Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Kleiner XY-Kreuztisch mit hoher Präzision gesucht


von Ben (Gast)


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Hallo zusammen,

ich suche einen Kreuztisch, mit dem ich leichte Lasten (nur ein paar 
Gramm) in zwei Richtungen verfahren kann. Ich bin Elektrotechniker und 
habe von Mechanik und Maschinenbau wenig Ahnung, vielleicht könnt ihr 
mir weiterhelfen?
Jedenfalls:
-Der Tisch soll in beiden Achsen um ca 8cm verfahrbar sein
-Keine hohe Geschwindigkeit erforderlich, etwa 1cm/s wäre schon Luxus.
-Manuell ist okay, falls die Konstruktion das Dranbasteln von 
Schrittmotoren zulässt.
-Knackpunkt: Genauigkeit sollte mindestens 2µm betragen, noch besser 
wäre toll. Die Genauigkeit muss nicht "out of the box" so gut sein, ich 
könnte mittels Michelson-Interferometer die Abweichungen ausmessen und 
in der Ansteuerung kompensieren. Aber danach muss ich den Punkt 
wiederholt auf mindestens 2µm genau anfahren können.

Jetzt habe ich schon "normale" Präzisions-Kreuztische gefunden, die über 
eine Art Mikrometerschraube verfahren werden. Wenn da eine Umdrehung 1mm 
Vorschub macht sind das bei üblichen 200 Schritten pro Umdrehung des 
Motors 1000µm / 200schritte = 5 µm/schritt. Ich müsste also 
Mikroschrittbetrieb nutzen. Soweit kein Problem, aber ich habe nicht die 
Erfahrung bzw. das Know-How zu beurteilen, ob das mechanische System 
dieser kleinen Winkeländerung des Motors auch folgen wird. Sprich: Wenn 
ich z.B einen Viertelschritt gehe, wird das System sich wirklich 5/4 µm 
bewegen, oder wird es sich eher so verhalten, dass es nur "alle paar 
Schritte" auf die neue Position ruckeln wird? (Ich glaube das Stichwort 
ist "Losbrechmoment", nicht wahr? aber wie gesagt, bin nicht vom 
Fach...)
Also, eurer Meinung nach machbar oder Dummfug?

Beste Grüße
Ben

von zoll (Gast)


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von Markus R. (maggus)


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Schau dich mal bei http://www.smaract.de/ um. Ich hab jetzt auf die 
schnelle nur Linearmanipulatoren gefunden, keine kompletten Kreuztische. 
Evtl. kannst du daraus aber selber was basteln. http://www.thorlabs.de/ 
kannst du auch mal durchsuchen.

Bedenke auch, dass du dir bei 80mm Weg und 2µm Wiederholgenauigkeit auch 
Gedanken um eine stabile Temperatur machen musst. Je nach Material und 
Konstruktion kommen da schnell auch bei geringen Temperaturschwankungen 
einige Mikrometer zusammen.

von M. B. (Firma: TH Nürnberg) (ohmen)


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Micos hat solche Tische mit Glasmaßstab im Programm...

http://www.pimicos.com/index,de.html

Hat aber auch seinen Preis...

von Ben (Gast)


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Hi,

ich danke euch für die Links, das ist sehr hilfreich. So wie ich das 
sehe scheinen die meisten Geräte in dieser Präzisionsklasse closed loop 
zu arbeiten, also mit hochgenauen (100nm) Linearencodern. Das macht es 
natürlich teuer. Ich frage mich, ob ich bei meiner statischen und immer 
gleichen Last eine für mich genügend genaue Positionierung auch open 
loop mit Steppern hinbekomme. Wichtig ist erstmal, dass scheinbar mit 
Gewindetrieben/Mikrometerschrauben überhaupt mechanisch so feine 
Auflösungen angefahren werden können. Den Rest muss ich wohl 
ausprobieren, denn mein Budget ist zu klein für fertig motorisierte 
Kreuztische mit Linearencodern.

