Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Komische Verstärkerschaltung und ein paar Fragen dazu


von Tobias P. (hubertus)


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Hallo Freunde der Analogtechnik :-)

ich hab einen uralten (1973) Plattenspieler mit integriertem Verstärker 
erstanden. Das Gerät ist nach ein paar Instandsetzungsmassnahmen 
meinerseits in einem guten Zustand und läuft sehr sauber. Einzig was mir 
ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet ist der integrierte Verstärker. Und 
zwar ist der eine Kanal (Rechts) fast nicht hörbar. Ich habe mal an der 
Balance bisschen rum gepröbelt, und wenn ich die Lautstärke extrem 
erhöhe und die Balance ganz nach rechts stelle, dann klingen beide 
Lautsprecher einigermassen gleich laut. Brauchbar ist das natürlich 
nicht....

Also habe ich das Gerät mal geöffnet. Innen drin ist der Schaltplan von 
dem Verstärker. Ich hab den mal abphotographiert und hier hochgeladen:

http://files.kooltek.net/lencoamp.jpg

Erstens mal ist die Schaltung mit Germaniumtransistoren (!). Das 
bereitet mir schonmal kopfzerbrechen, weil es da ganz sicher nirgends 
mehr Ersatztypen gibt :-) Vom BC149 finde ich auch kein brauchbares 
Datenblatt. Dann werde ich auch nicht ganz schlau daraus, wie die 
Schaltung funktioniert. Vielleicht kann mich einer aufklären.

Dann, was auch sehr komisch ist:
Bei dem Schema steht jeweils "Für T1", "Für T2" usw., für jeden 
Transistor ist da so ein Farbcode (nehme zumindest an dass es ein 
Farbcode ist) angegeben. Nur: was soll der Farbcode? was kann ich damit 
anfangen? das ist dann mein zweites Problem.... :-)

und dann habe ich noch festgestellt, dass der Verstärker nach ca. 20 min 
Laufzeit etwas zu klirren beginnt. Das ist hässlich.

Mich würde jetzt interessieren, wo ich da zu suchen beginnen könnte. 
Erstmal die Elkos tauschen, würde ich vermutlich sagen. Das habe ich 
noch nicht gemacht. Ich glaube aber auch nicht, dass davon das Problem 
mit der Balance gelöst wird. Wo könnte da der Hund begraben liegen? hat 
es überhaupt einen Wert, den Verstärker zu reparieren, oder wäre es u.U. 
klüger, da gleich einen Neuen einzubauen?

Bin mal gespannt auf ein paar Kommentare. Bitte nicht über die 
Bildformate, ich habe das Bild extra auf meinen eigenen Webspace 
hochgeladen. :-)

Gruss:
Tobias

von mhh (Gast)


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Tobias Plüss schrieb:
> Bei dem Schema steht jeweils "Für T1", "Für T2" usw., für jeden
> Transistor ist da so ein Farbcode (nehme zumindest an dass es ein
> Farbcode ist) angegeben. Nur: was soll der Farbcode? was kann ich damit
> anfangen? das ist dann mein zweites Problem.... :-)

Da geht es (höchstwahrscheinlich) um die Klassifizierung der 
Transistoren bzgl. der Stromverstärkung. Der Endstufe fehlt es an einer 
Gleichstromgegenkopplung zur Temperaturstabilisierung des 
Arbeitspunktes. Das führt auch zu dem:

Tobias Plüss schrieb:
> dass der Verstärker nach ca. 20 min
> Laufzeit etwas zu klirren beginnt.

Du wirst die Arbeitspunkte messen und für beide Kanäle vergleichen 
müssen, um erste Anhaltspunkte zu bekommen.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
ja nu, das ist halt ganz normale analoge Schaltungstechnik.
Ganz links eine rel. hochohmiger Eingangsangsstufe als 
Kollektorschaltung.
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0204133.htm
Am Emitter ist eine Klangregelung mit Hoch und Tiefpass.

Danach kommt eine verstärkende Emitterschaltung
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0204134.htm
an der die Balanceregelung dran hängt und danach die Lautstärkeregelung 
und weiter eine Gegentaktendstufe.

Die Endstufentransistoren sind üblicherwrweise gepaart, also ausgesucht 
auf etwa gleiche Stromverstärkung.  Das könnten evtöl. die Farbcodes 
bedeuten.

Unten die Stromversorgung ist eine einfache Längsreglerschaltung.
In der kannst du am einfachsten den Transistor durch Si-Tr. ersetzen.
Auch die ganzen Transistoren in der Vorverstärkung sollte man durch 
npn-Si ersetzen können. Dann sind nur die Arbeitspunkte zu überrpüfen 
und bei Bedarf die Basiswiderstände anzupassen.

Bei der Gegentaktendstufe ist die Arbeitspunkteinstellung etwas 
wichtiger, wenn man diese durch Si ersetzen wollte.

Normal gehen Halbleiter nicht so schnell kaputt. Aber Elkos sind mit 
ziemlicher Sicherheit taub.
Diese also immer prophylaktisch tauschen.
Dann die Betriebsspannungen und Stromaufnahme prüfen und dann die 
Arbeitspunkte der einzelnen Stufen kontrollieren.
Dann bekommt man das Schätzchen auch wieder zum laufen.
Gruß Öletronika

von isnah (Gast)


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Ja die Lenco AG im Schweizer Emmental hatte in den 1970er Jahren geniale 
Entwickler, deren Überlegungen heute nur noch schlecht nachvollziebar 
sind. ;-)

Wenn dich die Geschichte der Lenco-Geräte interessiert, habe ich 
folgendes:
http://www.occaphot-ch.com/lenco-1-startseite/

von Michael_ (Gast)


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U. M. schrieb:
> Auch die ganzen Transistoren in der Vorverstärkung sollte man durch
> npn-Si ersetzen können.

Wenn du lesen könntest, hättest du erkannt, das es Si-Transis sind.

U. M. schrieb:
> Normal gehen Halbleiter nicht so schnell kaputt. Aber Elkos sind mit
> ziemlicher Sicherheit taub.

Unsinn, du gehst von dem jetzigen Elyt-Schrott aus.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Tobias Plüss schrieb:

> ich hab einen uralten (1973) Plattenspieler mit integriertem Verstärker
> erstanden. Das Gerät ist nach ein paar Instandsetzungsmassnahmen
> meinerseits in einem guten Zustand und läuft sehr sauber.

