Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Problem bei LTSpice Simulation


von Patrick M. (pattex66)


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Hallo allerseits,

ich bin gerade beim Entwickeln eines SNT´s und simuliere derzeit bissl 
mit LTSpice und den LT Demoschaltungen rum.
Nun bin ich hier http://www.linear.com/product/LT3748
auf diese Schaltung http://www.linear.com/docs/29861 gestoßen und habe 
da ein kleines Verständnisproblem. Wenn ich den Strom am Gate-Ausgang 
des IC messe zeigt er mir etwa 2A. Nur wo kommen die her? Der IC selbst 
nimmt nur irgendwas im µA Bereich und sonst fließt auch nichts weiter 
rein. Ist es nicht so, dass MOSFETS eigentlich Stromlos gesteuert 
werden? Es kann doch nicht sein, dass der MOSFET 2 A zum Schalten nimmt. 
Oder rechnet da Spice falsch?

VG Pattex

von hinz (Gast)


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Patrick Müller schrieb:
> Ist es nicht so, dass MOSFETS eigentlich Stromlos gesteuert
> werden?

Die Gatekapazität muss aber umgeladen werden.

von Purzel H. (hacky)


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Praeziser :
Eine Gate Kapazitaet von zB 10nF sollte in 500ns von Null auf 12V 
umgeladen werden. Rechne.
In Wahrheit ist es noch etwas komplizierter.

Ich hatte schon 20A Treiber...

: Bearbeitet durch User
von Patrick M. (pattex66)


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...schafft den der winzige Chip 2 Ampere? Wo fließt der Strom hin?
und welche Größe im Datenblatt sagt etwas über den max. Gate-Strom den 
der Chip kann?

: Bearbeitet durch User
von Greg (Gast)


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Wo die herkommen? Aus dem IC. Und wiederum aus der Kapazität C5 und aus 
der idealen Stromversorgung V1.
Der Mosfet Q1 hat zwischen Gate und Source eine Kapazität mehreren 
Nanocolumbs. Diese muß immer geladen werden. Deshalb der hohe Strom oder 
besser die Stromspitzen. Siehe Datenblatt des Transistors. Das sind ja 
auch nur sehr kurze Zeiten. Du kannst dir die Zeiten ablesen mit der 
Zoomfunktion.
Jeder Mosfettreiber ist auch für diese Stromspitzen ausgelegt. So sind 
diese Ströme auch normal. Müssen allerdings im Leiterplattenlayout 
dringend berücksichtigt werden. Etwa die Leiterbahnen vom IC zum Gate 
und sense zum Source und GND zum Shunt kurze Verbindungen!!!! Zwischen 
Vin und GND des Ics muß auch unbedingt ein 100nf Ceramicc dran sein. So 
nahe wie möglich !!!!
Die 10uf von C5 sind sicher auch etwas arg knapp bemessen. Was hier bei 
der Simulation nicht stört aber später im Layout schon. Hängt natürlich 
vom Stromwert ab und was davor dranhängt. etwa ein Trafo mit 
Gleichrichter oder so. Du kannst ja noch in der Simulationsschaltung 
einen 0,1 ohm Widerstand zwischen V1 und C5 reinhängen. Dann wirst du 
noch schlauer was da alles passiert. Der Trafo ist als Sperrwandler 
ausgelegt. Das heißt ein Luftspalt ist erforderlich. Im Datenblatt 
werden sogar von Würth Elektronik fertige aufgelistet. Welch ein Luxus.
Mehr fällt mir jetzt grad nicht ein.
Gruß aus DN
Greg

von hinz (Gast)


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Datenblatt, Seite 5, die letzten zwei Diagramme.

von Purzel H. (hacky)


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Eine praezisere Antwort zum Strom. Der Treiber kann den Strom nicht als 
DC liefern und auch nicht linear. Sondern nur pulsmaessig auf eine 
Kapazitaet. Deswegen heisst das Bauteil auch Gatetreiber.

von Patrick M. (pattex66)


Angehängte Dateien:

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Mein Plan ist die Schaltung dahin gehend zu modifizieren das ich mehrere 
Mosfets parallel an den Ausgang hänge. Laut meiner Simulation sind das 
dann etwa 5 A am Gate. Das wird er dann bestimmt nicht schaffen - oder?
Müsste ich da ggf. noch einen "Vortreiber" einsetzen?
Anbei mal meine Simulation. Hoffe das Format geht hier.
Der Trafo sekundär ist nur so und noch nicht berechnet. Es geht erstmal 
nur um primär.

: Bearbeitet durch User
von Purzel H. (hacky)


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Wenn der Treiber weniger Strom bringt wird der Schaltvorgang langsamer. 
Nein, keine Vortreiber, sondern allenfalls mehrere Treiber, mit weniger 
Kapazitaet pro Treiber.

: Bearbeitet durch User
von Patrick M. (pattex66)


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was meinst du mit "mehrere Treiber"? Sollte ich statt dessen drei ic´s 
nehmen (für jeden Mosfet einen)? ist doch albern. Habe ich noch nie 
gesehen.
Es muss doch einen Weg geben das der Chip drei Mosfet´s parallel treiben 
kann. Oder vielleicht einen einzigen, großen MOSFET nehmen der Strom 
genug kann und eine kleine Kapazität hat?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Patrick Müller schrieb:
> Oder vielleicht einen einzigen, großen MOSFET nehmen der Strom genug
> kann und eine kleine Kapazität hat?