Gruß
Ben

von physiker (Gast)


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Bei kleinem Budget auch mal bei Gebrauchtwarenhändlern wie
http://www.helmut-singer.de
schauen (einfach nach Kreuztisch bzw. Lineartisch suchen). 
Präzisionsmechanik ist zwar im Gegensatz zu Elektronik nie billig, aber 
man findet doch ab und an was interessantes. z.B. ein Lineartisch von 
PI: M510.12 für 950€. Davon zwei Stück und man alle Anforderungen 
erfüllt. Es gibt aber gerade auch ein paar manuelle Kreuztische. Die 
elekttrischen haben leider nur einen Verfahrweg von 2mm.

von Purzel H. (hacky)


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Eine Spindel macht keine 2u repetitiv, wegen der hysterese, aber Piezo 
linear antriebe machen das. Such nach Piezo linear antrieb oder so.

http://www.physikinstrumente.com/en/products/micropositioning/index.php

Allenfalls waere auch ein Hexapod etwas fuer das kleine budget ?

von Harald W. (wilhelms)


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Siebzehn Zu Fuenfzehn schrieb:

> Eine Spindel macht keine 2u repetitiv, wegen der hysterese,

Positionierungen im µm-Bereich macht man grundsätzlich nur von einer
Seite aus. Das lernt man als Lehrling schon im ersten Lehrjahr. :-)

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Ben,

> -Manuell ist okay, falls die Konstruktion das Dranbasteln von
> Schrittmotoren zulässt.
> -Knackpunkt: Genauigkeit sollte mindestens 2µm betragen, noch besser
> wäre toll. Die Genauigkeit muss nicht "out of the box" so gut sein,
[..]
> Jetzt habe ich schon "normale" Präzisions-Kreuztische gefunden, die über
> eine Art Mikrometerschraube verfahren werden. Wenn da eine Umdrehung 1mm
> Vorschub macht sind das bei üblichen 200 Schritten pro Umdrehung des
> Motors 1000µm / 200schritte = 5 µm/schritt. Ich müsste also
> Mikroschrittbetrieb nutzen. Soweit kein Problem, aber ich habe nicht die
> Erfahrung bzw. das Know-How zu beurteilen, ob das mechanische System
> dieser kleinen Winkeländerung des Motors auch folgen wird.

Mikroschritt erhöht die Auflösung, nicht die Genauigkeit [1].

In Hinblick auf die Genauigkeit musst du erstmal schauen, was die 
Spindel so an Fehlern mit sich bringt. Wenn du das System dann mit einem 
Schrittmotor antreibst, kommt noch ein Last abhängiger Fehler dazu, der 
im ungünstigesten Fall +/-1 Vollschritt sein kann.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

[1] 
http://www.schrittmotor-blog.de/die-bedeutung-des-lastwinkels-bei-schrittmotoren/

von Schreiber (Gast)


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Thorsten Ostermann schrieb:
> Mikroschritt erhöht die Auflösung, nicht die Genauigkeit [1].

hier aber kein Problem: Er will die Position mit einem Interferrometer 
bestimmen und kann dementsprechend nachregeln.

von Purzel H. (hacky)


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uuhh ... Null budget, aber ein Interferometer ... ein Selbstbau mit 
einem diodenlaser womoeglich.

Was soll das Ganze denn werden ?

von TestX .. (xaos)


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Es hat schon einen Grund wieso man bei diesen Genauigkeiten die Position 
regelt und nicht einfach steuern kann... wenn du auch noch 
Wiederholgenaugikeit im Bereich > Stunden brauchst kannst du dir auch 
noch eine Klimakammer mit 293K +/- 0.5K zulegen...ansonsten sind solche 
Präzisions-Positionierungen wirklich sinnfrei...

Sag uns doch erst einmal wieso du soetwas machen möchtest und vor allem 
wofür du es brauchst...evtl gibt es andere Möglichkeiten oder du musst 
sehr viel €€€ in die Hand nehmen...

von Harald W. (wilhelms)


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Andi ... schrieb:

> eine Klimakammer mit 293K +/- 0.5K zulegen...ansonsten sind solche
> Präzisions-Positionierungen wirklich sinnfrei...

Nun, man kann durchaus Positionierungen im Nanometerbereich in
normal klimatisierten Räumen (+-2K) durchführen. Es kommt ganz
darauf an, was Ben überhaupt machen will. Auch Messungen mit
Interferrometern sind nicht beliebig genau, da die Lichtge-
schwindigkeit vom durchleuchteten Medium abhängt. Da muss man
manchmal Korrekturen reinrechnen.
Gruss
Harald

von Ben (Gast)


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Hallo,

Schreiber schrieb:
> hier aber kein Problem: Er will die Position mit einem Interferrometer
> bestimmen und kann dementsprechend nachregeln.

