Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltnetzteil:Überspannung bei Spunghafter Laständerung. 90A auf 0,01A


von Tim K. (hivelive)


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Hallo,

Bin grad dabei mir ein LED Panel zu bauen. Insgesamt sind es 1590 
RGB(seriell angesteuert) LEDs. Als Spannungsquelle möchte ich ein 5V 90A 
Schaltnetzteil einsetzen.
Schaltnetzteil Typ: HRP 450 5 (Mean Well)

Mit welchen Überspannungen muss ich Rechnen wenn das Schaltnetzteil 
einen Lastsprung von ca 90A auf 0,1A mitmacht. Die Energie muss ja 
irgendwo hin. Mir ist klar das die LEDs sequenziell von Hell auf Dunkel 
schalten. Damit ist es keine wirkliche Sprungentlastung der Quelle. 
30Bilder die Sekunde.

Welche Schutzmaßnahmen bleiben mir wenn es lowcost sein soll?

: Verschoben durch Moderator
von Helge A. (besupreme)


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Sorge für eine Mindestlast, sehr große low-ESR Elkos und eine Auslegung 
deiner Schaltung auf etwas Überspannung.

Die SNT mögen diese Impulsbelastung nit sehr, da sowohl die 
Ladestromimpulse als auch die impulsweise Entnahme die Ausgangselkos 
belasten. Das hat (in einem anderen Forum) schon mal für erstaunlich 
kurze Lebensdauer des SNT geführt.

von Falk B. (falk)


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Alternative. Mehrere kleinere Netzteile nutzen.

von Max D. (max_d)


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Häng hinter das NT so einen 1 F  Elko wie ihn die Leute mit wenig Hirn 
und viel Geld an ihre Bass-Anlagen bauen. Es gibt auch welche mit 
Ladeschaltung (müsste man aber evtl. für 5V modifizieren), dass das 
Bordnetz nicht zusammenbricht.
Der dürfte die schnellen Änderungen gut schlucken und so teuer ist der 
auch nicht (die LEDs die die 90A fressen kosten eh ein Vermögen).
Das Einschalten müsste man aber evtl. koordinieren indem man den Elko 
erstmal über nen Resi vorlädt und dann erst voll anklemmt. Sonst dürfte 
das snt probleme mit dem Starten haben.
Und wenn ein Elko nicht reicht nimmst du 2, dann könntest du mit der 
Ladung nen PKW anlassen.

von Tim K. (hivelive)


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Mit dem Elio ist gut. Ich hatte bedenken das die Regelung des SNT bei 
sehr großen Kondensatoren verrückt spielt aber mit dem vorladen sollte 
das funktionieren.

von Max D. (max_d)


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Beim Einschalten kann das snt die 1-2 F halt erstmal nicht mit hocheben, 
aber wenn es dann läuft kann man mit 5A oder so den elko laden und dann 
anbinden.
Danach dämpft er ja nurnoch die Schwingungen. Das müsste schon ein 
schrottiges snt sein dass es damit nich klarkommt.

von Max D. (max_d)


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Ich hatte grade noch eine Idee: Es gibt von Maxwell so ultracaps, das 
sind goldcaps auf steroiden. Da kosten 350F mit 2,7 V 10€ oder so. 2 
(oder 3 für noch mehr lebensdauer) in serie sind dicke genug (und 
billiger als so ein musik-kondensator).

von Alexander B. (burner_357)


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Bedenke aber bei den Cer-Hifi Elkos, dass die die hohen Puffer-Ströme 
bei hoher Frequenz nicht gerne haben.

Ich hab das selbst schon erlebt, denn ich hatte so ein 1F-Teil als 
Glättungskondensator hinter einem selbsgebauten 12V 2,5kW Netzteil und 
schon die 100Hz bei Halblast (also ca. 100A) haben das Überdruckventil 
nach nur ca. 100-150 Betriebsstunden zum abblasen bewegt und der 
Kondensator war für die Hunde :-)

Also denke ich, dass es einige kHz bei 90A da auch nich besser machen. 
Nimm lieber einige kleinere Elkos parallel, damit die in Summe auch den 
Ripple-Strom aushalten.

