Forum: HF, Funk und Felder Genauigkeit von Streifenleiter-Simulation


von Dussel (Gast)


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Ich benutze schon seit einiger Zeit jetzt Microwave Office von AWR. 
Einige hier scheinen das ja zu kennen. Ich benutze es vor allem, um 
Filter aus Streifenleitern zu simulieren.

Ich habe jetzt schon einige Entwürfe gemacht, und die Filter auch auf 
speziellem HF-Basismaterial fertigen lassen (Rogers 3210), aber mir 
fällt immer wieder auf, dass die simulierten Werte oft signifikant von 
den gemessenen Werten abweichen.

Beispiel: ein elliptisches, 5-poliges Tiefpassfilter. Die Simulation in 
MWO sagt: die Grenzfrequenz ist bei 2.5 GHz. Das wäre eigentlich auch 
mein Entwurfsziel gewesen. Also habe ich das Filter gefertigt, 
SMA-Stecker bestückt und am VNA angeschlossen - siehe da, die 
Grenzfrequenz ist 2.1 GHz. Das ist eine ziemlich grobe Abweichung; wenn 
es jetzt ein paar 10 MHz wären, würde ich ja gar nichts sagen. Aber so?

Ich habe definitiv mein Substrat richtig definiert, das habe ich 
mehrfach überprüft. Rogers sagt für sein 3210 Material:

Dielectric constant, process: 10.2
Dielectric constant, design: 10.8

und genau den Wert 10.8 habe ich auch im MWO verwendet. Könnte 
allenfalls das der Grund sein? warum geben die zwei verschiedene 
Dielektrizitätskonstanten an?

Was könnte ich noch versuchen, damit meine Simulationen besser werden, 
oder anders gefragt: welche Genauigkeit kann ich überhaupt erwarten? 
sind 400 MHz Abweichung zwischen Simulation und Messung normal? oder 
kann ich die Simulation auch so gut machen, dass ich der Realität auf 
ein paar 10 MHz genau nahe komme?

von :-) (Gast)


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Wie hast du die LP gefertigt? Beim LP-Fertoger, selber durch ätzen?
Ist stopplack drauf? woher kommt die platine? eventuell gar keine 
rogers3210?

von EMU (Gast)


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Dussel schrieb:
> Was könnte ich noch versuchen, damit meine Simulationen besser werden,

zeige einmal in welcher Topologie Du das Filter realisiert hast ?
Gibt es dort Durchkontaktierungen auf der Leiterplatt gen Masse ?
Wenn ja wie hast Du deren Induktivität berücksichtigt.

Ohne Bilder kann man nur raten :-(

EMU

von :?! (Gast)


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ich arbeite schon seit längerem im RF Design-Bereich. Mit Microwave 
Office habe ich allerdings noch keine Erfahrung. Ist das ein 3D 
Feldsimulator oder nur 2D oder sowas?

Kann dir aber sagen, dass grade beim Filter Design es immer größere 
Abweichungen, auch bei HFSS (3D Feldsimulator), gibt. Woran es liegt ist 
schwer zu sagen ohne die Struktur zu kennen. Kann sein das es 
abweichungen im Er gibt, möglich das durch die Ätztoleranzen kleinere 
Abweichungen enstanden sind...

Kannst ja mal deine Leiterbahnen unterm Mikroskop vermessen, schauen ob 
trapezförmig geätzt worden ist.. Parallel dazu kannst du mal schauen in 
welchen Richtungen die Simulation ändern musst damit es mit der Messung 
übereinstimmt.

von Purzel H. (hacky)


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Zeig mal so ein Layout

von Gert (Gast)


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Verändert das Basismaterial der Platine seine Dielektrizitaetszahl zu 
hohen Frequenzen hin?

Entsprechen die Bauteile wirklich den Angaben (auch im Hinblick auf die 
Grenzfrequenz)?

von alex (Gast)


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Hast du ein "unendliches" Substrat definiert oder in den Maßen der 
Platine?

von Dussel (Gast)


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Hallo Kollegen

ich kann euch gerne morgen ein Foto von einer Platine hochladen. 
Fertigung erfolgt durch lasern. (es sind Prototypen)

wenn ihr MWO-Dateien öffnen könnt, kann ich mein Beispielprojekt noch 
hochladen.

von Dussel (Gast)


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Hallo Kollegen

ich habe euch einmal ein Bild angehangen.
Einerseits vom Aufbau meiner Simulation in MWO. Ihr seht, wie ich das 
Substrat und alles definiert habe.

Das nächste Bild zeigt einen Vergleich der Filterkurven, einerseits 
simuliert und andererseits gemessern (mit HP 8753C VNA).

