Forum: HF, Funk und Felder Objekterkennung über Resonanzspulen


von M. S. (elpaco)


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Hallo zusammen,

ich möchte folgendes realisieren:
Verschiedene Objekte sollen durch ein Brett hindurch erkannt werden. 
Dazu soll jedes Objekt einen LC-Parallelkreis integriert haben mit einer 
individuellen Resonanzfrequenz.

Das Objekt befindet sich überhalb des Brettes, die Erkennung unterhalb. 
Zur Erkennung habe ich mir folgende Gedanken gemacht:

Eine LC-Reihenschaltung (Erkennungsschaltung) soll, über verschieden 
zuschaltbare Kapazitäten und gleichzeitige Änderung der Erregerfrequenz 
(Rechteck), auf die Resonanzfrequenzen der Objekte eingestellt 
(durchgeschaltet) werden. Dabei soll um ein Maximum an Energie auf den 
im Objekt integrierten Schwingkreis zu übertragen eben auch die 
Resonanzfrequenz der Erkennungsschaltung (über die Kapazitäten) an diese 
Resonanzfrequenz angepasst sein.

Ist also die Frequenz der Erkennungsschaltung gleich der 
Resonanzfrequenz des LC-Parallelkreises im Objekt, so sollte dieser der 
Erregerschaltung Energie entziehen. Das müsste als Spannungsabfall 
messbar sein. Oder anders Formuliert, habe ich die Resonanzfrequenz des 
LC-Parallelkreises im Objekt getroffen, dann kann ich einen 
Spannungsverlust an der Erregerspule messen. Ist das soweit richtig?

Meine Fragen an euch wären jetzt folgende:
- Wie kann ich diesen Spannungsabfall am besten (digital) messen?
  Einen Gleichrichter + Komparator an den Ausgang der Spule hängen?
- Macht es Sinn, eine zweite Messspule zu verwenden und die an dieser 
Spule von der Erregerschaltung plus Schwingkreis im Objekt induzierte 
Spannung zu messen? Die dann an dem Punkt, an dem ich die 
Resonanzfrequenz getroffen habe minimal ist?
- Wie kann ich die Schaltung bezüglich der Reichweite optimieren? 
Allgemein habe ich in versuchsweisen Aufbauten eine Spannung von 2 Vpp 
an der Erregerspule und im Vergleich nur 10 bis 20 mVpp an der Spule im 
Objekt. Diese Differenz ist doch sehr hoch, so dass sich die 
Spannungsänderung an der Erregerspule kaum bemerkbar macht bzw im 
Rauschen untergeht, wenn die Objektspule mit ihr in Resonanz ist...
- Wie könnte ich eine geeignete Verstärkerschaltung realisieren, um der 
Erregerspule vor allem bezogen auf den Strom mehr Energie zuzuführen? 
Der µC-Ausgang wird ja nicht sonderlich viel an Strom zu bieten haben, 
was vermutlich bislang die Ursache meiner mageren Ergebnisse ist.

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Manuel S. schrieb:

> Ist also die Frequenz der Erkennungsschaltung gleich der
> Resonanzfrequenz des LC-Parallelkreises im Objekt, so sollte
> dieser der Erregerschaltung Energie entziehen. [...] Ist das
> soweit richtig?

Herzlichen Glückwunsch!
Sie haben soeben das Dipmeter erfunden. :)

> - Wie kann ich diesen Spannungsabfall am besten (digital)
>   messen?

Synchrondemodulator bzw. I/Q-Mischer, Tiefpass, ADC.

>   Einen Gleichrichter + Komparator an den Ausgang der Spule
>   hängen?

Rein passive Gleichrichter sind in solchen Anwendungen ein
Furunkel am Arsch. Vertrau mir :)

> - Wie kann ich die Schaltung bezüglich der Reichweite
>   optimieren?

Magnetische Kopplung verbessern.

> Allgemein habe ich in versuchsweisen Aufbauten eine Spannung
> von 2 Vpp an der Erregerspule und im Vergleich nur 10 bis 20 mVpp
> an der Spule im Objekt. Diese Differenz ist doch sehr hoch, so
> dass sich die Spannungsänderung an der Erregerspule kaum bemerkbar
> macht bzw im Rauschen untergeht, wenn die Objektspule mit ihr
> in Resonanz ist...

Hmm. Gute Dipper sind ziemlich empfindlich. Siehe den "Superdipper"
vom Funkamateur.

