Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Präzise Messung/Kalibrierung via Multiplexer


von Olli (Gast)


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Hey erstmal!

Bin neu hier und hab da ein Projekt das ich mir wohl oder übel 
aufgezwungen habe;-). Für mich klang es auf den
ersten Blick ziemlich simpel, aber naja vllt ja doch nicht. Ich soll 
mehrere digitale Voltmeter mithilfe von
mehreren Referenzquellen kalibrieren. Das ganze soll dabei automatisiert 
ablaufen. Es soll dabei zwischen
zu überwachenden Spannungen, den Referenzquellen sowie den verschiedenen 
verwendeten Voltmetern umgeschaltet
werden können. Außerdem muss natürlich der "richtige" Offset bestimmt 
werden. Die zu überwachenden Gleichspannungen als auch die
Referenzen liegen bei 10V. Es solle dabei allerdings eine Präzission im 
ppm Level erreichbar sein!

Ich habe leider keine großen Vorkenntnisse in der Elektrotechnik, 
sondern bin Physiker! Ich soll mich also in das
Thema anhand dieses Problems einarbeiten. Meine ganz naive Idee war nun 
das ganze mithilf eines analogen Multiplexers<->Demultiplexers
zu erreichen. Also einfach einen Eingang und einen AUsgang auswählen und 
die Spannung messen. Jetzt ist meine
Frage: Welche Probleme werde ich damit bekommen?

Ich habe mich natürlich auch schon etwas informiert und eines der großen 
Problem mit der Verzerrung des Signals
betreffen mich wohl nicht weil ich keine Wechselspannung verwende und 
meine Schaltzeiten im Minutenbereich liegen.
Mir kommt es nur darauf an die jeweilige Spannung "möglichst" genau 
messen zu können und dass die Werte aus der
Kalibrierung via Referenzquellen und Kanal/Schalter X auch möglichst 
genau auf die zu überwachende
Spannungsquelle die ja über Kanal/Schalter Y mit dem Voltmeter verbunden 
ist übertragen werden können.
Deshalb dachte ich je symmetrischerdas Ganze desto besser. Verbessert 
mich bitte wenn ich irgendwo falsch liege!

Jetzt habe ich gehört dass es zB zu "Crosstalk" und anderen Störungen 
kommen kann vor allem durch die verwendeten
Schalter. Meine erste Idee waren "CMOS-Schalter" wegen des kleinen 
Widerstands R_on.

Ein paar Anregungen von euch fände ich echt super. Vor allem wäre ich 
auch sehr für Fachbegriffe von Effekten etc.
dankbar da ich auch an den theoretischen Hintergründen interessiert bin 
und ich dafür aber Schlagworte brauche um weiter zu
recherchieren.

So genug von dem Geschwafel. Bin für jede Antwort dankbar und falls was 
unverständlich ist macht mich einfach drauf aufmerksam.
Danke

von dunno.. (Gast)


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Hallo,

normalerweise benutzt man bei uns Relaisgräber für sowas, eben um sicher 
zu sein dass die Geräte tatsächlich galvanisch getrennt sind und keine 
noch so kleinen ströme fließen können, die deine Signale beeinflussen 
(Leckströme der Analogschalter!)

Willst du die Dinger wirklich akkreditiert kalibrieren lassen, oder ists 
ne hauskalibrierung?

von Olli (Gast)


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Hey
Danke für die schnelle Antwort. Also die Quellen als auch Geräte werden 
regelmäßig professionell kalibriert. Deshalb auch die Möglichkeit mit 
verschiedenen messen zu wollen. Allerdings sollen die Voltmeter täglich 
selbst kalibriert werden (also nicht dirket am Gerät etwas umstellen 
sondern Offset und Verstärkung für Rechnungen mit den gemessenen 
Spannungen bestimmen). Es geht nur darum beim Automatisieren die hohe 
Präzision der verwendeten Geräte nicht zu verderben.