Zur Info: ich hab nach der gigantischen Fisch-Bombe auf 200x 3300uF 
umgestellt. Die können jetzt 2,5A Ripple pro Stück. Sollte also reichen 
:-)

von Mw E. (Firma: fritzler-avr.de) (fritzler)


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Wieso eigentlich ein dicker Kondensator?
Die ganzen LEDs müssen ja irgendwie gesteuert werden und diese 
Steuerplatinen dann eben mit mehreren 1000µ oder sontwas µ lowESR 
bestreuen.

Wie machen das eigentlich die professionellen LED Anzeigen?
Mike von mikeselectricstuff (youtube) hat ja mal solche Cluster zerlegt, 
aber da habe ich keine Elkobatterien zwischen Netzteil und LED Steuerung 
gesehen (oder ich erinner mich falsch?).

Bei den 5V 90A wirds dann auch mit dem Stromversorgungskabel 
interessanten wegen den hohen Strömen und der Spannungsabfall sollt ja 
auch nicht allzu hoch sein mit die LEDs nicht unterschiedlich hell sind.

von Dampf Oschi (Gast)


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Ein vernuenftiges SNT hat einen Sense Eingang, Damit kann man das 
Ueberschwingen verhindern. Natuerlich sollte der Anschluss moeglichst 
kurz sein...

von Max D. (max_d)


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Der Sense Eingang hilft erstmal eher weniger gegen Überschwinger. Der 
ist ja nur dazu da den Punkt den die Regelung auf 5V zu schieben 
versucht nicht direkt im Nt zu haben sondern z.b. am Hauptkondensator.
Die Problematik bei den Überschwingern ist eher, dass wenn du plötzlich 
von 90A auf 0A Verbrauch gehst die Ausgangs-Caps mit den vollen 90A 
geladen werden und damit sehr schnell (im Fehlerfall eben schneller als 
die Regelung "vom Gas geht") geladen werden.

von Tim K. (hivelive)


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Ein schwiegiges Thema. Ich werde mal (ca.1s)
eine NYM Leitung mit ca. 0,05-0,06Ohm als Last benutzen. Beim Abziehen 
schau ich mir die Spannung mal mit den Oska an. Bis dahin überlege ich 
was ich sonst noch für Optionen habe.
Ev mit einer Z Diode einen Transistor schalten und einen Kurzschluss am 
SNT Provozieren.

von Und wech U. (quinny)


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Ich misch mich hier mal frech ein...

Das Datenblatt sagt

PROTECTION OVER VOLTAGE: 6 ~ 7V (bei dem HRP-450-5)
"Protection type : Shut down o/p voltage, re-power on to recover"

Wozu dieser Firlefanz mit gefährlichen Zusatzbauteilen?

Kaputtgehen sollte also nichts. Man kann also mal gefahrlos testen, ob 
es diese Überschwinger wirklich gibt.

VG

Fred

: Bearbeitet durch User
von Carsten R. (kaffeetante)


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Viel hilft viel ist keine allgemeingültige Optimallösung. bei einigen 
Netzteilen sind die Lasttransienten spezifiziert. Beliebig große und 
beliebig schnelle Lastechel sind nicht immer vorgesehen. Dann nimmt man 
besser ein anderes Netzteil oder verlangsamt die Lastwechsel.

Einen übergroßen Elko, eventuell mit Ladestrombegrenzung, einfach 
dranzuklatschen ohne das Netzteil zu kennen ist nicht üblich, auch wen 
es hier und da fuktionieren mag. Wenn man das Netzteil und seine 
Regelschleife kennt braucht man auch nicht soo große Elkos.

Die Geschwindigkeit der Regelschleife liegt oft im einstelligen 
kHz-Bereich. schnellere Lastwechsel werden nur stark gedämpft 
wahrgenommen. Trotzdem ist dadurch das Zeitfenster welches zu Puffern 
ist ausreichend klein um noch mit handlichen Kapazitäten auszukommen. 
Man muß nur Millisekunden puffern.

