Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik BLDC Controller Verständnisfragen


von Philip K. (philip_k)


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Hallo,

ich bin gerade dabei mich in das Thema BLDC-Ansteuerung einzuarbeiten 
und habe da ein paar Punkte, die mir noch nicht ganz klar sind und die 
ich so nicht eindeutig beschrieben finde.

1. Wird durch die elektronische Kommutierung auch eine Drehzahlregelung 
gemacht oder wird das Stator-Drehfeld einfach dem Rotor-Drehfeld 
nachgeführt und die Drehzahl ergibt sich wie beim klassischen DC-Motor 
aus der Spannung? Oder werden gar Spannung und Drehfeld-Differenz-Winkel 
variiert? Oder was?

2. Wenn ich im Web nach Controllern suche, dann finde ich Bezeichnungen 
wie 6, 9, 12 - FET. In den Prinzipschaltbildern werden aber immer 6 FETs 
dargestellt, um drei Phasen anzusteuern. Was hat es mit den Zahlen > 6 
auf sich?

Gruß,
Philip

von Michael K. (Gast)


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Der Rotor folgt dem Feld das Du erzeugst, wenn Du die Drehzahl nicht so 
schnell steigerst das der nicht mehr mitkommt.

Um Laufruhe und Stromaufnahme zu optimieren muss man die Position des 
Rotors kennen um entsprechend das Feld zu erzeugen.

Bei Back EMF z.B. wird die Induktionsspannung dazu gemessen.
Da man am Anfang noch keine EMF hat, wird das Feld langsam 
'hochgefahren' so das der Rotor irgendwann 'einrastet' und hochdreht, 
bis die Drehzahl reicht um auf Back EMF Messung zu gehen.

Hallsensor ist da kompfortabler aber teuerer.

von Philip K. (philip_k)


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Ok, und die Spannung/Amplitude der Kommutierungsblöcke ist konstant?

von MaWin (Gast)


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Philip K. schrieb:
> 1. Wird durch die elektronische Kommutierung auch eine Drehzahlregelung
> gemacht

Nein.

> oder wird das Stator-Drehfeld einfach dem Rotor-Drehfeld
> nachgeführt und die Drehzahl ergibt sich wie beim klassischen DC-Motor
> aus der Spannung?

Ja.

> 2. Wenn ich im Web nach Controllern suche, dann finde ich Bezeichnungen
> wie 6, 9, 12 - FET. In den Prinzipschaltbildern werden aber immer 6 FETs
> dargestellt, um drei Phasen anzusteuern. Was hat es mit den Zahlen > 6
> auf sich?

Im Modellbau war es gerne gesehen, wenn ein MOSFET ohne Kühlkörper 
verwendet wurde, weil Kühlkörper gross und schwer sind. Da kam man auf 
die Idee, mehrere MOSFETs parallel zu schalten, denn dann verteilt sich 
die Leistung auf 2 und es ist der halbe Widerstand, man kann also 
4-fache Ströme schalten. Die 9 sind wohl bloss das werbewirksame 
mitzählen eines Ansteuer-MOSFETs. Parallelgeschaltete MOSFETs sind aber 
nur sinnvoll, wenn man anders nicht so einen niedrigen RDSon bekommt, 
sonst wäre ein Kühlblech schlauer.

http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.10.1

von Philip K. (philip_k)


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Michael Knoelke schrieb:
> Der Rotor folgt dem Feld das Du erzeugst, wenn Du die Drehzahl nicht so
> schnell steigerst das der nicht mehr mitkommt.

MaWin schrieb:
>> oder wird das Stator-Drehfeld einfach dem Rotor-Drehfeld
>> nachgeführt und die Drehzahl ergibt sich wie beim klassischen DC-Motor
>> aus der Spannung?
>
> Ja.

Und wer hat jetzt recht, bzw. wie wird es üblicherweise gemacht? Wenn 
sich die Drehzahl über die Spannung ergibt, heißt das, dass die 
Kommutierunsblöcke gepulst werden?

von npn (Gast)


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Die Kommutierung passiert passend zur Rotorstellung, und die Drehzahl 
veränderst du mit der Spannung.

von MaWin (Gast)


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Du hattest bereits Recht und dir mehr Ahnung über die prinzipielle 
Funktionsweise von BLDC angelesen als Michael.

