Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Dicke silizium chip mosfet


von Alex K. (iqliaziz)


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Hallo Forum Freunde,

kann mir jemand bitte sagen, wie dick ist silizium-chip von einem 
mosfet?
was geht eigentlich dadrin kapput wenn der Mosfet seine maximale 
Temperatur überschreitet?

Dank schon mal für eure Hilfe

LG Alex

von oszi40 (Gast)


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Alex Kai schrieb:
> kapput wenn der Mosfet seine maximale
> Temperatur überschreitet?

Silizium od. Bonddrähte schmelzen je nach Aufbau zuerst. Such Dir ein 
Exemplar aus und öffne es selbst.

von Harald W. (wilhelms)


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oszi40 schrieb:

> Silizium od. Bonddrähte schmelzen je nach Aufbau zuerst.

Die gut 1400° zum Schmelzen des Siliziums wirst Du wohl kaum erreichen.

von MaWin (Gast)


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Wafer haben je nach Grösse 0.25 bis 0.8mm Dicke. Bei niederohmigen 
MOSFETs und LowSat Transistoren wird der Chip jedoch dünner geschliffen 
damit der Widerstand sinkt, so 0.1mm sind möglich. MOSFETs für hohe 
Spannungen sind dicker.
Durch die Hitze schmilzt das Silizium so daß die Zonen unterschiedlicher 
Dotierung durcheinanderkommen, die Transistorfunktion geht dabei 
verloren. AUch können dünne Aluminium-Leitungen und Gold-Boddrähre 
kaputt gehen (aber eher nicht bei HochleistungsMOSFETs).
Wenn er nicht strommässig überlastet wird, sondern spannungsmässig, 
schlägt die hauchdünne Silisiumdioxid Schicht durch, bekommt ein Loch, 
und die MOSFET isoliert nicht mehr.

von Alex K. (iqliaziz)


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Harald Wilhelms schrieb:
> oszi40 schrieb:
>
>> Silizium od. Bonddrähte schmelzen je nach Aufbau zuerst.
>
> Die gut 1400° zum Schmelzen des Siliziums wirst Du wohl kaum erreichen.

du hast recht und auch die Bonddrähte sind aus Aluminium (schmeltzpunkt 
660°C)
der mosfet den ich eingesetzt habe kann bis 175°C also es ist was 
anderes kapput gegangen.

hat jemand eine andere Idee was das sein könnte?

von MaWin (Gast)


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Alex Kai schrieb:
> hat jemand eine andere Idee was das sein könnte?

Du hast gegen die maximalen Grenzwerte laut Datenblatt verstossen.
Dann hat der MOSFET jedes Recht der Welt einfach kaputt zu gehen.
Dabei gilt jeder Grenzwert für sich, wenn also ein MOSFET 50V und 30A 
und 100 Watt aushält, hält er nicht 30A bei 50V aus weil das 1500 Watt 
wären, sondern beispielsweise bei 30V nur 3.33A, und auch das nur, wenn 
du deine Kühllasche auf 25 GradC hältst. Auch eine Spannung von 20V am 
Gate ist schnell überschritten und der MOSFET mikrosekundenschnell 
kaputt.


Harald Wilhelms schrieb:
> Die gut 1400° zum Schmelzen des Siliziums wirst Du wohl kaum erreichen.

Problemlos, es konzentiert sich ja auch wenige Mikrometer.

Hier einige Chipbilder von defekten MOSFETs:
http://www.nxp.com/documents/application_note/AN11243.pdf

von Alex K. (iqliaziz)


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MaWin schrieb:

>
> Du hast gegen die maximalen Grenzwerte laut Datenblatt verstossen.
> Dann hat der MOSFET jedes Recht der Welt einfach kaputt zu gehen.
> Dabei gilt jeder Grenzwert für sich, wenn also ein MOSFET 50V und 30A
> und 100 Watt aushält, hält er nicht 30A bei 50V aus weil das 1500 Watt
> wären, sondern beispielsweise bei 30V nur 3.33A, und auch das nur, wenn
> du deine Kühllasche auf 25 GradC hältst. Auch eine Spannung von 20V am
> Gate ist schnell überschritten und der MOSFET mikrosekundenschnell
> kaputt.

die frage ist was ist drin passiert so dass er nicht mehr funktionsfähig 
ist? ist was gebrochen oder geschmolzen?

von Harald W. (wilhelms)


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MaWin schrieb:

>> Die gut 1400° zum Schmelzen des Siliziums wirst Du wohl kaum erreichen.
>
> Problemlos, es konzentiert sich ja auch wenige Mikrometer.