Allerdings nicht im Betrieb, nur vorher bei einer Referenzfahrt. Ich 
würde erstmal eine Tabelle erstellen, wie viele Interferenzmaxima 
jeweils zwischen den (Mikro-)Schritten liegen. Die Tabelle kann man dann 
direkt nutzen oder auf weniger Datenpunkte reduzieren und dazwischen 
stückweise linear approximieren. Das kommt aber auf den Inhalt der 
Tabelle an (auf die Krümmung des Graphen).
Anfahren der Punkte immer von der selben Seite ist klar, wegen backlash.

Siebzehn Zu Fuenfzehn schrieb:
> uuhh ... Null budget, aber ein Interferometer ... ein Selbstbau mit
> einem diodenlaser womoeglich.
>

Nein, He-Ne-Laser auf optischem Tisch. Die Geräte, die ich nutzen kann, 
gehören der Uni. Aber den präzisen xy-Tisch will ich behalten und muss 
ihn dementsprechend auch selber Zahlen. Daher kommt diese komische 
Mischung aus teurem Messequipment und geringem Budget.

> Was soll das Ganze denn werden ?
Kennt ihr den Platinenbelichter von http://www.diyouware.com/ ? Die 
benutzen einen BluRay-Pickup als Laserlichtquelle. Bevor jetzt alle 
schreien "Ja aber du braucht doch keine 2µm für Platinen, wenn du 
anschließent isotrop ätzen musst" - ja, stimmt, aber einen Bluraylaser 
in seinem optischen System kann man quasi Beugungsbegrenzt fokussieren, 
bei der dort vorhandenen numerischen Apertur auf unter 600nm spot size. 
Und damit ist es eigentlich nurnoch eine Frage der lateralen 
Genauigkeit, ob man damit auch Photoresists aus der Mikroelektronik 
belichten kann. Und das will ich machen, denn es spart die Fertigung 
teurer Chrommasken zur Herstellung von Halbleiterbauelementen. Natürlich 
kann ich damit keinen aktuellen 22nm-Prozess machen, aber vielleicht 
irgendwas im unteren µm-Bereich, damit wären wir technologisch am Anfang 
der 70er ;)
Warum? Weil ich es kann (hoffentlich)...

Gruß
Ben

Viele Grüße
Ben

von Purzel H. (hacky)


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Vergiss es. Die Position muss in diesem Fall online nachgemessen und 
gesteuert werden, dh mit laufendem Interferometer. Das ist insofern ja 
kein Problem, da dich die beiden Wellenlaengen ja gut trennen lassen.
Allenfalls kann man sich mit einen Piezolinear Antrieb von New Focus 
behelfen. Die haben Submikron aufloesung. Allerdings wuerd ich auch da 
interferometrisch online nachmessen.
http://www.newport.com/New-Focus-Motorized-Actuators/994943/1033/content.aspx

Reinraum brauchst du dann auch. Jeder Staubpartikel ist zu gross.

von Tek (Gast)


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http://www.edmundoptics.de ist auch ne Adresse wo Du vielleciht fündig 
wirst.

von Markus R. (maggus)


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Zu der Lösung mit Schrittmotor und Spindel: Schau dich mal hier um: 
http://www.thorlabs.de/navigation.cfm?guide_id=2060

Da findest du relativ genaue Angaben zu Wiederholgenauigkeit, Spiel, 
minimaler Schrittgröße. Ohne erheblichen Mehraufwand wirst du auch bei 
einem Eigenbau keine besseren Werte erreichen.
Eine online-Messung mit Interferometer halte ich nur dann für Sinnvoll, 
wenn das Interferometer kompakt und stabil in den Verschiebemechanismus 
integriert ist. Bei einem Freistrahlaufbau auf einem optischen Tisch mit 
evtl. wenig geeigneten Komponenten wirst du auf Dauer schon Abweichungen 
im Mikrometerbereich erzeugen.

von Harald W. (wilhelms)


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Markus R. schrieb:

> Da findest du relativ genaue Angaben zu Wiederholgenauigkeit, Spiel,
> minimaler Schrittgröße. Ohne erheblichen Mehraufwand wirst du auch bei
> einem Eigenbau keine besseren Werte erreichen.

M.W. wird ein solcher Tisch gern als Meisterstück von Feinmechanikern
oder Werkzeugbauern hergestellt. :-)
Gruss
Harald

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