Zu 9 fällt mir noch ein: Eventuell nur die 2 oberen als PMOSFET parallel 
und unten nur jeweils ein NMOSFET weil PMOS vom RDSon her schlechter ist 
als NMOS.

von npn (Gast)


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MaWin schrieb:
> Da kam man auf
> die Idee, mehrere MOSFETs parallel zu schalten, denn dann verteilt sich
> die Leistung auf 2 und es ist der halbe Widerstand, man kann also
> 4-fache Ströme schalten. Die 9 sind wohl bloss das werbewirksame
> mitzählen eines Ansteuer-MOSFETs.

Wobei das bei 9 Stück noch längst nicht aufhört. Bei Jeti beispielsweise 
schalten sie sogar 8 Stück parallel, so daß man auf eine Gesamt-Anzahl 
von 48 Leistungs-FETs kommt.
Beispiel: Jeti Spin Pro 125
Der Regler ist für einen zulässigen Dauerstrom von 125A ausgelegt.

von Philip K. (philip_k)


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Ok, danke für die Erläuterungen!

von Carsten R. (kaffeetante)


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Philip K. schrieb:
> oder wird das Stator-Drehfeld einfach dem Rotor-Drehfeld
> nachgeführt und die Drehzahl ergibt sich wie beim klassischen DC-Motor
> aus der Spannung?

Man könnte noch ergänzen, daß die Drehzahlgelug zum Einen über die 
Spannung gemacht werden kann, aber zum Anderen ebenfalls analog zum 
klassischen DC-Motor per PWM erfolgen kann. Dabei wird üblicherweise in 
der Off-Zeit die Blockkommutierung in den Leerlauf geschaltet. Die PWM 
ist also langsamer als die Komutierung. Man kann es aber auch anders 
machen.

von Okto P. (oktopiilot)


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...

http://www.mikrocontroller.net/articles/Brushless-Controller_f%C3%BCr_Modellbaumotoren

Lies dir das hier durch. Ist 100x mehr Wert als die halbkorrekten 
Antworten von den Usern hier.

Der Artikel hat mir übrigens als einzige Referenz gedient, einen eigenen 
BLDC-Controller zu entwickeln welcher mittlerweile ziemlich gut 
funktioniert. Was du dort liesst, ist also auf jeden Fall kein Mist.

Gruss

von Carsten R. (kaffeetante)


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Mit dem Thema wurden schon ganze Bücher gefüllt. Der Artikel ist daher 
zwar gut aber auch nicht allumfassend, das schreibt er aber auch selbst, 
beispielsweise daß er noch nicht herausgefunden hat wie es der gekaufte 
Regler beim Anlaufen so schnell in den BEMF-Betrieb schafft.

Modellbauer, insbesondere die Flieger, befassen sich auch mit diesen 
Motoren. Wiki und andere Quellen liefern weitere Hinweise über nutzare 
Möglichkeiten. So wird die Induktivität durch ein Magnetfeld quasi in 
eine Richtung vorgespannt. Dadurch kann man auch ohne Bewegung mit 
Stromimpulsen messen. Sie verhalten sich je nach Lage der Felder 
zueinander unterschiedlich, die Induktivität ist in die eine Richtung 
höher als in die andere.

Ein paar Dinge zum Timing sind richtig gut. Besonders die Erklärungen 
zum Feldschwächebetrieb sind hilfreich.

Ein paar andere Dinge können leicht mißverstanden werden. Frequenz und 
Timing.

PWM
Nebenbei nur so am Rande: Hier gibt es neben der PWM motorseitig noch 
ein PWM-Steuersignal um dem Controller Befehle zu geben. Das hat eine 
vergleichsweise niedrige Frequenz und ist hier aber auch nicht das Thema 
da es mehr um den Motor geht. Man könnte bei weiteren Recherchen darüber 
stolpern.

Die Oszilloskopbilder können den Eindruck erwecken, daß die PWM in der 
Regel die Highpegel der Kommutierung zig mal zerhacken. Die Bilder 
stammen aus Anlaufphasen oder gehören zu einer eher niedrigen Drehzahl. 
Die PWM hat eher eine feste Frequenz. Daher sieht das dann bei höherer 
Motordrehzahl völlig anders aus, zumal der gekaufte Regler auch noch 
eine deutlich niedrigere Frequenz für die PWM nutzt.

Die Kommutierung erfolgt sehr viel schneller als die Drehzahl zunächst 
vermuten läßt, je nach internem Aufbau sogar um Größenordnungen 
(Phasen-, Nut- Pol(aar)zahl...). Es ist daher nicht sebstverständlich 
daß ein High einer Phase durch die PWM zig mal zerhackt wird. Ansonsten 
wäre man bei einigen Konstellationen sehr schnell in 3-stelligen kHz 
Regionen unterwegs. Es gibt da verschiedene Methoden da eine PWM 
unterzubringen die unterschiedlich je Kontext bevorzugt werden.

