Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Testec HF 512


von Käufer (Gast)


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Ich brauche neue Tastköpfe. Taugen der HF512 von Testec was? Er ist 
angegeben mit 9 pF. Wer hat einen und kann dazu was sagen?

: Verschoben durch Admin
von (prx) A. K. (prx)


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Obacht: Bei Testec ist die für HF-Messungen nötige Massefeder zwar 
verfügbar, aber nicht im Lieferumfang enthalten. Ansonsten kenne ich nur 
den HF212 und kann den nicht mit den "big name" Typen vergleichen.

: Bearbeitet durch User
von Käufer (Gast)


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So, der HF-512 ist vor drei Tagen angekommen. Ich hab ihn durchgetestet 
und ausgemessen, und er geht am Montag definitiv zurück. Veralbern kann 
ich mich nämlich selbst...

Die Verarbeitung haut einem nicht vom Hocker. Das Kabel stinkt 
fürchterlich, will nicht wissen welche Weichmacher da ausdünsten. Der 
BNC-Stecker ist einer dieser unglaublich wackligen China-Art.

Aber der absolute Hammer sind die technische Daten, und zwar im 
negativen Sinne. Spezifiziert ist der Tastkopf mit 10 MOhn und 9 pF 
Eingangsimpedanz. Macht auch Sinn, für einen 500 MHz Tastkopf...

Das Positive: Der Eingangswiderstand beträgt an nominal 1 Megaohm 
10,0175 MOhm. Das ist besser als 0,2%. Gut.

Das war erst die halbe Miete. Spannender ist die Eingangskapazität:

Werden die 9 pF erreicht ?

Trommelwirbel : Leider nein.

Bitte hinsetzen: Sage und schreibe 20 pF Eingangskapazität! Mehr als 
das doppelte der Spezifikation!

Ich dachte erst an einem Messfehler. Gemessen mit einem Agilent U1733C 
bei 100 kHz. Natürlich Open/Short-Kalibriert mit fixierter Messmechanik 
etc. Mit Scheiben-Kondensator verglichen, passt.
Einen Rigol-Tastkopf gemessen, der ist mit 13 pF spezifiziert und zeigt 
im selben Messaufbau 13,4 pF. Punktladung.

Um sicher zu gehen, Funktionsgenerator und RMS-Multimeter bei 100 kHz: 
Gleiches Ergebnis. Dritter Aufbau mit Oszi und Funktionsgenerator bei 
10, 20 und 30 MHz: Wieder das gleiche Ergebnis.

Wahnsinn! Völlig untauglich das Teil! Und das für 114,- Euro! Ich glaub 
es hackt! Da nützt das ganze mitgeliefert Brimborium auch nichts mehr...

von Falk B. (falk)


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@ Käufer (Gast)

>negativen Sinne. Spezifiziert ist der Tastkopf mit 10 MOhn und 9 pF
>Eingangsimpedanz. Macht auch Sinn, für einen 500 MHz Tastkopf...

Das ist doch so oder so Mumpitz. Niemand, der klar bei Verstand ist und 
nur einen HAUCH von Ahnung hat, misst nicht über 100MHz mit so einem 
Ding.
Diese Angabe der Bandbreite ist reines Marketinggeplapper!

Warum?
10pF @ 100MHz sind gerade mal noch 160 OHM (kapazitiv).
Sowohl Digitalschaltungen als auch Analogschaltungen werden sich bei der 
Frequenz für diese Riesenlast bedanken! Bei 500MHz wären es nur noch ~32 
Ohm!

Alles was nennenswert hcohfrequent ist, und das kann auch mal nur 50 MHz 
sein, misst man mit einem passiven Z0 oder aktiven Tastkopf.

Ein klassischer Artikel vom HF Papst.

http://www.sigcon.com/Pubs/straight/probes.htm

von Bohre (Gast)


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Testec ist eine deutsche Firma, nimm doch mal Kontakt auf: 
http://www.testec.de

von Lothar S. (loeti)


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> Wahnsinn!

Bevor ich Dir glaub', machst Du bitte mal ein Foto von Deinen 
Messaufbau?

Ansonsten, der TESTEC HV 150 wäre die bessere Wahl gewesen.
Siehe Beitrag Falk.

Grüße Löti

von Käufer (Gast)


Angehängte Dateien:

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Falk Brunner schrieb:
> Das ist doch so oder so Mumpitz. Niemand, der klar bei Verstand ist und
> nur einen HAUCH von Ahnung hat, misst nicht über 100MHz mit so einem
> Ding.

