Moin zusammen, ich würde gerne von euch wissen, in wie weit ihr eine Spezialisierung im Master (sozusagen Hauptdiplom) für wichtig haltet? Natürlich muss man eine wählen, diese kann jedoch eher allgemein ausfallen oder auch sehr speziell werden (zumindest für meine TU). Um das mal kurz zu fassen: 1) Ist man mit einer Spezialisierung auf einen (sehr kleinen) Bereich (zB nur Halbleitertechnologie oder nur elektrische Maschinen oder nur ...) im Vorteil bei der späteren Jobsuche? 2) Hat man mehr Jobchancen bei einer breiteren Fächerwahl (zB bisschen Halbleitertechnologie, bisschen Hochfrequenztechnik, bisschen Nachrichtentechnik)? 3) Schränkt eine zu starke Spezialisierung die Jobsuche ein, d.h. dass viele Jobs domänenübergreifende Anfoderungen besitzen? 4) Habt ihr nach dem Studium genau in eurer Vertiefung gearbeitet? 5) Muss man generell nach dem Studium den Job nehmen, den man bekommen kann und halbwegs ok ist? Nicht dass ihr mich falsch versteht. Ich wähle meine Module (Fächer) nach Interesse. Jedoch gibt es bei mir an der TU seeehr viel zu wählen, sodass ich trotz meiner Auswahl nach Interesse eine sehr spezielle Vertiefung haben kann oder auch einen eher allgemeineren Abschluss haben kann.
Jona Witte schrieb: > 1) Ist man mit einer Spezialisierung auf einen (sehr kleinen) Bereich > (zB nur Halbleitertechnologie oder nur elektrische Maschinen oder nur > ...) im Vorteil bei der späteren Jobsuche? > 2) Hat man mehr Jobchancen bei einer breiteren Fächerwahl (zB bisschen > Halbleitertechnologie, bisschen Hochfrequenztechnik, bisschen > Nachrichtentechnik)? 1 und 2 kann man pauschal nicht beantworten. kommt darauf an, welche spezialisierung du wählst und was dann gefragt ist, wenn du fertig bist. aber um das abzukürzen: es kommt viel mehr darauf an, dass du einfach was drauf hast und nicht so sehr, welche fächerspezialisierung du nimmst. die richtigen fächer öffnen dir vielleicht ganz zu anfang ein paar türen mehr. auf lange sicht wären eine "falsche" fächerwahl nur ein paar kleine holpersteine bei deinem berufseinstieg... nach kurzer zeit zählt viel mehr, dass du einfach was drauf hast und das gut verkaufst. Fazit: mach das was dir im studium am interessantesten erscheint und wo du am meisten spass hast. so baust du dir am ehesten eine arbeitsweise auf, mit der du dich so ziemlich ueberall zurechtfindest und profilieren kannst. > 3) Schränkt eine zu starke Spezialisierung die Jobsuche ein, d.h. dass > viele Jobs domänenübergreifende Anfoderungen besitzen? Ja, aber hängt die einschränkung viel mehr davon ab, was du bereit bist zu arbeiten. wenn du z.b. nur in der halbleitertechnik unterwegs sein willst, fallen viele alternativwege weg. wenn du dich allerdings nur auf halbleitertechnik spezialisiert hast, dann lassen sich deine elektrotechnikkenntnisse immernoch gut verkaufen, so dass du auch ohne schwierigkeiten in andere felder rein kannst. > 4) Habt ihr nach dem Studium genau in eurer Vertiefung gearbeitet? ich hatte das glück... dann irgendwann abgedriftet... und jetzt gehts wieder zurück in richtung alter berufung ;) mal sehen ob ich da wieder ankomme, wobei sich meine interessen auch schon ein wenig gewandelt haben. > 5) Muss man generell nach dem Studium den Job nehmen, den man bekommen > kann und halbwegs ok ist? darauf kann dir keiner eine antwort geben. der grosse unterschied zwischen schule und arbeitsleben ist: in der schule gibt es feste regeln. wenn schueler das tut, was lehrer sagt, dann gibts belohnung X meist in form eines abschlusses oder note (auch wenn man manchmal den macken der lehrer ausgesetzt ist). Im arbeitsleben gibt es diese regeln nicht mehr. man kann sich höchstens angucken, was in der vergangenheit oft benötigt wurde und danach streben. keiner garantiert dir, dass es aber morgen immernoch so ist. oder man kann sich auf nischen konzentrieren, weil da meist die konkurrenz nicht so gross ist. aber keiner kann dir sagen, ob das morgen immernoch so ist. Fazit: eine solide basis in form eines abschlusses zu haben ist ne nette sache (keine jobgarantie, aber hohe wahrscheinlichkeit immer was zu tun zu haben). viel wichtiger ist, dass du einfach am ball bleibst, was tust was dir gefällt... auf diese weise bist du bestens gerüstet, um agil auf zukünftige ereignisse reagieren zu können. und wenn es soweit ist, musst du eben gucken, ob die jobangebote nur so spriessen, die deinem traum entsprechen, oder ob es gerade lau ist. wenn es lau ist, musst du fuer dich entscheiden, ob du fuer deinen traumjob lange kämpfen/suchen willst oder einfach den naechstbesten job in deiner naehe nimmst... je nach lebenssituation vor und nachteile abwägen lg
Da man nur 10% des Studiums braucht und umgekehrt 90% neu lernen muss, spielt es absolut keine Rolle. Mach das, was dich interessiert. Wichtig ist allenfalls die richtigen Kontakte zu knüpfen, dafür kann die Abschlussarbeit relevant sein.
