Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Leistungsinduktivitäten: Sind das Trafos?


von Gestörter (Gast)


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Hallo Leute,

Es geht um ein Störszenario, an einer asym. Halbbrücke mit induktiver 
Last.
Die Halbbrücke bestromt die Spule beim Anschalten und bei Abschalten 
wird der Strom wieder in die Quelle zurückgeführt.

Die Zuleitung zwischen Halbbrücke und Quelle leidet dabei unter dem 
Problem, dass der Strom von +I zu -I praktisch schalgartig wechselt.

Nun ist so eine Zuleitung zur Halbbrücke aufgrund des Stromes relativ 
dick - halt also eine relativ niedrige Induktivität auf der Platine.

Wenn nebenan eine Leitung (z.B. die Gateleitung) auf der Platine 
geroutet  ist, die um Größenordnugnen dünner ist, hat diese Leitung 
eine höhere Induktivität.

Die Leitungen sind zueinander ja auch schwach magentisch gekoppelt.

Wenn das Induktivitätsverhältnis 1nH : 100nH (hypothetisch) beträgt, 
würde da in die Gateleitung tatsächlich die 10-fache Spannung induziert, 
die während des Stromrichtungswechsels über die 1nH abfallen?

Und ja, hier gehts erstmal um die Theorie.

-----
Real habe ich eine Halbbrücke die eine 8cm breite Zuleitung hat. Die 
Zuleitung ist gleichzeitig eine Platine, auf der mehere Transistoren 
parallel geschaltet sind. Auf dieser Platine sitzt huckepack die 
Transistoransteuerung. Ich möchte in Erfahrung brignen, wie sehr die 
Störungen der Halbbrücke die Ansteuerung beeinflussen kann. Der 
Worst-Case wäre, dass beim Abschalten die Störung durch die 
Zuleitungsinduktivität die Halbbrücke wieder anschaltet und das System 
damit schwingt.
Da die Leitungen auf der Steuerplatine wesentlich dünner sind als die 
8cm Zuleitung und das delta_I sehr hoch ist (4kA), könnte das Problem 
relevant werden.

von Pumuckl (Gast)


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Gestörter schrieb:
> Die Zuleitung zwischen Halbbrücke und Quelle leidet dabei unter dem
> Problem, dass der Strom von +I zu -I praktisch schalgartig wechselt.

Falsch. Die Polarität der Spannung wechselt. Die Fliessrichtung des 
Stromes bleibt gleich!

von Pumuckl (Gast)


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Pumuckl schrieb:
>> Die Zuleitung zwischen Halbbrücke und Quelle leidet dabei unter dem
>> Problem, dass der Strom von +I zu -I praktisch schalgartig wechselt.
>
> Falsch. Die Polarität der Spannung wechselt. Die Fliessrichtung des
> Stromes bleibt gleich!

Nee falsch-falsch (also doch richtig ;-)). Sorry!

"Zuleitung" klingt nach Last <-> HB, aber Du meinst ja HB <-> 
Zwischenkreis, oder?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Gestörter schrieb:
> Ich möchte in Erfahrung brignen, wie sehr die
> Störungen der Halbbrücke die Ansteuerung beeinflussen kann.

Warum misst du dann nicht erstmal? Das man Steuer- und Laststromkreise 
möglichst weit trennt, ist doch klar und was genau in deinem Szenario 
passiert, kannst nur du per Messen herausfinden.

von Georg A. (georga)


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>Wenn nebenan eine Leitung (z.B. die
>Gateleitung) auf der Platine geroutet
>ist, die um Größenordnugnen dünner ist,
>hat diese Leitung eine höhere
>Induktivität.

Soso...

von Gestörter (Gast)


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>"Zuleitung" klingt nach Last <-> HB, aber Du meinst ja
>HB <-> Zwischenkreis, oder?

Nein, die Stromsituation an der induktiven Last ist harmlos, der steigt 
und fällt entsprechend der Induktivität ganz gemütlich. Ich meine 
HB<->Quelle. Dort wird Strom entnommen, wenn das Magnetfeld aufgebaut 
wird und Strom zurückgespeißt, wenn das MF abgebaut wird.

>Warum misst du dann nicht erstmal?
Henne-Ei-Problem. Da ich gerade die Ansteuerung auslege ist messen 
unmöglich.
Da es auch ein Hobby-Projekt ist wäre ein Fehlschlag unangenehm teuer.

>DasS man Steuer- und Laststromkreise möglichst weit trennt, ist doch klar
Nunja, letztlich muss man irgendwie die Transistoren ansteuern und dafür 
ist das Beinchen am Transistor leider angewachsen. Aber du hast insofern 
recht: die Platine sitzt etwa 1cm über der Parallelschaltungs-Platine. 
Die Entfernung kann aber nicht vergößert werden.