Ich habe niemals behauptet, 100 Mhz passiv messen zu wollen. Es ging mir 
schlichtweg um ein Tastkopf mit hinreichend kleiner Kapazität und einer 
Bandbreite, die die Anstiegszeit nicht weiter verschlechtert.

> Diese Angabe der Bandbreite ist reines Marketinggeplapper!

Jein. Natürlich ist die Anstiegszeit mit 0,7ns laut Spezifikation aus 
den 500 MHz Bandbreite errechnet sinnfrei, da alleine die (angeblichen) 
9pF in einem 50-Ohm-System schon für 1ns zusätzliche Anstiegszeit sorgen 
würden.

So hätte der Tastkopf unter "Realbedingungen" ein Anstiegszeit von ca. 
1,2nS.

Aber natürlich würde ein 100 MHz Tastkopf die Anstiegszeit ohne 
Eingangskapazität schon auf 3,5ns begrenzen. Von daher ist eine hohe 
Bandbreite so oder so wünschenswert.


Lothar S. schrieb:
> Bevor ich Dir glaub', machst Du bitte mal ein Foto von Deinen
> Messaufbau?

Es ist egal, was Du glaubst. Foto gibt's keins, da alles aufgeräumt. 
Allerdings ist es ja nicht so schwer vorstellbar, wie man ein LCR-Meter 
(U1733C) an ein Messobjekt anschließt und vorher erstmal die CAL-Taste 
drückt, oder?

Darüber hinaus habe ich die Messung mit Funktionsgenerator (33522B) und 
RMS-Multimeter (34461A) angehängt. Wie man sieht, habe ich die 
parasitären Induktivitäten außer Acht gelassen, was etwa 1pF bessere 
Messergebnisse als das U1733C ergab.


> Ansonsten, der TESTEC HV 150 wäre die bessere Wahl gewesen.

Kleiner Scherzbold, wie?

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Falk Brunner schrieb:
> Das ist doch so oder so Mumpitz. Niemand, der klar bei Verstand ist und
> nur einen HAUCH von Ahnung hat, misst nicht über 100MHz mit so einem
> Ding.

Das kann man so nicht sagen. Moderne digitale Schaltungen haben durchaus 
Anstiegszeiten im Bereich von 1 ns, das entspricht eine Bandbreite von 
über 300 MHz. Und das kann man mit so einem Tastkopf dann auch messen, 
auch wenn die Tastkopf-Kapazität die Flanke etwas verfälscht.

Man muss natürlich wissen, dass der Tastkopf diese Kapazität hat und 
sollte nicht gerade an einem hochohmigen Punkt versuchen, ein Signal 
abzugreifen.

@Käufer:
Hast du den Tastkopf mit aufgestecktem Klemmhaken gemessen oder ohne? 
Diese Klemmhaken vergrößern die Kapazität manchmal beträchtlich.

Wenn du einen hochwertigen Tastkopf mit 500 MHz Bandbreite suchst, schau 
dir mal von PMK die Modelle PML711A und PMM511A an.
Das sind Qualitätsprodukte aus Deutschland; erhältlich z.B. bei Farnell 
oder Datatec.

Der PML711A ist ziemlich dünn (2,5 mm) und ist mit 9,5 pF angegeben.
Der PMM511A ist ein "normaler" 5mm-Tastkopf und etwas günstiger als der 
PML711A, hat aber auch eine etwas höhere Kapazität.

von Falk B. (falk)


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@Johannes E. (cpt_nemo)

>Das kann man so nicht sagen. Moderne digitale Schaltungen haben durchaus
>Anstiegszeiten im Bereich von 1 ns, das entspricht eine Bandbreite von
>über 300 MHz.

> Und das kann man mit so einem Tastkopf dann auch messen,
>auch wenn die Tastkopf-Kapazität die Flanke etwas verfälscht.

Nur, wenn die Treiber ausreichend stark sind, sonst verfälscht du die 
Messung erheblich.

>Man muss natürlich wissen, dass der Tastkopf diese Kapazität hat und
>sollte nicht gerade an einem hochohmigen Punkt versuchen, ein Signal
>abzugreifen.

Auch direkt an einem Treiber ist das nicht sooooo unproblematisch.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Falk Brunner schrieb:
> Nur, wenn die Treiber ausreichend stark sind, sonst verfälscht du die
> Messung erheblich.