Jona Witte schrieb: > 1) Ist man mit einer Spezialisierung auf einen (sehr kleinen) Bereich > (zB nur Halbleitertechnologie oder nur elektrische Maschinen oder nur > ...) im Vorteil bei der späteren Jobsuche? > > 2) Hat man mehr Jobchancen bei einer breiteren Fächerwahl (zB bisschen > Halbleitertechnologie, bisschen Hochfrequenztechnik, bisschen > Nachrichtentechnik)? Das kommt sehr auf das Unternehmen und die Stelle an. Generell kann man sagen, dass je technischer du arbeiten möchtest, desto speziellere Kenntnisse sind wünschenswert. Umgekehrt reicht es als rechte Hand des Projektcontrollers aus mal was von Elektromotoren und Halbleiter gehört zu haben. Generell -> Willst du in Projektplanung, Controlling, etc, dann tendenziell(!) breit. Willst du in die technische Entwicklung, dann tendenziell(!) speziell. > 3) Schränkt eine zu starke Spezialisierung die Jobsuche ein, d.h. dass > viele Jobs domänenübergreifende Anfoderungen besitzen? Jain. Es kommt auf den Standpunkt an. Vom Standpunkt "Rundfunksenderbau" ist beispielsweise der HW-Entwickler sehr speziell. Die Arbeit von diesem wiederum kann aber mit Stromlauf, Layout, FPGA, digitale/analoge Signalverarbeitung, Fertigungsprozesstechnik,... auch sehr breit sein. > 4) Habt ihr nach dem Studium genau in eurer Vertiefung gearbeitet? Ja. Aber ich wollte auch ins Technische und genau in die Richtung, die mir vorschwebte. Die "90% vom Studium brauchste eh nie wieder"-Regel ist auch für die Katz. Es gibt viele Berufe bei denen das so ist und man großteils nur PP-Folien umherwischt. Ich persönlich brauche gut 40-60% meines Wissen. > 5) Muss man generell nach dem Studium den Job nehmen, den man bekommen > kann und halbwegs ok ist? Nein. Wer zielstrebig, engagiert, enthusiastisch ist und genaue Vorstellungen von dem hat was er machen will, der findet oft auch das was ihm liegt. Ich sitze selbst öfter mal in Vorstellungsgesprächen, auf der anderen Seite vom Tisch. Der Fokus der Bewerber liegt nicht auf dem letzten Quäntchen Wissen was diese mitbringen sondern an der Begeisterungsfähigkeit. Jemand, den es förmlich kitzelt die beworbene Arbeit ausführen zu können, derjenige wird gute Arbeit machen. Nicht weil er es muss sondern weil er selbst mit nicht weniger zufrieden wäre. Das sind die richtigen Ingenieure.