Ok sind Relais nicht aber Spulen die mir wieder Induktivitäten liefern 
die ich garnicht möchte? Sry wenn ich da was falsch verstehe oder was 
meinst du mit Relaisgräbern? Hab echt sehr wenig Erfahrungen mit der 
Praxis. Wegen den den Leckströmen versprechen Hersteller für 
CMOS-Schalter (15V) Ströme im nA-Bereich. Ist das schon zuviel? In den 
Multiplexern sind doch auch schon Schutzschaltungen integriert helfen 
die da nicht? Oder können die auch meine Präzission stören?

von Olli (Gast)


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Aber wenn du damit meinst, dass vor allem die Quellen untereinander 
galvanisch getrennt sein sollten, das hab ich mich auch gefragt. Falls 
der Multiplexer mal einen Fehler hat weiß ich nicht was passiert wenn 
ich 2 teure Präzissionsquellen kurzschließe...

von Peter R. (pnu)


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Eine Abschätzung:

Digitalmultimeter haben üblicherweise einen Eingangswiderstand von 10 
MOhm.
Bei 10V entsteht ein Eingangsstrom von maximal 1µA.

1ppm Spannungsfehler (10mV) entsteht also an 10 Ohm Längswiderstand. Der 
Rein des schaltenden MOSFET plus Innenwiderstand der Referenzquelle muss 
also niedriger als 10 Ohm sein. (machbar)

Beim Übersprechen auf die gerade "messenden" Eingänge spielt der 
Innenwiderstand des Messobjekts eine Rolle, der dann parallel zu den 
10MOhm liegt.

Hat es z.B. 10kOhm Innenwiderstand muss für 1ppm Fehler der 
Längswiderstand des schaltenden (und gesperrten) MOSFET 10kOhm mal 1Mio. 
sein, also 10exp 10 Ohm (100GOhm). Das ist dann schon eine recht strenge 
Forderung. Mit Relais bekommt man das gut hin, wenn man ausreichend 
Abstand zwischen den Kontakten und den Leitungen auf der Leiterplatte 
hat.

Bei MOSFETS kommen aber auch noch Probleme mit Überspannungen dazu. Jede 
Überspannung in der Messebene müsste verhindert werden und das kann dann 
die Messungen stören.

Eine Lösung mit vielen Relais (Jargon: Relaisgrab oder gar 
Relaisfriedhof) dürfte aber der besser machbare Weg sein.

Olli schrieb:
> Ok sind Relais nicht aber Spulen die mir wieder Induktivitäten liefern
> die ich garnicht möchte?

die Induktivitäten sind ja getrennt von der Messebene. In der 
Steuerebene bringen die ja ihre eigenen Probleme mit Überspannungen, die 
sich aber durch Freilaufdioden usw. gut beherrschen lassen.

von Olli (Gast)


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@Peter R.
Danke für die sehr detaillierte und einfach gehaltene Antwort. Es ist 
mir jetzt einiges klarer geworden. Außer

Peter R. schrieb:
> Beim Übersprechen auf die gerade "messenden" Eingänge spielt der
> Innenwiderstand des Messobjekts eine Rolle, der dann parallel zu den
> 10MOhm liegt.
>
> Hat es z.B. 10kOhm Innenwiderstand muss für 1ppm Fehler der
> Längswiderstand des schaltenden (und gesperrten) MOSFET 10kOhm mal 1Mio.
> sein, also 10exp 10 Ohm (100GOhm).

Was meinst du genau mit Messobjekt? Meinst du einen benachbarten Eingang
der zwar aktiv ist(Spannung anliegt)aber über einen geschlossenen 
Schalter vom Rest getrennt sein sollte? Da wäre ja nach meiner 
Interpretation ein
großer Widerstand des Schalters gut. Der Innenwiderstand der 
Referenzquelle sollte ja niedrig sein, den der zu messenden 
Spannungsquelle müsste ich noch erfragen.
Aber deiner Meinung nach ist der Widerstand der MOSFET basierten 
Schalter zu gering? Verstehe ich das so richtig?

Ganz allgemein: Wenn ich Relais verwende (mit großem Widerstand wenn 
geschlossen?), die mir dann Probleme in der Steuerebene verursachen, was 
sind das genau für Probleme und wie heißen gängige Lösungen? Nur 
Überspannungen und Freilaufdioden?
Das

Peter R. schrieb:
> usw.

würde mich eben interessieren.;) Da würden vor allem Begriffe helfen 
unter denen ich dann etwas finden kann.