Nett.

> Erstens mal ist die Schaltung mit Germaniumtransistoren (!). Das
> bereitet mir schonmal kopfzerbrechen, weil es da ganz sicher nirgends
> mehr Ersatztypen gibt :-) Vom BC149 finde ich auch kein brauchbares
> Datenblatt.

Darum mußt du dich frühestens kümmern, wenn einer der Transistoren 
defekt sein sollte. Bis jetzt sieht es nicht danach aus.

> Dann werde ich auch nicht ganz schlau daraus, wie die
> Schaltung funktioniert. Vielleicht kann mich einer aufklären.

Alles Standardschaltungen. Mit dem 220K Poti an T4 stellt man übrigens 
die Ruhespannung der Endstufe ein.

> was soll der Farbcode? was kann ich damit anfangen?

Vorserst: ignorieren.

> und dann habe ich noch festgestellt, dass der Verstärker nach ca. 20 min
> Laufzeit etwas zu klirren beginnt. Das ist hässlich.

Aber nicht ungewöhnlich.

> Mich würde jetzt interessieren, wo ich da zu suchen beginnen könnte.
> Erstmal die Elkos tauschen, würde ich vermutlich sagen. Das habe ich
> noch nicht gemacht. Ich glaube aber auch nicht, dass davon das Problem
> mit der Balance gelöst wird.

Das glaube ich nun aber. Wenn Elkos lecken, dann stimmen Arbeitspunkte 
nicht. Und wenn Arbeitspunkte nicht stimmen, dann stimmt die Verstärkung 
nicht. Außerdem ändern sich Elko-Leckströme gerne mit der Temperatur. 
Das erklärt zwanglos das thermische Weglaufen.

Auch Potis werden mit dem Alter nicht besser. Die Halbleiter sind 
vorerst kein Problem. Wenn überhaupt, dann sind nur die Endstufe und der 
Transistor in der Spannungsregelung gefährdet (weil thermisch belastet). 
Aber wenn die durch wären, dann hättest du ein anderes Fehlerbild.

> hat es überhaupt einen Wert, den Verstärker zu reparieren,
> oder wäre es u.U. klüger, da gleich einen Neuen einzubauen?

Die Frage können wir nicht beantworten. Aber ein Schallplattenspieler 
ist ja doch ein eher nostalgisches Objekt. Zumindest ich würde erst 
mal versuchen, die Schaltung zu erhalten, bevor ich sie ersetze.

Als erstes solltest du mal die Gleichspannungsarbeitspunkte überprüfen. 
Am Emitter von T1, am Kollektor von T2 und T3 und an den verbundenen 
Emittern der Endstufentransistoren sollte jeweils ca. die halbe 
Betriebsspannung anliegen. Wenn das krass verletzt ist, dann mal 
testweise die Koppel-Elkos auslöten. Wenn es danach stimmt, sind es die 
Elkos.


XL

von Helge A. (besupreme)


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Die Farbcodes geben den Verstärkungsfaktor der Transistoren an. Das ging 
bei rot los und ging über die Farbskala bis violett.

Um den Fehler auf Vorstufe oder Endstufe einzugrenzen, mal den 
Balanceregler in die Mitte stellen. Dann die beiden äußeren Kontakte 
brücken. Sind dann beide Seiten gleich laut, liegt der Fehler in der 
Vorstufe.

: Bearbeitet durch User
von Michael_ (Gast)


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Axel Schwenke schrieb:
> Als erstes solltest du mal die Gleichspannungsarbeitspunkte überprüfen.
> Am Emitter von T1, am Kollektor von T2 und T3 und an den verbundenen
> Emittern der Endstufentransistoren sollte jeweils ca. die halbe
> Betriebsspannung anliegen. Wenn das krass verletzt ist, dann mal
> testweise die Koppel-Elkos auslöten. Wenn es danach stimmt, sind es die
> Elkos.

Das ist selbstverständlich als erstes zu machen.
Und dann hab ich mit einen kleinen Schraubenzieher mit angelegten Finger 
einen Tongenerator simuliert.
An die Eingänge der Stufen getippt und man hat von/bis das Brummen 
gehört, wo die Fehlerstelle liegt.
Max. 10 min. würde ich für die Fehlerursache brauchen.

Axel Schwenke schrieb:
>> und dann habe ich noch festgestellt, dass der Verstärker nach ca. 20 min
>> Laufzeit etwas zu klirren beginnt. Das ist hässlich.
>
> Aber nicht ungewöhnlich.

Das kann aber ein Ge-Endtransistor sein. Die können undicht werden und 
dann läuft der Reststrom weg.

von Arsenico (Gast)


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Wenn undicht,dann einfach etwas Germanium nachfüllen … das gibt es ja
mengenhaft unter den Germanen.

von dolf (Gast)


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Arsenico schrieb:
> Wenn undicht,dann einfach etwas Germanium nachfüllen …

ja in dein hirn.....

von Tobias P. (hubertus)


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> Wenn undicht,dann einfach etwas Germanium nachfüllen … das gibt es ja
> mengenhaft unter den Germanen.

stimmt, auf diese geniale Idee bin ich noch nicht gekommen!
Habe gerade in meinem Germaniumschrank geschaut, aber ich habe nichts 
mehr vorrätig. Überhaupt habe ich leider nur Geranium da. Kann ich das 
auch verwenden? ;-)


Spass beiseite, werde heute Abend mal die Arbeitspunkte messen und 
weiter hier berichten. Vielleicht finde ich den Fehler so ja schon.

@Helge
welche Farbe bedeutet welchen Verstärkungsfaktor? Also damit ist h_fe 
gemeint, oder?


