Forum: HF, Funk und Felder RK-Audion - Rückkoppel-T stabilisieren


von JoWi (Gast)


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Hallo,

wenn man ein rückgekoppeltes Audion mit Halbleitern aufbaut, benutzt man 
als Spannungsversorgung für den Rückkopplungs-Transistor meistens einen 
temperaturkompensierten Spannungsstabilisierer wie den 78L06 (oder 
entsprechend für andere Spannungen 78Lxy).

Solange die Temperatur vom Rückkopplungstransistor konstant bleibt, ist 
dagegen nichts einzuwenden.

In der Realität ist die Umgebungstemperatur allerdings zumindest in 
Grenzen variabel und der Transistor erwärmt sich im Betrieb 
normalerweise wenigstens minimal.

Die Folge ist, das die Rückkopplung regelmäßig neu eingestellt werden 
muss.

Deshalb wäre es eigentlich besser, eine Spannungsversorgung zu 
verwenden, die die Temperaturdrift des Rückkopplungs-Transistors 
kompensiert. Am besten wahrscheinlich sogar, indem man die Bauteile aus 
dieser Spannungsstabilisierung thermisch mit dem 
Rückkopplungs-Transistor koppelt.

Dann sollte die Rückkopplungs-Einstellung wesentlich länger stabil sein.

Wollte das mal in den Raum stellen. Wenn jemand weitergehende Ideen 
hierzu hat, einfach posten!

Viele Grüsse und Danke fürs Lesen!

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo JoWi

Je nach Schaltung wird im Rückkoppel-Transistor nur eine Leistung von 
100µW oder weniger umgesetzt. Ein Transistor im TO-92 Gehäuse hat einen 
Wärmewiderstand von ca. 200 K/W. Bei der umgesetzten Leistung erwärmt er 
sich also um ca. 0,02 °C. Da macht jeder Windhauch schon mehr aus.

Bei Schaltungen nach Kainka:
http://www.b-kainka.de/bastel3.htm
oder Nussbaum:
http://www.radiomuseum.org/forum/conrad_bausatz_retro_kurzwellen_radio2.html
wird die Rückkopplung über den Arbeitspunkt gesteuert. Trotzdem ist die 
Drift minimal.

Werden zusätzlich noch NF-Transistoren verwendet, so ändern sich 
abhängig vom Abeitspunkt die Sperrschicht-Kapazitäten -> es gibt einen 
starken Einfluss von der Rückkopplungseinstellung auf die Frequenz und 
umgekehrt. Trotzdem haben die obigen Schaltungen ihre Berechtigung, da 
sie mit einer minimalen Anzahl an Bauteilen auskommen und bei 
Mittelwelle spielt diese Drift auch kaum eine Rolle.

Sollen wirklich gute Empfangsergebnisse ähnlich eines Weltempfängers 
erzielt werden, so empfehle ich einen TenTec-1253 Nachbau:
http://frrl.wordpress.com/2008/08/03/history-of-reciever-design-regeneration-and-building-the-tectec-1253/
Beitrag "verbessertes Ten-Tec Audion"
oder die Schaltung nach Kitchin, "High performance shortwave receiver":
http://www.arrl.org/files/file/Technology/tis/info/pdf/9811qex026.pdf

Um die gute Empfindlichkeit eines Rückkoppelempfängers nutzen zu können, 
ist eine weiche Rückkopplung viel wichtiger. Auch die hängt vom 
Arbeitspunkt des Transistors ab. Ein Nachteil des TenTec sind die 
einfachen Drosseln. In der Schaltung haben die eine Güte von max. 40-50. 
Ein Audion kann die Güte um ca. Faktor 20 erhöhen und stabil halten. 
Deshalb funktioniert eine Schaltung mit einer herkömmlichen Luftspule 
und einem Drehkondensator besser, da man damit eine Anfangsgüte von 150 
oder mehr erreichen kann. Mit Rückkopplung ergibt das dann Q = 150 * 20 
= 3000!

Gruß, Bernd

: Bearbeitet durch User
von foo (Gast)


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JoWi schrieb:
> Die Folge ist, das die Rückkopplung regelmäßig neu eingestellt werden
> muss.