Aber ist der prinzipielle Aufbau so richtig wie ich das mir vorstelle:

Ich lege die Spannungsquellen auf eine Platine mit genügend Eingängen 
die ich jeweils abwechselnd via Relais/Schalter mit einen einzigen 
Leiter verbinde. Dann mit einer 2.Reihe Relais/Schaltern führe ich die 
Messleitung auf den gewünschten Ausgang. Dabei sind die 
Wege/Messverbindungen ja ziemlich vergleichbar wenn die Schalter gleich 
sind. Wenn diese Schalter im leitenden Zustand R<10 Ohm haben und 
geschlossen einen möglichst großen, dann sollte ich in der Messebene 
möglichst wenig Störungen meiner zu messenden Spannung erhalten. Bei der 
Verwendung von Relais muss ich allerdings in der Steuerebene durch 
zusätzliche analoge Bauteile (welche auch immer) Störungen verringern.

Oder ist das zu naiv?

Danke nochmal!

von Ulrich H. (lurchi)


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Man kann Relais oder CMOS Schalter nehmen - mit beiden kommt man in den 
µV Bereich und darunter. Bei der Schaltung kann man entweder eine 
Schaltmatrix nehmen, so das jeder Eingang zu jeden nötigen Ausgang über 
einen Schalter verbunden werden kann.
Für weniger Schalter kann man auch 2 Leitungen als Zentrale Punkte 
Festlegen und die Verbindung in je 2 Stufe herstellen: Quelle -> 
Umschaltpunkt -> DVM. So kann dann zu einer Zeit immer nur ein DVM 
messen.

Vermutlich kann man die Masse der Quellen fest verbinden, so dass man in 
der Regel nur eine Leitung umschalten muss. Bei den DVMs wäre ggf. noch 
die Frage ob ggf. umgepolt werden muss, oder eine Polung ausreicht.
Die hochwertigen DVMs haben oft auch mehr als 10 M Eingangswiderstand - 
bei nur 10 M muss man bei den CMOS Schalter schon auf den ON Widerstand 
achten.

Die CMOS Schalten haben als Nachteil etwas höhere Leckströme, 
On-Widerstände (rund 5-100 Ohm) und einen begrenzten Gleichtaktbereich 
(z.B. +-15 V, je nach Versorgung). Dafür sind die CMOS Schalter lautlos, 
verschleißfrei, klein und auch fast ohne Wärmeentwicklung.
Die Leckströme bei den CMOS Schaltern sind oft deutlich kleine als die 
Grenzen im Datenblatt - mit etwas Aussuchen der Exemplare kann man da 
auch recht kleine Werte (pA Bereich) finden.

Der Nachteil bei den Relais ist, das nicht alle Kontakte für kleine 
Signale gedacht sind, und dann ggf. nicht immer ganz zuverlässig 
schließen. Es sollten also schon spezielle Relais mit Gold Kontakten 
(oder ggf. Quecksilber benetzte Reed Kontake) sein. Der 2. Punkt ist die 
Verlustleistung, was zu Temperaturunterschieden und damit 
Thermospannungen führen kann. Idealerweise nimmt man bistabile Relais - 
die aber schwerer (vor allem mit Gold-Kontakten) zu bekommen sind. Die 
Steuerspannungen für die Relais sind kein wirkliches Problem - das gibt 
nur beim Umschalten kurze, schwache Störungen, die man mit 
Freilaufdioden und ähnlichem begrenzen sollte bzw. muss. Für eine 
schnelles / häufiges umschalten sind Relais aber sowieso nicht so ideal.

Wichtig ist in beiden Fällen eine konstante Temperatur, ohne große 
Gradienten - das ist bei normalen Relais gar nicht so einfach. Die C-MOS 
Schalter haben dafür höhere Ansprüche an eine gleichmäßige Temperatur. 
Die CMOS Schalter muss man auch noch vor HF Störungen schützen - das 
Handy sollte im Umkreis aber sowieso tabu sein, auch schon wegen der 
DVMs.

von Gerd E. (robberknight)


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Gerade wenn Du in dem Bereich noch nicht viel Erfahrung hast, solltest 
Du Dir gut überlegen ob Du das wirklich alles selbst bauen willst oder 
ob Du da nicht lieber ne fertige Lösung für einkaufst. Sowas in die 
Richtung wie Du es suchst ist kein allzu selten benötigtes Thema, es 
gibt einige Hersteller die sowas fertig im Programm haben.

