Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Daten auf Web Sever speicher.


von Franz S. (franz_0815)


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Hallo

Ich möchte Daten (RS232) über WiFi(Hausnetz) auf eine Internet Server 
speichern.

Es gibt doch die NET IO Platinen von Pollin.

Gibt es damit eine möglichkeit Daten die von der RS232 Schnittstelle auf 
eine Webserver mit fester IP zu senden und dort die Daten dann in einer 
Datei zu speichern.

Wenn jemmand was weiß wäre ich mal wieder Dankbar.

Gruss
Franz

von Karol B. (johnpatcher)


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Franz Suahnein schrieb:
> Gibt es damit eine möglichkeit Daten die von der RS232 Schnittstelle auf
> eine Webserver mit fester IP zu senden und dort die Daten dann in einer
> Datei zu speichern.

Ja, im Prinzip muss dein Client nur eine HTTP Anfrage stellen. Je nach 
Datenmenge eben GET (wenig Daten) oder per POST (mehr Daten).

Auf der Serverseite, wird die Anfrage dann verarbeitet und die empfangen 
Daten gespeichert (Datei, Datenbank, etc.). Hierfür bietet sich z.B. PHP 
an.

Das ist sicherlich auch mit einfachen Mikrocontrollern zu lösen (z.B. 
AVR-NET-IO), wobei ich persönlich immer GANZ stark davon abrate. 
Kleine 8 Bit Mikrocontroller sind dafür einfach nicht angedacht und die 
vielen Netzwerk-Projekte erachte ich eher als Proof-of-Concept und nicht 
als brauchbare Lösungen.

Für solche Anwendungen eignen sich Linux-Boards wie z.B. ein Raspberry 
Pi, ein GNUblin, etc. viel mehr, weil sie ein ausgereiften 
Netzwerk-Stack mitbringen und auch Ressourcen-technisch nicht am Limit 
arbeiten. Nicht nur ist man viel flexibler (DNS, DHCP, NTP, etc.) und 
schneller am Ziel, sondern man ist zu alledem auch standardkonform in 
Bezug auf viele RFCs.

Bei Eigenentwicklungen bzw. Bastellösungen auf AVR Basis schaut das 
alles anders aus, insbesondere auch, weil HTTP TCP als 
Transportprotokoll erfordert. Zwar gibt es auch (W)LAN Module, die 
ziemlich viel in Hardware erledigen, allerdings sind diese preislich 
kaum billiger und bei Weitem nicht so universell einsetzbar.

Mit freundlichen Grüßen,
Karol Babioch

von stefan us (Gast)


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> Kleine 8 Bit Mikrocontroller sind dafür einfach nicht angedacht und
> die vielen Netzwerk-Projekte erachte ich eher als Proof-of-Concept

Richtig. Zum Lernen und Basteln ist das allerdings trotzdem interessant. 
Auf meiner Homepage findest Du ein Projekt, wo ich mit AVR 
Mikrocontroller eine Internet Anbindung realisiere.

Da solltest Du Dir den Source Code der Alarmierung via Email ansehen. 
Ein einfacher HTTP Client funktioniert ähnlich, der Code wäre daher eine 
gute Kopiervorlage.

http://stefanfrings.de/avr_io/index.html

von stefan us (Gast)


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Fertige WiFi Module mit seriellem Port wären:

Lantronics WiPort 
http://www.lantronix.com/device-networking/embedded-device-servers/wiport.html

Digi Connect Wi-Me 
http://www.digi.com/products/wireless-wired-embedded-solutions/solutions-on-module/digi-connect/digiconnectwime

Da kannst Du einen AVR dran anschließen, der die Daten paketiert und per 
HTTP Protokoll sendet. HTTP musst Du schon selbst implementieren, das 
ist jedoch nicht schwer. Kompliziert wird es erst, wenn ein Proxy mit 
Authentisierung dazwischen steht.

Leider sind beide Module für Privatkunden nirgends kaufbar - glaube ich. 
Bitte korrigiert mich, falls das nicht stimmt.

von stefan us (Gast)


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von Oliver R. (orb)


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Karol Babioch schrieb:
> Ja, im Prinzip muss dein Client nur eine HTTP Anfrage stellen. Je nach
> Datenmenge eben GET (wenig Daten) oder per POST (mehr Daten).