Timing:

Es wird von 0 und 30 Grad gesprochen. Das sollte man aber nicht auf die 
Rotorposition allgemein beziehen. Es bezieht sich auf die Lage im 
Wellenverlauf es Signals was einhergeht mit der Rotorposition relativ 
zum Magnetfeld und das ist wieder abhängig vom inneren Aufbau. Die von 
außen zu beobachtenden Winkel sind sehr viel kleiner, nur ein Brucheil 
davon.

Die Grundidee hast Du schön völlig richtig erkannt. Nach dem Hochfahren 
(eigenes Thema) folgt die Kommutierung dem Motor. Die Drehzahlregelung 
per Spannung oder PWM kann man dann unabängig davon betrachten. Für die 
hier im Forum üblichen Zwecke ist es meist nicht nötig beides 
miteinander zu verpflechten.

von Okto P. (oktopiilot)


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Carsten R. schrieb:
> Der Artikel ist daher
> zwar gut aber auch nicht allumfassend, das schreibt er aber auch selbst,
> beispielsweise daß er noch nicht herausgefunden hat wie es der gekaufte
> Regler beim Anlaufen so schnell in den BEMF-Betrieb schafft.

Das mit dem Anwerfen des Motors ist in der Tat eine Wissenschaft. Mein 
Regler ist mittlerweile so weit, dass wenn er mal dreht richtig gut 
dreht. Das mit dem Anwerfen klappt ca 7/10 mal. Leider hatte ich noch zu 
wenig Zeit um das ganze genau zu analysieren. Man findet dazu im 
Internet aber einige gute Tipps, wie man sowas machen könnte. Dabei 
wirst du schnell merken dass da jeder seine eigene Methode hat. Werde 
meine natürlich veröffentlichen, sobald dass ganze Projekt abgeschlossen 
ist.

Alternativ dazu gibt es einige BL-Controller, von welchen Schemas & 
Software bereits vorhanden ist. Unter anderem von Mikrokopter.

Von deren BL-Ctrl Systemen:
http://www.mikrokopter.de/ucwiki/BL-Ctrl

findet man im Wiki direkt die Schemas, den Source Code dazu gibts hier:

http://svn.mikrokopter.de/listing.php?repname=BL-Ctrl&path=%2Ftags%2FV0.31%2F&#Acdea59dd5aecfa6bc1486a784f7b439b

Falls jemand mal Lust hat ein bisschen zu schauen wie das andere Leute 
machen, dann viel spass beim analysieren. Der Code hat mir übrigens auch 
bei meiner vorgehensweise geholfen.
Kann ausserdem noch sagen dass die Regler sehr gut funktionieren und der 
Motor ohne Probleme in Bruchteilen von Sekunden gestartet werden kann.

Gruss

von MaWin (Gast)


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Okto P. schrieb:
> Was du dort liesst, ist also auf jeden Fall kein Mist.

Richtig. Im Gegensatz zu dem, was kaffeetante hier schreibt.
Leider fehlt dem Artikel eine Beschreibung des Anlaufs.

Dort hätte man erwähnen können, daß Motoren ohne Hallsensoren die nur 
BEMF zur Kommunierung nutzen können, fast gar nicht unter Last zum 
anlaufen zu bewegen sind, sondern nur mit Propeller oder ähnlichen 
Lasten die im Anlauf nur ihr (immer gleiches) Trägheitsmoment haben.

Soll ein Motor unter Last anlaufen, beispielsweise Achsantrieb eines 
Modellautos, dann tut man sich mit Hallsensoren viel viel einfacher.

Die PWM des Motors, die seine mittlere Betriebsspannung und damit 
Geschwindigkeit ergibt, sollte natürlich sehr hochfrequent sein, schon 
weil man sie aus der BEMF rausfiltern muss, und sich dann viel leichter 
tut, wenn Kommutierungsfrequenz und Spuelstromripple weit auseinander 
liegen.

Mit dem PCM Servosignal, welches ein Modellbaumotorcontroller bekommt, 
hat PWM natürlich nichts zu tun.

von npn (Gast)


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MaWin schrieb:
> Mit dem PCM Servosignal, welches ein Modellbaumotorcontroller bekommt,
> hat PWM natürlich nichts zu tun.