Das würden sie alle gern haben wollen, ja. :-)

von Purzel H. (hacky)


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Grosse Mosfets haben grosse Kapazitaeten. Allenfalls spezifizier mal die 
Schaltgeschwindigkeit.

von Patrick M. (pattex66)


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Ich dachte so an 100kHz. Das SNT wird mit 12 V gespeist und soll 
sekundär 1,5kV/500mA bringen. Soll eine Sendeendstufe mit einer GU81M 
Röhre werden. Das wären dann so 750 Watt (übern Daumen). Bei 12V Input 
wären das prim. ca. 60A. Mit einem einzigen MOSFET gängs zwar auch aber 
das ist heikel.

von hinz (Gast)


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Patrick Müller schrieb:
> 750 Watt

Mit einem Sperrwandler? Das macht keinen Sinn.

von Patrick M. (pattex66)


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warum nicht? Verluste?

von Mark 99 (Gast)


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Patrick Müller schrieb:
> Mein Plan ist die Schaltung dahin gehend zu modifizieren das ich
> mehrere
> Mosfets parallel an den Ausgang hänge. Laut meiner Simulation sind das
> dann etwa 5 A am Gate. Das wird er dann bestimmt nicht schaffen - oder?

Was hat dein Blick ins Datenblatt ergeben?

von Patrick M. (pattex66)


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Mark 99 schrieb:
> Was hat dein Blick ins Datenblatt ergeben?

ca.2A laut Diagramm.

kann man das nicht erhöhen? Wenn ein kleinerer Mosfet am Gate-Ausgang 
dann die drei großen schaltet vieleicht?
Oder statt dessen ein dicker IGBT?

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Patrick Müller schrieb:
> Oder statt dessen ein dicker IGBT?

Ich habe gerade den Eindruck, dass dein Weg bis zu einem
funktionierenden Spannungswandler für diese Leistungsklasse noch
ein ziemlich weiter sein dürfte.

Kann sein, dass man einen Wandler für ein paar Watt einfach so nach
einer ordentlichen Simulation erfolgreich aufbauen kann.  (LTspice
hieß früher mal „SwitcherCAD“, was den primären Fokus dieses
Simulators verdeutlicht.  Der alte Name lebt nach wie vor im
Dateinamen der ausführbaren Datei weiter.)

Einen Wandler für einige 100 W dagegen aufzubauen, der dann möglichst
auch noch einen guten Wirkungsgrad und (für deinen Fall sicher nicht
ganz unerheblich) geringe EM-Emissionen hat, bedarf meines Erachtens
schon einiges an Erfahrung.

Ich denke, du solltest erstmal etwas kleinere Brötchen backen, um
ebendiese Erfahrungen zu gewinnen, ohne dass gleich ein Vermögen den
Bach runtergeht, wenn mal was schief geht.  Ich habe mal 12 (von
insgesamt 16) IRFZ66 einer APC-USV abbrennen sehen, weil in der Kiste
ein Relaiskontakt geklebt hat … war ein ziemliches Feuerwerk.  Kein
Vermögen (die Transistoren sind billig), aber trotzdem viel Arbeit
danach, das alles sauberzumachen und zu wechseln, und dabei ist das
alles noch pure NF.

von Patrick M. (pattex66)


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Ich weiß schon das es ein steiniger Weg wird. Ich will aber zumindest 
etwas "Regelung" in mein Projekt bringen. Mit einem ZVS Driver geht´s 
ja. Nur schwingt das Ding wie´s will. Das macht zwar nichts weiter aber 
zumindest einen Hauch von kontrollierten Bedinungen wäre wünschenwert. 
Wie lange es dauert ist egal, die Kosten sind auch nicht besonders 
relevant. Es muss halt 1,6kV stabil am Ausgang stehen. In einer zweiten 
Stufe sollen dann noch die Wicklungen für die Vorstufe mit auf den Kern. 
Aber das hat Zeit.

und noch eins: Vielen Dank an die zahlreichen Hilfesteller mit 
konstruktiven Beiträgen. Auch wenn es manchmal schwierig erscheint einem 
nicht so versierten Bastler Anleitung zu geben. Was ich aber nicht 
brauche ist eine Lebensberatung mit dem Unterton des müden Lächelns über 
so einen Schwachkopf der sich einbildet ein Projekt anzufangen zu müssen 
von dem er offenbar keine Ahnung hat.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Ich würde dir trotzdem empfehlen, erstmal eine Nummer kleiner die
Erfahrungen zu sammeln.  1,6 kV wollen an sich ja schon mal sauber
beherrscht sein (wenn man das nicht gerade jeden Tag macht wie
vielleicht Falk Brunner), mit 100 kHz werden die Probleme dann
nicht kleiner, und mit 60 A auf der Eingangsseite auch nicht. Allein
die Auswahl eines passenden Schalters stellt ja schon eine gewisse
Herausforderung dar (wie du bemerkt hast), denn den idealen Schalter
gibt es nun einmal nicht.  Ein Lab-Netzteil mit einer Strombegrenzung
für 60 A wird auch schwierig aufzutreiben sein, und wenn man eine
Autobatterie nimmt, werden aus 60 A eben ganz schnell auch mal 600.

Mit den Erfahrungen aus einem kleineren Wandler sollte dann die
Wahrscheinlichkeit viel besser werden, dass der große Wandler ohne
Verluste an Menschen und Material :) über die Bühne geht.

Vielleicht ja einfach den Wandler für die Vorstufen separat aufbauen
und diesen zuerst angehen?

: Bearbeitet durch Moderator
von hinz (Gast)


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hinz schrieb:
> Patrick Müller schrieb:
>> 750 Watt
>
> Mit einem Sperrwandler? Das macht keinen Sinn.

Patrick Müller schrieb:
> warum nicht? Verluste?

Streuinduktivität! Berechne doch einfach mal den erforderlichen Trafo.

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