Eine Grundlast hilft dann zum einen eine erhöhte Spannung, wenn auch 
noch im Tolleranzbereich, schneller wieder abzubauen und begrenzt zudem 
den maximalen Lastwechsel. Insbesondere fällt der Lastsprung vom 
lückenden Betrieb zu Vollast nicht mehr so dramatisch aus.

Trotzdem sollte man zuerst die steilsten Lastwechel dämpfen. Das macht 
man eher in Verbrauchernähe vor Ort und weniger bei der Energiequelle, 
alleine schon um Störungen zu reduzieren. Man sollte 90 A auf langen 
Leitungen nicht steilflankig ohne Filterung schalten, es sei den man 
möchte "Nach Hause telefonieren".

Darum findet man die Überraschungseier auch nicht so oft. Um steile 
Flanken lokal zu begrenzen und hohe Frequenen kurz zu schließen kommt 
man mit deutlich kleineren Kapazitäten aus, verglichen mit einem 
zentralen Elko der den Worstcase aller Verbraucher in Summe auffangen 
können müßte.

Was dann noch an Lasttransienten beim Netzteil ankommt ist wesentlich 
langsamer und Bedarf daher auch keiner übermäßigen Kapazitäten mehr. Die 
Kapazität muß zum Netzteil und seiner Regelung passen und der 
Verbraucher ist zu "glätten".

Zu große Kapazitäten könnten als Überlast oder Kurzschluß erkannt werden 
und und die erwähnten Gold-und Ultracaps sind nicht für schnelle 
Schaltflanken gemacht.

: Bearbeitet durch User
von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Tim Knorke schrieb:
> > Mit welchen Überspannungen muss ich Rechnen wenn das Schaltnetzteil
> einen Lastsprung von ca 90A auf 0,1A mitmacht. Die Energie muss ja
> irgendwo hin. Mir ist klar das die LEDs sequenziell von Hell auf Dunkel
> schalten. Damit ist es keine wirkliche Sprungentlastung der Quelle.
> 30Bilder die Sekunde.
Wenn du die LEDs mit nem Meter Kabel an die Spannungsquelle anschließt 
und pro 1A LED-Strom auf den dortigen Treiberplatinen 1-2mF 
Low-ESR-Elkos und zusätzlich 3-5 10µF Kerkos verwendest, sieht das 
Netzteil nichts von der PWM der LED-Treiber. Das sieht dann nur noch 
Gleichstrom mit klein wenig Ripple. Wenn dieser Gleichstrom auf 0 geht, 
weil alle LEDS zugleich ausgehen, sollte die Regelung vom Netzteil das 
ohne gefährliche Überschwinger mitmachen.
> Welche Schutzmaßnahmen bleiben mir wenn es lowcost sein soll?
Die billigste vom Bauteilpreis könnte sein, die Regelung vom Netzteil 
anzuschauen und ggf. einen kleinen (AUFPASSEN!) D-Anteil in die Regelung 
einzubauen.
Ich halte mehr davon, ein evtl. auftretendes Problem mit Überspannungen 
durch Lasttransienten in der Regelung abzufangen, als die Auswirkungen 
durch anlöten von kiloweise Kondensatoren zu vermindern.

von Knorke (Gast)


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Danke für die Hilfreichen Informationen. In die Regelung werde ich nicht 
eingreifen. Das sollte man meiner Meinung nach nur machen wenn man das 
Netzteil gut kennt bzw.

Wirklich Sprunghaft ist die Laständerung auch nicht.

Bei max 30 Bilder die Sekunde kann ich in max 33ms von Hell auf dunkel 
schalten. Da die LEDs (WS2812b) seriell angesteuert werden entspricht 
die Laständerung einer Rampe.

Der Led typ reagiert aber sehr empfindlich auf Überspannungen.

Wenn alles verkabelt ist werde ich die LEDs bei 50% RGB treiben. Von 
hier aus werde ich Stufenweise immer größere Sprünge fahren und die 
Spannung beobachten.
40% -> 60%
30% -> 70%
20% -> 80%....

Bei bedarf kann ich mir immer noch etwas einfallen lassen.

von Carsten R. (kaffeetante)


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Knorke schrieb:
> Da die LEDs (WS2812b) seriell angesteuert werden entspricht
> die Laständerung einer Rampe.