Schau mal z.B. hier:
http://www.keithley.com/products/switch/multi
Gerade die 7001er bekommst Du auch sehr günstig gebraucht auf ebay.

von Olli (Gast)


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Hey,

echt vielen Dank für die vielen hilfreichen Antworten. Hab jetzt glaube 
zumindest einen groben Überblick bekommen worauf ich achten sollte. Ich 
werde mir dann mal überlegen welchen Weg ich gehe. Für weitere 
Anregungen bin ich aber immer offen, werde regelmäßig mal hier 
reinschauen. Also immer gern den Senf dazugeben bitte!;)

von Olli (Gast)


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Ok,
ich habe mir den Link jetzt mal angeschaut und diese Multipurpose 
switches sind ja doch ziemlich überdimensioniert für meine Anwendung was 
die möglichen Kanäle angeht. Welche Vorteile meinst du haben diese 
Geräte denn noch gegenüber eines analogen Multiplexers von guten 
Herstellern? Werde da nicht ganz schlau draus...In den Multiplexern sind 
auch Schutzschaltungen drin oder? Wenn ich nun einen oder zwei 
handelsübliche CMOS Multiplexer nehmen würde um so meine Schaltlogik zu 
verwirklichen was bräuchte ich noch zusätzlich? Außer eben die passenden 
Kabel zwischen den Ein-und Ausgängen des Multiplexers und den 
verwendeten Geräten? Bei der Signalebene ist ja alles vorhanden oder? 
Ich bräuchte ja nur noch einen Controler und vllt Status-LEDs. Oder seh 
ich da was falsch?

Wenn ich einzelne Relais verwenden würde muss ich mir dann eine eigene 
"Platine" bauen mitsammt  der Ansteuerscahaltung für jedes einzelne 
Relais oder gibt es sowas auch schon fertig? Nennt sich das auch einfach 
Multiplexer oder nicht?..

Sry für die vielen doofen Fragen, aber da hier ja so viele hilfsbereite 
Profis sind ist das für mich bisher der sinnvollste Weg und abgeben kann 
ich das Projekt auch nicht mehr.

Danke schonmal im voraus

von Ulrich H. (lurchi)


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Das fertige Gerät bietet halt schon hochwertige Relais und gute (d.h 
wenig Thermospannung) Buchsen, ein Gehäuse, getestete Spezifikationen 
usw. Das Schaltgerät ist halt auch Modular, in der kleinen Version sind 
da gar nicht so viel Relais drin.


Die CMOS-Schalter Version ist halt nur für Geräte mit hohem 
Eingangswiederstand (ab etwa 100 M) gut. Darunter wird es schon schwer 
und man müsste spezielle Typen mit kleinen R_On im Bereich 1 Ohm finden. 
Da ist dann die Frage ob die Leckströme noch passen. Auch wenn es nicht 
so viele Teile sind, wird man schon eine Platine brauchen, gut getrennt 
in den Steuerteil und Signalteil, und mit Rücksicht auf die thermischen 
Eigenschaften.

Mit Relais ist der Aufwand schon etwas größer. Für ein bistabiles Relais 
braucht man 2 Treiber Kanäle (z.B. je 1/7 eines ULN2003). Wegen der Zahl 
der Relais braucht es ggf. ein Porterweiterung am µC. Und die 
Verkabelung ist auch nicht so ganz ohne - auf einer 1 seitigen Platine 
muss man sich schon anstrengen (Viele Brücken bei der Steuerseite), und 
es wird halt wegen der Relais auch nicht so klein. Der µC will auch noch 
programmiert werden, und braucht eine gute HF mäßige Trennung (der µC 
die meiste Zeit im Tiefschlaf) vom Rest.

von Frank (Gast)


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Olli schrieb:
> Referenzen liegen bei 10V. Es solle dabei allerdings eine Präzission im
> ppm Level erreichbar sein!
Machbar.

> Ich habe leider keine großen Vorkenntnisse in der Elektrotechnik,
> sondern bin Physiker! Ich soll mich also in das
> Thema anhand dieses Problems einarbeiten. Meine ganz naive Idee war nun
> das ganze mithilf eines analogen Multiplexers<->Demultiplexers
> zu erreichen. Also einfach einen Eingang und einen AUsgang auswählen und
> die Spannung messen.
Was wohl die übliche Vorgehensweise ist.