@Michael
> Das kann aber ein Ge-Endtransistor sein. Die können undicht werden und
> dann läuft der Reststrom weg.

kann ich die Endstufentransistoren, falls nötig, mit vertretbarem 
Aufwand durch Si ersetzen oder muss dann die Schaltung grossteils 
geändert werden? Bei Si sieht man ja statt der 15 Ohm an der Basis oft 
ein Konstrukt mit einer oder zwei Dioden. Das müsste ich dann ja auch 
noch mit rein bauen........

von MaWin (Gast)


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Tobias Plüss schrieb:
> Mich würde jetzt interessieren, wo ich da zu suchen beginnen könnte.
> Erstmal die Elkos tauschen, würde ich vermutlich sagen.

Ja.

> Vom BC149 finde ich auch kein brauchbares Datenblatt.

Kannst BC550 als Ersatz nehmen,

von Michael_ (Gast)


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Wart erst mal ab, was du messen tust.
Ich würde kein Si nehmen. Da mußt du beide Endstufen ändern. Si hat eine 
wesentlich höhere Stromverstärkung.
Kannst du Stromverstärkung messen? Ersatztransistoren gibt es schon 
noch, auch als Pärchen.
Die Ruhestromeinstellung kann so bleiben. Es ist die einfachste Art.
Mein Germanimum-Schrank ist gut gefüllt :-)

Axel Schwenke schrieb:
> Alles Standardschaltungen. Mit dem 220K Poti an T4 stellt man übrigens
> die Ruhespannung der Endstufe ein.

Ich denke nicht. Damit wird die Mittenspannung eingestellt.
Zur Ruhespannung dienen die zwei 15 Ohm Widerstände. Ist einer ein 
Thermistor?

von Peter D. (peda)


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Die Schaltung ist absolut low-cost. Es wurde an einer 
Arbeitspunkstabilisierung gespart und daher müssen die Transistoren nach 
Stromverstärkung selektiert werden.

Die Endstufe hat nichtmal den üblichen NTC zur Temperaturstabilisierung 
und keine Emitterwiderstände. Es ist daher völlig normal, daß der 
Arbeitspunkt wegläuft und sie klirrt.

von Ernst O. (ernstj)


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Vertausche mal die Lautsprecher, vielleicht hat einer einen schnöden 
Kurzschluss.

Weisst du schon, ob das Problem in der Endstufe oder in der Vorstufe 
sitzt? Kann man durch vertauschen der Mittelabgriffe am Lautstärkepoti 
testen.

Die Elkos halte ich für nicht verdächtig wenn nichts brummt - höchstens 
der 100µ Elko am Eingang könnte Arger machen, was aber unwahrsacheinlich 
ist. Wäre das ein Tantalelko hätte ich allerdings Bedenken...

von Paul B. (paul_baumann)


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Du kannst mal messen, ob die Betriebsspannung stabil bleibt. Wenn der
AD162 undicht geworden und dessen Kristall "vergiftet" ist, oder der
Elko an seiner Basis "einen weg" hat, dann ist die 
Stabilisierungswirkung
weg und die Arbeitspunkte auch.

Miß auch mal in der Mitte der Endstufe, d.h. wo die beiden Emitter der
Transistoren verbunden sind die Spannung (ohne Signal) über längere 
Zeit.

Die muß auf beiden Kanälen gleich sein und darf nicht nennenswert weg-
driften.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Germaniumtransistoren mit der Zeit
"schlechter" werden, weil deren Gehäuse undicht werden und sie nicht
passiviert worden sind, weil das nicht ging.

Die fangen an zu rauschen, ändern den Stromverstärkungsfaktor und den
Kollektor-Emitter Reststrom, daß es eine Freude ist...

MfG Paul

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo,

also, wirklich brummen tut es nicht, nur wenn ich die Lautstärke voll 
aufdrehe. Aber im Normalbetrieb brummt es nicht mehr als ein modernes 
beliebiges anderes Audiogerät.

Aber ich werd heute Abend mal ein bisschen rum messen, dann werden wir 
wohl recht schnell sehen was Sache ist(hoffe ich zumindest).

von Harald W. (wilhelms)


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Tobias Plüss schrieb:

> ich hab einen uralten (1973) Plattenspieler mit integriertem Verstärker
> erstanden.Einzig was mir
> ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet ist der integrierte Verstärker.

Da es sich hier um eine Kristalltonabnehmer handelt, ist das ein ganz 
normaler Standardverstärker. Wenn Du nicht Wert auf stilgerechte
Reparatur legst, solltest Du ersatzweise einen moderneren Silizium-
verstärker einbauen. Entweder als fertiges Modul oder unter Verwendung
eines Verstärker-Ics oder, wenn Du lernen willst, mit einer der vielen
Schaltungen im INet. Wenn Du den Klangregler weiter verwenden willst,
kannst Du ja diesen Teil bis zum Lautstärkepoti getrennt untersuchen.
da passen dann auch ganz normale WuW(Wald und Wiesen)-Transistoren.
Gruss
Harald

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo Harald,

ja genau, beim Tonabnehmer weiss ich auch nicht soooooo genau Bescheid, 
was da verbaut ist. "Ronnette" steht drauf, das ist alles. Ich habe 
gelesen, dass es spezielle Tonabnehmer gibt, bei denen man die RIAA 
Entzerrung (?) sich ersparen kann, ich vermute dass es so einer ist. 
Aber keine Ahnung. Kann ich das irgendwie raus finden? In welchem 
Bereich bewegen sich da die Pegel so? Ich habe den Verstärker mal in 
Spice simuliert, die Verstärkung ist extrem gross, daher vermute ich 
dass man es mit sehr sehr sehr geringen Spannungen (1mV ? ) zu tun hat. 
Habe aber da keine Erfahrungswerte.

von Helge A. (besupreme)


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Um jetzt die Farbe der Punkte auf den Transistoren einer Verstärkung 
zuzuordnen müßte ich sehr tief in uralte Handbücher tauchen ;) Grob aus 
der Erinnerung ging das von x15..20 (rot) hoch bis ungefähr x160..200 
(violett).
Wenigstens teilweise (z.B. Intermetall, TAG, AEG) wurden die 
Transistoren beim Hersteller gekennzeichnet.

