/images/doc2508.pdf

von 6A66 (Gast)


Angehängte Dateien:

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Alexander Schmidt schrieb:
> Ich bin mir sicher, dass Atmel diesen Aufbau nicht vorschlagen würde,
> wenn es Probleme damit gäbe. Daher hätte ich bei dem Vorgehen keine
> Bedenken.
> http://www.atmel.com/images/doc2508.pdf

Bitte in der Appnote weiterlesen (siehe Amhang!)

Eine Appnote ist keine Ausentwicklung - in diesem Fall ist es ein 
Schaltungsvorschlag. Wie schon angedeutet

Harald Wilhelms schrieb:
>>> Die meisten, aber nicht alle µCs haben heutzutage Schutzdioden,
>>> die die Spannung dann begrenzen.
>>
>> Na da würde ich mich bei 230V aber nicht drauf verlassen.
>
> Nun, die Frage des TOs ist mit obigen Satz eindeutig beantwortet.
> Verlassen würde ich mich auf diesen Schutz alleine aber auch
> nicht. Schon allein wegen der besseren Prüfbarkeit während der
> Entwicklung würde ich µC-Schaltungen grundsätzlich nur netzge-
> trennt aufbauen.

sollte die Schaltung für härtere Anfroderungen besser geschützt werden. 
Wenn die Diode durch Alterung/ESD/Burst/Surge durchbricht ist das ganze 
System nicht mehr sicher.

rgds

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