Selbst bei einer Impedanz von 50 Ohm liegt die resultierende 
Zeitkonstante bei 10 pF in der Größenordnung von 0,5 ns, also für viele 
Anwendungen durchaus noch tolerierbar. CMOS-Ausgänge liegen eher so bei 
10 bis 30 Ohm und wenn die Impedanz und Tastkopf-Kapazität bekannt sind, 
kann man die resultierende Verfälschung sogar wieder rausrechnen.

Ich habe auch schon LVDS-Signale mit 200 MBit/s mit passiven 500 
MHz-Tastköpfen gemessen und man sieht die Signale noch sehr schön.

von Ralph B. (rberres)


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Bei einen 10:1 Tastkopf ist die Kapazität immer mindestens 1/10 der 
Eingangskapazität des Oszillografen. Sonst ist der Teiler nämlich nicht 
richtig kompensiert.

Hinzu kommen dann noch die parasitären Kapazitäten im Tastkopf selber ( 
wie unter anderem die Tastkopffeder ).

Die Eingangskapazität eines Oszillografen spielt sich meistens in der 
Größenordnung 100-120pf ab.

Demnach ist eine Eingangskapazität an der Tastspitze von 9pF über alles 
gemessen schon recht sportlich.

Das gilt übrigens für jeden 10:1 Tastkopf. Egal ob er bis 100MHz oder 
bis 500MHz spezifiziert ist.

Über die Verarbeitung der Testek Tastköpfe vermag ich nichts zu sagen.

Auffällig war aber das z.B. bei Hamegtastköpfen ( wer fertigt die 
eigentlich ? ) sehr gerne Aussetzfehler in den Kabel festzustellen ist.

Bei den HZ152 hatten wir auch schon kalte Lötstellen an der 
Schraubtülle.

Ich verwende aus diesem Grunde ( und nur aus diesem Grunde ) seit dem 
nur noch Tastköpfe nahmhafter Hersteller, obwohl die gerne mal 150 Euro 
und mehr kosten. Die Lebensdauer ist einfach größer.



Ralph Berres

von MT (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Die Eingangskapazität eines Oszillografen spielt sich meistens in der
> Größenordnung 100-120pf ab.

Du meinst 10...12pF?

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Ralph Berres schrieb:
> Die Eingangskapazität eines Oszillografen spielt sich meistens in der
> Größenordnung 100-120pf ab.

Was meinst du mit "Oszillograf"?

Bei modernen Oszilloskopen liegen typische Werte eher im Bereich 15 .. 
30 pF, zumindest bei den Geräten, die ich kenne.

Die Tastköpfe enthalten im Tastkopf und/oder im BNC-Stecker zusätzliche 
Kapazitäten für die Kompensation, die parallel zum Oszi-Eingang liegen.

Parallel zum Widerstand am Eingang gibt es normalerweise keine 
zusätzliche Kapazität; die Eingangskapazität wird hauptsächlich von der 
Abschirmung bestimmt, die üblicherweise bis vorne zur Tastkopf-Spitze 
geht.
Es gibt auch spezielle niederkapazitive Tastköpfe, bei denen die 
Abschirmung nicht so weit vor geht; allerdings hat man dann durch die 
fehlende Abschirmung andere Probleme.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Also unter einem Oszillofürsten fangen wir erst garnicht an...

Früher hießen die immer Graf, bis irgendein Normungsgremium das für 
"Schreiber" reserviert hat, die nichtflüchtige Hardcopies ausgeben.

Die  Koaxkabel eines Tastkopfs scheinen Widerstandsdraht als Innenleiter 
zu benutzen. An einem 1:1-Kopf messe ich etwa 400 Ohm von der Messspitze 
zum BNC-Stift.

von Ralph B. (rberres)


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Johannes E. schrieb:
> Bei modernen Oszilloskopen liegen typische Werte eher im Bereich 15 ..
> 30 pF, zumindest bei den Geräten, die ich kenne.

Mag sein das die aktuellen Scopes jetzt eine niedrigere 
Eingangskapazität haben.

Johannes E. schrieb:
> Parallel zum Widerstand am Eingang gibt es normalerweise keine
> zusätzliche Kapazität; die Eingangskapazität wird hauptsächlich von der
> Abschirmung bestimmt, die üblicherweise bis vorne zur Tastkopf-Spitze

Im Tastkopf vorne befindet sich ein in Reihe geschalter 9 Megaohm 
Widerstand, der mit dem Eingangswiderstand des Scopes einen 10:1 
Spannungsteiler bildet. Parallel zu diesem 9 Megaohm Widerstand befindet 
sich ein Kondensator zur Kompensation des Frequenzganges.