Aber selbst mit größerem Abstand ist die Fragestellung doch interessant: 
das wäre doch dann immernoch ein Transformator.. nur mit schlechtem 
Koppelfaktor. Logische Eingänge in der Treiberschaltung (hochohmig) 
könnten auch bei sehr schlechtem Koppelfaktor noch etwas abbekommen.

von Pumuckl (Gast)


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Gestörter schrieb:
> "Zuleitung" klingt nach Last <-> HB, aber Du meinst ja
>>HB <-> Zwischenkreis, oder?
>
> Nein, die Stromsituation an der induktiven Last ist harmlos, der steigt
> und fällt entsprechend der Induktivität ganz gemütlich. Ich meine
> HB<->Quelle. Dort wird Strom entnommen, wenn das Magnetfeld aufgebaut
> wird und Strom zurückgespeißt, wenn das MF abgebaut wird.

...und bei der "Quelle" handelt es sich typischerweise um einen 
Zwischenkreis ;-)

von Ulrich H. (lurchi)


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Bei der Schlechten Kopplung kann man die höher der Spannungen die in der 
anderen Leitung induziert werden nicht so einfach über die 
Induktivitäten ausrechnen. In aller Regel ist die induzierte Spannung in 
der benachbarten Leitung kleiner als die in der Leitung die stört.

Wichtig ist nicht nur genügender Abstand zu Leitungen die nicht koppeln 
sollen, sonder auch, dass hin und Rückleitung (oft Masse) nicht zu weit 
auseinander liegen. Die Magnetische Kopplung geht schließlich zwischen 
Leiterschleifen - da geht also gleich 2 mal die Fläche mit ein.

Induktive Lasten sind eher unkritisch (solange man die Freilaufdioden 
nicht vergiss, und keine falschen langsamen hat). Die externe 
Induktivität sorgt dann schon dafür das sich der Strom nicht so schnell 
ändert. Problem mit Stromspitzen hat man bei kapazitiven Lasten.

von Gestörter (Gast)


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>...und bei der "Quelle" handelt es sich typischerweise um einen
>Zwischenkreis ;-)
ok :-)


Ullrich, dich kenn ich aus meinen anderen Threads. Dich mag ich :-) Ich 
habe das Problem gerade mal in LTSpice gezeichnet (angehängt)

Ulrich H. schrieb:
> Bei der Schlechten Kopplung kann man die höher der Spannungen die in der
> anderen Leitung induziert werden nicht so einfach über die
> Induktivitäten ausrechnen. In aller Regel ist die induzierte Spannung in
> der benachbarten Leitung kleiner als die in der Leitung die stört.

Korrekt. Allerdings ist bei einem Delta_I von 4kA die Spannung doch 
recht hoch.. und wenn bei einem Logikeingang schon 3V reichen....

Ulrich H. schrieb:
> Induktive Lasten sind eher unkritisch (solange man die Freilaufdioden
> nicht vergiss, und keine falschen langsamen hat).
Ich hoffe du hast LTSpice: schau dir mal die Induktivität in der 
Zuleitung an, dort siehst du die Spannungspitzen.

Freilaufdioden sind in einer asym. Halbbrücke natürlich vorhanden -> 
deswegen das "asym." ;-)  Es ist allerdings in dem Zusammenhang nicht 
von Vorteil, wenn die Dioden schnell sind. Jede Diode ist quasi 
instantan vorwärtsleitend. Da der Strom durch die Diode linear gegen 0 
geht ist auch die Rückwärtserholtzeit irrelevant (so lange man im 
"lückenden Betrieb" schaltet)

>Die externe Induktivität sorgt dann schon dafür das sich der Strom
>nicht so schnell ändert.
Genau im die externe induktivität gehts ;-)

von Gestörter (Gast)


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Immer der kack wenn man einen Anhang vorbereitet und dann...

von Potibrutzler (Gast)


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Hi,

Gestörter schrieb:
> Wenn nebenan eine Leitung (z.B. die Gateleitung) auf der Platine
> geroutet  ist, die um Größenordnugnen dünner ist, hat diese Leitung
> eine höhere Induktivität.
dis is gestörte Erkenntnis.

Die Induktivität einer geraden Leitung hängt von der Länge und der 
Geometrie des Querschnitts ab. Ein runder Querschnitt hat die höchste 
Induktivität,  je flacher desto geringer wird sie.
In Anhang eine realistischere Version, wobei die Kopplung mir immer noch 
zu hoch erscheint.

Grüße

von Gestörter (Gast)


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Man kann auch sagen, dass die Induktivität invers proportional zur Länge 
der kürzesten Feldlinie um die Geometrie ist. Habe ich eine flache 
Geometrie mit 8x2cm und eine Geometrie mit 0.5mmx35µm ist das 
Induktivitätsverhältnis immernoch recht hoch.