Jona Witte schrieb: > Nicht dass ihr mich falsch versteht. Ich wähle meine Module (Fächer) > nach Interesse. Jedoch gibt es bei mir an der TU seeehr viel zu wählen, > sodass ich trotz meiner Auswahl nach Interesse eine sehr spezielle > Vertiefung haben kann oder auch einen eher allgemeineren Abschluss haben > kann. Das einzigste über was du nacher im Vorstellungsgespräch reden wirst, ist deine praktische Berufserfahrung. D.h. als Werkstudent oder freiberuflich arbeiten wann immer es nur geht. Wenn es sein muss, studiere 2-3 Semester länger - wurde mir, danke meiner Industrietätigkeit, nie - gar nie - schlecht angerechnet. Dein Hochschulabschluss öffnet dir nur die Türe zur Personaltante und wird schlicht als obligatorisch vorausgesetzt. Besuch Vorlesungen welche dir Spass machen und du Freude daran hast. Es bringt dir ja nichts, wenn du dich selbst mit Fächern peinigst, nur um dich gegenüber der Wirtschaft anzubiedern.
Mat schrieb: > Die "90% vom Studium brauchste eh nie wieder"-Regel ist > auch für die Katz. kannst du mal erzählen, was du genauer machst? frage ist ernst gemeint, weil bei mir die regel ziemlich gut zutrifft. selber komme ich eher aus der informatik... und das einzige, was wirklich aus diesem bereich in der wirtschaft/entwicklung gebraucht wird, ist, dass man programmieren kann... und programmieren macht vielleicht 10% des informatikstudiums aus, wenn nicht weniger.
Mat schrieb: > Ja. Aber ich wollte auch ins Technische und genau in die Richtung, die > mir vorschwebte. Die "90% vom Studium brauchste eh nie wieder"-Regel ist > auch für die Katz. Es gibt viele Berufe bei denen das so ist und man > großteils nur PP-Folien umherwischt. Ich persönlich brauche gut 40-60% > meines Wissen. Das ist Zufall oder liegt an einem wenig anspruchsvollem Job oder Studium. Normalerweise muss man extrem viel neu lernen, gerade in den anspruchsvollen und abwechslungsreichen Jobs. Oder bist du etwa Berufsanfänger? Am Anfang sieht es nämlich noch etwas anders aus, weil man ja eben erst langsam dazu lernt. Je weiter man seinen Horizont erweitert, desto unbedeutender wird der Stoff im Studium. Universell und zeitlos ist nur die ingenieursmäßige Methodik, die man normalerweise auch lernen sollte, allerdings geht das wohl gerade an Universitäten eher unter, weil man da mehr Wert auf das Lösen von schweren Mathematikaufgaben legt.
sina anargo schrieb: > Mat schrieb: >> Die "90% vom Studium brauchste eh nie wieder"-Regel ist >> auch für die Katz. > > kannst du mal erzählen, was du genauer machst? frage ist ernst gemeint, > weil bei mir die regel ziemlich gut zutrifft. selber komme ich eher aus > der informatik... und das einzige, was wirklich aus diesem bereich in > der wirtschaft/entwicklung gebraucht wird, ist, dass man programmieren > kann... und programmieren macht vielleicht 10% des informatikstudiums > aus, wenn nicht weniger. Ich will nicht sagen, dass das auf niemand zutrifft. Das wäre völlig falsch. Aber diese pauschale Formel kann ich so nicht stehen lassen. Es ist richtig, in vielen Jobs braucht man sehr wenig aus dem Studium, aber das ist einfach nicht per se der Fall. Und junge Berufseinsteiger dann diese "Faustformel" auf die Hand zu geben sehe ich einfach als irreführend. Ich bin selbst in der Hardware-Entwicklung tätig, schon gut einige Jahre. Das Studium liegt zwar entsprechend zurück aber darauf aufbauen/nutzen tue ich prinzipiell eine Menge. Schaltungstechnik, µElektronik, Fertigungstechnik, Signalverarbeitung, etwas HF-Technik, elektr. Bauelemente, aber auch angewandte Informatik, etc...
Mat schrieb: > Ich bin selbst in der Hardware-Entwicklung tätig, schon gut einige > Jahre. Das Studium liegt zwar entsprechend zurück aber darauf > aufbauen/nutzen tue ich prinzipiell eine Menge. Schaltungstechnik, > µElektronik, Fertigungstechnik, Signalverarbeitung, etwas HF-Technik, > elektr. Bauelemente, aber auch angewandte Informatik, etc... Die von dir aufgezählten Fächer machen aber nur einen kleinen Prozentsatz des Studiums aus. Ob jetzt 10 oder 30% spielt für das Argument keine Rolle. Der springende Punkt ist aber, dass man genauso gut Hardwareentwickler werden kann, wenn man nicht zufällig ein Studium gewählt hat, welches genau darauf spezialisiert. Davon abgesehen ist Hardwareentwicklung zu 80% einfach Erfahrung, und das kann man nicht lernen. Erst Recht nicht in der kurzen Zeit im Studium. Sicher kann man auf die Kenntnisse aus dem Studium aufbauen, aber das reicht eben nicht.