HTTP ist bei weitem nicht die einzige Methode, vieleicht für Einsteiger 
einfach aber alles andere als Recourcenschonend. Eine einfache 
TCP-Verbindung mit einem passenden Server auf dem Rechner reicht und 
belastet dem AVR nicht so.

>[...] Hierfür bietet sich z.B. PHP an.
Genau, auch die moderne HArdware muß ja irgendwie ausgelastet werden ;-)

>
> Das ist sicherlich auch mit einfachen Mikrocontrollern zu lösen (z.B.
> AVR-NET-IO), wobei ich persönlich immer GANZ stark davon abrate.

Warum? Ein 386SX33 konnte schon gut mit dem Netzwerk umgehen, warum 
sollte ein MEGA1284/20 mit ähnlicher Rechenleistung das nicht schaffen? 
Es geht hier ja nicht darum eine Gigabitstrecke auszulasten, für die 
gewünschte Anwendung sind 10MBit mehr als ausreichend.

> Kleine 8 Bit Mikrocontroller sind dafür einfach nicht angedacht
Wer sagt das? Wozu braucht man sonst 128kB bei einem 8bitter?

> Für solche Anwendungen eignen sich Linux-Boards wie z.B. ein Raspberry
> Pi, ein GNUblin, etc. viel mehr, [...]

Vor allem verbrauchen sie mehr Strom. Ein Raspberry Pi liegt bei etwa 5 
Watt, ein Mega328 mit ENC28j60 läuft ohne Energiesparmaßnahmen mit 
0,5Watt.
Man muß nicht auf jedes Probelm mit einem ARM draufschlagen nur weil er 
alles abdecken kann.

von ?!? (Gast)


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stefan us schrieb:
> Ich bin gerade vom Stuhl gefallen. Reichelt will dafür 160
> Euro!!!!
>
> http://de.rs-online.com/web/p/product/436664/?gros...

Und RS ebenso :-)

von Sven (Gast)


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der Beitrag "Wlan2Serial Modul für 5 euro" ist scheinbar genau das was 
du suchst.

von Nunthe (Gast)


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>> der Beitrag "Wlan2Serial Modul für 5 euro" ist scheinbar genau das was
>> du suchst.

Definition von scheinbar ist ganz oben in dieser Liste:

http://de.wikipedia.org/wiki/Scheinbar

von ich (Gast)


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Oder ein HLK-RM04.
Dafür gibt es OpenCPN Software, so das Du ggf auch noch was eigenes 
draufprogrammieren kannst. Kostet zwar 8 Euro, dafür ist die 
Entwicklungsumgebung usw. verfügbar.

von Franz S. (franz_0815)


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Besten Dank
Das ging ja fix.
Schönes WE

von Karol B. (johnpatcher)


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stefan us schrieb:
> Richtig. Zum Lernen und Basteln ist das allerdings trotzdem interessant.

Klar, nur ist das vermutlich nicht der richtige Einstieg für jemanden, 
der mit dem Ganzen anfängt und überhaupt erst Fragen zur 
Realisierbarkeit stellt. Für einen Fortgeschrittenen ist das sicherlich 
ein interessantes Hobbyprojekt, welches mehrere "Gebiete" miteinander 
verbindet. Allerdings neigen auch viele Hobby-Bastler dazu, sich als 
Netzwerk-Experten ausgeben zu müssen, nur weil sie mit ihrem Arduino ein 
ping abgesetzt haben.

Wie gesagt: Ich halt ein solches Projekt für akademisch äußerst 
sinnvoll. Man lernt sicherlich eine Menge über die Struktur und den 
Aufbau eines Netzwerk-Stacks. Allerdings halte ich es für wenig 
praktikabel und auch nicht für ein gutes Einstiegsprojekt in die Welt 
der Mikrocontroller und der vernetzten Sensorik.

stefan us schrieb:
> HTTP musst Du schon selbst implementieren, das
> ist jedoch nicht schwer.

Je, nachdem was du unter schwer verstehst. Sicherlich machbar, aber im 
Wesentlichen absolut unnötig und auch nicht ganz trivial.

stefan us schrieb:
> Ich bin gerade vom Stuhl gefallen. Reichelt will dafür 160 Euro!!!!

Ich bin da gar nicht so verwundert, da ähnliche Module in der 
Vergangenheit schon weit über 50 Euro gekostet haben. Dafür erhält man 
dann schon fast zwei Linux-Boards bzw. ein Linux-Board mit sämtlichen 
Equipment.