> - Wie könnte ich eine geeignete Verstärkerschaltung realisieren,
>   um der Erregerspule vor allem bezogen auf den Strom mehr Energie
>   zuzuführen?

Keinesfalls den Frequenzbereich und die angepeilte Entfernung nennen!
Das wäre ein Verrat von Geschäftsgeheimnissen!

von M. S. (elpaco)


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Danke zunächst mal für deine Antwort!

Possetitjel schrieb:

> Herzlichen Glückwunsch!
> Sie haben soeben das Dipmeter erfunden. :)

Danke! Das Dipmeter ist mir schon ein Begriff, wenn auch nur grob. Da 
ich aber ja nur wenige fest vorgegebene Frequenzen habe, dachte ich, 
dass es ja auch einfacher zu realisieren sein muss. Sprich, alle fest 
vorgegebenen Frequenzen einzeln durchgehen und sehen, bei welcher die 
Spannung einbricht.

> Hmm. Gute Dipper sind ziemlich empfindlich. Siehe den "Superdipper"
> vom Funkamateur.

Danke für den Tip!

> Magnetische Kopplung verbessern.

Wie stelle ich das an? Nen gemeinsamen Kern oder ähnliches kann ich ja 
nicht verwenden.

> Keinesfalls den Frequenzbereich und die angepeilte Entfernung nennen!
> Das wäre ein Verrat von Geschäftsgeheimnissen!

Versuchsweise habe ich bereits zwei Spulen die von der Frequenz her 
aufeinander abgestimmt sind, entfernungstechnisch kommt auch in größerer 
Entfernung, 20 bis 30 cm, noch was messbares an.

Zum Erregersignal, das ist eine Rechteckfunktion vom µC-Timer. Vpp ca 5 
V, aber nur 74mA Stromstärke. Daher dachte ich, ob es
a) Sinn macht, den Strom zu verstärken -> Höhere "Sendeleistung" -> Mehr 
Energie an der Empfängerspule -> Stärkere Schwingung
b) Eventuell aus dem Rechteck einen Sinus zu machen?


Die Entfernung sind maximal 5 cm, der Frequenzbereich ist auf ca. 50 kHz 
bis 100 kHz angedacht. Ist prinzipiell die mögliche Entfernung und 
Signalstärke vom Frequenzbereich abhängig? Wenn ja, inwiefern? Höhere 
Frequenz = schwächeres Signal?

Und wie deutlich müsste die Spannung denn unter den gegebenen Umständen 
in etwa einbrechen? Habe bisher nur mit dem Oszi ohne Filter, Verstärker 
oder ähnliches die Spannung gemessen und dabei eben keine Veränderung 
bemerken können wenn ich die Empfängerspule in die Nähe die Erregerspule 
gehalten habe.

von Bastler (Gast)


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Muß die Erkennung so gemacht werden oder würde auch RFID infrage kommen?

von Possetitjel (Gast)


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Manuel S. schrieb:

> Danke! Das Dipmeter ist mir schon ein Begriff, wenn auch
> nur grob. Da ich aber ja nur wenige fest vorgegebene
> Frequenzen habe, dachte ich, dass es ja auch einfacher zu
> realisieren sein muss.

Ja... im Prinzip richtig... aber...

> Sprich, alle fest vorgegebenen Frequenzen einzeln durchgehen
> und sehen, bei welcher die Spannung einbricht.

Mit dem Dipper wird im Prinzip gewobbelt - sprich: Man dreht
die Frequenz langsam und stetig durch und beobachtet den
Oszillatorstrom.
Die Resonanz wird also als Relativwert, d.h. im Vergleich zu
den direkt benachbarten Frequenzen erkannt - und nicht als
Absolutwert.

>> Magnetische Kopplung verbessern.
>
> Wie stelle ich das an?

Spulen groß im Vergleich zum gegenseitigen Abstand machen.
Entweder Durchmesser groß wählen (Flachspule), oder Länge.
Lange Zylinderspulen haben den Nachteil, dass sie recht
genau ausgerichtet werden müssen.
RFID nimmt, soviel ich weiss, Flachspulen. Bei 5cm Abstand
würde ich 10cm Durchmesser versuchen.

> Nen gemeinsamen Kern oder ähnliches kann ich ja nicht
> verwenden.

Nein, das ist klar :)

> Die Entfernung sind maximal 5 cm, der Frequenzbereich ist
> auf ca. 50 kHz bis 100 kHz angedacht.