Bei der Spice-Simulation mit den dort hinterlegten Transistoren kommt 
sicherlich eine hohe Verstärkung raus. Allerdings haben die in deinen 
Plattenspieler verbauten Transistoren eine wesentlich geringere 
Verstärkung als die aktuellen Spice-Modelle. Ohne nachzurechnen schätze 
ich den Verstärker grob auf eine Eingangsempfindlichkeit von 100mV.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Tobias Plüss schrieb:
> ja genau, beim Tonabnehmer weiss ich auch nicht soooooo genau Bescheid,
> was da verbaut ist. "Ronnette" steht drauf, das ist alles. Ich habe
> gelesen, dass es spezielle Tonabnehmer gibt, bei denen man die RIAA
> Entzerrung (?) sich ersparen kann, ich vermute dass es so einer ist.

Ist es.

> Aber keine Ahnung. Kann ich das irgendwie raus finden?

Das kann man direkt daran sehen, daß

1. die Schaltung keinen RIAA-Entzerrer hat und
2. der Eingang sehr hochohmig ist (ca. 1M)

Der hochohmige Eingang ist es, der gern Brummen einfängt. Deswegen ist 
bei der Leitung zum Tonabnehmer peinlichst auf Abschirmung zu achten.

> In welchem Bereich bewegen sich da die Pegel so?

Hoch. So 0.5..1V Spitze-Spitze kommen da raus (ist lange her, aber 
früher hatten meine Eltern auch einen Plattenspieler mit 
Kristall-Tonabnehmer). Messen solltest du aber immer erst hinter T1, 
weil davor ist es hochohmig.


XL

von Harald W. (wilhelms)


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Tobias Plüss schrieb:

> Ich habe
> gelesen, dass es spezielle Tonabnehmer gibt, bei denen man die RIAA
> Entzerrung (?) sich ersparen kann,

Sagen wir mal so: Er klingt nicht ganz so schlecht, wie ein magnetischer
Tonabnehmer ohne Entzerrung. Auch 1973 waren Kristalltonabnehmer nur
in Billiggeräten. "Gute" Plattenspieler hatten magnetische Tonabnehmer,
denen selbstverständlich Entzerrerverstärker nachgeschaltet wurden.
Passende Schaltungen gab es auch mit Röhren. Deshalb erwarte von Deinem
Spieler keinen "Superklang". M.W. hatten solche Tonabnehmer einen
weiteren Nachteil: Sie nutzten die Platten stärker ab, weil sie eine
höhere Auflagekraft erforderten.
Gruss
Harald

von Jobst M. (jobstens-de)


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Harald Wilhelms schrieb:
> M.W. hatten solche Tonabnehmer einen
> weiteren Nachteil: Sie nutzten die Platten stärker ab, weil sie eine
> höhere Auflagekraft erforderten.

Das ist korrekt - damit zerschleift man sich die Platten geradezu.


Gruß

Jobst

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo hallo

habe den Verstärker jetzt mal ausgebaut. Leider ist die Verkabelung eine 
leichte 'Fehlkonstruktion', sodass man das nur tun kann, wenn man die 
Kabel durchschneidet :-) Werde dann morgen vor der Arbeit die Elkos 
tauschen und den Verstärker mal mit dem Labornetzteil speisen um die 
Arbeitspunkte zu überprüfen.

Aber eine Frage habe ich noch zu dem Tonabnehmer: kann man diesen 
Kristalltonabnehmer ggf. mit etwas modernerem ersetzen, was die Platten 
nicht so schnell zerstört? Jobst meint, die Platten werden geradezu 
verschliffen. Das will ich nicht ;-)

Habe hier noch paar Bilder von dem ganzen Zeug hochgeladen.

http://files.kooltek.net/lenco350/

Gruss
Tobias

von Harald W. (wilhelms)


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Tobias Plüss schrieb:

> Aber eine Frage habe ich noch zu dem Tonabnehmer: kann man diesen
> Kristalltonabnehmer ggf. mit etwas modernerem ersetzen, was die Platten
> nicht so schnell zerstört?

Theoretisch könnte man den Kristalltonabnehmer durch einen magnetischen
Tonabnehmer ersetzen. Der ist zwar nicht "moderner", aber besser. Dazu
wäre aber ein grösserer mechanischer Umbau am Tonarm nötig. Unter
anderen müsste man dazu ein verstellbares Gewicht zur Einstellung
der Auflagekraft einbauen.
Gruss
Harald
PS: Irgendwie bringt mich dieser Thread auf die Idee, meinen
alten Dual 1225 mal wieder auszuprobieren...

von Jens G. (jensig)


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Kristalltonabnehmer haben noch weitere Nachteile:
- sind feuchteempfindlich, wenn dessen aktiver Teil einer aus 
Seignettesalz ist (zu feuchte Luft auf Dauer reicht da schon)
- waren mechanisch betrachtet nicht sehr überlastungsfähig.

Beides kann dazu führen, daß ein oder beide Kanäle nur noch "halb" 
funktionieren.

Gundsätzlich würde ich auch damit anfangen, die Gleichspannungspegel an 
jedem Anschluß eines jeden Transsitors messen, und hier bekanntgeben.
Wenn da alles soweit plausibel erscheint, dann können wir noch paar 
NF-Messungen machen.
Ich nehme an, Du hast keinen Signalgenerator, also könnte man folgende 
Testszenarien durchspielen:
Man könnte beide Eingänge einfach miteinander verbinden, so daß beide 
Eingänge dieselbe NF sehen, und dann die NF an allen relevanten Punkten 
messen und mit dem anderen Kanal vergleichen. Eine Schallplatte mit rel. 
konstanten Tönen wäre da von Vorteil.
Man könnte auch einfach den Tonabnehmer abziehen (ist eigentlich noch 
nichtmal so richtig nötig, da er ja hochohmig ist), und an beide 
Eingänge (wieder miteinander verbunden) einfach ein Stück Draht 
anschließen, welches als Antenne für den Netzbrumm dient, und sozusagen 
unser Signalgenerator ist.
Man darf sich nur nicht zu sehr in der Nähe dieser Antenne bewegen, da 
dies die Brummspannung beeinflußt. Also am besten stocksteif vorm 
Plattenspieler sitzen, und nur die Hand mit der Meßspitze von Meßpunkt 
zu Meßpunkt bewegen ;-)

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Tobias Plüss schrieb:

> ... eine Frage habe ich noch zu dem Tonabnehmer: kann man diesen
> Kristalltonabnehmer ggf. mit etwas modernerem ersetzen, was die Platten
> nicht so schnell zerstört? Jobst meint, die Platten werden geradezu
> verschliffen.