Das war in den alten Röhrenradios nicht anders.

Wenn du etwas besseres willst, musst du dich eben von altertümlichen 
Schaltungen, in denen heute schlechtere Bauteile als damals verwendet 
werden, verabschieden  und einen Superhet bauen.

von foo (Gast)


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B e r n d W. schrieb:
> Mit Rückkopplung ergibt das dann Q = 150 * 20
> = 3000!

Entsprechend sinkt aber auch die Bandbreite des Schwingkreises und das 
ergibt dann den muffigen Klang solcher Radios.

Wenn du keinen Rundfunksender in der Nähe hast, so dass du auch ganz 
ohne Schwingkreis etwas empfangen kannst, empfehle ich dir einmal dieses 
SDR aufzusuchen: http://websdr.ewi.utwente.nl:8901/
Dort kannst du dann mal einen Rundfunksender anhören.
Außer den vorprogrammierten Bandbreiten "AM" und "AM Narrow" kannst du 
dort die Bandbreite auch selbst einstellen.
Ich empfehle dir mal die Bandbreite auf mindestens 9kHz entsprechend der 
maximalem Modulationsfrequenz von 4,5kHz zu erhöhen.
Dann wirst du staunen, wie gut Mittelwelle klingen kann!

von he-ko (Gast)


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foo schrieb:
> Ich empfehle dir mal die Bandbreite auf mindestens 9kHz entsprechend der
> maximalem Modulationsfrequenz von 4,5kHz zu erhöhen.
> Dann wirst du staunen, wie gut Mittelwelle klingen kann!

Und was hat das mit der Stabilisierung der Rückkopplung eines Audions zu 
tun?

von B e r n d W. (smiley46)


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>> Mit Rückkopplung ergibt das dann Q = 150 * 20 = 3000!
> Entsprechend sinkt aber auch die Bandbreite des Schwingkreises und
> das ergibt dann den muffigen Klang solcher Radios.

Dann stellt man die Güte halt auf 1000 ein, immerhin läßt sich das 
stufenlos verstellen. Diese Empfänger haben jedenfalls ihren Reiz. 
Radeln und Autofahren kann man auch schlecht vergleichen, beide haben 
ihre Daseinsberechtigung.

von Gert (Gast)


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B e r n d W. schrieb:
> Um die gute Empfindlichkeit eines Rückkoppelempfängers nutzen zu können,
> ist eine weiche Rückkopplung viel wichtiger.

Wenn ein Feldeffekttransistor wie der BF244 die Rueckkopplung erledigt, 
habe ich gute Erfahrungen mit hoeheren Betriebsspannungen wie 18V 
gemacht (zwei mal 9V*Block in Reihe).
Vielleicht finde ich noch einen Schaltplan von frueher.

von Mast (Gast)


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B e r n d W. schrieb:
> Bei Schaltungen nach Kainka:
> http://www.b-kainka.de/bastel3.htm
> oder Nussbaum:
> http://www.radiomuseum.org/forum/conrad_bausatz_retro_kurzwellen_radio2.html
> wird die Rückkopplung über den Arbeitspunkt gesteuert. Trotzdem ist die
> Drift minimal.
>
> Werden zusätzlich noch NF-Transistoren verwendet, so ändern sich
> abhängig vom Abeitspunkt die Sperrschicht-Kapazitäten -> es gibt einen
> starken Einfluss von der Rückkopplungseinstellung auf die Frequenz und
> umgekehrt. Trotzdem haben die obigen Schaltungen ihre Berechtigung, da
> sie mit einer minimalen Anzahl an Bauteilen auskommen und bei
> Mittelwelle spielt diese Drift auch kaum eine Rolle.

Ich finde das Kainka-Schaltung mit einer separaten Entdämpfungsschaltung 
auf http://www.b-kainka.de/bastel3.htm sehr gut, der Audion-Detector und 
die Entdämpfungsschaltung sind auf einer Anzapfung der Spule 
angeschlossen. Bei der Nussbaum-Schaltung ist der transistor auf dem 
heisen Ende der Spule angeschlossen, wodurch der Schwingkreis gedämpft 
wird.

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