Das ist die entscheidende Information. Meines wissens ist der Steuer-IC 
in den Modulen ein WS8211. Die Daten werden zwar seriell übertragen und 
von Chip zu Chip weitergreicht, aber die Anweisung für das jeweilige 
Modul wird zwischengespeichert und erst mit dem nächsten Reset 
synchronisiert ausgeführt. Damit schalten alle Module nahezu 
gleichzeitig wenn man die Signallaufzeit des Reset durch alle Module 
vernachlässigt.

"All chip synchronous send the received data to each segment when the 
DIN port input a reset signal."

Allerdings wird die Sinalverzögerungszeit zwischen Ein- und Ausgang mit 
bis zu 300 Nanoekunden angegeben. Sollten wirklich alle Module an einem 
Strang liegen, so würde eine Schaltflanke bei maximaler Laufzeit knapp 
eine halbe Millisekunde dauern. Hier wäre die "lange Kette" von Vorteil. 
Das sollte das Netzteil ausregeln können. Leider ist im Datenblatt keine 
Mindestverzögerung angegeben.

Knorke schrieb:
> Bei max 30 Bilder die Sekunde kann ich in max 33ms von Hell auf dunkel
> schalten.

Hier hakt es aber wenn alle LEDs in Reihe hängen. Die Datenrate erlaubt 
keine 30 Bilder pro Sekunde bei 1590 Modulen in Reihe und der 
Umschaltvorgang erfolgt wie gesagt nicht butterweich fließend mit der 
seriellen Übertragung, sondern relativ schnell mit dem Reset als 
Synchronisationssignal.

Je kürzer die Kette ist, um so höher ist die mögliche Framerate. Aber 
damit steigt auch wieder die relative Flankensteilheit, also die 
Laständerung des Stranges in % pro kleiner Zeiteinheit (wenn das 
Meßintervall innerhalb des Schaltvorganges liegt). Damit müßte das 
Netzteil um so schneller wieder von 0 auf 100 und umgekehrt regeln 
können.

Bei der Länge und 90 A sollte man aber darauf achten, daß einem die 
Leitungsinduktivität nicht in die Quere kommt. Wie lang soll der Strang 
denn werden? Ich meine in Metern.

: Bearbeitet durch User
von Knorke (Gast)


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Die länge ist 1,6m pro Strang. Jeder Strang wird Sternförmig vom 
Netzteil versorgt. Ja das sind eher 15 Frames /s.

von Carsten R. (kaffeetante)


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Also mehrere kürzere Stränge und nicht alle 1590 Elemente in Reihe?

Es macht überhaupt keinen Sinn darüber weiter nachzudenken wenn nicht 
bekannt ist wie die Stränge denn nun versorgt und angesteuert werden!

Wenn mehrere kurze Stränge: Werden die parallel angesteuert oder 
zumindest gleichzeitig oder der Reihe nach von einem Controller, so daß 
ein Strang nach dem anderen seine Anweisungen erhält?

von Tim K. (hivelive)


Angehängte Dateien:

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Entschuldigung.

Angesteuert werden sie über einen Controller t-1000s. Ich hab mal ein 
Bild angehangen von dem Aufbau.

von Carsten R. (kaffeetante)


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Also mehrere Versorgungsstränge aber eine lange Busleitung zur 
Ansteuerung. und auf letzteres kommt es schließlich an.

von Tim K. (hivelive)


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Hallo Forum,

Ich habe 6 680uF einen Reihenwiderstand und Dioden nach Vdd und Vss 
geschaltet. Alle LEDs (WS2812) leben immer noch.

Hier das Video.
https://www.youtube.com/watch?v=KkbaFGeEMIY


Danke an das Forum.

von Roland E. (roland0815)


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Auch wenn es den OP nicht mehr interessiert, nimmt man für diesen Zweck 
ein stromgeregeltes Netzteil. Das schaltet selbst erst mal nicht ab beim 
Lastabwurf. Die Sprungantwort steht im Datenblatt, daraus kann man sich 
die nötige Spannungsfestigkeit der Schaltung ableiten.

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