Das war übertrieben. Eine abgenutzte Nadel ist viel schlimmer als die 
etwas höhere Auflagekraft eines Kristallsystems. Viele Leute haben damit 
jahrelang ihre Schallplatten gequält. Ich auch.

Außerdem ist der Umbau nicht ohne. Zuerst mal mußt du ein magnetisches 
System finden, das mechanisch kompatibel ist. Dazu muß es nicht nur in 
die Aufnahme passen, auch der Auflagepunkt muß möglichst gut dem 
jetzigen entsprechen. Sonst geht die mechanische Abstimmung flöten.

Weiterhin mußt du die Auflagekraft auch entsprechend verringern 
(können). Nicht nur um das andere (vermutlich höhere) Gewicht des 
Magnetsystems zu kompensieren, sondern weil das ja der Zweck der Übung 
war. Allerdings wäre ein Einsteller für die Auflagekraft nichts was ich 
an einem Plattenspieler mit Kristallsystem vermuten würde.

Falls dann drittens auch das geglückt ist, muß auch das Horizontallager 
des Tonarms reibungsarm genug sein, um der Rille trotz der geringeren 
Nachführkraft (resultierend aus der geringeren Auflagekraft) noch folgen 
zu können. Ansonsten wird die Nadel springen.

Zu guter Letzt brauchst du natürlich den entsprechenden Vorverstärker, 
der höher verstärken und nach RIAA entzerren muß. Das ist der 
vergleichsweise einfachste Teil.

Zusammenfassend: wenn es dir eher auf einen hochwertigen Plattenspieler 
ankommt, dann schieß dir einen bei ebay.


XL

von Jens G. (jensig)


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>Theoretisch könnte man den Kristalltonabnehmer durch einen magnetischen
>Tonabnehmer ersetzen. Der ist zwar nicht "moderner", aber besser. Dazu
>wäre aber ein grösserer mechanischer Umbau am Tonarm nötig. Unter
>anderen müsste man dazu ein verstellbares Gewicht zur Einstellung
>der Auflagekraft einbauen.

Und theoretisch müsste noch ein Vorverstärker mit Entzerrer mit rein, 
damit es dann nicht zu leise und piepslig kling.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael_ schrieb:
> Axel Schwenke schrieb:
>> Alles Standardschaltungen. Mit dem 220K Poti an T4 stellt man übrigens
>> die Ruhespannung der Endstufe ein.
>
> Ich denke nicht. Damit wird die Mittenspannung eingestellt.
> Zur Ruhespannung dienen die zwei 15 Ohm Widerstände. Ist einer ein
> Thermistor?

Mit Ruhespannung meinte ich die Mittenspannung (was auch sonst?).
Der Ruhestrom(!) wird in der Tat über den 15R Widerling vorgegeben.
Der dürfte aber recht temperaturabhängig sein.


XL

von Jens G. (jensig)


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Achja, die Nadel scheint nicht sehr mittig zu sein. Könnte evtl. schon 
auf einen Bruch des Kristalls einer Seite hindeuten.

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo nochmals,

dochdoch, ein verstellbares Gegengewicht hat er. Und auch einen 
Schieberegler, der mittels einer kleinen Feder die Lagerreibung des 
Horizontallagers des Tonarms kompensieren soll. Kann ich morgen noch ein 
Bild von machen, wenns interessiert.

Ein anderes Gerät will ich nicht, es muss vom Design her passen, und das 
tut dieses Modell sehr gut ;-) will dann später noch einen Röhrenamp 
dazu bauen. Der muss dann nicht nur elektrisch, sondern auch optisch 
passen ;-)


Gute nacht

Tobias

von tommy (Gast)


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Jens G. schrieb:
> Achja, die Nadel scheint nicht sehr mittig zu sein. Könnte evtl. schon
> auf einen Bruch des Kristalls einer Seite hindeuten.

Genau.

Ich hatte früher bei Reparaturen auch oft korrodierte Kontakte auf
dem Weg vom Tonabnehmer zum Verstärkereingang.
Also mal linken und rechten Kanal am Verstärkereingang tauschen.
Damit kannst Du dann feststellen, ob der Fehler vor oder im
Verstärker liegt.
Viel Erfolg

von Michael_ (Gast)


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Axel Schwenke schrieb:
> Mit Ruhespannung meinte ich die Mittenspannung (was auch sonst?).
> Der Ruhestrom(!) wird in der Tat über den 15R Widerling vorgegeben.
> Der dürfte aber recht temperaturabhängig sein.

Mit "Ruhe" hatte ich es mit dem Ruhestrom definiert. Mittenspannung ist 
doch was ganz anderes. Aber im Grunde sind wir uns einig.
Aber was die RIIA-Experten so von sich geben, hat mit der Fragestellung 
nichts zu tun.
Der TE hat ja den Vorteil, das er das fehlerhafte Teil mit dem 
funktionellen vergleichen kann.
Also alles schön nacheinander. Erst mal den NF-Verstärker in Ordnung 
bringen.
Danach das Tonabnehmersystem.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Tobias Plüss schrieb:
> Hallo nochmals,
>
> dochdoch, ein verstellbares Gegengewicht hat er. Und auch einen
> Schieberegler, der mittels einer kleinen Feder die Lagerreibung des
> Horizontallagers des Tonarms kompensieren soll.

Das ist die Skating-Korrektur. Die hat mit der Laggerreibung nur sehr 
begrenzt zu tun. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Tonarm

> Ein anderes Gerät will ich nicht, es muss vom Design her passen, und das
> tut dieses Modell sehr gut ;-) will dann später noch einen Röhrenamp
> dazu bauen. Der muss dann nicht nur elektrisch, sondern auch optisch
> passen ;-)

Ach Gottchen. Röhrenamp. Dann brauchst du dir doch über den Klang keine 
Gedanken zu machen %-/

Aber ich stimme meinen Vorrednern dahingehend zu, daß das Problem 
durchaus das Abtastsystem ganz allein sein kann. Dann wäre der 
Verstärker samt Elkos noch in Schuß. Vertausche einfach die beiden 
Anschlüsse des Abtastsystem an den Eingängen der Elektronik. Wenn jetzt 
der andere Lautsprecher taub ist, dann ist das Abtastsystem hin.