> Jetzt ist meine Frage: Welche Probleme werde ich damit bekommen?
1. Problem der Multiplexer selber. Für Präzissionsanforderungen muß man 
auch Präzissionsmultiplexer verwenden. Damit Du nicht ewig suchst: 
Analog Devices. Da gibt es verschiedene Serien mit unterschiedlicher 
Qualität und Preis.
2. Das Umschalten des Analogschalters verursacht eine signifikante 
Störung. Hier gibt es Tricks wie man das löst, aber Achtung da sind 
Patente drauf von Fluke oder HP (erinner mich gerade nicht).
3. Die Leitungen müssen einen Guard-Ring aufweisen. Dieser Guardring muß 
auf dem selben Potential wie die zu messende Spannung sein. Ansonsten 
fließen Querströme und das mit ppm ist vorbei.


> Ich habe mich natürlich auch schon etwas informiert und eines der großen
> Problem mit der Verzerrung des Signals
> betreffen mich wohl nicht weil ich keine Wechselspannung verwende und
> meine Schaltzeiten im Minutenbereich liegen.
Mag sein, daß der Punkt 2 für Deine Anwendung entfällt ja. Allerdings 
mußt Du dann künstlich warten (lassen). Das Problem ist nicht die 
Schaltfrequenz sondern die Schaltgeschwindigkeit. Die ist vorgegeben, 
kann man aber trickreich kompensieren, siehe Patent (US-Patent). Das 
Prinzip ist den Strom nicht zu schalten sondern ihn standing fließen zu 
lassen. Das bedeutet, Du hast eine Leerausleitung unter Strom vor dem 
Umschalten (bzw. standing). Somit gibt es keinen harten Anstieg im 
Stromfluß und nur kleinere Störungen.

> Mir kommt es nur darauf an die jeweilige Spannung "möglichst" genau
> messen zu können und dass die Werte aus der
> Kalibrierung via Referenzquellen und Kanal/Schalter X auch möglichst
> genau auf die zu überwachende
> Spannungsquelle die ja über Kanal/Schalter Y mit dem Voltmeter verbunden
> ist übertragen werden können.
> Deshalb dachte ich je symmetrischerdas Ganze desto besser.
Vollkommen richtig. Also wenn ein Geräte über drei Multiplexer 
dranhängt, dann muß jedes andere auch über 3 gehen bspw.

> Jetzt habe ich gehört dass es zB zu "Crosstalk" und anderen Störungen
> kommen kann vor allem durch die verwendeten
> Schalter. Meine erste Idee waren "CMOS-Schalter" wegen des kleinen
> Widerstands R_on.
Die Multiplexer gibt es fertig zu kaufen. Wichtig ist die 
Spannungsabhängigkeit des Durchgangswiderstands und deshalb -> Analog 
Devicces, da kommt man fast bis runter auf 0,01 Ohm / Volt (~1ppb/V).

Das mit den Schaltstörungen siehe 2. oben.

Ja viel Spaß beim Umsetzen. Sowas ist sehr Anspruchsvoll wegen der 
Präzission, aber die Aufgabe an sich ist noch verhältnismäßig leicht.

Für Dich noch sehr wichtig: Temperaturspannung! Überhaupt Temperatur, Du 
wirst sehen, daß bei 1 ppm Temperatur der entscheidende Faktor ist.

von Anja (Gast)


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Ulrich H. schrieb:
> Mit Relais ist der Aufwand schon etwas größer. Für ein bistabiles Relais
> braucht man 2 Treiber Kanäle (z.B. je 1/7 eines ULN2003).

Hallo,

Ich verwende für meinen Relais-Multiplexer 5V bistabile Signal-Relais 
(TQ2-L-5V).
-> keine Erwärmung
Ich habe hier nur einen Elko in Reihe zur Spule.
Die Ansteuerung erfolgt direkt von einem ATMega168P Port Pin.

Gruß Anja

von Oli (Gast)


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Nochmal vielen Dank den neuen Helfern!

@Frank
Frank schrieb:
> 2. Das Umschalten des Analogschalters verursacht eine signifikante
> Störung. Hier gibt es Tricks wie man das löst, aber Achtung da sind
> Patente drauf von Fluke oder HP (erinner mich gerade nicht).
> 3. Die Leitungen müssen einen Guard-Ring aufweisen. Dieser Guardring muß
> auf dem selben Potential wie die zu messende Spannung sein. Ansonsten
> fließen Querströme und das mit ppm ist vorbei.