Hmm. Das sollte machbar sein.

> Ist prinzipiell die mögliche Entfernung und Signalstärke
> vom Frequenzbereich abhängig?

Indirekt.

> Wenn ja, inwiefern?

Wenn die Frequenz zu niedrig ist (1Hz), werden die Schwingkreis-
elemente unmöglich. 0.4F / 0.4H sind recht unhandlich...

Wenn die Frequenz zu hoch ist (1GHz), werden die Schwingkreis-
elemente wieder unmöglich. 4pF / 40nH sind winzig...

50kHz...100kHz kommt mir schon nicht falsch vor.

> Und wie deutlich müsste die Spannung denn unter den gegebenen
> Umständen in etwa einbrechen?

Mindestens einige Prozent.

> Habe bisher nur mit dem Oszi ohne Filter, Verstärker oder
> ähnliches die Spannung gemessen und dabei eben keine
> Veränderung bemerken können wenn ich die Empfängerspule in
> die Nähe die Erregerspule gehalten habe.

Hmm. Möglicherweise liegt ein ärztlicher Kunstfehler vor. Wenn
Du auf der Sendeseite einen Parallelschwingkreis nimmst, muss
dieser hochohmig, d.h. von einer Stromquelle gespeist werden.
Im Resonanzfall müsste die Spannung dann einbrechen.

von M. S. (elpaco)


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Bastler schrieb:
> Muß die Erkennung so gemacht werden oder würde auch RFID infrage kommen?

Müssen tut sie es nicht. RFID würde natürlich auch in Frage kommen, habe 
jedoch aus folgenden Gründen die Methode mit der Resonanz für 
erfolgversprechender befunden:
- Es sind nur sehr wenige unterschiedliche Objekte zu unterscheiden 
(Spielfiguren)
- Der Platz ist recht beschränkt, für nen selbstgebauten RFID-Tag 
bräuchte ich ja noch für nen relativ großen Chip Platz.

Im Endeffekt ist die Sache mit den Resonanzspulen wohl eine Art 
RFID-Light, der Empfänger muss nix können außer schwingen und der Sender 
muss nix können außer merken, wenn die Spannung verringert wird.



Possetitjel schrieb:

> Mit dem Dipper wird im Prinzip gewobbelt - sprich: Man dreht
> die Frequenz langsam und stetig durch und beobachtet den
> Oszillatorstrom.
> Die Resonanz wird also als Relativwert, d.h. im Vergleich zu
> den direkt benachbarten Frequenzen erkannt - und nicht als
> Absolutwert.

Wenn ich meine bescheidenen Fähigkeiten mal betrachte glaube ich, dass 
ich beim Herstellen der Spulen auch nicht exakt die Resonanzfrequenzen 
treffen würde - schon allein der Toleranzen in den Bauteilen wegen. Es 
würde zur Unterscheidung der Objekte ja reichen zu sagen, bei dieser 
Frequenz x bricht die Spannung am stärksten ein, also muss die der 
gesuchten Resonanzfrequenz am nächsten liegen. Oder ist der Peak da so 
extrem, dass man kaum ne Abweichung haben darf?


> Spulen groß im Vergleich zum gegenseitigen Abstand machen.
> Entweder Durchmesser groß wählen (Flachspule), oder Länge.
> Lange Zylinderspulen haben den Nachteil, dass sie recht
> genau ausgerichtet werden müssen.
> RFID nimmt, soviel ich weiss, Flachspulen. Bei 5cm Abstand
> würde ich 10cm Durchmesser versuchen.

Also es geht konkret darum, dass ich die Figuren auf einem Spielbrett 
erkennen will - Möchte mir gerne ein Schachbrett bauen, das ich mit 
Bluetooth auf den PC verbinden kann und dieser somit weiß, wie die 
Figuren stehen. Es wird oft empfohlen (bei Schachcomputern), es einfach 
mit Hallsensoren oder Reed-Schaltern zu machen, jedoch kann ich damit 
nicht die Figuren aus einer beliebigen Stellung unterscheiden.

Bin also mit der Spulengröße auf die Gegebenheiten des Spielbretts 
beschränkt. Und sie sollten ja auch nicht so stark sein, dass die Figur 
vom Nachbarfeld gleich mit erkannt wird :) Mit dem Abstand ließe sich 
sicherlich noch auf ca 2 cm heruntergehen.