Was die simulation angeht: man muss "die Ampers Hochskillen" und die 
Verlustleistung messen.
Siehe da: die Orientierung der Spule sorgt selbst bei einer kapazitiven 
Belastung wie einem Gate für 10% Schaltverlustdifferenz! Soll ich mich 
nun darauf verlassen, dass die Zuleitung zufällig korrekt herum bei mir 
einkoppelt?

Und schlimmer noch: die Gate-Kapazitäten sind bei so schlechter Kopplung 
extrem gutmütige Ziele für die Störung, weil HF-mäßig niederohmig. Was 
mache ich mit hochohmigen CMOS-Eingängen?
Was passiert wenn so ein CMOS-Eingang zuuufällig für die Steuerung des 
Gate-Treibers zuständig ist? :-O

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Gestörter schrieb:
> Was passiert wenn so ein CMOS-Eingang zuuufällig für die Steuerung des
> Gate-Treibers zuständig ist? :-O

Ihn niederohmiger machen (bspw. per Pulldown oder -up), vor allem wenn 
du ihn aus einer schwachen Quelle speist. Bei kräftigem (niederohmigen) 
Antrieb durch den Treiber wird die Leitung sowieso unempfindlich sein. 
Deswegen sind eigentlich auch MOSFet Gateleitungen nicht empfindlich, 
durch die Gatekapazitäten ist man ja gezwungen, eingermassenen Ladestrom 
fürs Gate zur Verfügung zu stellen - schon im Interesse geringer 
Schaltverluste.
Eure *.asc Dateien kann ich hier nicht lesen, deswegen kann ich nix 
sagen.

: Bearbeitet durch User
von Potibrutzler (Gast)


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Hi  Gestörter,

habe ich das richtig verstanden? Du hast als keine Ahnung von:
wie eine Leitungsinduktivität funktioniert geschweige denn ein Trafo,
wie HF-mäßig Störungen einkoppeln,
wie CMOS-Eingänge beschaltet werden.

Du willst aber 2000 Apmere durch deine Schaltung jagen.

Troll dich.

von Gestörter (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Bei kräftigem (niederohmigen)
> Antrieb durch den Treiber wird die Leitung sowieso unempfindlich sein.

Da die Leitung aber die Induktivität ist, ist sie die Spannungsquelle, 
sobald etwas induziert wird. Überleg doch mal wie eine Antene 
funktioniert: eine Seite auf Masse und trotzdem kommt an der anderen was 
raus...

Potibrutzler schrieb:
> habe ich das richtig verstanden? Du hast als keine Ahnung von:
> wie eine Leitungsinduktivität funktioniert geschweige denn ein Trafo,
Wie kommst du darauf?
> wie HF-mäßig Störungen einkoppeln,
Wie kommst du darauf ??
> wie CMOS-Eingänge beschaltet werden.
Wie kommst du darauf ???
ööööhm ???? Nur weil "Matthias Sch." das beschreibt, heißt das nicht, 
dass das jemals eine Frage war. Er möchte den schlechten Koppelfaktor 
ausnutzen und mit niedrig gehaltener Impedanz die Eingestreute Spannung 
minimieren. Dabei steht schon weiter oben, dass bei einer Einkopplung in 
die Gate-Leitung selbst eine kapazitive Last (HF-Kurzschluss) bei 
schelchtem Koppelfaktor bis zu 10% Schaltverlust differenz verursacht.

Wovon ich keine Ahnung habe ist: wenn 2 Leitungsgeometrien 
unterschiedliche Induktivität haben -> wirkt das dann wie ein Trafo mit 
übersetzung?
Als Beispiel wäre das quasi ein Royer-Konverter mit primär 10 Windungen 
und sekundär 10 Windugnen (1:1). Wenn die Sekundärspule aber die 
doppelte Fläche aufspannt... kommt dann mehr Spannung raus weil die 
Sekundärspule mehr Induktivität hat und somit mehr Windungen emuliert 
(1:x)?

Bei einem Trafo ist das nicht so. Aber da ist der magnetische Fluss auch 
durch den Kern gelenkt, dennoch würde ein Induktivitätsverhältnis von 
1:100 eine Übersetzung von 1:10 verursachen (das würde aber nur durch 
mehr Windungen erreicht).
Mir macht die eventuelle Spannungsübersetzung Angst, weil ich weiß, das 
die Impedanzen von Störer und Gestörtem so unterschiedlich sind.
Wenn jetzt jemand sagst: die doppelt so große Spule am fiktiven 
Royer-Konverter haut keine höhere Spannung raus, weil der durch die 
Geometrie veränderte Koppelfaktor gesetzmäßig den gedachten Effekt 
kompensiert, wär das ein interessanter Fakt für mich. Aber ich würde 
auch gern wissen warum.

von Gestörter (Gast)


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Aaach mist :-D ich sehs jetzt erst, dass ich ein S im Thread-Titel habe, 
wo keins hinsoll.. ooooiiii wo sind die Mods, wenn man sie braucht....

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