XL

von Ernst O. (ernstj)


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Gönne uns doch ein Bild von aussen, des Designs wegen.

Ich behaupte jetzt einfach mal, dass das ein MAGNETISCHER Tonabnehmer 
ist.
Warum? Weil er so aussieht und weil die Widerstände und Kondensatoren an 
der Eingangsbuchse das Entzerrernetzwerk sein könnten. Und weil, wie du 
sagst, die mechanische Einstellvorrichtung für Auflagegewicht und 
Anti-Skating vorhanden sind.

Mir rollen sich übrigens die Fussnägel hoch, wenn wie die Axt im Walde 
abgeholzt wird, was verdächtig erscheint, ohne den Fehler, den man 
beheben will, eingegrenzt zu haben. Dabei ist das doch so einfach, 
besonders bei Stereogeräten, bei denen man das Vergleichsobjekt intakt 
vorliegen hat (solange es nicht kaputtrepariert wird).

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo Ernst

ja kann ich heut Abend auch noch machen. Ich habe jetzt mal die Elkos 
ausgetauscht. Die waren wirklich nicht mehr toll. Habs an einem 
Labornetzteil geprüft; Leckstrom und alles .... und auf der Leiterplatte 
sah man unter den Kondensatoren Reste von eingetrocknetem Elektrolyt. 
Nicht so toll... also hab ich die jetzt getauscht. Schadet sicher nicht. 
Und übrigens hast du schon auch Recht Ernst, dort wo der Pic Up 
angeschlossen wird, ist ein Konstrukt aus Rs und Cs angehängt, das auf 
dem Schaltplan nicht ersichtlich ist (!).

Es könnte also sowohl ein Kristalltonabnehmer sein, als auch ein 
magnetischer, aber ich hab keinen blassen Schimmer, was es denn wirklich 
ist. Es könnte das hier sein:

http://www.hupse.eu/radio/reproducers/ST107.htm

da steht aber wieder was von X-tal, was es ja deiner (Ernst) Meinung 
nach nicht ist.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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BC149 = BC239 = BC549. Das sind alles nur Evolutionen eines 
'rauscharmen' NPN Silizium Transistors, der BC149 eben noch mit dem 
widerspenstigen Gehäuse und den leicht abbrechbaren kurzen 
Anschlüss-chen...

AC175 ist allerdings ein richtiger Exot. NPN Germanium Leistung war und 
ist schwer erhältlich. Ein AC187 ist etwas leichter erhältlich, am 
besten als Pärchen mit dem AC188.

AC117: PNP Germanium Leistung.
Datenblätter zu allen Transistoren gibts hier:
http://alltransistors.com/

Der einzige Kondensator, der wirklich verdächtig wäre, ist der 
1000µF/10V am Ausgang. Aber mit einem hochohmigen Kopfhörer oder Oszi 
sowie einer schönen LP aufm Teller sollte das schnell rauszufinden sein 
- ist ja nicht wirklich Raketentechnik.
Ich empfehle "Iron Butterfly - In A Gadda Da Vida" mit einer ganzen 
Plattenseite ohne Pause.

ernst oellers schrieb:
> Ich behaupte jetzt einfach mal, dass das ein MAGNETISCHER Tonabnehmer
> ist.

Dagegen spricht der mit einem Emitterfolger sehr hochohmig konstruierte 
Eingang (man beachte den 1,8M Widerstand und den winzigen 
Koppelkondensator) - und 'Xtal' ist die Verballhornung von Crystal = 
Kristall.

: Bearbeitet durch User
von Michael_ (Gast)


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Die hochohmige Kollektorstufe gehört eindeutig zu einem 
Kristalltonabnehmer.
Wenn man vor den 15nF die Eingänge mit einer Brücke versieht, kann man 
leicht testen, ob beide Kanäle gleich verstärken.
Der 1,8M R hat nur indirekt eine Auswirkung auf den Eingangswiderstand.
Er dient lediglich zum einstellen des Kollektorstromes.
In einer niederohmigen Emitterschaltung wäre er genau so groß.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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ernst oellers schrieb:
> Ich behaupte jetzt einfach mal, dass das ein MAGNETISCHER Tonabnehmer
> ist.
> Warum? Weil er so aussieht und weil die Widerstände und Kondensatoren an
> der Eingangsbuchse das Entzerrernetzwerk sein könnten.

Sehr unwahrscheinlich. Ein Magnetsystem gibt deutlich weniger Signal 
ab als ein Kristallsystem. Und auch wenn man die dann notwendige 
Entzerrung noch passiv machen könnte - die Verstärkung nicht.

Außerdem finde ich nicht daß man auf dem Bildern genug sieht, um den Typ 
des Abtastsystems zu erkennen.


XL

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael_ schrieb:
> Der 1,8M R hat nur indirekt eine Auswirkung auf den Eingangswiderstand.

Bei der Standarddimensionierung "Arbeitspunkt = halbe Betriebsspannung" 
liegt an der Basis von T1 ebenfalls ca. die halbe Betriebsspannung. Die 
Summe aus Basis-Emitter "Widerstand" und dem transformierten Emitter- 
widerstand (+ Last) von T1 muß also auch ungefähr 1.8M sein.
Der wirksame Eingangswiderstand der Stufe ist also 2x 1.8M parallel.
Von einer nur "indirekten" Auswirkung würde ich da nicht sprechen.


XL

von Peter D. (peda)


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Tobias Plüss schrieb:
> dort wo der Pic Up
> angeschlossen wird, ist ein Konstrukt aus Rs und Cs angehängt, das auf
> dem Schaltplan nicht ersichtlich ist (!).

Das dient nur der HF-Unterdrückung.
Hatte man eine starken MW-Sender in der Nähe, wurde dessen Signal an der 
BE-Diode des 1. Transistors demoduliert und man konnte leise Radio 
hören.

von Michael_ (Gast)


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Ich kenne die Kombination von einem R mit mehreren MOhm und einen 
kleinen Kondensator von etwa 50pF (?) um den Eingangswiderstand nochmals 
zu erhöhen.
Das war eine damals übliche Beschaltung.