Daher auch der Plan mit zwei Spulen zur Erkennung, da sich das Ganze 
dann rastern ließe. Einmal eine Sendespule auf den Linien A bis H 
nacheinander anschalten und jeweils die zweite Spule auf Reihe 1 bis 8 
gleichzeitig auslesen. Z.B könnte ich dann sagen, auf B2 und B5 steht 
ein schwarzer Bauer. Das Ganze bräuchte dann nicht 64 sondern nur 16 
Spulen (8 Sende- und 8 Auswertespulen) was die Kosten für die ganzen 
Auswerteschaltungen sehr verringern würde. Alternativ habe ich auch 
darüber nachgedacht, das mit nur einer sehr guten Auswerteschaltung zu 
machen und eben die unterschiedlichen Spulen dranzumultiplexen. Aber man 
sollte ja auch nicht jedes mal ewig warten müssen bis der Zug erkannt 
wurde weil erst 64 Spulen nacheinander angesteuert werden und diese und 
jeweils 12 Frequenzen durchlaufen müssen. Ist eben die Frage, 
Geldersparnis oder Komfort :)


> Hmm. Möglicherweise liegt ein ärztlicher Kunstfehler vor. Wenn
> Du auf der Sendeseite einen Parallelschwingkreis nimmst, muss
> dieser hochohmig, d.h. von einer Stromquelle gespeist werden.
> Im Resonanzfall müsste die Spannung dann einbrechen.

Auf der Sendeseite verwende ich einen Reihenschwingkreis. 
Rechteckgenerator -> Spule -> Kapazität. Der angedachte Multiplexer soll 
vom µC angesteuert die Spule auf eine der Kapazitäten verbinden, welche 
dann auf GND liegt. In meinem Versuch das Ganze noch ohne MUX sondern 
einfach auf dem Steckbrett.

: Bearbeitet durch User
von M. S. (elpaco)


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Hallo,

habe jetzt noch ein paar Sachen simuliert (siehe Schaltung).

Der Teil rechts von "Brett" ist der Parallelkreis der anhand seiner 
Resonanzfrequenz erkannt werden soll. Links ist die Messschaltung bzw in 
diesem Falle jetzt mal nur Erregeschaltung.

Die Resonanzfrequenzen der Parallelkreise habe ich in Abhängigkeit der 
Kapazität C1 bei gleichbleibender Induktivität per Simulation bestimmt, 
z.B.:

C1 = 100 nF -> f_0 = 616770 Hz
C1 = 200 nF -> f_0 = 436433 Hz

Nun anhand dieser Resonanzfrequenzen die Kapazitäten C2 in der 
Erregerschaltung bei gleichbleibender Induktivität um dort dieselbe 
Resonanzfrequenz zu erreichen:

C1 = 100nF -> C2 = 30nF
C1 = 200nF -> C2 = 60nF

Logisch, ergibt sich ja aus dem Verhältnis der Induktivitäten.

So, dann habe ich beispielsweise den Erregerkreis auf die 
Resonanzfrequenz 616770 Hz eingestellt mit der dazugehörigen Kapazität 
von 30 nF. Auf der Gegenseite eine Variable Kapazität und siehe da, wenn 
diese bei 100 nF ist messe ich die geringste Spannung an der 
Erregerspule (Messpunkt ist im Schaltplan zu sehen). Passt also soweit 
in der Theorie.

Anschließend würde ich gerne die von diesem "Paar" induzierten 
Spannungen in eine dritte Spule messen.

Würde gerne per ADC messen, damit ich z.B. sagen kann mit der 
Einstellung für die Resonanzfrequenz 436433 Hz (= 200nF) ist die 
Spannung im Vergleich zur normalen Spannung am geringsten. Man müsste 
kalibrieren und die Werte im µC abspeichern, da die Spannungen sich je 
nach Resonanzfrequenz unterscheiden, zumindest in meiner Simulation.

Meine Fragen an euch sind:
- Ist das soweit richtig? Und auch in der Praxis so umsetzbar?

von Harald W. (wilhelms)


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Possetitjel schrieb:

>> Ist also die Frequenz der Erkennungsschaltung gleich der
>> Resonanzfrequenz des LC-Parallelkreises im Objekt, so sollte
>> dieser der Erregerschaltung Energie entziehen. [...]

> Herzlichen Glückwunsch!
> Sie haben soeben das Dipmeter erfunden. :)

Bei der Eisenbahn hat man sowas Indusi genannt. :-)

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