Entweder ist dieser einstellbar oder am Ende des Kabels  Scopeseitig 
befindet sich eine einstellbare Kapazität gegen Masse, welches dann die 
zu groß gewählte Parallelkapazität am 9 Megaohm Widerstand wieder 
kompensiert.

Zu den  meinetwegen 30pf Eingangskapazität kommt noch die Kabelkapazität 
des 1,5m langen Tastkopfkabels welche schnell auch mal 60pf betragen 
kann.

Die Parallelkapazität am 9 Megaohm Widerstand muss 1/9 der 
Summenkapazität von Kabel und Scopeeingang betragen, damit der 
Frequenzgang kompensiert ist.
20pF wie der TE gemessen haben will ist vielleicht schon tatsächlich 
etwas hoch, aber 12-15pF würde ich an der Tastspitze schon 
einkalkulieren.


Ralph Berres

von Falk B. (falk)


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@ Johannes E. (cpt_nemo)

>> Die Eingangskapazität eines Oszillografen spielt sich meistens in der
>> Größenordnung 100-120pf ab.

>Was meinst du mit "Oszillograf"?

>Bei modernen Oszilloskopen liegen typische Werte eher im Bereich 15 ..
>30 pF, zumindest bei den Geräten, die ich kenne.

Stimmt. Aber man hat immer noch das 1,5m Koaxkabel mit ~100pF! Und genau 
DESHALB braucht man 10:1 Tastköpfe.

von MiWi (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Auffällig war aber das z.B. bei Hamegtastköpfen ( wer fertigt die
> eigentlich ? ) sehr gerne Aussetzfehler in den Kabel festzustellen ist.

Ich kann das nicht für alle Hameg-Tastköpfe sagen, aber die

die HZ53 (100:1)  waren im November 2013 - und das ist eine belastbare 
Aussage - noch von
.
.
.
.
.
.

erraten: Testec TT-HV 150.

Hameg hat die denen die Nennspannung auf 1200V reduziert und war nicht 
in der Lage, das Derating des Tastkopf über die Frequenz anzugeben, 
Testec schon....

Soweit so... schlecht für Hameg.

Grüße

MiWi

von Bürovorsteher (Gast)


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> Die  Koaxkabel eines Tastkopfs scheinen Widerstandsdraht als Innenleiter
> zu benutzen. An einem 1:1-Kopf messe ich etwa 400 Ohm von der Messspitze
> zum BNC-Stift.

Das ist aber mal eine kapitale Neuentdeckung...
Ist Usus, solange ich Tastköpfe kenne.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Ich hab jetzt aus Interesse auch mal einen Tastkopf nachgemessen, den 
ich hier gerade vor mir habe:

Tastkopf LeCroy PP009 (1:10; 500 MHz; 9,5 pF; Leitungslänge 1,3 m):
Eingangskapazität vorne am Tastkopf gemessen mit 10 kHz: ca. 10 pF
Kapazität von hinten, also am BNC-Stecker gemessen: ca. 65 pF
Der Tastkopf ist auf ein Oszi mit 16 pF abgeglichen.

Bei der Messung der Eingangs-Kapazität macht es keinen sichtbaren 
Unterschied, ob das Oszi angeschlossen ist oder nicht.

Was mir dabei aufgefallen ist:
Wenn man die Tastkopf-Kapazität bei 1 kHz misst, zeigt das Messgerät ca. 
25 pF parallel bzw. 13 pF seriell an.

Vermutlich verfälscht der 9 MOhm-Widerstand den Messwert, wenn die 
Frequenz zu niedrig ist. Der 9 MOhm-Widerstand liegt parallel zur 
Eingangskapazität, allerdings ist der nicht gegen die Tastkopf-Masse 
geschaltet, sonder man hat noch die Kompensations-Kapazität in Reihe zu 
diesem Widerstand. Wenn die Impedanz der Eingangs-Kapazität zu groß im 
Verhältnis zum Widerstand ist, liefert das Messgerät einen falschen 
Messwert.

@Käufer:
Vielleicht ist das bei dir auch das Problem. Mit welcher Frequenz hast 
du denn gemessen bzw. hast du auch mal eine höhere Frequenz getestet und 
wie hast du dein Messgerät eingestellt (seriell oder parallel)?

von Lothar S. (loeti)


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> Foto gibt's keins, da alles aufgeräumt.

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