Ich vermute eher, das dann das Silizium oxidiert und das Oxyd hat
dann nur noch ca. 600° Schmelzpunkt.

von Uwe Bonnes (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Ich vermute eher, das dann das Silizium oxidiert und das Oxyd hat
> dann nur noch ca. 600° Schmelzpunkt.

Harald,
wenn Silizium oxidiert, dann gibt es SiO2, also Quarz. Und Quarztiegel 
werden für das Schmelzen von Silizium verwendet. Also nichts mit 600 
Grad Schmelzpunkt...

Und ja, ich habe schon partiell geschmolzene Chips gesehen...

von Gerd (Gast)


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MaWin schrieb:
> Du hast gegen die maximalen Grenzwerte laut Datenblatt verstossen.
> Dann hat der MOSFET jedes Recht der Welt einfach kaputt zu gehen.
> Dabei gilt jeder Grenzwert für sich, wenn also ein MOSFET 50V und 30A
> und 100 Watt aushält, hält er nicht 30A bei 50V aus weil das 1500 Watt
> wären, sondern beispielsweise bei 30V nur 3.33A, und auch das nur, wenn
> du deine Kühllasche auf 25 GradC hältst. Auch eine Spannung von 20V am
> Gate ist schnell überschritten und der MOSFET mikrosekundenschnell
> kaputt.

Das stimmt aber nicht so ganz, ein MOSFET hat keine maximale 
Schaltleistung,
sonder nur eine maximale Verlustleistung.
Und diese 1500W Verlustleistung erreichst du, wenn an deinem MOSFET bei
30A 50V abfallen, also der Innenwiderstand bei 1,7 Ohm liegt.
Wenn dein R_dson < 0.1 Ohm bleibt kannst du an 50V auch 30A schalten,
mit "deinem" MOSFET.

Alex Kai schrieb:
> die frage ist was ist drin passiert so dass er nicht mehr funktionsfähig
> ist? ist was gebrochen oder geschmolzen?

Tja wenn er hochohmig ist, ist vermutlich etwas durchgeschmolzen, wenn
er niederohmig ist, ist er vermutlich durchlegiert.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Ich vermute eher, das dann das Silizium oxidiert und das Oxyd hat
> dann nur noch ca. 600° Schmelzpunkt.

Aha. Und wo kommt der Sauerstoff für die Oxydation her?

Was bei zu hohen Temperaturen passiert, ist daß Metalle aus der 
Kontaktierung in den Siliziumkristall diffundieren. Bzw. ganz generell 
geht der subtile interne Aufbau aus verschieden dotierten Zonen zum 
Teufel. Sei es durch lokales Aufschmelzen, durch beschleunigte Diffusion 
oder Elektromigration. Meist bleibt dann ein gut leitendes Bröckchen 
Silizium übrig, das alle Anschlüsse des Bauelements mehr oder weniger 
gut leitend miteinander verbindet.


XL

von MaWin (Gast)


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Alex Kai schrieb:
> die frage ist was ist drin passiert so dass er nicht mehr funktionsfähig
> ist? ist was gebrochen oder geschmolzen?

Warum verlinke ich wohl ein Dokument mit vielen schönen Bildern ?

von Alex K. (iqliaziz)


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MaWin schrieb:
> Alex Kai schrieb:
>> die frage ist was ist drin passiert so dass er nicht mehr funktionsfähig
>> ist? ist was gebrochen oder geschmolzen?
>
> Warum verlinke ich wohl ein Dokument mit vielen schönen Bildern ?

die Bilder haben mich nicht so werklich weiter gebracht, ich möchte 
genau wissen was drin passiert.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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@MaWin - Danke für die schönen Bilder. Die werde ich bei passender 
Gelegenheit, natürlich mit Quellenangabe NXP, meinen Kunden vorlegen.