Das dritte Bild zeigt, wie das Filter realisiert ist. Es ist in der Tat 
auf dem in der Simulation definierten Basismaterial aufgebaut. (Die 
Stecker habe ich wieder entlötet) Das Kupfer habe ich versuchsweise 
versilbert. Die Kurven unterscheiden sich aber nur unmerklich.

von Matthias (Gast)


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Simulierst Du in dem "Schematic"-Modus oder im Feldsimulator? Im 
Schematic wirst Du auf Anhieb wenig brauchbare Ergebnisse erhalten, weil 
Du hierzu jeden parasitären Effekt modellieren müßtest. Die kennst Du 
aber nicht, wenn Du solche Streifenleiter zum ersten Mal aufbaust. Und 
selbst mit der notwendigen Erfahrung würde ich soetwas heutzutage 
grundsätzlich im Feldsimulator modellieren, bei derart einfachen 
Strukturen ist die beanspruchte Rechenzeit eher gering.
Überführe das Schematic in den Feldsimulator (2D mit Momentenmethode 
reicht ja) und führe die Simulation dort durch, dann sollten Simulation 
und Messung erheblich besser übereinstimmen.

von Matthias (Gast)


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Wobei im MSUB doch ein epsilon_r = 3,66 und nicht wie in Deinem ersten 
Beitrag 10,8 definiert ist, soll das so sein ?

von Dussel (Gast)


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Habe mich natürlich im 1. Post verschrieben, 10.8 soll 3.66 sein, habe 
in geistiger Umnachtung aus einem anderen Datenblatt abgeschrieben, die 
3.66 sind natürlich korrekt :-)

Habe es jetzt in den 2D Feldsimulator überführt und das Mesh auf eine 
Grösse von 0.05 x 0.05 mm gestellt. Die Simulation dauert gefühlte 10 
Minuten, dafür stimmen 'measured' und 'simulated' ziemlich genau (+/- 20 
MHz) überein - aber die Rechenzeit ist schon arg lang :-( und vor allem: 
wozu soll dann die Schematic-Simulation gut sein, wenn sie so extrem 
ungenau ist?

von Matthias (Gast)


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Dussel schrieb:
> Die Simulation dauert gefühlte 10
> Minuten, dafür stimmen 'measured' und 'simulated' ziemlich genau (+/- 20
> MHz) überein - aber die Rechenzeit ist schon arg lang :-(

Ähhh, das ist doch nicht lang. Ich hab' hier Modelle, die benötigen im 
3D-Feldsimulator 8, teilweise auch über 20 Stunden.


Dussel schrieb:
> wozu soll dann die Schematic-Simulation gut sein, wenn sie so extrem
> ungenau ist?

Tja, das frage ich mich schon seit Jahren ;-) Im Zusammenspiel mit der 
Messung kannst Du das Modell iterativ anpassen, aber im Alltag ist es 
letztlich doch schneller das ganze gleich im Feldsimulatior zu 
simulieren.

von EMU (Gast)


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Dussel schrieb:
> wozu soll dann die Schematic-Simulation gut sein, wenn sie so extrem
> ungenau ist?

Wenn man Dein Bild anschaut, dann kommt einem in den Sinn, dass TL2 & 
TL7 und auch TL11 und TL6 wahrscheinlich miteinander etwas "koppeln"
Wenn Du dort einmal einen verkoppleten microstrip einfügst, wird der 
Effekt wahrscheinlich sichtbar und müsste sich in Richtung Deiner 
Messungen bewegen.
Der Feldrechner berücksichtigt das wahrscheinlich.

EMU

von Dussel (Gast)


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Hallo

okay, ja ich habe mir natürlich auch schon gedacht, dass die TL11 und 6 
sowie 2 und 7 vermutlich ein wenig koppeln. Aber ich hätte nicht 
erwartet dass der Effekt so stark ist, denn die gekoppelte Länge ist ja 
doch recht klein.

@Matthias
> Ähhh, das ist doch nicht lang. Ich hab' hier Modelle, die benötigen im
> 3D-Feldsimulator 8, teilweise auch über 20 Stunden.

ja, hast bestimmt recht, aber ich bin Anfänger in diesem Thema ;-)

Im Anhang habe ich mal ein Bild hochgeladen wie die Simulation mit dem 
MoM Feldsolver aussieht. Tendiert eher in Richtung meiner Messung. Was 
sagen die Experten dazu, ist diese Simulation gut oder kann ich da noch 
mehr verbessern? Ich denke ich muss mein Mesh sicher noch etwas 
überdenken. Als Faustregel habe ich mir gesagt: Das Mesh soll 10x 
kleiner sein als die kleinste Abmessung meiner Streifenleiter. Also 
0.1mm. Ich habe jetzt 0.05 mm verwendet und den Rechner über Mittag 
laufen lassen. Ich finde, das Ergebnis sieht schon brauchbarer aus -- ob 
man es wohl schafft, dass 'simulated' und 'measured' nahezu perfekt 
aufeinander liegen?

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