Oliver R. schrieb:
> HTTP ist bei weitem nicht die einzige Methode, vieleicht für Einsteiger
> einfach aber alles andere als Recourcenschonend.

Dafür aber standardisiert und gerade auf Seiten des Servers gibt es eine 
Menge Werkzeuge, welche einem das Leben vereinfachen.

> Eine einfache
> TCP-Verbindung mit einem passenden Server auf dem Rechner reicht und
> belastet dem AVR nicht so.

Wenn man nicht krampfhaft am AVR festhält, dann ist das auch kein 
Problem. Ansonsten sind Eigenentwicklungen gefragt. Klar, kann man sich 
per Copy & Paste erste Socket-Implementierungen zusammenschustern, aber 
sobald es robust und vernünftig funktionieren soll wird es schon nicht 
ganz so einfach. Von Sicherheit ist dann noch nicht einmal die Rede. 
SSL/TLS ist mit einem 8-Bit AVR nahezu unmöglich und nicht die Mühe 
wert.

Oliver R. schrieb:
> Warum? Ein 386SX33 konnte schon gut mit dem Netzwerk umgehen, warum
> sollte ein MEGA1284/20 mit ähnlicher Rechenleistung das nicht schaffen?

Es geht weniger um das Schaffen, sondern viel mehr um die erforderliche 
Arbeit. Zumindest für Linux gibt es schon alles was man braucht 
(Netzwerkstack, wget/curl, openssl). Selbst wenn man sehr gewissenhaft 
arbeitet, alles dokumentiert und versioniert, ist das gut innerhalb von 
einem Nachmittag zu schaffen. Bei einem AVR fängt man im Grunde bei 0 
an, und kommt auch nicht weit darüber hinaus.

Oliver R. schrieb:
> Es geht hier ja nicht darum eine Gigabitstrecke auszulasten, für die
> gewünschte Anwendung sind 10MBit mehr als ausreichend.

Um die Geschwindigkeit geht es mir hier gar nicht - sondern um eine 
saubere und modulare Architektur auf Seiten der Software. Und das ist 
meinem AVR nicht machbar.

Oliver R. schrieb:
> Wer sagt das? Wozu braucht man sonst 128kB bei einem 8bitter?

Du willst mir also sagen, dass du in die 128 kB einen voll ausgereiften 
Netzwerk-Stack bekommst? Inklusive flexiblen Möglichkeiten zur Filterung 
von Paketen, DNS, DHCP, NTP, usw. usf.? Das halte ich für eine gewagte 
These. Und überhaupt ist das absolut sinnlos, wenn man nicht an der 
akademischen Übung selbst interessiert ist, da es alles bereits 
dutzendfach gibt und gut getestet ist.

Oliver R. schrieb:
> Vor allem verbrauchen sie mehr Strom.

Klar und sofern das ein K.O.-Kriterium ist, muss man sich nach 
Alternativen umsehen. Bis dahin aber, ist man mit einer solchen Lösung 
bei Weitem besser bedient als mit einer AVR Frickellösung, die bei gutem 
Wetter im eigenen Netzwerk geht und sich nur übers Neuflashen der 
Firmware "konfigurieren" lässt.

Oliver R. schrieb:
> Man muß nicht auf jedes Probelm mit einem ARM draufschlagen nur weil er
> alles abdecken kann.

Sehe ich genau so. Allerdings darf man genauso wenig an 8-Bit 
Mikrocontrollern festhalten, und darauf beharren, dass diese im Prinzip 
alles können. Für manche Aufgaben (Netzwerk, USB) gibt es eben bessere 
Optionen und sofern nichts dagegen spricht (Energieverbrauch z.B.), 
sollte man auch davon Gebrauch machen, anstatt sich das Leben selbst 
schwer zu machen.

Übrigens: Das mit der Sicherheit sollte man nicht unterschätzen. Selbst, 
wenn die Werte an sich absolut unkritisch sind, ist eine 
Authentifizierung ist absolut sinnvoll, sodass nicht jeder irgendwelche 
Werte abliefern kann bzw. deine Datenbank mit Müll vollschreibt. Um 
Manipulationen durch MiTM Angriffe vorzubeugen ist auch eine 
Transportverschlüsselung sinnvoll, und schon bist du beim Thema SSL/TLS. 
Während das mit einem Linuxboard 0 Mehrwert auf Seiten des Clients 
darstellt (https:// anstatt http:// aufrufen), ist es ein absolutes 
Ausschlusskriterium für Eigenentwicklungen auf AVR-Basis. Oder will 
jemand tatsächlich eine SSL/TLS Bibliothek samt Zertifikatverwaltung 
implementieren? Da haben bekanntermaßen sogar die großen Open-Source 
Projekte (openssl, gnutls) und auch Apple und Microsoft ihre Probleme 
mit. Viel Spaß dabei ;).