Axel Schwenke schrieb:
> Der wirksame Eingangswiderstand der Stufe ist also 2x 1.8M parallel.
> Von einer nur "indirekten" Auswirkung würde ich da nicht sprechen.

Natürlich ist deine Betrachtung richtig. Ich meinte damit, das nicht der 
Widerstand zur Definierung des Eingangswiderstandes vorgesehen ist.
Er ist ein notwendiges technisches Übel, um den Gleichstromarbeitspunkt 
festzulegen. Bei noch höherer Stromverstärkung kann er noch größer sein.

von Jens G. (jensig)


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>Es könnte also sowohl ein Kristalltonabnehmer sein, als auch ein
>magnetischer, aber ich hab keinen blassen Schimmer, was es denn wirklich
>ist. Es könnte das hier sein:

Läßt sich einfach feststellen:
- ein magnetischer Tonabnehmer hat einen Durchgangs-R von ein paar kOhm 
(vielleicht sogar weniger)
-Ein Kristalltonabnehmer dagegen strebt gegen unendlich ... (ist ja nur 
ein Stück "Isolator" zwischen den Anschlüssen)

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Wenn ich mich recht erinnere, waren in der DDR die Tonabnehmer normiert.
Man konnte dann einen billigen Plattenspieler pimpen, indem man die 
Platine mit dem Entzerrervorverstärker nachrüstete und den Kristall-TA 
durch einen magnetischen TA austauschte.
Oftmals waren auch schon die Befestigungspunkte für die Platine 
vorhanden.
Und auch die Nadeln (Diamant, Saphir) hatten eine Einheitsgröße und 
waren austauschbar.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Peter Dannegger schrieb:
> Wenn ich mich recht erinnere, waren in der DDR die Tonabnehmer
> normiert.

Nicht nur da. Die Halbzoll-Befestigung ist wohl ein internationaler 
Standard. Es kann aber gut sein, daß die DDR als einzige Kristallsysteme 
nach diesem Standard gebaut hat.

> Man konnte dann einen billigen Plattenspieler pimpen, indem man die
> Platine mit dem Entzerrervorverstärker nachrüstete und den Kristall-TA
> durch einen magnetischen TA austauschte.

Mit den von mir weiter oben schon angesprochenen Problemen bezüglich 
Auflagekraft und Lagerreibung. Außerdem hatten etliche Plattenspieler 
mit Kristallsystem keinen Netztrafo (Verstärker brauchten sie ja 
keinen). Ein Netzteil mußte man in diesem Fall auch nachrüsten.

> Und auch die Nadeln (Diamant, Saphir) hatten eine Einheitsgröße und
> waren austauschbar.

IIRC nein. Nadeln bzw. Nadelträger waren spezifisch für Abtastsysteme. 
Und Diamant war schwer zu bekommen (und teuer).


XL

von Michael_ (Gast)


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Axel Schwenke schrieb:
> Außerdem hatten etliche Plattenspieler
> mit Kristallsystem keinen Netztrafo (Verstärker brauchten sie ja
> keinen). Ein Netzteil mußte man in diesem Fall auch nachrüsten.

Das waren aber bestimmt Einheitsmotoren, welche als Netztrafo 
funktionierten.
Die Anzapfungen sind da sicher vorhanden.
Nach diesem Prinzip funktionierten auch die TESLA-Tonbandgeräte.

Axel Schwenke schrieb:
>> Und auch die Nadeln (Diamant, Saphir) hatten eine Einheitsgröße und
>> waren austauschbar.
>
> IIRC nein. Nadeln bzw. Nadelträger waren spezifisch für Abtastsysteme.
> Und Diamant war schwer zu bekommen (und teuer).

Die Nadeln selber waren leicht austauschbar.
Ob es Diamant war weiß ich nicht. Aber Diamanten wurden in der DDR in 
Massen synthetisch hergestellt. Nach der Wende wurde die Produktion 
eingestampft, um die Preise für Naturdiamant hoch zu halten.

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo hallo,

ich hatte ja noch versprochen ein Bild von dem Gerät zu machen, weiter 
oben wurde danach gefragt ;-)
Hole das jetzt noch nach.
Hier:

http://files.kooltek.net/lenco350/20140911_174855.jpg

und hier:

http://files.kooltek.net/lenco350/20140911_174917.jpg

Das Gehäuse war ziemlich verbeult, die Mechanik ein wenig eingerostet 
und die Farbe etwas am abblättern. Das habe ich jetzt alles in Stand 
gesetzt und sieht meines Erachtens jetzt wieder ganz ordentlich aus ;-)


Habe übrigens den kompletten Verstärker ausgebaut und die Elkos ersetzt. 
Das Klirren ist meiner Meinung nach jetzt etwas besser geworden, aber es 
scheint wirklich so, dass nicht der Pic Up defekt ist, sondern einer der 
beiden Verstärkerkanäle - wenn man am Anschluss für den einen 
Verstärkereingang anfasst, dann brummt es vernehmlich, und beim anderen 
fast kaum hörbar. Es scheint also wirklich, dass da der eine Kanal mehr 
verstärkt als der andere.

Da ich nicht sooo lust habe, da eine grossartige Fehlersuche zu machen, 
überlege ich mir, einfach einen neuen Verstärker zu basteln und den 
einzusetzen. Kann ich als Vorverstärker (also die Kollektorschaltung am 
Eingang) einen Opamp nehmen? Wie würde ich die Balance und die 
Klangregelung klugerweise mit einem Opamp machen? Ich denke es wäre am 
einfachsten für alles Opamps einzusetzen und nur die Endstufe mit 
Transoren zu machen. Aber kann mich täuschen, hier gibt es sicherlich 
Experten für das Thema.


Gruss
Tobias

von Ernst O. (ernstj)


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Mini-Verstärker mir Klangregelung (aber ohne Balance-Regler) gibt es in 
der Bucht, du Faulpelz.

von Tobias P. (hubertus)


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Jetz mal aufpassen hier Ernst.