Slightly off topic - ich werfe gerade im Moment ein komplettes 
Fertigungslos mit MPU-6050 weg, weil die Teile beim Austausch eines 
benachbarten ICs beschädigt wurden.
Original wird mit Dampfphase bei 240°C gelötet.
Die MPU-6050 verträgt Reflow-Peak 260°C für 480s.
Beim Auslöten auf der IR-Platte wurde das wohl überschritten.
Nun hängen ein paar Achsen der 6D-Micromachines fest.

Will sagen - mit modernen Technologien kommen noch ganz andere 
Fehlertypen dazu. Seeeehr spannend... :(

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Na, das sollten die ICs doch eigentlich aushalten. Problematisch ist, 
dass bei steigenden Temperaturen die Diffusion stärker wird. Während der 
Herstellung muss ein IC teils deutlich höhere Temperaturen aushalten, 
als beim löten.
Die Packages aus Plastik mögen hohe Temperaturen nur ungerne. Durch 
unterschiedliche thermische Ausdehnungskoeffizienten von Die und Package 
entsteht mechanischer Stress an den Bondverbindungen. Diese können dann 
abreißen. Für Hochtemperaturbauteile werden dann gerne Keramikpackages 
genommen, deren Ausdehnungskoeffizient dem von Silizium ähnlich ist.

von MaWin (Gast)


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Alex Kai schrieb:
> die Bilder haben mich nicht so werklich weiter gebracht, ich möchte
> genau wissen was drin passiert.

Dann lies den Text neben den Bildern, eine genauere Beschreibung wird 
dir keiner liefern können.

von Harald W. (wilhelms)


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Uwe Bonnes schrieb:


> Harald,
> wenn Silizium oxidiert, dann gibt es SiO2, also Quarz. Und Quarztiegel
> werden für das Schmelzen von Silizium verwendet. Also nichts mit 600
> Grad Schmelzpunkt...

Ich habe mich daran erinnert, das wir Siliziumproben zwecks
"Abdampfung" des Oxyds auf helle Rotglut erhitzt haben und
das Silizium dabei unbeeinflusst blieb. Anschliessend konnten
wir uns dann die einzelnen Atome des Siliziums ansehen, bis
es wieder neu oxidiert war. Anscheinend greift da noch ein
anderer Mechanismus, der bei der Erhitzung das Oxyd entfernt.
Gruss
Harald

von Ulrich H. (lurchi)


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Schon deutlich vor dem Schmelze des Siliziums oder Oxides verteilen sich 
die Dotieratome und die Metallisierungen (und ggf. auch der Träger) 
reagieren ggf. mit dem Silizium das passiert ggf. auch schon deutlich 
unter dem Schmelzpunkt von Silizium oder dem Metall. Alu-Schichten auf 
Silizium zeigen z.B. bei 850 K ein eutektisches Schmelzen.

So ab etwa 200-250 C im Betrieb werden die Leckströme usw. deutlich 
größer, so dass der MOSFET/Transistor dann nicht mehr kontrolliert 
werden kann und dann unkontrolliert ggf. noch heißer werden kann und 
dann Endgültig geschädigt wird. Von nur einmal kurz 200-300 C geht der 
MOSFET normal noch nicht kaputt - nach dem Abkühlen geht es dann meist 
wieder.

von Possetitjel (Gast)


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Uwe Bonnes schrieb:

> wenn Silizium oxidiert, dann gibt es SiO2,

Ja.

> also Quarz.

Nein.

Wenn Dein Steak in der Pfanne verbrennt, gibt es auch keinen
"Kohlenstoff, also Diamant".

> Und Quarztiegel werden für das Schmelzen von Silizium
> verwendet.

Es handelt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
um sog. "Quarzglas".
Leider ist die blödsinnige Bezeichnung "Quarzglas" ein schwarzer
Schimmel - entweder ist es kristallines SiO2, also Quarz , oder
es ist amorphes SiO2, also Glas .

Quarzglas ist die Stromspannung der Werkstofftechnik.

> Also nichts mit 600 Grad Schmelzpunkt...