Ich würde Dir eine Spezialisierung dann empfehlen, wenn Du unbedingt in ein bestimmtes Gebiet willst. Allerdings wäre die Halbleiterelektronik eine sehr schlechte Wahl.
Frank Petelka schrieb: > Ich würde Dir eine Spezialisierung dann empfehlen, wenn Du > unbedingt in > ein bestimmtes Gebiet willst. Allerdings wäre die Halbleiterelektronik > eine sehr schlechte Wahl. Warum? Bzw. was ist denn eine gute Wahl und nach welchem Maßstab?
Jona Witte schrieb: > ich würde gerne von euch wissen, in wie weit ihr eine Spezialisierung im > Master (sozusagen Hauptdiplom) für wichtig haltet? Du musst in einer kommerziell verwertbaren Sache einfach viel viel besser sein als alle anderen, sonst bist du in jedem Bereich nur Durchschnitt und kannst auch nur durchschnittliche Löhne verlangen. Aber wenn du zum unverzichtbaren Spezilisten wirst, kannst du deutlich mehr verlangen. Klar reicht das nur für ein paar Jahre, dann braucht keiner deine Spezialität mehr weil sie nicht mehr speziell ist, aber dann kann man ja noch weiter lernen.
MaWin schrieb: > Du musst in einer kommerziell verwertbaren Sache einfach viel viel > besser sein als alle anderen, sonst bist du in jedem Bereich nur > Durchschnitt und kannst auch nur durchschnittliche Löhne verlangen. Nur durch ein Studium hat man aber nicht den Ansatz einer Chance, besser als der erfahrene Durchschnitt zu werden. Selbst mit Promotion wird das schon eng. MaWin schrieb: > Aber wenn du zum unverzichtbaren Spezilisten wirst, kannst du deutlich > mehr verlangen. Klar reicht das nur für ein paar Jahre, dann braucht > keiner deine Spezialität mehr weil sie nicht mehr speziell ist, aber > dann kann man ja noch weiter lernen. Als Spezialist ist man aber auch in der Lage, den Markt im Blick zu behalten und sich entsprechend weiterzuentwickeln. Und als Spezialist achtet man natürlich auch auf sein Netzwerk.
MaWin schrieb: > Jona Witte schrieb: > ich würde gerne von euch wissen, in wie weit ihr eine Spezialisierung im > Master (sozusagen Hauptdiplom) für wichtig haltet? > > Du musst in einer kommerziell verwertbaren Sache einfach viel viel > besser sein als alle anderen, sonst bist du in jedem Bereich nur > Durchschnitt und kannst auch nur durchschnittliche Löhne verlangen. > > Aber wenn du zum unverzichtbaren Spezilisten wirst, kannst du deutlich > mehr verlangen. Klar reicht das nur für ein paar Jahre, dann braucht > keiner deine Spezialität mehr weil sie nicht mehr speziell ist, aber > dann kann man ja noch weiter lernen. Was wäre denn ein kommerziell verwertbarer Bereich und was zum Beispiel nicht?
Ich würde mich schon eher breit aufstellen - ob man 2 oder 4 Vorlesungen in einem Thema gehabt hat, interessiert kein Schwein. Wichtig ist, dass man das Vokabular und die Grundlagen in einem Teilbereich kennt und die jeweilige Denkweisen trainiert hat. Auf das konkrete Projekt muss man sich sowieso immer einarbeiten, oft exisitert dazu gar keine echte Theorie. Noch mehr als auf den theoretischen Fächermix würde ich aber Wert auf die Beherrschung einiger "Ingenieurstools" legen. Achte unbedingt darauf, dass du folgendes in mindestens einem Projekt oder einer übungslastigen Vorlesung verwendet hast: - 1-3 Programmiersprachen, am besten C++ - Mikrocontroller oder systemnahes Linux/Unix - VHDL auf einem FPGA - Matlab zum Entwurf von Signalverarbeitungs-Algorithmen oder numerischer Simulation - Schaltungsentwurf und Leiterplatten-Design (am besten wohl Altium)
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