>> du Faulpelz

na zum Glück bist du ja fleissig und bestellst dir deine Miniverstärker 
mit Klangregelung in der Bucht, ne?

von Helge A. (besupreme)


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Hast du mal Balance in die Mitte gestellt und die beiden äußeren Pins 
gebrückt? Wenns dann gleich laut ist, liegts an der Vorstufe. Die 
Transistoren T1-T3 lassen sich, wie bereits oben vorgeschlagen, durch 
BC549 oder BC550 austauschen. Für T4 empfiehlt sich eher 2SC1317S, 
2SC1318S oder BC639-16.

Bei mir bekäme solch ein Gerät keine IC's.

von Icke ®. (49636b65)


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Tobias Plüss schrieb:
> Vom BC149 finde ich auch kein brauchbares Datenblatt.

Erster Googletreffer:

http://alltransistors.com/de/transistor.php?transistor=22346

von Michael_ (Gast)


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Tobias Plüss schrieb:
> Da ich nicht sooo lust habe, da eine grossartige Fehlersuche zu machen,
> überlege ich mir, einfach einen neuen Verstärker zu basteln und den
> einzusetzen.

Fehlersuche mit Reperatur 1h.
Aufbau eines Verstärkers mit unsicheren Ausgang 30h.
Was ist daran so kompliziert erst mal die Spannungen zu messen?
Vor allem Uc.
Und dann antippen mit dem Finger an der Basis, wo man feststellen kann, 
welcher Kanal defekt ist.

von Ernst O. (ernstj)


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Tobias Plüss schrieb:
> na zum Glück bist du ja fleissig und bestellst dir deine Miniverstärker
> mit Klangregelung in der Bucht, ne?

Hab ich mir schon letztes Jahr einen geholt, daher weiss ich das so 
genau.

Tobias Plüss schrieb:
> Da ich nicht sooo lust habe, da eine grossartige Fehlersuche zu machen,
> überlege ich mir, einfach einen neuen Verstärker zu basteln und den
> einzusetzen. Kann ich als Vorverstärker (also die Kollektorschaltung am
> Eingang) einen Opamp nehmen? Wie würde ich die Balance und die
> Klangregelung klugerweise mit einem Opamp machen? Ich denke es wäre am
> einfachsten für alles Opamps einzusetzen und nur die Endstufe mit
> Transoren zu machen. Aber kann mich täuschen, hier gibt es sicherlich
> Experten für das Thema.

Ich mutmasse einfach mal dass Neubau und Reparatur dich ungefähr gleich 
viel ins schwitzen bringen werden. Deshalb kläre erstmal mit dir selber 
was du willst: ein stilechtes Gerät oder auf die schnelle eine 
Geräuschquelle für kleines Geld?

Immerhin hast du  das Gerät schon in Teilen restauriert, wieso willst du 
jetzt aufgeben? Ein Paar gezielte Messungen durchführen und auswerten - 
das Hirn geht vom benutzen nicht kaputt, im Gegenteil... und wenn der 
Neubau nicht auf Anhieb funktioniert, sitzt du genauso da.

Also: Entscheide was du willst und warum, und dann Scheibenwischer an 
und durch. Nur Mut.

von Peter D. (peda)


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Tobias Plüss schrieb:
> überlege ich mir, einfach einen neuen Verstärker zu basteln und den
> einzusetzen.

Das kann ich nur uneingeschränkt empfehlen.
Wie gesagt, die Schaltung ist absolut low-cost, da lohnt sich eine 
Reparatur nicht.
Bzw. eine Reparatur würde auf Experimentieren mit den Widerständen zur 
Arbeitspunkteinstellung hinauslaufen.
Nirgends wird der Arbeitspunkt stabilisiert (Basisspannungsteiler und 
Emitterwiderstand mit Elko parallel).

von Michael_ (Gast)


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Wenn der Basisvorspannungs-Widerstand an den Kollektor geht, ist das 
natürlich eine Stabilisierung.
Bei Si-Transis und so einer Konsumerschaltung reicht das.
Der TE hat doch das Glück, das er einen funktionierenden Kanal hat.
Er sollte lieber ein paar Hilfsmittel basteln.
Einen Signalverfolger und einen einfachen Sinusgenerator für 500-1000Hz.
Dann lernt er auch obige Schaltung zu begreifen und zu reparieren.

von Peter D. (peda)


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Michael_ schrieb:
> Wenn der Basisvorspannungs-Widerstand an den Kollektor geht, ist das
> natürlich eine Stabilisierung.

Es ist bestenfalls eine leichte Gegenkopplung.
Ich habe mit solchen Sparschaltungen nur schlechte Erfahrungen gemacht.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Also, wenn man so ein Gerät schon restauriert, sollte man sich bei allen 
Teilen so viel Mühe geben.
Es wurde Dir schon mehrfach gesagt, wie Du vorzugehen hast und dass Du 
den 2. Kanal als Hilfe hast.

Wie schon von einem Anderen geschrieben, das Balancepoti auf 
Mittelstellung und die äusseren Enden des Potis verbinden. Damit hast Du 
vor der Endstufe ein Monosignal. Sind die Lautsprecher dann immernoch 
unterschiedlich laut, Stimmt etwas in der Endstufe nicht. Sind die 
Lautsprecher dann gleich laut, liegt das Problem in der Vorstufe.

Also: Machen und hier das Ergebnis mitteilen, dann geht es weiter!
Das ist doch ein Witz, so ein Teil zu reparieren. Das bekommen wir hin!


Gruß

Jobst

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Mach dir doch mal schnell einen simplen Signalverfolger mit 
Koppelkondensator im 'Tastkopf' und einem kleinen Verstärker mit 
Lautsprecher (z.B. ein aktiver Computer-'Brüllwürfel'). Dann bekommst du 
ganz schnell raus, wo das Signal versackt.

Icke ®. schrieb:
> Erster Googletreffer:
>
> http://alltransistors.com/de/transistor.php?transistor=22346

Jaja, alltransistors.com hatte ich ja auch schon oben gepostet - da sind 
die Daten aller Transistoren, die sich in diesem Gerät befinden. Ich 
hatte auch schon erwähnt:
BC149 = BC239 = BC549

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