Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zu TBA820M


von Joe (Gast)


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Hallo,

ich habe ein paar Fragen zu der angehängten Schaltung
und hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

Ich arbeite mich gerade in das Thema Operationsverstärker
und Schwingkreise rein und hab die Schaltung in meinem alten 
Experimentierkasten gefunden.

Der OP ist ein TBA820.

V ist Pin 2 (Gain setting)
E ist Pin 3 (Input)
A ist Pin 5 (Output)

http://www.mycomkits.com/reference/TBA820.pdf

Ist der Kondensator C1 ist Teil eines RC-Glieds für die
Gain-Einstellung, damit die Verstärkung für Gleichspannung
klein bleibt und nur für die Wechselspannung größer?
Und ist dann R5 im Innenleben des ICs (Seite 2 im Datenblatt)
der zugehörige Widerstand?

Laut den Schematics ist Pin 2 doch dazu da, des Basisstrom
des PNP-Transistors Q5 zu steuern. Hat da dann die Ausgangsspannung
an Pin 5 über R5 einen Einfluss darauf?

Und welches Signal verstärkt die Schaltung überhaupt? V liegt doch auf
0 V und am Eingang liegt doch auch keine Spannung an, oder?

So, ich hoffe ihr helft mir weiter. Danke schonmal.

Viele Grüße,
Joe

von MaWin (Gast)


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Joe schrieb:
> Und welches Signal verstärkt die Schaltung überhaupt? V liegt doch auf
> 0 V und am Eingang liegt doch auch keine Spannung an, oder?

Richtig, die Schaltung ist völliger Schmuh.

> Ist der Kondensator C1 ist Teil eines RC-Glieds für die
> Gain-Einstellung, damit die Verstärkung für Gleichspannung
> klein bleibt und nur für die Wechselspannung größer?

Ja, wobei der R des RC Glieses nicht weggelassen werden sollte, sonst 
würde man keine definierte Verstärkung bekommen, sondenr einen "so gross 
wie möglich wie es sich gertade ergibt".

> Und ist dann R5 im Innenleben des ICs (Seite 2 im Datenblatt)
> der zugehörige Widerstand?

Nein. Im Gegenteil, das ist der andere Widerstand des Spannungsteilers. 
Würde man 1k extern als R haben, wäre die Verstärkung 7-fach. Hat man 
jedoch 0 Ohm extern, ist der Spannungsteiler unendlich, die Verstärkung 
versucht unendlich, und nur für Frequenzen unter 0.27Hz reduziert.

> Laut den Schematics ist Pin 2 doch dazu da, des Basisstrom
> des PNP-Transistors Q5 zu steuern.

Würde ich anders sagen: Die Basispsannung Q2 im Verhältnis zur 
Basisspannung Q5 bestimmt, in welche Richtung der Verstärker aussteuert, 
er versucht also beide Basisspannungen identisch zu halten. Daher muss 
sich die Basisspannung an Q5 im Laufe der Zeit an die Basisspannung von 
Q2 anpassen, sonst funktioniert der verstärker nicht. Deine Schaltung 
legt allerdings Q2 (indirekt über Q1) an 0.7V. Damit Sollte an Q5 auch 
0.7V kommen. Da wiederum reicht nich für Q3+Q4 und daher funktioniert 
der Verstärker in der Schaltung überhaupt nicht.

Halte dich bei Schaltungen lieber an die Beispielschaltrungen im 
Datenblatt, die alle ohne LED sind, statt an Schemas von Leuten die 
nicht wissen was sie tun. Und achte darauf, daß der TBA820 als 
Steinzeit-OpAmp extrem anfällig war, nicht zu verstärken, sondern zu 
schwingen, daher C3, C4, C8. Er funktioniert nur auf gutem 
Leiterplattenlayout.

Und falls du nur was über Operationsverstärker lernen willst, nimm einen 
modernen der fast dem idealen OpAmp ähnelt, wie TS912, und als Lernheft

 http://www.ti.com/lit/an/slod006b/slod006b.pdf
 http://homepage.bluewin.ch/bombach/AN-A-OPAMP-Tutorial.pdf
 http://www.analog.com/library/analogDialogue/archives/39-05/op_amp_applications_handbook.html

von karadur (Gast)


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Hallo

die Schaltung läuft nicht als Verstärker sondern als Oszillator.

von Andrew T. (marsufant)


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karadur schrieb:
> Hallo
>
> die Schaltung läuft nicht als Verstärker sondern als Oszillator.

Ist ja auch so gewünscht, stammt als Schaltung aus einem 
Elektronik-Experimentierkasten der Firma "Kosmos". "Blink- und 
Metronomschaltung"

von karadur (Gast)


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Sag ich doch

von Joe (Gast)


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Vielen Dank für die Antworten!

Ja, ich weiß, dass das vielleicht nicht der optimale
Operationsverstärker ist, aber das sind Bauteile die
ich gerade da hab.

MaWin schrieb:
> Nein. Im Gegenteil, das ist der andere Widerstand des Spannungsteilers.

Aber welche Spannung wird da geteilt? Die zwischen dem Ausgang und vor 
dem
externen Widerstand?
Bei den Operationsverstärken die ich bisher angeschaut war
hatte der invertierende Eingang immer eine direkte Verbindung an den
Transistor (hier Q5).

> Deine Schaltung legt allerdings Q2 (indirekt über Q1) an 0.7V.

Ich seh grad überhaupt nicht, wo die 0.7 V herkommen. Kannst
du mir das sagen?

karadur schrieb:
> Die Schaltung läuft nicht als Verstärker sondern als Oszillator.

Aber wie kommt es zu der Schwingung?

Der OP hat ja eine Mitkopplung, oder?
Und wie schwingt sich das System ein? Es liegen ja keine Spannungen
an, die rückgekoppelt werden.

von karadur (Gast)


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Hallo


R5 im TBA geht vom Ausgang auf C1 und den "-" Eingang.
R2 vom Ausgang auf R1 und den "+" Eingang.

Dadurch erhält man einen Schmitt-Trigger der das RC-Glied auf- und 
ent-lädt.

Also einen Oszillator.

Startbedingung ist C1 ist entladen. Durch anlegen der Versorgung startet 
das System.

von Joe (Gast)


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karadur schrieb:
> Dadurch erhält man einen Schmitt-Trigger der das RC-Glied auf- und
> ent-lädt.

Vielen Dank für die Erklärung. Schmitt-Trigger war das Zauberwort,
dazu hab ich jetzt auch viel Literatur gefunden.

von MaWin (Gast)


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Joe schrieb:
> Aber welche Spannung wird da geteilt? Die zwischen dem Ausgang und vor
> dem externen Widerstand?

Ja.

> Bei den Operationsverstärken die ich bisher angeschaut war
> hatte der invertierende Eingang immer eine direkte Verbindung an den
> Transistor (hier Q5).

Richtig.

> Ich seh grad überhaupt nicht, wo die 0.7 V herkommen.

UBE von Q1

> Aber wie kommt es zu der Schwingung?

Der Verstärker verstärkt unendlich, E liegt also auf A/115*15.
Er enthält jedoch C1 der sich über 6k langsam auflädt, Ziel ist die 
Spannung an E. Erreicht er die Spannung an E, ist die Differenz 0 und 
der Verstärker verstärkt 0 um unendlich, geht also mit dem Augang auf 0 
und an E liegt dann auch 0. C1 entlädt sich wieder bis 0V. Dann geht das 
Spiel von neuem los. Allerdings wird der Verstärker ausserhalb seiner 
Spezifikation betrieben, das Verhalten ist also nur zufällig passend.

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