Frank schrieb:
> Das Problem ist nicht die
> Schaltfrequenz sondern die Schaltgeschwindigkeit. Die ist vorgegeben,
> kann man aber trickreich kompensieren, siehe Patent (US-Patent). Das
> Prinzip ist den Strom nicht zu schalten sondern ihn standing fließen zu
> lassen. Das bedeutet, Du hast eine Leerausleitung unter Strom vor dem
> Umschalten (bzw. standing). Somit gibt es keinen harten Anstieg im
> Stromfluß und nur kleinere Störungen.

Ist sowas auch komerziell in Multiplexern vorhanden oder muss ich mir 
dann was zukaufen/selber ausdenken? Hatte gedacht einen Multiplexer muss 
man entweder komplett selber bauen oder als komplett fertiges Modul 
kaufen wo man nur noch an die Ein- und Ausgänge rankommt. Mann braucht 
dann nur noch einen Controller...?

von Oli (Gast)


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Anja schrieb:
> Ich habe hier nur einen Elko in Reihe zur Spule.

Warum denn nun noch einen elko (=Elektrolytkondensator?) verwenden?

von Anja (Gast)


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Die Spule muß zum Abschalten mit negativem Impuls betrieben werden.
Genau das leistet der Elko zusammen mit der push/pull Endstufe des 
Mikrocontrollers.

Gruß Anja

von Frank (Gast)


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Oli schrieb:
> Ist sowas auch komerziell in Multiplexern vorhanden oder muss ich mir
> dann was zukaufen/selber ausdenken? Hatte gedacht einen Multiplexer muss
> man entweder komplett selber bauen oder als komplett fertiges Modul
> kaufen wo man nur noch an die Ein- und Ausgänge rankommt. Mann braucht
> dann nur noch einen Controller...?

Die Multiplexer sind komplett fertige Bausteine. Allerdings ist keine 
Kompensationsschaltung dabei. Bei 10 oder 100 ppm ist die 
Kompensationsschaltung wohl auch noch nicht notwendig.

Die Störung kommt nicht vom Multiplexer selbst und ist auch keine 
Eigenschaft des Multiplexers. Es ist egal welche Schalter letztendlich 
verwendet warden. Die Störung kommt von der Tatsache, daß man einen 
Strom schaltet.

Aber wie gesagt, Du kannst künstlich verzögern und erst einige Zeit nach 
der Umschaltung messen.

Die integrierten Multiplexer sollten alle "Break before Make" aufweisen. 
Das heißt sie schalten erst den einen Kanal ab, bevor sie einen anderen 
aufschalten.

von Oli (Gast)


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Hey mal wieder.

Frank schrieb:
> Allerdings ist keine
> Kompensationsschaltung dabei. Bei 10 oder 100 ppm ist die
> Kompensationsschaltung wohl auch noch nicht notwendig.

Was für eine Kompensationsschaltung denn nun schon wieder? Will ja unter 
1ppm. Achja außerdem sind meine DVM mit >10GOhm ausgestattet. Also 
sollte der R-on weniger ins Gewicht fallen, was ist aber mit den 
Leckströmen?

Habe außerdem Referenzquellen mit kleinem Widerstand aber gleichzeitig 
Spannungsteiler wo die zu messende Spannung über 100kOhm abgegriffen 
werden soll? Jetzt will ich alle über dieselbe Schaltung mit den DVMs 
verbinden. Worauf muss ich achten?

Danke mal wieder

von Oli (Gast)


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Achja und gibt es Multiplexer als Bauteil mit 8 Eingängen und 4 
AUsgängen oder muss ich da Multiplexer und Demultiplexer(was ja dasselbe 
ist) kombinieren?

von Oli (Gast)


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Nochwas. Manche Multiplexer bieten single oder dual supply womit dann 
auch andere Parameter angegeben sind. Wenn ich die Wahl habe was ist 
dann besser? Ich will ja eigentlich nur -10V messen. Vllt später aber 
auch mal 10V aber die könnte ich ja dann einfach invertieren oder? Weil 
im single supply ist R_on wohl kleiner..?

von Oli (Gast)


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Oli schrieb:
Ich will ja eigentlich nur -10V messen. Vllt später aber
> auch mal 10V aber die könnte ich ja dann einfach invertieren oder? Weil
> im single supply ist R_on wohl kleiner..?