Jein... die Reinheit entscheidet.
Fensterglas besteht auch hauptsächlich aus SiO2, und das wird
tatsächlich bei ungefähr diesen Temperaturen weich. Die (beim
"Quarzglas" nicht vorhandenen) Beimengungen machen den Unterschied.

von Possetitjel (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:

> Ich habe mich daran erinnert, das wir Siliziumproben zwecks
> "Abdampfung" des Oxyds auf helle Rotglut erhitzt haben und
> das Silizium dabei unbeeinflusst blieb. Anschliessend konnten
> wir uns dann die einzelnen Atome des Siliziums ansehen, bis
> es wieder neu oxidiert war. Anscheinend greift da noch ein
> anderer Mechanismus, der bei der Erhitzung das Oxyd entfernt.

Sender Jerewan :)

"Helle Rotglut" sind eher 800°C als 600°C, und dünne
Oberflächenschichten können sich anders verhalten als
Bulkmaterial. Die Atmosphäre, in der der Prozess lief,
wird auch eine Rolle spielen. Insofern wundern mich die
Unterschiede im Verhalten nicht.

von Harald W. (wilhelms)


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Possetitjel schrieb:

> "Helle Rotglut" sind eher 800°C als 600°C, und dünne
> Oberflächenschichten können sich anders verhalten als
> Bulkmaterial. Die Atmosphäre, in der der Prozess lief,
> wird auch eine Rolle spielen.

Nun, das Glühen geschah selbstverständlich im Vacuum, weil sich ja
sonst sofort eine neue Schicht gebildet hätte. Als "Heizquelle"
wurde eine Elektronenkanone benutzt. Trotz des Ultrahochvacuums
gab es innerhalb ca. 1 Woche eine Neubildung des Oxids, sodas
bei längeren Messungen der Vorgang dann wiederholt werden musste.
Gruss
Harald

von Klugscheißer (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Nun, das Glühen geschah selbstverständlich im Vacuum, weil sich ja
> sonst sofort eine neue Schicht gebildet hätte. Als "Heizquelle"
> wurde eine Elektronenkanone benutzt.

Kann das Glühen durch die Elektronen angeregt worden sein? Vielleicht 
war ja etwas Wolfram drin... dann gibt es da ja noch die Bremsstrahlung 
;-)

Halt ein großer Brocken LED duckundweg

Kann das Oxid vielleicht eher eine Beimischung des Stoffs sein, der sich 
vom Silizium trennte?  Zumindest dass sollte möglich sein, wenn ihr die 
Temperatur die Woche über hoch gehalten habt...

Wir schweifen ab :-P

von Harald W. (wilhelms)


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Klugscheißer schrieb:

> Kann das Glühen durch die Elektronen angeregt worden sein? Vielleicht
> war ja etwas Wolfram drin... dann gibt es da ja noch die Bremsstrahlung
> ;-)

Da diese Messungen schon ein paar Jahre her sind, habe ich nicht
mehr alleParameter im Kopf. Es war jedenfalls keine Hochspannung
über 20kV im Spiel.

> Kann das Oxid vielleicht eher eine Beimischung des Stoffs sein, der sich
> vom Silizium trennte?

> Zumindest dass sollte möglich sein, wenn ihr die
> Temperatur die Woche über hoch gehalten habt...

Missverständnis: Geglüht wurde ein paar Minuten. Dann konnte man
ca. eine Woche am Silizium messen, bevor sich neues Oxyd bildete.
Schliesslich sollten ja Messungen am Silizium selbst und nicht
am Siliziumoxyd gemacht werden.
Gruss
Harald

von n.b. (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Wenn Dein Steak in der Pfanne verbrennt, gibt es auch keinen
> "Kohlenstoff, also Diamant".

Keine Ahnung, unter welchen Bedingungen du dein Steak brätst. Für die 
Entstehung von Diamant ist ein gehöriger Druck erforderlich.

von Matthias K. (kannichauch)


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Schau doch einmal, wie ein mosfet hergestellt wird.
Dabei werden u.a. "hohe" Temperaturen angewendet und dann sollte es klar 
werden, das die ursprüngliche Herstellung durch erneutes Erreichen 
entsprechender Temperaturen ungünstig beeinflusst wird.
Ein normaler einfacher Siliziumkristall wird durch Temperaturen bis nahe 
dem Schmelzpunkt nicht beschädigt;
es sind hauptsächlich die durch Diffusion hergestellten oder 
nachträglich diffundierbaren Strukturen, die verlorengehen, falls ein 
Chip zu heiss wird.

MfG

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