Mit freundlichen Grüßen,
Karol Babioch

: Bearbeitet durch User
von Oliver R. (orb)


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Karol Babioch schrieb:
> Du willst mir also sagen, dass du in die 128 kB einen voll ausgereiften
> Netzwerk-Stack bekommst? Inklusive flexiblen Möglichkeiten zur Filterung
> von Paketen, DNS, DHCP, NTP, usw. usf.? Das halte ich für eine gewagte
> These.

Jetzt verlangst Du aber etwas viel. Einen Filter mag man ja grad noch 
zum Stack zählen aber Anwendungen wie DNS, NTP, HTTP gehören sicher 
nicht dazu.
Und ja, das funktioniert. Eine reine Datenerfassung braucht nicht viel 
und selten eine Filtermöglichkeit.

Mit der Verschlüsselung hast Du natürlich recht, im industriellen Umfeld 
oder bei Internetbeteiligung kommt das nicht mehr in Frage. Es ist keine 
Lösung zu zusammenklicken und zurücklehnen aber die reine Weiterleitung 
von erfassten Daten über ein Netzwerk schafft ein 8bitter noch ganz gut.
Ganz davon abgesehen, daß viele zusammengeklickte Linuxanwendungen im 
Netzwerkbereich grad ein Problem mit den vorgefertigten Modulen haben. 
Der Entwickler kennt sein Produkt nicht mehr komplett und jeder Bug in 
einem Modul schlägt plötzlich riesen Wellen weil es von jedem zweiten 
benutzt wurde und unüberschaubar viele Geräte mit einem Schlag für das 
gleiche Problem  anfällig sind und nicht gepatch werden.

von Karol B. (johnpatcher)


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Oliver R. schrieb:
> aber Anwendungen wie DNS, NTP, HTTP gehören sicher
> nicht dazu.

Und wieso nicht? Das sind zwar Anwendungen, die nicht mehr im Kernel 
anzusiedeln sind, ohne die aber ein netzwerkfähiges Gerät nicht 
besonders nützlich ist.

Oliver R. schrieb:
> Eine reine Datenerfassung braucht nicht viel
> und selten eine Filtermöglichkeit.

DNS wäre schon ganz schön nett, oder kannst du garantieren, dass dein 
Server IMMER unter der gleichen IP zu erreichen ist? DHCP kann auch 
nicht schaden ...

Oliver R. schrieb:
> aber die reine Weiterleitung
> von erfassten Daten über ein Netzwerk schafft ein 8bitter noch ganz gut.

Und was verstehst du bitte unter ganz gut? Es ist möglich, ja, aber es 
ist unnötig kompliziert. Solche Dinge erfordern einfach einen 
ausgereiften Netzwerk-Stack, und die kommen i.d.R. im Verbund mit einem 
Betriebssystem. Und all das ist zwar prinzipiell möglich, aber halt 
nicht wirklich praktikabel.

Oliver R. schrieb:
> Ganz davon abgesehen, daß viele zusammengeklickte Linuxanwendungen im
> Netzwerkbereich grad ein Problem mit den vorgefertigten Modulen haben.

Ja, das ist ein ganz grundsätzliches Problem. Allerdings heißt das im 
Umkehrschluss ja nicht, dass jede Eigenentwicklung sicher ist. Ganz im 
Gegenteil: Viele Eigenentwicklungen sind aus sicherheitstechnischer 
Sicht absoluter Schrott, weil sich die Entwickler nicht mit der Thematik 
auskennen.

Ich denke der Einsatz von fertiger und ausgereifter Software, die von 
einer ganzen Industrie aus Akademikern und "Bösewichten" aktiv auf 
Schwachstellen hin untersucht wird und daher ab und an gepatcht werden 
muss, ist weitaus sinnvoller als die Eigenentwicklung von Software, 
welche nie jemand testet und demnach Sicherheitslücken gar nicht erst 
bekannt werden, obwohl diese definitiv auch existieren.

Mit freundlichen Grüßen,
Karol Babioch

von Oliver R. (orb)


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Karol Babioch schrieb:
> Und wieso nicht?