Ne sry andersrum ist er kleiner.

von Anja (Gast)


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Hallo,

mit Deinen Kenntnissen: vergiss Halbleiter (-Multiplexer).
Im < 10 ppm Bereich hast du damit Effekte (z.B. Gleichrichtung von 
eingestreuter HF auf die Kabel) die dir ein Messen < 1ppm erschweren.

Damit ergibt sich jeden Tag oder bei Anfassen der Kabel jedes Mal ein 
anderer Messwert.

Mit guten Signal-Relais gibts auch bedeutend weniger Leckströme.

Gruß Anja

von Arc N. (arc)


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Kann Anja da nur zustimmen: Keine Halbleiter, sondern erst mal Relais 
nehmen.
Bei 1ppm oder besser also hier <= 10 µV treten noch ganz andere Effekte 
in Erscheinung...
Im Entwicklerblog von Isotech gibt da so einiges für den Anfang zu 
lesen...
http://www.isotech.info/microk/design.html
In der AN86 von Linear
http://cds.linear.com/docs/en/application-note/an86f.pdf
ebenso oder umfassender im "Low Level Measurements Handbook" von 
Keithley
http://www.keithley.com/knowledgecenter/knowledgecenter_pdf/LowLevMsHandbk.pdf
Die Fehler, die durch Thermospannungen entstehen, <= 10 uV zu bekommen 
ist machbar, allerdings muss das "Gesamtpaket" betrachtet werden... Von 
den ICs, dem Platinenlayout bis zum gesamten mechanischen Aufbau.

Ulrich H. schrieb:
> Vermutlich kann man die Masse der Quellen fest verbinden, so dass man in
> der Regel nur eine Leitung umschalten muss. Bei den DVMs wäre ggf. noch
> die Frage ob ggf. umgepolt werden muss, oder eine Polung ausreicht.

Single Ended... Alles was dann dort irgendwie "einstrahlt", wirkt sich 
dann direkt auf das Ergebnis aus. Bei differentieller Messung hätte man 
noch die Chance durch vertauschen der Eingänge die Offsets rausrechnen 
zu können.
Die Multiplexer/Schalter haben unterschiedliche Widerstände in 
Abhängigkeit der Eingangsspannung, das Multimeter Offset- und Biasströme 
usw. usf.

von Olli (Gast)


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Könnte das etwas sein was ich da bräuchte?
http://sine.ni.com/nips/cds/view/p/lang/de/nid/1498

von Olli (Gast)


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von Arc N. (arc)


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Olli schrieb:
> Könnte das etwas sein was ich da bräuchte?
> http://sine.ni.com/nips/cds/view/p/lang/de/nid/1498

Thermal EMF < 2 uV diff. klingt schon mal passend, allerdings lässt sich 
da nicht, soweit ich das nach kurzem Überfliegen des Schaltplans sehen 
konnte, automatisiert zwischen Chx+ - Chx- und Chx- - Chx+ umschalten 1)
Was aber ginge, wäre einmal einen kurzgeschlossenen Kanal zu messen und 
dann den mit der Spannungsreferenz (wenn die Kanäle ähnliche Offsets, 
EMFs etc. haben, sollte das auch etwaige Offsets reduzieren/eliminieren 
können)

1) um mit der 1. Messung: Vmess1 = Chx+ - Chx- + Voff und dann
2. Messung: Vmess2 = Chx- - Chx+ + Voff messen zu können...
(Vmess1 - Vmess2) / 2 = ((Chx+ - Chx- + Voff) - (Chx- - Chx+ + Voff)) / 
2 = Chx+ - Chx-

von Olli (Gast)


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Hey danke für die Antwort. Klingt gut. Was mich jetzt noch stört ist, 
dass dort kein Leckstrom angegeben ist wie bei dem ein oder anderen 
Hersteller. Kann man den noch erfragen, selber rausfinden..? Was mich 
auch interessiert ist ob das die Kategorie ist in der ich schauen muss 
oder ob es da simplere/billigere oder doch eher präzisere/teurere Geräte 
seien können/sollen..

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