Er hat ja auch nichts von PCM geschrieben. Die wird ja nur bei den 
neueren digitalen Funksteuerungen benutzt. Die bisherigen verwenden PPM, 
und im Grunde genommen ist es auch eine PWM, nur eben mit viel 
niedrigerer Frequenz als die PWM für die Motorregelung.
PWM deshalb, weil ja (wenn man einen Kanal betrachtet) lediglich die 
Impulsbreite von 1..2ms verändert wird. Die Frequenz bleibt gleich. Und 
genau das ist ja ds Merkmal einer PWM.

Und bezüglich des Motoranlaufs, fang nicht wieder damit an, daß die 
Anlaufrichtung reiner Zufall ist bei einem sensorlosen Motor. 
Mittlerweile gibt es genügend Algorithmen, die durch das Bestromen der 
Wicklungen auch im Stillstand feststellen können, wie die Rotorstellung 
ist und dann gezielt ohne jegliches Ruckeln den Motor anlaufen lassen 
können. Klar geht das mit Hallsensoren einfacher. Aber daß der Anlauf 
mit sensorlosen Motoren rein zufällig passiert, ds ist eine Information 
von vor 10 Jahren, schätze ich mal. Oder noch früher.

von Carsten R. (kaffeetante)


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MaWin schrieb:
> Okto P. schrieb:
>> Was du dort liesst, ist also auf jeden Fall kein Mist.
>
> Richtig. Im Gegensatz zu dem, was kaffeetante hier schreibt.
> Leider fehlt dem Artikel eine Beschreibung des Anlaufs.

Schön zusammen gebaut. Du hast es nun selbst nicht gesagt aber trotztem 
ist die Botschaft klar. Und was ist Dir heute über die Leber gelaufen? 
Ist es mal wieder so weit?

Alles was ich hier geschrieben habe geht mit den anerkannten Tatsachen 
konform bzw. sind zusätzlich Erläuterungen die anerkannte Texte nur 
besonders hervorheben. Lediglich zur PWM-Frequenz betone ich, daß es 
nicht selbstverständlich ist daß die PWM jedes High in grob ausgezählt 
40 PWM-Pulse zerlegt (Oszibild). Wenn es doch selbstveständlich wäre, 
lasse ich mich gern eines Besseren belehren.

"nicht selbstvertändlich" schließt ja nichts aus. Und gleich zu Beginn 
schrieb ich auch: "Die PWM ist langsamer als die Kommutierung. Aber man 
kann es auch anders machen." Ich betone nochmal: "Es gibt da 
verschiedene Methoden da eine PWM unterzubringen die unterschiedlich je 
Kontext bevorzugt werden." Und noch haben wir keinen Kontext abgesehen 
von persönlichem Geschmack.

Zugegeben, beim gekauften Regler habe ich mich auf die Schnelle bei der 
Frequenz verguckt. Peanut. Seine PWM-Frequenz ist nicht deutlich 
niedriger als die 20 kHz der seiner eigenen Wahl. Wenn man sich aber die 
zeitliche Auflösung des Bildes "Vollgas" anschaut, wird klar, daß da ein 
High nicht genügend Platz für zig PWM-Pulse hat, und die halb so lange 
BEMF-Flanke erst recht nicht.

Ich sprach von der Unabhängigkeit der PWM-Funktion und daß es wohl eher 
nicht notwendig ist diese mit der Kommutierung zu verpflechten. 
Natürlich sollen sie sich nicht gegenseitig stören. Genaugenommen wäre 
das auch nicht unabhängig. Die Sache mit der Filterung ist ein guter 
Hinweis. Die kann man für die anderen Methoden anpassen.

Wo ist der Mist? Bitte konkret und/oder Konstruktiv. Dann lernen wir 
alles was.

: Bearbeitet durch User
von Philip K. (philip_k)


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Was ist denn BEMF? Aus den englischsprachigen Erklärungen, die mir 
Google liefert, werd ich nicht ganz schlau. Vielleicht kanns ja mal 
jemand mit einfachen Worten zusammenfassen?
Der Anwendungsfall wäre bei mir übrigens zunächst ein Pedelec-Antrieb 
und später ein Spaßmobil-Antrieb im einstelligen KW-Bereich. Ich bin 
neulich ein Liege-Trike mit 4 KW-Motor gefahren und seitdem lässt mich 
der Gedanke nicht mehr los, dass ich mir sowas auch bauen muss :-)
Und da ich das Thema so interessant finde würde ich halt gern den 
Controller, zumindest softwareseitig, irgendwann selbst implementieren. 
Im ersten Schritt nehme ich einen fertigen und mache nur die Ansteuerung 
des Gaseingangs selbst.

von Philip K. (philip_k)


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Die Frage nach dem BEMF hat sich erledigt...steht ja in oben verlinktem 
Artikel.

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