Ich halt mich da etwas an die OSI-Definition bzw das TCP/IP-Layer-Model, 
der IP-Stack umfasst normal nur Internet- und Transport-Layer. Das 
Application-Layer ist zu umfangreich und zu vielfältig um noch zu Stack 
zu gehören.
Inwieweit DHCP und DNS sinnvoll sind hängt vom Anwendungsfall ab aber so 
kompliziert sind die nicht, daß man die nicht noch unterkriegt.

Karol Babioch schrieb:
> Es ist möglich, ja, aber es ist unnötig kompliziert.
Aber es ist überschaubar. Du kannst auf alle Funktionen verzichten, die 
Du nicht brauchst und schleppst keinen Balast mit. Und wenn Dein Stack 
einmal steht kannst Du den genauso wie die Linuxroutinen immer wieder 
verwenden.

Karol Babioch schrieb:
> Viele Eigenentwicklungen sind aus sicherheitstechnischer Sicht absoluter
> Schrott
Das stimmt jetzt aber unabhängig von der verwendeten Plattform.

Karol Babioch schrieb:
> ist weitaus sinnvoller als die Eigenentwicklung von Software,
> welche nie jemand testet und demnach Sicherheitslücken gar nicht erst
> bekannt werden

Prinzip Apple, es gibt keine Viren weil sie sich mangels Verbreitung 
nicht lohnen ;-) *duck'n'run*

von Karol B. (johnpatcher)


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Oliver R. schrieb:
> Ich halt mich da etwas an die OSI-Definition bzw das TCP/IP-Layer-Model,
> der IP-Stack umfasst normal nur Internet- und Transport-Layer.

Bitte? In beiden Modellen (und auch im DoD-Modell) ist (mindestens) eine 
Schicht den Anwendungen gewidmet und damit auch Teil des Stacks. Man 
muss halt zwischen Komponenten, die im Kernel integriert sind, und 
Anwendungen unterscheiden. So oder so macht aber ein netzwerkfähiges 
Gerät ohne Anwendungen keinen Sinn.

Oliver R. schrieb:
> Inwieweit DHCP und DNS sinnvoll sind hängt vom Anwendungsfall ab

Dann beschreib mir mal einen Anwendungsfall aus der Praxis wo das nicht 
notwendig ist. Klar kann man Hostnamen, IP Adressen, Netzmasken und 
Gateways hardcoden und seine Pakete immer an die gleiche IP Adresse 
senden. In der Praxis dürfte das aber kaum die Regel sein.

Oliver R. schrieb:
> Aber es ist überschaubar.

Das kommt ganz darauf an wie genau man es nimmt. Wenn man sich wirklich 
an alle Standards und RFCs halten will, dann gilt es auch Sachen zu 
implementieren, die man nicht unbedingt braucht, und ggf. als "unnötig" 
erscheinen. Eine Eigenentwicklung auf Basis eines sauberen und modularen 
Konzept hingegen wird allein schon aufgrund der vielen Module 
"unübersichtlich", zumindest für jemanden, der nur kurz drüber schaut.

Oliver R. schrieb:
> Du kannst auf alle Funktionen verzichten, die
> Du nicht brauchst und schleppst keinen Balast mit.

Soviel Balast ist es im Falle von Linux gar nicht. Klar gibt es immer 
irgendwelche Standardsoftware, die viel zu mächtig und umfangreich für 
den eigenen Anwendungsfall ist. Das birgt immer die Gefahr von 
potentiellen Konfigurations- und Sicherheitsproblemen. Es gibt aber auch 
für alles ziemlich kleine und leichtgewichtige Alternativen, die nicht 
weniger gut getestet sind.

Oliver R. schrieb:
> Das stimmt jetzt aber unabhängig von der verwendeten Plattform.

Eben, aber gerade bei o.g. Anwendungsfall gibt es bei einem Linux-Board 
nicht allzuviel Eigenentwicklung zu leisten. Bei der "Implementierung" 
eines Skripts, welches regelmäßig aufgerufen wird, Daten erfasst und per 
wget/curl eine Anfrage an den Zielserver stellt ist weitaus weniger 
fehleranfällig als eine Eigenentwicklung eines Netzwerkstacks. Und auch 
weitaus weniger zeitintensiv.

Oliver R. schrieb:
> Prinzip Apple, es gibt keine Viren weil sie sich mangels Verbreitung
> nicht lohnen ;-) *duck'n'run*

;). Mittlerweile ist Apple aber auch nicht mehr das was es einmal war - 
nämlich klein und unbedeutend und die Ganoven haben sich darauf 
eingestellt.

Wir sind uns doch in vielerlei Hinsicht einig: Ich verstehe nur nicht, 
warum du dich hier dazu berufen fühlt etwas zu verteidigen, obwohl es 
nicht Wert ist verteidigt zu werden. Ja, vieles kann prinzipiell auch 
mit einem AVR (oder vergleichbaren Controllern) gelöst werden. 
Allerdings macht das nur aus akademischer Sicht Sinn. In der Praxis ist 
es weitaus sinnvoller (aus sicherheitstechnischer Sicht, 
Kosten-Nutzenfaktor, Wartbarkeit, Updatebarkeit, Features) ein 
Linux-Board zu verwenden.

Und du darfst mir glauben, wenn ich sage, dass selbst ich als 
Linux-Enthusiast Anwendungsfälle sehe, in denen Linux fälschlicherweise 
verwendet wird. Ich bin definitiv niemand, der dazu neigt jedem und 
überall zu Linux-Boards zu raten. Andererseits bin ich aber auch niemand 
der krampfhaft versucht seinen Horizont auf die Welt der AVRs zu 
beschränken, so wie du es hier versuchst. Der Fragesteller hat keine 
Energie- bzw. andere Kriterien genannt, welche ein Raspberry Pi bzw. 
Beaglebone Black & Konsorten ausschließen würden. Und die gegebene 
Aufgabe ist mit dem Einsatz solcher Boards definitiv leichter und besser 
zu lösen als mit einem 8 Bit AVR bei 0 anzufangen.

Letztendlich geht es hier im Forum bei Fragen ja auch immer irgendwo 
darum, dem Fragesteller das richtige Werkzeug/Mittel zu empfehlen. 
Ansonsten könnten wir gleich dazu übergehen jedem zu raten seinen 
Prozessor auf Basis von Transistoren selbst zu bauen oder mit Hilfe von 
kosmischen Strahlen den Flash-Speicher zu beschreiben, weil es 
prinzipiell möglich ist.

Mit freundlichen Grüßen,
Karol Babioch

: Bearbeitet durch User
von Pragmatiker (Gast)


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Gut gesprochen Karl !

von Oliver R. (orb)


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Karol Babioch schrieb:
> In beiden Modellen (und auch im DoD-Modell) ist (mindestens) eine
> Schicht den Anwendungen gewidmet und damit auch Teil des Stacks.

Dann mußt Du aber auch das Data Link- und das Physical-Layer zum Stack 
zählen, die sind auch teil der Modelle. Damit wird Dein Stack aber groß 
...

Karol Babioch schrieb:
> Dann beschreib mir mal einen Anwendungsfall aus der Praxis wo das nicht
> notwendig ist

Lange nicht jedes Netz braucht DNS und DHCP Server. Grad erst gehabt: 
Videoanlage mit Lichtsteuerung, ein Rechner in der Leitstelle, Rechner 
zur Aufzeichnung im Keller und Netzwerkschaltmodule verteilt auf dem 
Gelände. Die Module sind alle paar Tage ausgestiegen, beim Sniffen im 
Netz fallen DNS-Anfragen an einen nichtexistierenden Server auf. Aussage 
von Hersteller war: Da läuft ein Linux drauf und 'das Syslog läuft 
voll', installieren sie einen DNS-Server. Also noch ein Rechner um die 
Wünsche der Schaltmodule zu befriedigen?
Das Wago-IO läuft jetzt stabil ohne DNS.

Karol Babioch schrieb:
> Ich verstehe nur nicht, warum du dich hier dazu berufen fühlt etwas
> zu verteidigen, obwohl es nicht Wert ist verteidigt zu werden.

Mir liegt nur die Pauschalaussage 'das geht nicht, das taugt nichts, 
nimm Linux dafür da ist alles dabei' nicht.
Beim aktuellen Trend überall SOCs mit Linux reinzuklatschen und alles 
ans Internet zu hängen weil es so bequem ist haben selbst große 
Hersteller schon den Überblick verlohren.
Ich denke, das sollte, wo möglich, vermieden werden.

von Lutd (Gast)


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Pragmatiker schrieb:

> Gut gesprochen Karl !

1. Wer ist Karl?
2. Warum plenkst du?

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